Der Zutritt zum Glücksspielmarkt in Europa bleibt auch weiterhin höchst umstritten. Aktuell befasst sich der Europäische Gerichtshof mit der Frage, ob Betreiber von Online-Casinos, die Verluste von Spielern zurückerstatten müssen. Dies soll nach dem Willen der Kläger dann gelten, wenn die Unternehmen über keine Lizenz aus dem jeweiligen Land des Spielers verfügen.
Die Technik soll Gesetze durchsetzen
Manche Länder sind der Diskussion rund um die Frage, ob die Konzession aus anderen Ländern der EU in einem freien Markt gültig ist oder nicht, überdrüssig. Sie setzen auf technische Maßnahmen, um ihren Glücksspielmarkt abzuschotten und ihre Spieler daran zu hindern, bei ausländischen Betreibern zu spielen. Dabei handelt es sich zumeist um Netz- und Paymentsperren.
Diese werden schon jetzt in der Schweiz oder in Deutschland eingesetzt, Österreich steht kurz davor, diese im Zuge einer Reform gesetzlich zu verankern. Unser südliches Nachbarland steht symptomatisch für das Problem des Schwarzmarktes, der dadurch eingedämmt werden soll.
Österreich fährt den Schranken hoch
Ob ein Online Casino Österreich legal ist oder nicht, entscheidet das dortige Glücksspielgesetz. Dieses sieht jedoch nur die Vergabe einer einzigen Konzession vor. Diese hält der Konzern Casinos Austria. Das macht alle anderen Betreiber automatisch illegal, selbst wenn sie über eine Lizenz aus einem anderen EU-Land verfügen und in Österreich Steuern zahlen.
Die neue österreichische Bundesregierung möchte im Herbst einen Gesetzesvorschlag präsentieren, der zukünftig Netzsperren und Paymentsperren vorsieht. Damit möchte man den Schwarzmarkt bekämpfen, der aufgrund mangelnder Konkurrenz Marktanteile von bis zu 60 Prozent erobert haben soll. Doch diese Maßnahmen haben sich in der Vergangenheit nur als beschränkt wirksam erwiesen.
So umgehen Spieler die Netzsperren
Wenn ein Land unerwünschte Inhalte im Netz fernhalten möchte, greift es zur Netzsperre. Dabei verhindern die Internet-Service-Provider den Zugriff auf Webseiten. Doch dazu benötigen diese Domains und IP-Adressen. Beides lässt sich jedoch einfach umgehen.
Dazu reicht bereits die Nutzung eines Virtual Private Networks (VPN) aus. Diese virtuellen Netze spiegeln dem Provider eine IP-Adresse aus dem gewünschten Land vor und schon ist die Netzsperre ausgehoben. Zwar prüfen die Internet-Service-Provider die Nutzung von VPNs, doch der Zugriff gelingt zumeist trotzdem. Immerhin gibt es unzählige Anbieter von VPNs am Markt. Diese werden auch dazu genutzt, um die Ländersperren von Streaming-Anbietern erfolgreich zu umgehen.
Die Betreiber von ausländischen Online Casinos haben längst selbst eigene Wege gefunden, um diese Netzsperren erfolgreich zu umgehen. Sie ersetzen ihre gesperrten Domains einfach durch neue Domains oder Subdomains, die als nicht gesperrt erkannt werden. Zwar ziehen die jeweiligen Sperrlisten der Länder nach, doch dieser bürokratische Prozess dauert zumeist zu lange, um wirksam zu sein.
Geringer Aufwand für Kunden
Der Aufwand, um die Netzsperren zu umgehen, ist also vergleichsweise geringer als jener, solche technischen Hürden zu errichten. Wenn ein Spieler mehr Angebote im Netz sucht, wird er Wege und Möglichkeiten finden, die staatlichen Sperren zu umgehen. Wenn ein hoher Anteil des jeweiligen Marktes versucht, den Netzsperren auszuweichen, dann weist das zumeist auf wenig attraktive Angebote am heimischen Markt hin. Eine Marktöffnung mit Lizenzierung und gleichzeitigem strengem Spielerschutz wäre daher eine effektivere Maßnahme.
Die Paymentsperre soll den Geldfluss austrocknen
Die zweite gerne eingesetzte Maßnahme, um ausländische Betreiber von Online-Casinos vom heimischen Markt fernzuhalten, ist die Paymentsperre. Damit verpflichtet der Staat alle Anbieter von Zahlungsdienstleistungen, Zahlungen an nicht lizenzierte Anbieter zu blockieren.
Der Hintergrund der Maßnahme ist schnell verständlich. Selbst wenn es gelingt, die Netzsperren zu umgehen, können Spieler damit weder in das Online-Casino Geld einzahlen,noch auszahlen. Doch auch in diesem Fall lassen sich die Sperren umgehen, schließlich bietet das Netz zahlreiche Möglichkeiten, anonym Geld zu versenden.
- Kryptowährungen werden eine immer beliebtere Zahlungsmethode bei Online-Casinos. Diese werden aktiv damit, diese zu akzeptieren. Die Transfers von Bitcoin und Co. entziehen sich staatlicher Kontrolle, weil kein Vermittler, wie beispielsweise eine Bank, dazwischengeschaltet ist.
- Alternative Zahlungsdienste haben ihren Sitz oft in Ländern, die sich der heimischen Bankenaufsicht entziehen. Das gilt auch für Auslandskonten in Ländern, die keine Paymentsperren aktiviert haben.
- Daneben haben sich Prepaid-Karten, Geschenkkarten und die Handyrechnung als beliebte alternative Zahlungsmethoden etabliert.
Damit gilt auch für die Paymentsperre das, was für Netzsperren gilt. Wenn ein Spieler bei ausländischen Betreibern spielen möchte, wird er einen Weg finden, um die staatlichen Hürden zu überspringen.
Lokale Gesetze sind in internationalen Strukturen nur beschränkt wirksam
In beiden Fällen zeigt sich, dass nationale Regelungen nicht in der Lage sind, globale Strukturen des Internets und der Zahlungsströme wirksam einzuschränken. Zwar klingen die Maßnahmen auf dem Papier schlüssig, in der Praxis sind sie nur teilweise durchsetzbar.
Der Glücksspielmarkt reagiert deutlich schneller als Behörden und ihre Sperrlisten. Die Filterwirksamkeit ist endenwollend, denn die Motivation der Betroffenen bleibt aufrecht, andere Mittel und Wege zu finden. Netz- und Paymentsperren bleiben daher vielfach eine reine Symbolpolitik, die nicht ausreicht, um den Schwarzmarkt auszutrocknen.
Wirksam wären lediglich internationale Kooperationen, und eine realistische Einschätzung der Umgehungsbereitschaft von Betreibern und Kunden. Regulierungsbehörden sollten daher vielmehr auf einen wirksamen Spielerschutz setzen, der die Regeln auf einem freien Markt durchsetzt. Wer den legalen Markt attraktiver gestaltet, erschwert illegalen Betreibern den Zugang zu Kunden.