Mit den Melomania M100 hat der britische Audio-Spezialist beeindruckende ANC-Earbuds am Start, die in unserem Testbericht im Mai 2024 fast durch die Bank begeistern konnten. Vor allem klanglich und hinsichtlich der Akkulaufzeit spielen die In-Ear-Kopfhörer ganz weit vorne mit. Das will der Hersteller nun auf sein neues Over-Ear-Modell projizieren, das im Juli 2024 angekündigt wurde. Unser Test zeigt, dass dem Team mit dem Cambridge Audio Melomania P100 erneut ein Volltreffer gelungen ist.
Technische Daten
Produkt | Melomania P100 |
Kopfhörertyp | Over-Ear (geschlossen) |
Bluetooth-Version | 5.3 |
Bluetooth-Codecs | SBC, AAC, aptX Adaptive, aptX Lossless |
Maximaler Betriebsbereich | 12m (ohne Hindernis) |
Akkulaufzeit | Bis zu 100 Std. (ohne ANC); Bis zu 60 Std. (mit ANC) |
Treiber | 40 mm |
Gewicht | 328 Gramm (ohne Kabel) |
Anschlüsse | USB-Type-C, 3,5-mm-Klinke |
Farbvarianten | Schwarz, Weiß |
Besondere Features | Multipoint; Trageerkennung; Hi-Fi-Verstärker; Gaming-Modus |
Preis | € 279,00 * |
Cambridge Audio Melomania P100 Test: Einzigartiger Look mit Wiedererkennungswert
- einzigartiges, edles Design
- wackelige Bügel und Befestigungen
Die Produkte von Cambridge Audio setzen immer auf ein ziemlich einzigartiges Design. Das ist erfreulicherweise auch beim Cambridge Audio Melomania P100 der Fall, die mit ihren weit vorstehenden Ohrmuscheln und den verschieden großen Löchern an deren Unterseite auffallen.
Das Design wirkt sehr edel und hochwertig und ist dabei eher schlicht gehalten, sodass es auch beim Business-Look eine gute Figur abgibt. Angeboten wird der P100 wahlweise in Schwarz oder Weiß und wirkt mit seinen vornehmlich matten Bestandteilen sehr edel.
Allerdings zieht die Oberfläche Fingerabdrücke sehr schnell an. Die Verarbeitungsqualität liegt trotz sehr hohem Kunststoffanteil ebenfalls auf gutem Niveau. Allerdings sind die Ohrmuscheln samt ihrer Halterung doch sehr wackelig und instabil.
Diese lassen sich sowohl nach innen, wie auch nach außen eindrehen, anklappbar sind sie hingegen nicht. Durch die sehr wackeligen Bügel wirken die P100 leider nicht ganz so robust. Ein günstiger Sony ULT Wear (unser Test) fühlt sich hier wesentlich wertiger an. Auswirkungen auf die Praxis hatte dies im Rahmen unseres Tests allerdings nicht.
Der Tragekomfort der 328 Gramm schweren Cambridge Audio Melomania P100 kann mich leider nicht vollends überzeugen. Zwar setzt das Over-Ear-Modell auf weiche Kunstlederpolster und einen stoffummantelten, verstärkten Kopfbügel, die 1,7 cm dicken Ohrpolster sind aber so weich, das der Kopfhörer schnell auf den darunterliegenden harten Rahmen drückt.
Zudem fallen die Ohrmuscheln mit 6,2 cm x 4,2 cm (Höhe x Breite) vergleichsweise klein aus, sodass Menschen mit großen Ohren hier schnell an ihre Grenzen stoßen.
Top-Ausstattung und rekordverdächtige Akkulaufzeit
- Bluetooth 5.3 mit aptX
- Hi-Fi-Verstärker verbaut; Kabelmodi
- unglaubliche 100 Stunden Akkulaufzeit
Hinsichtlich der Ausstattung lassen die Cambridge Audio Melomania P100 fast keine Wünsche offen. Die Kopfhörer funken im modernen Bluetooth 5.3-Standard und bieten damit nicht nur eine überzeugende Reichweite, sondern auch eine hohe Stabilität der Verbindung.
Dank Google Fast Pair sind sie im Android-Kosmos schnell eingerichtet und unterstützen eine Sprachsteuerung über den Google Assistant und Apples Siri. Zudem gibt es Multipoint für die Verbindung mit zwei Audioquellen gleichzeitig und die Unterstützung der hochauflösenden Codecs aptX Adaptive und aptX Lossless für die Wiedergabe in 96 kHz/24-Bit.
Ebenfalls mit von der Partie ist eine Trageerkennung, bei der die Wiedergabe automatisch pausiert wird, wenn ihr die Kopfhörer abnehmt und fortsetzt, wenn sie wieder auf eurem Kopf Platz finden. Das klappt in der Praxis tadellos und schnell, lässt sich auf Wunsch aber auch in der Software deaktivieren.
Eine Besonderheit des P100 markiert der verbaute Hi-Fi-Verstärker mit Class-A/B-Schaltung, der die Klangqualität im Vergleich zu anderen Over-Ear-Kopfhörern verbessern soll. Doch dazu später mehr.
Weiterer Vorteil: Neben der kabellosen Verwendung kann der Kopfhörer kabelgebunden via USB-C oder 3,5-mm-Klinke mit verschiedenen Audioquellen verwendet werden. Natürlich gibt es auch eine aktive Geräuschunterdrückung (ANC) die adaptiv arbeitet samt passendem Transparenzmodus.
Ein absolutes Highlight der P100 stellt jedoch die Akkulaufzeit dar. Wie beim In-Ear-Modell M100 überragt man hier selbst die stärkste Konkurrenz um Längen. Was das in Zahlen bedeutet? Unglaubliche 100 Stunden Laufzeit sind mit einer Akkuladung drin.
Wenn auch nur ohne ANC, schaltet ihr die aktive Geräuschunterdrückung hinzu, sind es immer noch bärenstarke 60 Stunden. Ziemlich beeindruckend.
Die Konkurrenz wie die Sony WH1000-XM5 kommt hier gerade mal auf maximal 40 Stunden, die Sennheiser Momentum Wireless 4 (unser Test) muss nach 60 Stunden ohne ANC wieder ans Netz. Fünf Minuten am Stromnetz reichen den Cambridge Audio Melomania P100 zudem für 4 Stunden Wiedergabe.
Bedienung der Cambridge Audio Melomania P100
- simple und gut durchdachte Bedienung
- dedizierte Tasten reduzieren Falscheingaben
- praktische Begleit-App
Ausgesprochen gut gefällt mir das Bedienkonzept der Cambridge Audio Melomania P100, das über dedizierte Tasten und keine Touchsteuerung realisiert wird. Diese verteilen sich auf die linke und rechte Ohrmuschel und lassen sich gut ertasten. Sie punkten zudem mit einem klar definierten, guten Druckpunkt.
Links findet ihr den Ein- und Ausschalter, mit dem zudem das Bluetooth-Pairing angestoßen werden kann. Darüber sitzt die ANC-Taste, mit der per Knopfdruck zwischen den drei Modi Normal, ANC und Transparenz umgeschaltet werden kann. Doppeltes Tippen ruft zudem den jeweiligen Sprachassistenten auf.
Auf der rechten Seite finden sich drei zusätzliche Tasten, die mehrfach belegt sind. Hier startet oder pausiert ihr die Wiedergabe und passt die Lautstärke an. Doppeltippen auf die Lauter- oder Leistertaste springt zum vorherigen oder nächsten Song. Diese Tasten dienen zudem der Anrufsteuerung.
Die Steuerung klappt tadellos und lässt in meinen Augen nichts vermissen. Anpassbar sind die Bedienelemente allerdings nicht.
Als Begleit-App kommt Melomania Connect zum Einsatz, die mit einem aufgeräumten Design punktet. Hier findet ihr fast alle Einstellungen schön übersichtlich auf der Startseite und könnt beispielsweise zwischen verschiedenen Equalizer-Presets wählen oder mithilfe eines 7-Band-EQs selbst Hand an den Klang legen.
Zudem reguliert ihr hier die Stärke der aktiven Geräuschunterdrückung (drei Stufen stehen zur Wahl), aktiviert die Trageerkennung und/oder den Spielemodus, der die Latenz der Audioübertragung merklich reduziert.
Audioqualität, ANC und Mikrofon
- unglaublich detailreicher, warmer Klang
- beeindruckende Genauigkeit über alle Frequenzen
Bevor ich bezüglich des Klangs tief ins Detail gehe, ein Satz vorab: Die Cambridge Audio Melomania P100 spielen klanglich WEIT, SEHR WEIT über ihrer Preisklasse. Nun sind die Kopfhörer mit einer UVP von rund 280 Euro alles andere als ein Schnäppchen, doch klanglich überragen sie selbst wesentlich teurere Over-Ears von Sony, Bose, Sennheiser oder Apple. Um Längen.
Also ja, der verbaute Hi-Fi-Verstärker kann seine Stärken tatsächlich ausspielen und realisiert einen beeindruckend vollen, lebendigen und angenehm warmen Klang, der da aus den 40-mm-Treibern dringt.
Und das nicht nur bei entsprechend hochauflösendem Quellmaterial von Tidal und Co oder – idealerweise – kabelgebunden von einem Verstärker. Auch „normale“ MP3-Qualität bringt der P100 hervorragend rüber.
Ich habe mich mit dem Kopfhörer quer durch meine Headphone Test-Playlist gehört, die Titel von Queen, Stone Sour, Dua Lipa, Hannah Parrot, Pendulum oder Sia enthält. Sämtliche Songs und Genres meisterte der Kopfhörer mit Bravour.
Dabei stellt der P100 die Höhen angenehm luftig und detailreich dar und neigt auch bei hohen Lautstärken (das Teil wird wirklich verdammt laut) nicht zu Schärfen. Aber auch in den Mitten sieht es angenehm detailreich und klar aus, während selbst die Bassdarstellung mit einer überzeugenden Tiefe begeistert. Und das alles schon in der Standard-Abmischung. Wer mag, kann mithilfe des Equalizers noch mehr herauskitzeln.
ANC, Transparenzmodus und Mikrofonqualität
- gutes ANC; aber adaptive Anpassung nicht immer perfekt
- klarer Transparenzmodus; aber Klang nicht realistisch
- ordentliche Mikrofone
Während sich die Cambridge Audio Melomania P100 klanglich vor niemandem verstecken müssen, sieht es bei der Geräuschunterdrückung und dem Transparenzmodus etwas anders aus.
Nicht falsch verstehen: Beide Modi liegen ebenfalls auf gutem bis sehr gutem Niveau, Modelle von Sony oder Bose unterdrücken Umgebungsgeräusche aber wesentlich besser. Gerade höhere Frequenzen bereiten den P100 leichte Probleme. Diese werden zwar merklich gedämpft und verringert, dringen aber etwas mehr hindurch als bei der Konkurrenz.
Zudem verhält sich die adaptive Anpassung nicht immer intelligent. Ich habe hier zum Testzeitpunkt eine Baustelle neben dem Haus: Während das ANC des Kopfhörers auf der Stufe „Hoch“ den Lärm in weiten Teilen gut dämpfen kann, schaltet sich das System adaptiv immer wieder um, sodass die Geräusche des arbeitenden Baggers mehr hindurch kommen.
Leider gibt es keine Möglichkeit, diese adaptive Anpassung auszuschalten und so beispielsweise konstant die hohe ANC-Leistung zu nutzen. Zumal die Geräuschunterdrückung mit einem leisen, aber konstant hörbaren Grundrauschen daherkommt.
Der Transparenzmodus arbeitet zuverlässig und verstärkt Umgebungsgeräusch, sodass auch Gespräche mit aufgesetzten Kopfhörern möglich sind. Allerdings wirklich der Klang dabei nicht 100-prozentig realistisch und kommt etwas verfälscht rüber. Er erfüllt seinen Zweck, vielmehr aber auch nicht.
Bei der Mikrofonqualität sieht es ganz ähnlich aus. Insgesamt sechs Mikrofone sind verbaut, die dank Qualcomm cVc Echo- und Geräuschunterdrückungstechnologie Umgebungsgeräusche sehr gut ausblenden und die eigene Stimme in den Vordergrund stellen. Allerdings mangelt es der eigenen Stimme etwas an Details – für gelegentliche Telefonate reicht es, mehr aber auch nicht.
Cambridge Audio Melomania P100 Test: Fazit
Wie auch schon das In-Ear-Modell M100, beeindruckt der Cambridge Audio Melomania P100 vor allem durch seinen unglaublich detailreichen, lebendigen Klang der die namhafte Konkurrenz ziemlich alt aussehen lässt und über alle Genres hinweg wirklich mitreißt.
Das verdankt der Kopfhörer vor allem seinem integrierten Hi-Fi-Verstärker, der bereits im Bluetooth-Modus einen tollen Job leistet, im Kabelbetrieb via Klinke oder USB-C in Verbindung mit einem Verstärker dann aber so richtig aufdreht.
Die aktive Geräuschunterdrückung und der Transparenzmodus liegen ebenfalls auf gutem Niveau, absolut beeindruckend ist aber die Akkulaufzeit von satten 100 Stunden. Länger hält aktuell kein Kopfhörer durch, zumindest ist mir keiner bekannt.
Doch frei von Tadel ist der P100 nicht. Einerseits wirkt die Verarbeitung etwas wackelig und fragil, andererseits kann der Tragekomfort nicht vollends überzeugen. Gerade Menschen mit größeren Ohren werden hier eher nicht gut bedient. Das ist aber eine persönliche Sache: Ich empfinde die P100 also ziemlich bequem.
Wer also auf der Suche nach einem Over-Ear-Kopfhörer mit beeindruckendem Klang zu einem bärenstarken Klang ist, wird mit den Cambridge Audio Melomania P100 hervorragend bedient.
Cambridge Audio Melomania P100
Verarbeitung
Tragekomfort
Soundqualität
Noise-Cancelling
Ausstattung
Preis-Leistungs-Verhältnis
91/100
Die P100 beeindrucken mit einem unglaublich detailreichen Klang und einer bislang unerreichten Akkulaufzeit. Verarbeitung und Tragekomfort leisten sich aber ein paar Patzer.