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Digitale Assets verwalten – mehr als nur Coins: Custody, MiCA & Börsen-Tokenisierung

Digitale Assets haben sich längst zu mehr als nur Kryptowährungen entwickelt. Neben Coins wie Bitcoin oder Ethereum sind heute tokenisierte Aktien, Fonds, Immobilienanteile, NFTs und digitale Identitäten Teil des wachsenden Ökosystems. In diesem Umfeld gewinnt die Frage, wie diese Werte sicher verwahrt werden, zunehmend Bedeutung.

Traditionelle Wallets, die primär für den Handel entwickelt wurden, bieten nur begrenzten Schutz. Für eine langfristige und regelkonforme Aufbewahrung braucht es spezialisierte Systeme, die Sicherheit, Regulatorik und Benutzerfreundlichkeit verbinden. Ein Meilenstein: Im September 2025 erhielt das Münchner FinTech Tangany eine MiCA-Lizenz, was die professionelle Verwahrung digitaler Assets europaweit ermöglicht. Gleichzeitig gehen etablierte Börsen den Schritt zur Tokenisierung traditioneller Finanzprodukte – ein Wandel, der Custody künftig auch in den Kern des Kapitalmarkts rücken lässt.

Custody verstehen: von der Wallet zum digitalen Tresor

Custody-Lösungen gehen weit über einfache Wallets hinaus. Während ein Handels-Wallet auf schnelle Transaktionen ausgerichtet ist, sichern Custody-Plattformen digitale Werte dauerhaft, sicher und regelkonform. Technisch arbeiten sie mit Private Keys, die als digitale Schlüssel für den Zugriff auf Blockchain-Vermögenswerte fungieren. Verfahren wie Multi-Signature, Multi-Party Computation oder hardwarebasierte Sicherheitsmodule minimieren das Risiko von Verlust und Manipulation. Über standardisierte Schnittstellen können Partner, Wallet-Apps oder Handelsplattformen integriert werden, ohne selbst die Schlüsselhardware betreiben zu müssen.

Technisch arbeiten solche Dienste mit Private Keys, die als digitaler Schlüssel für den Zugriff auf Blockchain-Vermögenswerte fungieren. Wichtig sind Verfahren wie Multi-Signature, Multi-Party Computation oder hardwarebasierte Sicherheitsmodule, um das Risiko eines Schlüsselverlustes oder Diebstahls zu minimieren. Eine Custody-Plattform stellt APIs zur Verfügung, über die Partner, Wallet-Apps oder Börsen Zugriff haben können, ohne selbst die Schlüsselhardware zu betreuen.

Der Vorteil: Nutzer erhalten Backup-Mechanismen, Wiederherstellbarkeit, Auditierbarkeit und Compliance – Aspekte, die ein einfaches Wallet kaum leisten kann. Zudem erlaubt dies eine Integration in Finanzinfrastruktur, z. B. durch Provisionierung, Staking oder automatisierte Transfers.

MiCA & Tangany: Regulatorische Klarheit für Europa

Die EU hat mit der Verordnung MiCA verbindliche Regeln für digitale Vermögenswerte geschaffen. Ziel ist es, Investoren zu schützen und einheitliche Standards in allen Mitgliedsstaaten durchzusetzen.

In diesem Rahmen wurde Tangany im September 2025 eine MiCAR-Lizenz erteilt. Damit darf das Unternehmen europaweit als regulierter Anbieter für Verwahrung, Staking und Transfers digitaler Assets auftreten. Tangany verwaltet nach eigenen Angaben über 3 Milliarden Euro an Assets Under Custody und betreut mehr als 700.000 Kundenkonten über seine Partnerinfrastruktur.

Die MiCAR-Lizenz ermöglicht es, Dienste EU-weit anzubieten und schafft Vertrauen bei Banken und Plattformen, die Custody nicht selbst implementieren wollen. Das Prinzip der Sub-Custody ist unter MiCA definiert: Regulierte Anbieter bleiben verantwortlich, können aber technische Aufgaben an zugelassene Partner delegieren.

Tokenisierung erreicht Börsen: Ein neues Kapitel

Wenn Börsen beginnen, traditionelle Finanzprodukte auf Tokenform umzuwandeln, gerät Custody in das Zentrum des Kapitalmarkts – nicht nur des Krypto-Sektors. Ein aktuelles Beispiel dazu ist die Börse Stuttgart, die mit ihrer Plattform Seturion eine blockchainbasierte Abwicklungsinfrastruktur für tokenisierte Assets entwickelt hat. Ziel ist, den Post-Trade-Prozess über Grenzen hinweg zu vereinheitlichen und Settlement-Kosten um bis zu 90 Prozent zu senken.

Die Börse Stuttgart plant, über Seturion Tokenisierung und Settlement von Wertpapieren europaweit zu ermöglichen und greift auf etablierte Zentralverwahrer zurück. Damit könnten tokenisierte Aktien und Anleihen bald regulär über Börsen gehandelt und verwahrt werden – mit Custody-Systemen als Rückgrat. Zudem betreibt Stuttgart mit BX Digital eine Tochter in der Schweiz, die bereits ein blockchainbasiertes Handelssystem mit direktem Settlement ohne Intermediäre betreibt.

Parallel dazu wächst das Angebot tokenisierter Aktien an Privatanleger: Neue Plattformen zielen darauf ab, regulierte Sekundärmärkte für digitalisierte Wertpapiere zu schaffen. Dadurch wird deutlich: Tokenisierung wird nicht nur Spielerei, sondern Brücke zwischen Blockchain-Technologie und realem Kapitalmarkt.

Anwendungen jenseits reinem Handel

Auch im klassischen Krypto-Handel spielt Custody eine zentrale Rolle, weil sie den technischen Kern für Sicherheit und Nachweisbarkeit bildet. Während beim Handel auf Börsen häufig Hot-Wallets eingesetzt werden, die direkt mit dem Markt verbunden sind, sorgt Custody für die sichere Verwahrung der privaten Schlüssel und die Trennung von Handels- und Aufbewahrungsfunktion. Durch Verschlüsselung, Mehrfachsignaturen und klar geregelte Zugriffskontrollen bleibt die Integrität der Bestände gewährleistet, auch wenn Transaktionen laufend stattfinden.

Gerade diese technologische Grundlage macht dieses Prinzip auch für andere digitale Werte interessant. Denn dieselben Verfahren, mit denen Coins geschützt werden, lassen sich ebenso auf tokenisierte Wertpapiere, digitale Zertifikate oder virtuelle Güter anwenden. So entwickelt sich eine universelle Sicherheits- und Eigentumsinfrastruktur für unterschiedlichste digitale Anwendungen – weit über den Krypto-Handel hinaus.

  • Tokenisierte Wertpapiere & Fonds: Wenn Unternehmen Aktien oder Anleihen als Token ausgeben, benötigen diese ein sicheres Verwahrungssystem, das Eigentumsrechte, Dividendenverteilung und Übertragungsnachweise ermöglicht.
  • Digitale Identitäten & Zertifikate: Urkunden, akademische Ausweise, Zertifikate, Gesundheitsdaten oder digitale Identitäten können tokenisiert und sicher gespeichert werden – Custody sichert ihren Zugriff.
  • Gaming & virtuelle Güter: In-Game-Assets, Items oder virtuelle Grundstücke können in Tokenform existieren – mit Verwahrung durch Custody statt zentraler Server.
  • Digitale Kunst / NFTs: Besitznachweise von Kunstwerken oder Musikstücken als NFTs brauchen Manipulationssicherheit und Wiederherstellbarkeit.
  • Unternehmen & Verwaltung: Tokens für Beteiligungen, Rechte, Lieferketten oder Lizenzsysteme – Custody-Lösungen ermöglichen sichere Verwaltung und Auditfähigkeit.

Diese Vielfalt zeigt: Die Verwahrung digitaler Assets ist kein Nischenthema mehr, sondern integraler Bestandteil vieler digitaler Geschäftsmodelle.

Sicherheit und Vertrauen als Grundpfeiler

Custody-Dienste bilden die technologische Grundlage für Sicherheit und Verlässlichkeit im digitalen Werteverkehr. Sie schützen nicht nur vor Datenverlust oder Manipulation, sondern schaffen durch klare Strukturen Vertrauen zwischen Nutzern, Unternehmen und Aufsichtsbehörden. Regulierte Anbieter mit MiCA-Lizenz oder BaFin-Zulassung gewährleisten Wiederherstellbarkeit im Schadensfall, Transparenz bei Zugriffen und Signaturen sowie eine geprüfte Einhaltung von Datenschutz- und Sicherheitsstandards. Durch Verfahren wie Verschlüsselung, Mehrfachsignaturen und getrennte Zugriffsebenen werden digitale Assets dauerhaft gesichert, ohne den Nutzungsfluss einzuschränken.

Die Abhängigkeit von Plattformen, begrenzte Interoperabilität zwischen verschiedenen Blockchains und juristische Unsicherheiten bei grenzüberschreitenden Transaktionen erfordern aber weiterhin sorgfältige Regulierung und technische Weiterentwicklung.

Gastautor

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