Nach den gelungenen Free BYRD wagt beyerdynamic einen erneuten Angriff auf das Premium-Segment der In-Ear-Kopfhörer. Die beyerdynamic Amiron 300 wollen mit einer beeindruckenden Akkulaufzeit von 10 Stunden, modernsten Features und einem niedrigen Gewicht von nur 4,4 Gramm pro Earbud begeistern. Gelingt der Sprung in die besten In-Ear-Kopfhörer? Unser Test verrät mehr.
Technische Daten
Produkt | AMIRON 300 |
Kopfhörertyp | In-Ear (Earbuds) |
Bluetooth-Version | 5.3 |
Bluetooth-Codecs | SBC, AAC, LDAC |
Maximaler Betriebsbereich | 12m (ohne Hindernis) |
Akkulaufzeit | Bis zu 10 Std. (ohne ANC); Bis zu 7 Std. (mit ANC); insgesamt bis zu 38 Stunden mit Ladeetui |
Ladezeit | 2 Stunden (für Ladeetui via USB-C oder kabellos) |
Treiber | 10 mm |
Gewicht | 4,4 Gramm pro Earbud |
Größe Ladeetui | 28,9 x 51 x 61 mm |
Anschlüsse | USB-Type-C |
Farbvarianten | Schwarz, Creme |
Besondere Features | ANC, Transparenzmodus, Trageerkennung, Low-Latency-Modus, Multipoint |
Preis | € 249,00 * |
beyerdynamic Amiron 300 Test: Endlich ein komfortables Design
- stimmiges, hochwertiges Design
- Verarbeitung nicht fehlerfrei
- hervorragender Tragekomfort
Der Tragekomfort der Free BYRD war die vielleicht größte Schwäche des TWS-Debüts von beyerdynamic, was vor allem an der breiten Bauweise der Earbuds lag. Erfreulicherweise sieht da bei den beyerdynamic Amiron 300 ganz anders aus.
Vielmehr geht der Hersteller Heilbronn hier den Weg einiger bekannter Premium-Hersteller und entschied sich für ein abgerundetes, recht schmales Design, das hinsichtlich der Form ein wenig an die Sony WF-1000XM5 oder Sennheiser Momentum True Wireless 4 erinnert.
Angeboten werden die Amiron 300 wahlweise in Schwarz oder Creme. Gerade letzteres Modell, das wir testen konnten, bietet mit dem silben abgesetzten Herstellerlogo und Zierstreifen einen angenehmen Farbakzent zum restlichen Gehäuse.
Die Verarbeitungsqualität liegt auf sehr gutem Niveau, obwohl die Earbuds weitestgehend aus Kunststoff gefertigt sind. Perfekt ist sie allerdings nicht, gerade am Zierstreifen zeigen sich einige leichte Lackabplatzer – die sind aber mit bloßem Auge kaum erkennbar – lediglich das stark herangezoomte Foto zeigt, dass hier nicht vollends sauber gearbeitet wurde.
Platz finden die beyerdynamic Amiron 300 in einem handlichen Ladecase, das mit 29 x 51 x 61 mm angenehm handlich ausfällt und dank flacher Unterseite wackelfrei auf dem Tisch liegt. Im Lieferumfang finden sich zudem fünf zusätzliche Paar Silikon-Ohreinsätze in den Größen XS bis XL, die Größe M ist dabei bereits vorinstalliert, aber auch noch einmal zusätzlich enthalten.
Der Tragekomfort der beyerdynamic Amiron 300 konnte mich hingegen vollends überzeugen. Mit einem Gewicht von 4,4 Gramm per Earbud gehören sie zu den leichtesten True-Wireless-In-Ears und finden dank der abgerundeten Kanten über Stunden hinweg angenehm im Ohr Halt.
Dabei werden die Earbuds nach dem Einsetzen leicht in die Ohrmsuchel eingedreht und sitzen dann angenehm komfortabel, aber auch fest genug, das diese bei schnellen Bewegungen nicht aus den Ohren fallen. Top.
Ausstattung und Akkulaufzeit
- Bluetooth 5.3 mit Multipoint
- LDAC-Codec; Trageerkennung
- adaptive ANC
Bei der Ausstattung der beyerdynamic Amiron 300 bleiben so gut wie keine Wünsche offen. Die Earbuds setzten auf den Bluetooth 5.3-Standard, der eine stabile Verbindung und hohe Reichweite sicherstellt. Dank Multipoint lassen sich zwei Audioquellen gleichzeitig koppeln.
Neben den Standard-Codecs SBC und AAC wird darüber hinaus auch Hi-Res-Klang mittels LDAC unterstützt, sofern euer Endgerät dies unterstützt. In Verbindung mit den 10 mm großen Treibern soll das für einen beeindruckend vollen, detailreichen Klang sorgen.
Mit von der Partie ist natürlich auch eine Trageerkennung, bei der die Wiedergabe automatisch pausiert wird, wenn ihr die Kopfhörer herausnehmt. Hier könnt ihr in der App zudem einstellen, ob dies nur für die Wiedergabe oder auch für Telefonate und das Touchpad gilt.
Auch ein Mono-Modus wird unterstützt, sodass ihr auch mit nur einem eingesetzten Earbud weiterhören könnt. Was ebenfalls nicht fehlen darf, ist eine aktive Geräuschunterdrückung samt Transparenzmodus.
Hier habt ihr in der Begleit-App die Wahl, zwischen einer adaptiven ANC zu wählen, wobei dann die Intensität automatisch an die Umgebungsgeräusche angepasst wird, oder die Geräuschunterdrückung in fünf Stufen selbst zu regulieren.
Zusätzlich lässt sich eine Windgeräuscherkennung hinzuschalten, die eben gerade Wind verringern soll. In der Praxis habe ich hier aber kaum einen Unterschied feststellen können. beyerdynamic spendiert den Amiron 300 darüber hinaus ganz sechs MEMS-Mikrofone, die Umgebungsgeräusche herausfiltern und so eine klare Sprachverständlichkeit liefern sollen.
Bis zu 38 Stunden Akkulaufzeit
- 10 Stunden Laufzeit ohne ANC
- 7 Stunden Laufzeit mit ANC
- 38 Stunden in Verbindung mit dem Ladecase
Die Akkulaufzeit der beyerdynamic Amiron 300 ist hervorragend. Ganze 10 Stunden sind ohne aktive Geräuschunterdrückung für die reinen Earbuds möglich, mit ANC halten sie 7 Stunden lang durch. Damit spielen die Amiron 300 ganz weit vorne unter den In-Ear-Kopfhörern mit der längsten Akkulaufzeit mit.
Diese Werte erreichen nur wenige Modelle wie beispielsweise die Cambridge Audio Melomania M100 (unser Test), die merklich günstiger erhältlich sind. In Kombination mit dem Ladecase kommt ihr auf ganze 38 Stunden Laufzeit.
Geladen werden die Buds im Ladeetui, wobei ein vollständiger Ladevorgang und zwei Stunden in Anspruch nimmt. Top: Das Laden klappt dabei nicht nur perr USB-C-Kabel, sondern auf Wunsch auch kabellos im Qi-Standard.
Bedienung und Begleit-App
- präzise Touch-Bedienung
- Klanganpassung per Equalizer
- Leiser als viele andere Premium-In-Ears
Bedient werden die beyerdynamic Amiron 300 über eine Touchsteuerung. Da erweist es sich als äußerst praktisch, dass die berührungsempfindlichen Außenseiten flach gehalten sind, was eine sehr präzise und schnell agierende Bedienung ermöglicht.
Das Bedienkonzept wirkt durchdacht und lässt keine Optionen vermissen. So könnt ihr die Wiedergabe steuern, zum vorherigen oder nächsten Song wechseln, ANC oder Transparenzmodus auswählen und sogar die Lautstärke erhöhen oder veringern, während auch das Aufrufen des Sprachassistenten möglich ist.
Die gesamte Bedienung kann zudem in der beyerdynamic-App frei angepasst werden. Hier könnt ihr alternative Belegungen auswählen oder einzelne Kommandos vollständig deaktivieren.
Die beyerdynamic-Begleit-App informiert dabei über den Akustand der Ohrhörer und ermöglicht eine Anpassung des Klangs per Equalizer. Hier stehen verschiedene Presets zur Auswahl, wobei ihr auch selbst in einem 5-Band-EQ Einfluss auf den Klang nehmen dürft.
Allerdings ist mir aufgefallen, dass sich die Maximallautstärke leicht verringert, wenn ihr den Equalizer hinzuschaltet. Ohne aktiven EQ spielen die beyerdynamic Amiron 300 etwas lauter – erreichen dabei aber nicht die maximale Lautstärke anderer Premium-In-Ears. Hier hätte ich mir gerne ein paar Dezibel mehr gewünscht.
Audioqualität, ANC und Mikrofone
- 10-mm-Treiber; 20 Hz bis 40.000 Hz
- sauberer, detailreicher Klang über alle Frequenzen, aber…
- … Klangbild zu eng gefasst und wirkt eindimensional
beyerdynamic spendiert den Amiron 10 mm große Treiber mit einer Impedanz von 32 Ohm, die einen Frequenzgang von 20 Hz bis 40.000 Hz abdecken und damit in der Theorie einen satten, lebendigen und detailreichen Klang liefern sollten.
In der Praxis gefällt mir der Sound der Amiron 300 auch gut, allerdings reicht es klanglich leider nicht für einen Platz unter den besten In-Ear-Modellen. Dafür wirkt das gesamte Klangbild zu eng gefasst und bietet den Höhen, sowie den oberen Mitten zu wenig Raum zur Entfaltung.
Im direkten Vergleich mit den Melomania M100 oder den AirPods Pro 2 wirkt der Klang hier zu eindimensional und wenngleich die beyerdynamic Amiron 300 einen beeindruckenden Detailgrad in Höhen, Mitten und sogar Bässen liefern, fehlt in sämtlichen Frequenzen doch das gewisse Quäntchen, um sich wirklich mit den stärksten Konkurrenten von Sony, Sennheiser, Bose und Co messen zu können.
Klanglich liefern die Amiron 300 aber dennoch eine recht überzeugende Vorstellung ab. Die meisten Konkurrenten im Preisbereich bis 150 Euro oder 200 Euro überragt das Modell von beyerdynamic, insbesondere was den Detailgrad und die Bassdarstellung angibt.
Der aktuelle Preis von rund 250 Euro ist in meinen Augen aber zu hoch angesetzt. Hier würde ich eher zu anderen Modellen greifen.
ANC und Transparenzmodus: Nur gut
- ANC und Transparenzmodus auf gutem Niveau
- Geräuschunterdrückung kann aber nicht mit Top-Modellen mithalten
Auch bei der Qualität der aktiven Geräuschunterdrückung sowie dem Transparenzmodus reicht es nur für ein gutes Ergebnis. Das ANC ist (sowohl im adaptiven als auch im festeingestellten Modus) in der Lage, tiefe, monotone Geräusche gut zu unterdrücken.
Mittlere und höhere Frequenzen werden stark verringert, kommen aber immer noch klar wahrnehmbar hindurch. Hier liefern die Apple AirPods Pro 2, ganz zu schweigen von den besten ANC-In-Ears von Sony oder Bose, aber auf allen Frequenzen eine wesentlich bessere Unterdrückung der Umgebungsgeräusche.
Ähnlich verhält es sich mit dem Transparenzmodus, der Umgebungsgeräusche verstärkt hindurch lässt, um so Gespräche mit eingesetzten Earbuds zu ermöglichen. Im Falle der beyerdynamic Amiron 300 klappt das gut, allerdings liefern hier die genannten Konkurrenten ebenfalls ein merklich besseres Ergebnis und einen spürbar natürlicheren Klang.
Mikrofonqualität
beyerdynamic spendiert den Amiron 300 insgesamt sechs MEMS-Mikrofone, zu viel solltet ihr allerdings eher nicht verraten. Auch hier liegt die Mikrofonqualität zwar auf gutem, nicht aber auf sehr gutem Niveau.
Mikrofon-Testaufnahme beyerdynamic Amiron 300:
Mikrofon-Testaufnahme Sennheiser Momentum True Wireless 4:
Mikrofon-Testaufnahme Cambridge Audio Melomania M100:
Die dargestellte Stimme lässt, gerade im Vergleich zur Konkurrenz, merklich Details vermissen und wirkt wenig dynamisch. Die Verständlichkeit geht in Ordnung, womit sich die Earbuds durchaus für kurze Telefonate eignen. Aber auch hier liefern andere Herstelle, insbesondere Sennheiser, hörbar mehr.
beyerdynamic Amiron 300 Test: Fazit
Ich sage es, wie es ist: Die beyerdynamic Amiron 300 sind für mich eine Enttäuschung. Nicht, weil sie nicht gut wären – das sind die neuen Earbuds des deutschen Herstellers zweifellos. Doch die Konkurrenz im Premium-Segment ist einfach besser und das in sämtlichen Belangen.
Das ist man von beyerdynamic eigentlich anders gewohnt, denn gerade die Studiokopfhörer oder aber auch der neue Over-Ear-Bluetooth-Kopfhörer AVENTHO 300 spielen auf Referenzniveau mit.
Für die Amiron 300 gilt das hingegen leider nicht. Auf der Haben-Seite verbuchen die True-Wireless-Earbuds eine top-moderne Ausstattung samt Bluetooth 5.3, Multipoint, LDAC-Codec oder Trageerkennung. Auch die Akkulaufzeit fällt mir bis zu 10 Stunden samt aktiver Geräuschunterdrückung hervorragend aus.
Selbst klanglich ist das gut bis sehr gut, was da aus den In-Ears kommt. Und doch fehlt es der Akustik merklich an Räumlichkeit, was zu einem sehr engen, etwas eindimensionalen Klangbild führt. ANC und Transparenzmodus liegen ebenfalls auf gutem Niveau, können allerdings beileibe nicht mit den Top-Modelle mithalten, ganz zu schweigen von der Mikrofonqualität.
Damit sind die beyerdynamic Amiron 300 aktuell zu teuer für das, was sie leisten. Obwohl es sich wirklich um gute Earbuds handelt. Wenn der Preis auf 150-200 Euro sinkt, sind die Amiron 300 zweifelsohne einen Blick wert. Aktuell werdet ihr bei Sennheiser, Bose, Sony, Apple, Google oder Cambridge Audio aber besser bedient.
beyerdynamic Amiron 300
Verabreitung
Tragekomfort
Soundqualität
Noise-Cancelling
Ausstattung
Preis-Leistungs-Verhältnis
87/100
Hochwertige Earbuds mit langer Akkulaufzeit, modernen Features und starkem Tragekomfort, die aber klanglich nicht mit den Top-Modellen konkurrieren können.