Razer entfesselt erneut den Kraken. Rund drei Jahre nach der dritten Iteration, die in unserem Test fast vollends überzeugen konnte, schickt sich mit dem Razer Kraken V4 ein neues kabelloses Gaming-Headset an, den Thron zu erobern. Ob sich das Teil einen Platz unter den besten Gaming-Headsets sichern kann, lest ihr in unserem Test.
Technische Daten
Produkt | Kraken V4 |
Bauform | Over-Ear |
Treiber | 40 mm Razer TriForce |
Frequenzbereich (Kopfhörer) | 20 – 28.000 Hz |
Impedanz | 32 Ohm @ 1kHz |
Empfindlichkeit (Kopfhörer) | 98 dBSPL / mW @ 1 KHz |
Mikrofontyp | Unidirektional |
Frequenzbereich (Mikrofon) | 100Hz – 10kHz |
Empfindlichkeit (Mikrofon) | -42 ± 3 dB |
Anschlüsse | USB Typ C |
Verbindung | 2,4-GHz-Funkverbindung; Bluetooth 5.3; USB-A |
Akkulaufzeit | Bis zu 70 Stunden (ohne RGB); Bis zu 35 Stunden (mit RGB) |
Gewicht | 345 g |
Kompatibilität | PC, PlayStation 4, PlayStation 5, Mac, Nintendo Switch, Mobile |
Preis | € 177,99 * |
Razer Kraken V4 Test: Schickes Schwergewicht mit RGB
- anpassbare RGB-Beleuchtung
- schlichtes, aber edles Design
- sehr hohes Gewicht (345 Gramm)
Das grundlegende Design des Razer Kraken V4 bleibt dem der Modellreihe erhalten. Im Vergleich zu den anderen Modellreihen wie Barracuda oder Blackshark, setzt die Kraken-Serie auf runde Ohrmuscheln mit einer großzügigen, weichen Stoffpolsterung.
Eine Neuerung der vierten Auflage wird nach dem ersten Einschalten direkt ersichtlich, denn Razer spendiert dem Kraken V4 eine RGB-Beleuchtung in insgesamt neun Zonen, die sich über die Außenseite der Ohrmuscheln erstreckt und mithilfe der Synapse-Software frei angepasst werden kann.
Gut, ich weiß nicht, wem das wichtig ist – immerhin sieht man mit aufgesetztem Headset eh nix davon – aber sicherlich nice-to-have. Ansonsten setzt auch das Razer Kraken V4 auf ein schlichtes, matt-schwarzes Gehäuse, das weitestgehend aus Kunststoff gefertigt ist, dennoch aber robust und wertig anmutet.
Robust ist aber auch das Gewicht des V4. Denn mit satten 345 Gramm ist das Gaming-Headset wahrlich kein Leichtgewicht. Selbst im kabellosen Segment. Und das merkt man dem Kraken V4 dann beim Tragekomfort auch an.
Denn eigentlich ist der Kopfhörer zwar durchaus bequem, nach einigen Stunden des Tragens spürt man das Gewicht dann aber dennoch. Zumal das Headset bei schnelleren Bewegungen auf dem Kopf verrutscht. Ich empfinde die Stoff-Ohrpolster außerdem als etwas zu hart, zumindest für meinen Geschmack.
Im Lieferumfang des Razer Kraken V4 findet ihr ein stoffummanteltes USB-A- auf USB-C-Ladekabel, sowie eine USB-C- auf USB-A-Verlängerung. Der Wireless-Dongle setzt auf den modernen USB-C-Standard.
Ausstattung und Bedienung
- Bluetooth 5.3 und 2,4-GHz-Funk,…
- … aber nicht simultan nutzbar
- THX Spatial Audio; aber nur am PC
Hinsichtlich der Ausstattung bleiben beim Razer Kraken V4 nahezu keine Wünsche offen. Kabellos kommuniziert das Gaming-Headset nämlich nicht nur im 2,4-GHz-Funkstandard, sondern lässt sich via Bluetooth 5.3 auch mit Spielekonsolen, Smartphones und Tablets koppeln. Dank des integrierten, im Headset versenkbaren Mikrofons ist also auch eine Vewendung als Over-Ear-Kopfhörer problemlos möglich.
Der Wechsel zwischen beiden Modi erfolgt über ein doppeltes Antippen der Modus-Taste an der Rückseite der rechten Ohrmuschel. Allerdings lassen sich Funk- und Bluetooth nicht simultan verwenden. Lediglich Anrufe vom gekoppelten Telefon kommen hindurch, wenn ihr das Headset per Funk nutzt. Wer darauf Wert legt, muss zum mehr als doppelt so teuren Kraken V4 Pro greifen.
Schade: Hinsichtlich der Codecs stehen nur SBC und AAC zur Wahl, hochauflösende Optionen gibt es leider nicht. Das Alienware Pro (unser Test) beispielsweise bietet diese an. Auch hinsichtlich des Frequenzgangs, der von 20 Hz bis 28.000 Hz reicht, bleibt das Kraken V4 hinter den Top-Modellen zurück.
Auch eine aktive Geräuschunterdrückung (ANC) fehlt dem Kraken V4, während das haptische Feedback des Kraken V3 HyperSense ebenfalls dem Rotstift zum Opfer gefallen ist. Mit von der Partie ist dafür ein virtueller 7.1 Raumklang via THX Spatial Audio von dem ihr profitiert, wenn Razer Synapse im Hintergrund läuft – den Raumklang gibt’s also leider nur am PC oder Notebook.
Immerhin: Innerhalb von Synpase steht eine THX Spatial Audio-Demo zur Verfügung. Das ist glaube ich das erste Mal, dass ich das bei einem Headset mit virtuellem Raumklang gesehen habe. Damit könnt ihr direkt hören, wie sich das Klangbild im Vergleich zum Stereo-Sound in den Raum erweitert.
Bedienung des Razer Kraken V4
- durchdachte, tadellose Bedienung
- vier Audio-Presets
- Synapse App mit vielen Einstellungen
Das Kraken V4 setzt auf klassische Bedienelemente, die sich auf beide Seiten der Ohrmuscheln verteilen. Links findet ihr (von oben nach unten) eine Mikrofon-Stummschalttaste, das geriffelte und angenehm gerasterte Lautstärkedrehrad, den Power-Button, sowie den USB-C-Anschluss und das Mikrofon.
Rechts kommen zwei weitere Bedienelemente hinzu. Einerseits ist da der Modus-Button: Einmaliges Drücken wechselt zwischen verschiedenen Equalizer-Presets (Music, Custom, Game und Movie), während ein doppeltes Antippen zum Bluetooth-Modus wechselt. Darunter findet sich ein Chat-Mix-Knopf: Haltet ihr diesen drei Sekunden lang gedrückt, könnt ihr mithilfe des Lautstärkerades die Balance zwischen Spielesound und Chat justieren.
Die Bedienelemente sind durchdacht positioniert und lassen sich hervorragend erreichen, ohne hinschauen zu müssen. Am PC steht euch mit Razer Synpase eine umfangreiche, aber etwas überladene Begleit-App zur Verfügung, in der sich viele Einstellungen weiter modifizieren lassen.
So könnt ihr beispielsweise den Klang aller vier Equalizer-Einstellung mithilfe eines 10-Band-Equalizers verändern. Im Bereich „Verbesserung“ habt ihr zudem die Möglichkeit, eine Audionormalisierung, einen Bass-Boost und einen Fokus auf die Sprachqualität hinzuzuschalten – leider sind diese drei Optionen immer nur kombiniert aktivierbar.
Ähnlich verhält es sich mit dem Mikrofon, dessen Klang sich ebenfalls mithile eines Equalizers anpassen, sowie mit verschiedenen Verbesserungen wie Normalisierung, Fokus auf Sprachqualität, Geräuschunterdrückung und Voice Gate optimieren lässt.
Zu guter Letzt lässt sich die RGB-Beleuchtung vollkommen frei anpassen, während ihr festlegen könnt, wann sich das Headset nach Inaktivität selbstständig ausschalten soll.
Akkulaufzeit des Razer Kraken V4
- bis zu 70 Stunden Laufzeit (ohne RGB)
- bis zu 35 Stunden mit aktiver Beleuchtung
Hinsichtlich der Akkulaufzeit ist das Razer Kraken V4 ebenfalls recht gut aufgestellt. Bis zu 70 Stunden Nutzung sind möglich. Das ist zwar nicht rekordverdächtig, reicht aber auch für zahlreiche ausgedehnte Gaming-Sessions.
Aber… und hier kommt das große aber: Das gilt nur, wenn ihr die RGB-Beleuchtung ausschaltet. Ähnlich wie im Falle des Razer Barracuda X Chroma (unser Test) saugt die Beleuchtung nämlich mächtig am Akku und halbiert diese kurzerhand auf maximal 35 Stunden.
Immerhin könnt ihr das Kraken V4 auch kabelgebunden nutzen und so weiterzocken, wenn die Batterie einmal leergeorgelt ist.
Audio- und Mikrofonqualität
- sehr guter, lebendiger Klang
- Für Musik, Filme und Gaming geeignet
- sehr gute Räumlichkeit
Razer stattet das Kraken V4 mit den neuesten TriForce-Titanium-Treibern aus, die wir bereits aus dem Barracuda X Chroma kennen. Diese kommen auf eine Größe von 40 mm und fallen damit 10 mm kleiner aus als das Pendant im Kraken V3 HyperSense. Dafür erhöht sich der Frequenzgang auf 20 Hz bis 28.000 Hz und sollte somit Höhen noch besser abbilden.
Und tatsächlich hat mich das Razer Kraken V4 im Rahmen des Tests auch wirklich begeistert. Bereits im Stereo-Modus liefert das Headset einen lebendigen und detailreichen Klang ab, der beim Musikhören eine ähnlich gute Figur abgibt wie in Filmen und (natürlich das Wichtigste) in Spielen.
Wichtig ist jedenfalls, dass ihr – je nach Nutzung – auch den Equalizer anpasst. Denn mit dem EQ-Preset für Spiele (in der Bass zu Gunsten der Mitten und Höhen abgesenkt wird), klingt das Headset beim Musikhören sehr breiig und flach. Im Musik-Preset hingegen zeigen sich vor allem die Mitten und Höhen äußerst detailverliebt und luftig. Genreübergreifend ergibt sich hier ein stimmiger, gefälliger Sound.
Der wird durch die gelungene virtuelle Raumllang-Bühne durch THX Spatial Audio noch einmal verbessert. Während viele virtuelle Surround-Lösungen gerade bei Musik durchfallen, liefert das Kraken V4 hier noch einmal mehr Details und eine lebendige Bühne. Hervorragend, auch wenn das Klangbild nicht unbedingt luftiger ausfällt. Nur eben… voller.
Und wie sieht es beim Spielen aus? Genauso gut! Sowohl in immersiven Singleplayer-Titeln als auch in kompetitiven Online-Games liefert das Razer Kraken V4 durch die Bank eine sehr gute Vorstellung ab. Das Klangbild ist angenehm ausgeglichen und ermöglicht eine hervorragende Verortung des Sounds im virtuellen Raum. Und das bereits im Stereo-Modus. Mit THX Spatial Audio könnt ihr Fußschritte und ähnliche akustische Details nochmal besser orten. Ich muss allerdings sagen, dass ich das Stereo-Klangbild in kompetitiven Shootern wie Valorant oder The Finals bevorzuge.
Allerdings steht der Bass vergleichsweise stark im Hintergrund, weshalb Explosionen nicht so wuchtig klingen, wie man es von vielen Gaming-Headsets gewohnt ist. Für mich persönlich ist das aber ein klarer Vorteil.
Empfehlung meinerseits: Nutzt auch zum Zocken den „Music“ Preset (oder erstellt euch eine eigene Einstellung). Der liefert auch in Spielen das beste, vollste und dynamischste Klangbild. Auch wenn es klanglich nicht viel zu beanstanden gibt, würde ich das Kraken V4 in diesem Bereich nicht in die Riege der besten Gaming-Headsets einordnen. Das Blackshark V2 Pro aus dem eigenen Hause klingt, trotz zunehmenden Alters, beispielsweise noch etwas besser und ist mittlerweile auch günstiger zu haben.
Mikrofonqualität
Ein alter Bekannter ist das Mikrofon, denn das Razer Kraken V4 erbt das HyperClear Super-Breitband-Mikrofon, das wir quasi aus allen Headsets kennen, die der Hersteller in den letzten Jahren so an den Start gebracht hat. Eine gute Entscheidung, handelt es sich hierbei doch um eines der besten Mikrofone im kabellosen Gaming-Headset-Segment.
Lediglich kabelgebundene Modelle wie das beyerdynamic MMX 300 Pro (unser Test) oder 330 Pro (unser Test) klingen nochmals besser. Doch auch hier ist die Stimmverständlichkeit hervorragend. Dennoch zeigt sich das Mic merklich anfälliger für scharfe S-Laute als es bei anderen Razer-Modellen der Fall ist. Einen guten Klang gibt es aber allemal.
Mikrofon-Testaufnahme Razer Kraken V4:
Razer Barracuda X Chroma Mikrofon-Testaufnahme:
Mikrofon-Testaufnahme Alienware Pro:
Zudem erweisen sich auch hier die erweiterten Einstellungen in Synpase als sehr nützlich. Vor allem Mikrofon-Geräuschunterdrückung und Voice Gate sind sehr praktisch, um störende Hintergrundgeräusche wie Lüfter, das Tippen auf der Tastatur oder ähnliches zu unterdrücken. Hier empfiehlt es sich, etwas mit den Reglern zu spielen, um den idealen Wert zu finden.
Razer Kraken V4 Test: Fazit
Keinne Frage: Das Razer Kraken V4 ist ein sehr gutes kabelloses Gaming-Headset geworden und punktet vor allem dort, wo es wirklich wichtig ist – beim Klang. Das gilt nicht nur für die Qualität der Audio-Wiedergabe, sondern auch für das Mikrofon. Auch die vielseitige Konnektivität per Funk und Bluetooth weiß zu gefallen, während die RGB-Beleuchtung in meinen Augen eine nette, aber keineswegs notwendige Spielerei darstellt.
Auf der anderen Seite gibt es aber auch ein paar Punkte, die mich stören. Aufgrund des hohen Gewichts und der etwas harten Stoffpolster kann der Tragekomfort leider nicht ganz mit dem der besten Gaming-Headsets mithalten. Klanglich reicht es auch nicht für einen Platz unter den Top-Modellen: Hier ist das Razer Blackshark V2 Pro etwas besser aufgestellt und das kostet aktuell schon weniger als das Razer Kraken V4. Dennoch: Wer im Razer-Kosmos nach einem modernen und gut klingenden Headset sucht, kann das Kraken V4 durchaus in Erwägung ziehen. Es gibt aber bessere Alternativen und das teilweise zu einem niedrigeren Preis.
- Vielseitige Konnektivität
- Voller, lebendiger Klang
- Viele Einstellungen
- Zu hohes Gewicht
- Voller Funktionsumfang nur am PC
- Aktuell zu teuer
Razer Kraken V4
Verarbeitung
Tragekomfort
Soundqualität
Aufnahmequalität
Ausstattung
Preis-Leistungs-Verhältnis
86/100
Gut klingendes kabelloses Gaming-Headset mit dreifacher Konnektivität und netter RGB-Beleuchtung, das beim Tragekomfort jedoch Federn lässt und aktuell zu teuer ist.