Orico GV100 SSD – Extrem schnell, extrem gut?

Wer Daten speichern oder von einem Computer zum anderen Übertragen will, der hat eine Vielzahl von Möglichkeiten: Am bequemsten ist häufig der Transfer über das Internet, zur Lagerung großer Dateimengen empfiehlt sich eine externe Festplatte und wer eine günstige Lösung für moderate Datenmengen braucht, der greift auf den klassischen USB-Stick zurück. Doch es gibt noch andere Wege um Daten zu transportieren, und wir stellen heute einen besonders schnellen vor: Eine USB-SSD.

Konkret geht es um die Orico GV100, die über einen USB 3.1 Gen-2-Anschluss im Typ-C-Format angebunden wird. Diese wird mit 128, 256, 512 oder 1024 GB verkauft, wobei sich bei uns heute das kleinste Modell im Test befindet. Dieses soll laut Orico, wie seine größeren Geschwister, bis zu 940 MB/s erreichen können. Ob die SSD, die für 80 Euro (aktuell: Preis nicht verfügbar *) angeboten wird, das schafft, und welche weitere Auffälligkeiten es gibt, wird im folgenden Test geklärt.

Technische Daten

Lieferumfang & Verarbeitung

Die GV100 wird in einem kleinen Karton geliefert. Neben der SSD selbst sind eine knappe Anleitung sowie zwei gut 20 cm lange Anschlusskabel enthalten. Mit diesen lässt sich die SSD wahlweise an einem USB-A- oder USB-C-Anschluss verwenden.

Im Inneren setzt die externe SSD auf den 2018 vorgestellten PCI-Express-Controller JMS583 von JMicron. Dieser schließt den verbauten Speichercontroller über zwei PCI-Express-Lanes der dritten Generation an. Am Speichercontroller, einem Silicon Motion SM2263XT, hängt wiederum der 3D-NAND. Dieser ist nicht näher spezifiziert – Angaben zum Hersteller oder zum Fertigungsprozess gibt es nicht.

Untergebracht ist das Ganze in einem blau eloxierten Aluminiumgehäuse, der schwarzen Ring ist hingegen aus gewöhnlichem Kunststoff. Die Kühlung der verbauten Elektronik erfolgt dabei ausschließlich über die glatte Gehäusewand, Kühlrippen gibt es nicht.

Im Inneren der SSD verbirgt sich ein Träger-PCB, das den PCI-Express-Controller beherbergt. Darüber befindet sich eine handelsübliche M.2-SSD mit dem besagten Silicon Motion SM2263XT als Speichercontroller und dem NAND-Chip. Die beiden Controller werden durch Wärmeleitpads mit der Gehäusewand verbunden, der NAND wird hingegen nicht gekühlt.

Performance & Praxis

Die SSD ist aufgrund ihrer kompakten Größe leicht zu handhaben, allerdings ist die Lösung mit zusätzlich benötigten Anschlusskabeln nicht wirklich ideal, da auch diese immer transportiert werden müssen. Dafür lässt sich die SSD aber auch problemfrei an älteren USB-Anschlüssen verwenden, sie stellt also keine besonderen Anforderungen an die übrige Hardware.

Im AS-SSD-Benchmark schafft die SSD im ISO-Test 668 MB/s, während der Spieletest bei 569 MB/s und der Programmtest bei 346 MB/s liegen. Bisherige USB-3.0-Speichermedien können somit problemfrei übertrumpft werden, wohingegen wir die versprochenen 940 MB/s leider nicht attestieren können.

Dasselbe gilt auch für den ATTO-Disk-Benchmark: Dort schafft die SSD im Lesen bis zu 735 MB/s und im Schreiben bis zu 625 MB/s. In den übrigen Benchmarks erreicht sie teils niedrigere Werte, doch das scheint die finale Performance nicht wiederzuspiegeln: Um vier Gigabyte Musik von einer RAM-Disk auf die GV100 zu schreiben benötigten wir nur rund sechs Sekunden.

Durch diese hohe Datenraten ergibt sich auch eine hohe Temperaturentwicklung: An der Außenhaut erreicht die SSD im Dauerbetrieb rund 50°C bei einer Zimmertemperatur von 22°C. Die Temperatur bewirkt aber anscheinend keine Drosselung, denn selbst im Betrieb unter kaltem Wasser – bei dem die Temperatur an der Außenhaut umgehend abgegeben werden kann – konnten wir keine höhere Geschwindigkeit feststellen.

Fazit

Die Orico GV100 ist schnell. Sehr schnell sogar, doch mit gut 700 MB/s Lesegeschwindigkeit im schnellsten Benchmark liegt die SSD von den versprochenen 940 MB/s leider noch deutlich entfernt. Möglicherweise liegt das daran, dass wir mit 128 GB die kleinste Variante der SSD getestet haben, sicher bestätigen können wir das aber nicht.

Das verbaute USB 3.1 Gen 2-Interface kann die SSD für einen Preis von Produkt (Testzeitpunkt: 80 Euro) daher nicht vollständig ausreizen; aber die Lese- und Schreibgeschwindigkeit reichen dennoch problemfrei aus um jedes USB 3.0-Laufwerk deutlich zu übertrumpfen. Die SSD ist also trotz der verfehlten Höchstleistung schnell genug für die allermeisten Anwendungsfälle, zudem passen auch die Verarbeitungsqualität und das kleine Aluminiumgehäuse. Die Kaufentscheidung hängt somit insbesondere am Preis, und hier muss jeder den eigenen Anspruch prüfen.

Wer bereit ist sich ein M.2-Gehäuse zu kaufen, wie es beispielsweise von Orico für gut 30 Euro vertrieben wird, der kann zusammen mit einer zusätzlichen M.2-SSD günstiger und potentiell schneller davonkommen als mit der fertig zusammengebauten GV100. Nachteilig sind hier allerdings die deutlich größeren Abmessungen, die das Laufwerk unhandlicher machen.

Am Ende muss es jeder für sich selbst entscheiden: Für 80 Euro ist die Orico GV100 bei den derzeitigen SSD-Preisen kein Schnäppchen, doch kürzlich gab es die SSD und auch ihre größeren Varianten für deutlich weniger. Wer sie für beispielsweise 65 Euro bekommen kann, oder auf die geringen Abmessungen angewiesen ist, der kann bei der Orico GV100 bedenkenlos zugreifen.