
Warmes Bier nach zwei Stunden Fahrt, sich wellende Salami beim Zelten – das kennt jeder Camper. EcoFlow hat seine Glacier-Serie überarbeitet und verzichtet in der neuen Generation auf die Eiswürfel-Funktion. Dafür gibt’s mehr Platz im Inneren und einen günstigeren Preis. Unser EcoFlow Glacier Classic 35L Test gibt Antworten: War das die richtige Entscheidung?
EcoFlow Glacier Classic 35L: Technische Daten im Überblick
Fassungsvermögen | 35 Liter |
Außenmaße | 706 x 400 x 405 mm |
Gewicht | 20,5 kg |
Temperaturbereich | -20°C bis +20°C |
Akku | 298 Wh (separat erhältlich) |
Laufzeit | bis 43 Stunden |
Lautstärke | unter 38 dB |
Schutzklasse | IPX4 |
Preis | € 699,00 * |
Auspacken: Schwerer Brocken mit Format
Der Karton ist groß, aber ehrlich gesagt wirkt das Gerät nach dem Auspacken noch größer – auch wenn das nicht möglich ist. Beim ersten Herausheben wird klar: Das ist keine einfache handliche Kühlbox, sondern ein ausgewachsener mobiler Kühlschrank. Über 20 Kilo bringt die Glacier Classic auf die Waage – da braucht man besser zwei Personen zum Tragen.
Die Verpackung macht einen guten Eindruck. Jedes Teil liegt sicher in geformtem Schaumstoff, nichts kann verrutschen. Neben der Box finden sich ein Netzteil, ein Autoladekabel und ein Drahtkorb für den Innenraum. Mehr braucht man für den Start auch nicht.
Das Design ist zurückhaltend und zweckmäßig. Anthrazitgrau, matte Oberfläche, saubere Kanten. Der Deckel öffnet sich von beiden Seiten, was richtig praktisch ist. Egal wo die Box steht, man kommt immer bequem an den Inhalt. Die Griffe liegen bündig in der Seitenwand und lassen sich bei Bedarf ausklappen.
Volumen: Hier ist richtig Platz
35 Liter klingt erst mal nach nicht viel, aber das täuscht gewaltig. Die Box schluckt locker 50 kleine Bier-Dosen oder 10 große 1,5-Liter-Wasserflaschen plus Grillgut für eine ganze Mannschaft. Das reicht problemlos für Getränke von vier Personen über drei Tage, dazu noch Fleisch, Käse und diverse Snacks.
Dabei ist der Innenraum clever aufgeteilt. Flaschen können auch problemlos aufrecht stehen, der Drahtkorb bringt Ordnung ins Kleinzeug. Die über 5 Zentimeter dicke Isolierung macht den entscheidenden Unterschied – die Temperatur bleibt konstant, auch bei heißen Außentemperaturen. Verglichen mit Standard-Kühlboxen ist das eine andere Liga.
Einen Kompromiss muss man allerdings eingehen: Anders als die größeren Modelle der Serie arbeitet das 35L-Modell nur mit einer Zone. Entweder kühlen oder gefrieren, beides zusammen geht nicht. Für die meisten Zwecke reicht das aber völlig aus. Wer unbedingt beide Modi gleichzeitig braucht, muss zu den 45L- oder 55L-Varianten greifen.
Kühlleistung im Test: Die EcoFlow Glacier Classic 35L macht ihren Job richtig gut
Hier zeigt die Glacier Classic, was in ihr steckt. Der Kompressor kühlt den großen Innenraum überraschend schnell herunter – von Zimmertemperatur auf Kühlschrank-Niveau braucht er keine halbe Stunde. Selbst bei 35 Grad im Schatten blieben die Getränke den ganzen Tag über eiskalt.
Beeindruckend dabei: Der Kompressor arbeitet erfreulich leise. Mit knapp unter 40 Dezibel ist er deutlich ruhiger als die meisten Haushaltskühlschränke. Das merkt man besonders beim Camping – während andere Kühlboxen mit lautem Gebrumm nerven, stört diese auch im Zelt nicht.
Der Temperaturbereich kann sich ebenfalls sehen lassen. Von minus 20 bis plus 20 Grad ist alles möglich, dabei hält die Box die eingestellte Temperatur sehr konstant. Auch häufiges Öffnen bringt sie nicht aus der Ruhe – wichtig für empfindliche Sachen wie Milchprodukte oder Medikamente.
Dafür sorgen auch die beiden Modi: Eco spart Strom und reagiert etwas träger, Max regelt schneller aber verbraucht entsprechend mehr Energie. Für normalen Betrieb reicht Eco völlig aus, nur beim ersten Runterkühlen oder nach längerem Öffnen lohnt sich der Wechsel zu Max.
Akku: Reicht für 1-2 Tage
Der Akku kostet extra – knapp 300 Euro zusätzlich. Das ist viel Geld, macht die Box aber erst richtig mobil. Die beworbenen 43 Stunden Laufzeit erreicht sie nur unter Idealbedingungen. Bei sommerlichen Temperaturen und normalem Gebrauch sind eher 20 bis 25 Stunden realistisch.
Diese Laufzeit der EcoFlow Glacier Classic 35L reicht in unserem Test für etwa einen Tag intensive Nutzung oder eineinhalb Tage bei sparsamer Verwendung. Wer ein komplettes Wochenende autark verbringen will, muss zwischenladen oder eine zweite Batterie mitführen. Praktisch dabei: Der Energiespeicher lässt sich herausnehmen und separat laden – hilfreich bei mehreren Exemplaren oder zum Laden in der Wohnung.
EcoFlow setzt auf NCM-Technologie, die nach rund 800 Ladezyklen nachlässt. Bei normaler Nutzung entspricht das mehreren Jahren Betrieb. Manche Konkurrenten verwenden langlebigere Lithium-Eisenphosphat-Akkus, die sind jedoch größer und schwerer – EcoFlow hat sich bewusst für Kompaktheit entschieden.
Laden: Viele Wege führen zum Ziel
Die Flexibilität beim Laden ist ein echter Pluspunkt. Unterwegs lädt die Box über das Bordnetz, am Campingplatz per Solar, zu Hause über die Steckdose. Besonders praktisch: Der USB-C-Port arbeitet bidirektional und macht die Box zur großen Powerbank für Handy und Laptop.
Das Netzteil bleibt aber die zuverlässigste Option für schnelles Laden. Mit 95 Watt ist der Akku in etwa drei Stunden voll. Solar kann bei perfekten Bedingungen mithalten, braucht aber Sonne und richtige Ausrichtung. USB-C ist hingegen meist deutlich langsamer – außer man hat leistungsstarke Netzteile. Für längere autarke Aufenthalte ist ein gutes Solarpanel trotzdem die beste Investition.
Die verfügbaren Ladeoptionen im Detail:
- Über die Steckdose lädt das mitgelieferte 95W-Netzteil am schnellsten und zuverlässigsten.
- Während der Autofahrt zapft die Box kontinuierlich Strom aus dem 12V oder 24V Bordnetz.
- Solarpanels bis 110 Watt laden ordentlich schnell, wenn das Wetter mitspielt.
- Der USB-C-Anschluss versorgt auch Laptops mit bis zu 100 Watt und arbeitet bidirektional.
- EcoFlows Alternator-Ladegeräte machen das Bordnetz zur Schnellladestation mit bis zu 800 Watt.
Bedienung: Modern und durchdacht
Die EcoFlow-App macht richtig Spaß. Handy raus, QR-Code scannen, fertig – keine nervigen Installationsorgien oder WLAN-Gefrickel. Die Oberfläche ist aufgeräumt und macht sofort Sinn. Temperatur hochdrehen vom Liegestuhl aus? Checken, ob noch genug Saft im Akku ist? Alles kein Problem.
Richtig clever ist die Temperaturkurve der letzten Woche. Da sieht man auf einen Blick, ob nachts die Kühlung ausgefallen ist oder jemand die Box zu lange offen gelassen hat. Die App schickt sogar Warnungen aufs Handy, wenn die Temperatur spinnt. Das kann bei teurem Fleisch oder Medikamenten richtig Geld sparen.
Aber auch ohne Handy läuft alles rund. Das Display an der Seite zeigt alle wichtigen Infos, selbst bei praller Sonne kann man noch ablesen. Die physischen Tasten lassen sich auch mit nassen Händen problemlos bedienen. Wer will, kann komplett ohne App auskommen.
Transport: Im Test wird das Gewicht der EcoFlow Glacier Classic 35L zum Problem
20 Kilo leer, über 30 Kilo voll beladen – das ist definitiv kein Ein-Personen-Job. Die ausklappbaren Griffe sind gut dimensioniert, aber längere Transportwege werden schnell anstrengend. Für häufige Ortswechsel oder Camping ohne Auto ist die Box nicht geeignet.
Die Abmessungen sind beachtlich – im Mini wird es richtig eng, für SUVs und Vans ist sie dagegen wie gemacht. Einmal im Kofferraum verstaut, bleibt sie auch da. Bei dem Gewicht will man sie nicht ständig umräumen.
Kleine Rollen wie bei manchen Konkurrenten hätten geholfen, das Bewegen zu erleichtern. So ist man auf Muskelkraft angewiesen oder muss zu zweit anpacken.
Dafür ist sie ideal für Auto-basiertes Camping oder stationäre Einsätze. Einmal an Ort und Stelle aufgebaut, muss sie nicht mehr bewegt werden. Das ist der typische Anwendungsfall für ein Gerät dieser Größenordnung.
Kleine Schwächen: Nicht alles ist perfekt
Bei allem Lob zeigen sich im Detail einige Schwächen. Der Drahtkorb im Inneren wackelt und verrutscht beim Transport – für eine 700-Euro-Kühlbox hätte man stabilere Innenausstattung erwartet. Das stört den sonst aufgeräumten Innenraum und nervt bei längeren Fahrten.
Die Verschlussgreifer sind aus Plastik gefertigt – wie sich das bei längerer Nutzung bewährt, wird sich zeigen. Die Öffnung bei den Hebeln sieht relativ dünn aus – bei häufiger oder unsanfter Nutzung ist eine Bruchgefahr nicht von der Hand zu weisen.
Insgesamt macht die Box aber einen wertigen Eindruck – die kleineren Schwächen beeinträchtigen das Gesamtbild nicht wesentlich.
Konkurrenz: Wie schlägt sie sich die EcoFlow Glacier Classic 35L im Test?
Die EcoFlow Glacier Classic positioniert sich geschickt zwischen den Extremen. Ankers EverFrost 2 Serie kostet zwar weniger und liefert den Akku gleich mit, ist aber deutlich größer und schwerer. Die EcoFlow punktet hier mit kompakterer Bauweise und der deutlich besseren App. Während Anker auf langlebigere Akkus setzt, ist EcoFlow dafür handlicher im Transport.
Gegenüber den bewährten Dometic CFX3-Boxen hat die Glacier Classic den entscheidenden Vorteil des integrierten Akkus. Dometic-Boxen sind zwar zuverlässig, laufen aber lauter und brauchen immer externe Stromversorgung. Für flexible Camping-Trips ist die EcoFlow damit klar im Vorteil.
Günstigere chinesische Hersteller wie Alpicool unterbieten preislich, können aber bei Komfort und Qualität nicht mithalten. Besonders bei der Lautstärke, App-Integration und Temperaturkonstanz zeigt die Glacier Classic ihre Stärken. Hier zahlt sich der höhere Preis in Form besserer Alltagstauglichkeit aus.
Die EcoFlow trifft damit einen guten Mittelweg: Kompakter als Anker, flexibler als Dometic, hochwertiger als die Billig-Konkurrenz.
Fazit: Mobiler Kühlschrank mit Ambitionen
Die EcoFlow Glacier Classic 35L ist kein kleiner Kühler, sondern ein ausgewachsener mobiler Kühlschrank. Das riesige Volumen macht sie zur idealen Lösung für größere Gruppen oder längere Camping-Aufenthalte. 50 Bier-Dosen oder Getränke für acht Leute – das schaffen wenige mobile Kühlgeräte.
Dabei überzeugt nicht nur das Volumen, sondern auch die Technik. Die Kühlleistung funktioniert auch bei extremen Temperaturen zuverlässig, der leise Betrieb ist vorbildlich. Die App-Integration bietet praktische Extras wie Temperaturüberwachung und macht die Bedienung komfortabel. Der Verzicht auf die Eiswürfelmaschine war die richtige Entscheidung – stattdessen gibt’s enormen nutzbaren Stauraum.
Das hohe Gewicht und die beachtlichen Abmessungen machen sie allerdings zur reinen Auto-Lösung. Wer einen mobilen Kühlschrank für Van, SUV oder Basecamp sucht, findet hier eine hervorragende Option. Für Rucksack-Touren oder häufige Ortswechsel ist sie definitiv zu groß und schwer.
Der Preis ist hoch, aber angemessen für das gebotene Volumen und die Leistung. Die vielen Lademöglichkeiten und die trotz kleiner Kritikpunkte solide Verarbeitung rechtfertigen den Aufpreis gegenüber günstigeren Alternativen. Für Vielcamper mit entsprechendem Fahrzeug ist sie eine klare Empfehlung – wer nur gelegentlich kühlen will, findet sparsamere Lösungen.
- beidseitig öffnender Deckel für flexiblen Zugang egal wie sie steht
- herausnehmbare Akku-Lösung kann separat geladen oder getauscht werden
- durchdachte App mit Temperaturkurven und Warnungen über Standard hinaus
- NCM-Akku mit nur 800 statt 3000 Zyklen wie bei LiFePO4-Konkurrenz
- Preis ohne Akku wenig aussagekräftig, da dieser für mobilen Betrieb praktisch Pflicht ist
- Verschlüsse aus Plastik wirken nicht sehr robust
EcoFlow Glacier Classic 35L
Kühlleistung
Verarbeitung
Bedienung
Akkulaufzeit
Preis-Leistungs-Verhältnis
83/100
Die EcoFlow Glacier Classic 35L ist ein mobiler Kühlschrank mit beeindruckendem Volumen und sehr guter Kühlleistung. Der beidseitige Zugang und die durchdachte App überzeugen, ebenso der extrem leise Betrieb. Der hohe Preis und kleinere Verarbeitungsschwächen trüben den ansonsten guten Eindruck. Ideal für Auto-Camping mit größeren Gruppen.