Mit Vollgas ins High-End-Segment: Mit dem brandneuen und erst kürzlich vorgestellten beyerdynamic AVENTHO 300 will es der Hersteller mit den besten ANC-Kopfhörern aufnehmen und bringt dabei einige schlagkräftige Argumente mit an den Tisch. Versprochen werden Dolby Atmos samt Head Tracking, eine lange Akkulaufzeit und ein herausragender Klang. Ob die Kopfhörer die Versprechen halten können, klärt unser Test.
Technische Daten
Produkt | AVENTHO 300 |
Bauform | Over-Ear (geschlossen) |
Bluetooth-Version | 5.4 |
Bluetooth-Codecs | AAC, aptX Lossless, aptX Adaptive, LE Audio |
Maximale Reichweite | 15 Meter |
Akkulaufzeit | Bis zu 50 Stunden (mit ANC) |
Treiber | STELLAR.45 |
Frequenzbereich (Kopfhörer) | 5 – 22.000 Hz |
Konnektivität | Bluetooth; 3,5-mm-Klinke; USB-C |
Gewicht | 319 g |
Farbvarianten | Schwarz; Nordic Grey |
Besondere Features | Trageerkennung; Dolby Atmos mit Head Tracking |
Preis | € 299,00 * |
beyerdynamic AVENTHO 300 Test: Simpel schick
- schlichtes, schickes Design
- sehr gute Verarbeitung
- kompakt zusammenfaltbar
Keep it simple, lautet offenbar die Devise für das Design der beyerdynamic AVENTHO 300. Denn während Konkurrenten wie Apple mit den AirPods Max oder Marshall mit dem Monitor III ANC (unser Test) auf eine Optik setzen, die einen echten Hingucker markiert, fällt das Modell aus Heilbronn wesentlich schlichter aus.
beyerdynamic entschied sich für einen leichten Metallrahmen, der direkt über einen schmalen Bügel in das weich gepolsterte Kopfband übergeht. Vor allem unser Testmodell in der Farbgebung „Nordic Grey“ fällt mit seinem grau-weißen Look dennoch sehr stylisch aus.
Die Ohrmuscheln setzen auf eine flache Oberfläche und lassen sich, ähnlich wie beim Soundcore Space One Pro nicht nur vollständig um- sondern auch einklappen, sodass der Kopfhörer sehr kompakt zusammengefaltet werden kann.
Trotz des hohen Kunststoffanteils fühlt sich der Kopfhörer aber robuster und wertiger an als manch ein Konkurrent in dieser Preisklasse, wenngleich der Drehmechanismus für mich persönlich eine Spur zu leichtgängig ist.
Guter, aber nicht perfekter Tragekomfort
- mit 319 Gramm recht schwer
- angenehmes Platzangebot innen, aber…
- … dünne und zu weiche Ohrpolster
Hinsichtlich des Tragekomforts spielen die 319 Gramm schweren AVENTHO 300 leider nicht ganz vorne mit. Zwar fallen die Ohrpolster angenehm weich aus und bieten mit 6,0 x 4,7 cm (Höhe x Breite) innen auch genügend Platz für größere Ohren, die Polster sind aber recht dünn und sogar eine Spur zu weich, sodass – in Kombination mit dem recht hohen Anpressdruck – schnell Druck auf den darunter liegenden Metallrahmen entsteht.
Damit erreichen die Kopfhörer noch immer einen recht guten Komfort, hier ist man aber aus dieser Preisklasse der ANC-Kopfhörer und auch aus dem Hause beyerdynamic besseres gewohnt.
Ausstattung und Bedienung
- Bluetooth 5.4 mit hervorragender Reichweite
- hochauflösende Audio-Codecs vorhanden
- beeindruckende Dolby Atmos-Umsetzung samt Headtracking
Bei der Ausstattung lassen die beyerdynamic AVENTHO 300 keine Wünsche offen. Die Kopfhörer setzen auf den modernen Bluetooth 5.4-Standard, der eine hervorragende Stabilität, Energieeffizienz und Reichweite liefert.
Sehr gut steht es um die Reichweite: Ich konnte mich während des Tests völlig frei in meiner gesamten Wohnung bewegen, ohne dass es zu Soundaussetzern käme – das schaffen beileibe nicht alle Kopfhörer. Die Reichweite liegt laut Herstellerangabe bei 15 Metern, konnte von mir aber problemlos übertroffen werden.
Zudem sind alle wichtigen hochauflösenden Bluetooth-Codecs mit von der Partie: Neben AAC im Apple-Kosmos werden auch aptX Lossless, aptX Adaptive und LE Audio unterstützt.
Bluetooth-Multipoint für die Kopplung mit zwei Audioquellen wird ebenfalls geboten, was in meinem Test mit Smartphone und Notebook tadellos funktionierte. Wer es lieber kabelgebunden schätzt, wird sich freuen: Denn beyerdynamic spendiert den Kopfhörern einen 3,5-mm-Klinkenanschluss. Auch die Musikwiedergabe per USB-C ist problemlos an Smartphone oder PC möglich.
Natürlich ist auch eine Tragerekennung mit von der Partie, denn die Kopfhörer pausieren die Musik automatisch, wenn ihr sie abnehmt und setzen die Wiedergabe fort, wenn ihr sie wieder aufsetzt. Das Ganze funktioniert darüber hinaus auch mit dem Annehmen und Ablehnen von Anrufen, während ihr zusätzlich das Touchpad deaktivieren könnt, wenn ihr die Kopfhörer abnehmt.
Die Trageerkennung arbeitet dabei sehr präzise und schnell und liegt auf Augenhöhe mit den Top-Modellen von Sony oder Sennheiser.
Natürlich gibt es auch eine aktive Geräuschunterdrückung, sowie den Gegenpart in Form eines Transparenzmodus, die beide innerhalb der beyerdynamic-App in fünf Stufen angepasst werden können.
Ein weiteres Highlight – und ich hätte nicht gedacht dass ich das sage (oder schreibe, wie auch immer) – ist die Dolby Atmos-Unterstützung inklusive Headtracking. Das ist ja an und für sich keine Neuheit, ich habe bisher aber noch keinen Kopfhörer auf oder in den Ohren gehabt, der diese räumliche Darstellung derart exzellent umsetzt, wie die AVENTHO 300.
Die Akustik folgt im Headtracking derart schnell und präzise den Kopfbewegung, dass sich Instrumentalisierung und Stimmen detailreich im Raum entfalten können und euren Bewegungen folgen, was für eine lebendige Klangbühne sorgt. Das klingt sogar beim Musikhören ausgezeichnet und liefert in vielen Fällen einen echten Mehrwert.
Bedienung der beyerdynamic AVENTHO 300
- Kombination aus Tasten und Touchsteuerung
- Berührungssteuerung sehr präzise und schnell
- praktische, übersichtliche App
Für die Bedienung kombinieren die beyerdynamic AVENTHO 300 klassische Bedienelemente mit einer Touchsteuerung. Die Knöpfe finden sich allesamt an der Unterseite der rechten Ohrmuschel. Hier werden die Kopfhörer ein- und ausgeschaltet. Zudem findet sich hier ein weiterer Button, mit dem ihr schnell zwischen Geräuschunterdrückung und Transparenzmodus wechseln könnt.
Die restliche Bedienung erfolgt jedoch über die berührungsempfindliche Touchfläche an der Außenseite der rechten Ohrmuschel. Damit auch wirklich alle Kommandos verinnerlicht werden, gibt es innerhalb der Begleit-App einen praktischen Leitfaden, der die Befehle noch einmal aufzeigt. Eine Anpassung der Touchsteuerung ist jedoch nicht möglich.
Das Bedienkonzept wirkt dabei gut durchdacht, während Eingaben zuverlässig erkannt und ohne Verzögerung umgesetzt werden. Ein doppeltes Antippen startet oder pausiert die Wiedergabe, ein Wischen von links nach rechts oder umgekehrt springt zum nächsten oder vorherigen Song.
Wischt ihr hingegen nach oben und unten, könnt ihr die Lautstärke anpassen, während auch die Anrufsteuerung über die Touchfläche realisiert wird.
Innerhalb der beyerdynamic-App lassen sich viele weitere Einstellunge vornehmen. So passt ihr hier beispielsweise ANC und Transparenzmodus hinsichtlich der Intensität an oder nehmt mit einem von sieben verschiedenen Equalizer-Presets Einfluss auf den Klang. Zudem dürft ihr auch eigene Presets in einem 5-Band-EQ anlegen.
Akkulaufzeit: Bis zu 50 Stunden
Hinsichtlich der Akkulaufzeit spielen die beyerdynamic AVENTHO 300 weit vorne mit. Bis zu 50 Stunden Laufzeit sind mit aktiver Geräuschunterdrückung möglich – ein wirklich guter Wert, der von nur wenigen Kopfhörern übertroffen wird.
Die Status-LED unterhalb des Power-Buttons informiert dabei über den Ladestand der Akkus. Liegt dieser zwischen 0 und 30 Prozent, blinkt die LED rot. Zwischen 31 und 70 Prozent gelb und zwischen 71 bis 99 Prozent blinkt die LED grün. Sehr praktisch, um auch ohne die App zu sehen, wie viel Laufzeit noch vorhanden ist.
Audioqualität, ANC und Mikrofone
- STELLAR.45-Treiber mit gefälligem Tuning
- angenehm voller, warmer und luftiger Klang
- gute Bassdarstellung
Bereitsd auf dem Papier versprechen die beyerdynamic AVENTHO 300 einen exzellenten Klang. Unter anderem, weil der Hersteller den Kopfhörern die hervorragenden STELLAR.45-Treiber spendiert, die auch in Kopfhörern wie den DT 700 Pro X, DT 900 Pro X oder den Gaming-Headsets MMX 300 Pro und MMX 330 Pro werkeln und dort bereits ihre Qualität eindrucksvoll unter Beweis stellen durften.
Und die sorgen auch im ANC-Kopfhörer von beyerdynamic für einen hervorragenden, lebendigen Klang – wenngleich die Abmischung hier deutlich mehr auf den Hörspaß ausgelegt ist als im Falle der Studiokopfhörer des Herstellers.
Im Vergleich zu den Studiokopfhörern zeigt sich beispielsweise das Bass-Fundament deutlich präsenter, allerdings angenehm dynamisch und detailreich, ohne dabei die breiten Mitten und luftigen Höhen zu überlagern.
Gleichzeitig zeigen sich die Höhen angenehm klar und detailverliebt und das ohne dass es dabei bei hohen Lautstärken zu scharf werden würde. Die Abmischung, mit der ich mich durch meine Headphone Test-Playlist gehört habe, hat mir ausgesprochen gut gefallen.
Lediglich die unteren Mitten, in der beispielsweise Gitarren und andere Instrumente beheimatet sind, steht im Vergleich zu den anderen Frequenzen leicht zurück, was manchen Songs einen etwas anderen Charakter verleiht als ihr es vielleicht von anderen Kopfhörern gewohnt seid.
Der Klang eines Kopfhörers ist natürlich immer äußerst subjektiv. Mir gefällt die Soundqualität des beyerdynamic AVENTHO 300 aber ausgesprochen gut. Besonders, wenn ich per Equalizer die unteren Mitten etwas anhebe und die Bässe leicht absenke, da ich persönlich einen neutralen Studioklang bevorzuge.
Dann kommen die Kopfhörer mit sämtlichen Genres hervorragend zurecht und fühlen sich im Klassik-Bereich genauso heimisch wie im Heavy Metal- oder Electro-Segment. Klanglich spielen sich die AVENTHO 300 hier zweifelsohne in die Top-5 der besten AMC-Kopfhörer.
ANC und Transparenzmodus
- sehr gutes ANC
- guter Transparenzmodus
- ANC mit leichten Auswirkungen auf den Klang
Die aktive Geräuschunterdrückung der AVENTHO 300 liegt ebenfalls auf sehr gutem Niveau, kann aber nicht ganz die Unterdrückung der Top-Modelle von Sony oder Bose erreichen. Dennoch werden nicht nur tiefe Frequenzen, sondern auch Stimmen oder das Tippen auf der Tastatur deutlich verringert, was eine sehr gute Abschottung gegenüber Außengeräuschen ermöglicht.
Auch das Gegenstück in Form des Transparenzmodus liegt auf sehr gutem Niveau und verstärkt Geräusche, wie auch Stimmen, merklich, ohne die Akustik dabei zu verfälschen. Erfreulicherweise haben beide Optionen keine nennenswerten Auswirkungen auf den Klang der Musik. Lediglich mit aktiver ANC-Funktion wirkt das Klangbild etwas wuchtiger und voller.
Mikrofonqualität
beyerdynamic spendiert den AVENTHO 300 insgesamt sechs MEMS-Mikrofone, die für eine klare Verständlichkeit sorgen sollen. Eine Geräusch- oder Windunterrdrückung gibt es leider nicht. Dafür schalten die Kopfhörer beim Erkennen der Stimme in den Transparenzmodus und stellen so samt Sidetone auch die eigene Stimme dar, was eine gute Kommunikation mit aufgesetzten Kopfhörern erlaubt.
Mikrofon-Testaufnahme beyerdynamic AVENTHO 300:
Mikrofon-Testaufnahme Marshall Monitor III ANC:
Mikrofon-Testaufnahme soundcore Space One Pro:
Die Mikrofonqualität liegt auf gutem, aber keineswegs hervorragendem Niveau. Die Mikros sind zweifelsohne nicht die Stärke des Kopfhörers, hier bieten einige Konkurrenten eine deutlich bessere Sprachverständlichkeit. Für gelegentliche Telefonate in ruhigeren Umgebungen reicht das Gebotene aber allemal.
beyerdynamic AVENTHO 300 Test: Fazit
Debüt geglückt: Der neue beyerdynamic AVENTHO 300 spielt sich auf Anhieb in die Top-5 der besten Over-Ear-Kopfhörer mit ANC-Funktion. Das verdankt er vor allem den klanglichen Eingenschaften, denn die STELLAR.45-Treiber beweisen auch in diesen Kopfhörern einmal mehr ihre Kompetenz und liefern einen über alle Frequenzen hinweg hervorragenden Sound, der allerdings deutlich merh auf Spaß ausgelegt ist als bei den hauseigenen Studiokopfhörern.
Das Ganze garniert der Hersteller mit einer modernen Ausstattung, die keine Features vermissen lässt und einer wirklich starken (wenn auch nicht rekordverdächtigen) Akkulaufzeit. Praktisch ist zudem die Möglichkeit, die Kopfhörer kabelgebunden nicht nur per Klinke, sondern auch via USB-C zum Musikhören nutzen zu können.
Perfekt ist aber auch das beyerdynamic-Modell nicht. Der Tragekomfort kann zwar weitestgehend überzeugen, allerdings fallen die Polster zu weich, der darunter liegende Rahmen zu hart aus. Die Qualität der verbauten Mikrofone kann zudem ebenfalls nicht mit den Top-Modellen mithalten, während Sony oder Bose bei der Geräuschunterdrückung die Nase vorn haben.
Abseits dessen leistet sich der beyerdynamic AVENTHO 300 aber keine Patzer, was ihm eine klare Kaufempfehlung im Premium-Segment einbringt.
beyerdynamic AVENTHO 300
Verarbeitung
Tragekomfort
Soundqualität
Noise-Cancelling
Ausstattung
Preis-Leistungs-Verhältnis
92/100
Hervorragend klingende Kopfhörer mit sehr guter aktiver Geräuschunterdrückung, langer Akkulaufzeit und modernen Features zum Premium-Preis.