
Streamingdienste stehen zunehmend im Fokus von Verbraucherschützern – nicht nur wegen steigender Preise, sondern auch wegen intransparenter Geschäftspraktiken. Ein aktueller Fall betrifft Disney+: Der Anbieter hatte in den vergangenen Monaten Nutzern kurz vor Ablauf ihres laufenden Abonnements den Zugriff auf das eigene Konto verwehrt, wenn diese nicht aktiv einem neuen Vertrag zustimmten. Die Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen hat dieses Vorgehen nun erfolgreich abgemahnt. Disney+ muss seine Praxis bis zum 31. Mai 2025 einstellen – andernfalls drohen Vertragsstrafen.
Die Entscheidung könnte Signalwirkung für die gesamte Branche haben, denn sie stärkt das Prinzip, dass bezahlte Inhalte auch bis zum letzten Tag zugänglich sein müssen – unabhängig von späteren Vertragsmodellen.
Kurz zusammengefasst:
- Disney+ musste eine Unterlassungserklärung wegen unzulässiger Zugangsbeschränkungen abgeben
- Kundenzugang wurde vorzeitig blockiert, sofern keine Zustimmung zu neuem Abo erfolgte
- Verbraucherzentrale NRW setzt Frist bis zum 31. Mai 2025
- Betroffene Nutzer sollen sich ab Juni bei der Verbraucherzentrale melden
Zwang zur Entscheidung: Konto nur gegen Vertragsänderung
Im Zentrum der Kritik stand eine besonders aggressive Praxis: Nutzer, deren Premium-Abonnement kurz vor dem Ablauf stand, konnten sich nicht wie gewohnt in ihren Account einloggen. Stattdessen wurden sie automatisch auf eine Seite weitergeleitet, die ihnen nur drei Optionen präsentierte – Kündigung, Tarifwechsel oder Abschluss eines neuen (in der Regel teureren) Abonnements. Eine Nutzung des bereits bezahlten, noch aktiven Abos war in diesem Fall nicht mehr möglich.
„Verbraucher:innen dürfen nicht durch technische Barrieren dazu gedrängt werden, Vertragsänderungen zu akzeptieren“, sagt Iwona Husemann, Juristin bei der Verbraucherzentrale NRW. „Der Zugang zu bereits bezahlten Leistungen darf nicht an die Zustimmung zu neuen Bedingungen gekoppelt werden.“
Aus Sicht der Verbraucherzentrale NRW handelte es sich hierbei um eine technische Barriere, die gezielt Druck auf Kunden ausüben sollte. Denn wer keine sofortige Entscheidung traf, verlor faktisch den Zugang zu seinen bezahlten Inhalten. Das widerspricht dem geltenden Vertragsrecht: Gültige Leistungen müssen bis zum Ende der Laufzeit uneingeschränkt nutzbar bleiben.
Die Abmahnung zeigt Wirkung. Disney+ hat eine strafbewehrte Unterlassungserklärung abgegeben und sich verpflichtet, diese Praxis spätestens ab dem 1. Juni 2025 zu unterlassen. Verbraucher, die auch danach noch betroffen sind, können sich an die Verbraucherzentrale NRW wenden – per E-Mail an service@verbraucherzentrale.nrw.
Hintergrund: Preissteigerungen und Vertragsumstellungen
Der Konflikt fällt in eine Phase anhaltender Umstellungen bei Disney+. Bereits im Oktober 2024 hatte der Anbieter ohne große Vorankündigung eine Preiserhöhung auch in Deutschland eingeführt. Das Standard-Abo ohne Werbung kostet seitdem 9,99 Euro pro Monat, das Premium-Abo mit 4K und Dolby Atmos sogar 13,99 Euro – eine Erhöhung um rund 17 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Auch die Jahresabos wurden entsprechend teurer.
Im Zuge dieser Änderungen hatte Disney+ auch seine Tarife neu strukturiert und auf eine stärkere Differenzierung zwischen werbefinanzierten und Premium-Modellen gesetzt. Die Möglichkeit, Nutzer durch technische Mittel zu einem schnellen Wechsel zu bewegen, schien dabei ein strategisches Mittel gewesen zu sein – nun wurde ihr ein rechtlicher Riegel vorgeschoben.
Ob andere Anbieter ähnliche Methoden anwenden oder ob diese Entscheidung auch außerhalb von Disney+ Auswirkungen zeigt, bleibt abzuwarten. Klar ist jedoch: Die Erwartungen an transparente, faire Abo-Modelle wachsen – nicht nur bei Verbraucherschützern, sondern auch bei den Nutzern selbst.
Fazit: Nutzerrechte gestärkt, Druck auf Anbieter wächst
Disney+ muss seine Zugriffsbeschränkungen vor Ablauf laufender Abos ab dem 1. Juni 2025 beenden. Die Entscheidung der Verbraucherzentrale NRW stärkt das Vertrauen in faire Vertragsbedingungen im Streamingmarkt. Wer weiterhin von solchen Sperren betroffen ist, sollte sich umgehend an die Verbraucherschützer wenden. Preislich bleibt das Premium-Modell bei Disney+ unverändert bei 13,99 Euro pro Monat – vorerst.