Konsumerelektronik, Gadgets & Zubehör

OBSBOT Tail 2 Test: 4K-Soloaufnahmen waren noch nie so einfach

Mit der PTZR-Kamera (Pan, Tilt, Zoom und Rotate) OBSBOT Tail 2 will der Hersteller Liveaufnahmen revolutionieren. Immerhin nutzt die Cam KI-Funktionen der Webcams der Hersteller, um beispielsweise Personen zu tracken. Ist das die Revolution für Live- und Soloaufnahmen, die ganz ohne Kamerateam möglich sein sollen? Wir haben uns die Kamera im Test einmal genauer angeschaut.

Technische Daten

Modell Tail 2
Abmessungen  97,5 x 103,5 x 155 mm
Gewicht 1.066 g
Anschlüsse 2x USB Typ C; 1x HDMI 2.0; 1x 3G-SDI; 1x RJ45; 1x Mic In; 1x Line In; 2x 2,5-mm-Klinke
Wireless Wi-Fi 6; Bluetooth 5.4
Speicher  microSD
Max. Videoauflösung 4K/60 Bilder pro Sekunde
Unterstützte Auflösungen 4K: 3840*2160@60/59.94/50/48/30/29.97/25/23.98 fps
1080p: 1920*1080@120/60/59.94/50/48/30/29.97/25/23.98 fps
720p: 1280*720@120/60/59.94/50/48/30/29.97/25/23.98 fps
Objektiv 1/1,5 Zoll CMOS (50 MP); f/1.8 – f/3.0
Zoombereich 5x optisch;
12x hybrid
Software OBSBOT Center; OBSBOT Live
Mikrofone nicht vorhanden
Halterung Standfuß; 1/4-Zoll-Gewinde
Besonderheiten Autofokus, HDR, Weißabgleich, 3-Achsen-Gimbal, Sprachsteuerung, Gestensteuerung, Schönheitsmodus; NDI
Preis € 1.499,00 *

OBSBOT Tail 2 Test: Kompakter Bildgigant

  • edles Design
  • herausragende Verarbeitungsqualität
  • über 1 kg schwer

Auch wenn die OBSBOT Tail 2 in einer vergleichsweise großen Verpackung daherkommt: Die PTZR-Kamera ist kaum größer als eine Handfläche. Das Design erinnert dabei stark an die Tiny 2-Webcam des Herstellers, die in unserem Test vollends überzeugen konnte. Nur… eben deutlich größer und schwerer.

Warum das so ist, wird beim Blick auf die verbaute Technik auch schnell offensichtlich. So setzt die 1,06 kg schwere Tail 2 auf ein ausgeklügeltes Objektiv-System aus 12 optischen Linsen und bietet eine anpassbare Blende von f/1.8 – f/3.0 und das bei einer Brennweit von 4,6mm – 23mm (Kleinbildäuqivalent:  22mm – 110mm). Die 4K-Webcam Tiny 2 kommt natürlich nur mit einer Linse und einer Brennweite (26mm) daher.

Wir befinden uns hier also deutlich näher an einer Systemkamera als an einer Webcam. Mit Maßen von 97,5mm x 103,5 mm x 172 mm ist die OBSBOT Tail 2 natürlich auch deutlich größer (Tiny 2: 47mm x 44mm x 62,02mm) und wiegt mehr als 10x so viel wie das kleine Geschwisterchen.

OBSBOT Tail 2

Rein optisch gibt es aber einige Parallelen: Auch die Tail 2 sitzt auf einer beweglichen Gimbal-Basis und begeistert mit einer herausragende Verarbeitungsqualität aus robustem Metallkorpus mit schickem rotem Zierstreifen.

Für Profis gemacht

  • viele professionelle Anschlüsse
  • HDMI in voller Größe (yeah!)
  • moderne Standards; toller Gimbal

Eines sollte aber klar sein: Mit der OBSBOT Tail 2 bewegen wir uns merklich aus dem Privatanwender-Gebiet weg. Hier gibt es ein Feature-Set, das auch Profis ansprechen und hochwertige TV- oder Videoproduktionen in 4K ermöglichen soll.

Entsprechend gibt’s hier eine ganze Reihe an Anschlüssen und Zusatzfunktionen. Hinsichtlich der Anschlüsse stehen folgende Ports zur Wahl:

  • Stromversorgung: 1x USB-C (PD 3.0)
  • Video: 1x HDMI 2.0, 1x 3G-SDI, 1x USB-C 3.0
  • Audio: 1x Mic In (3,5-mm-Klinke), 1x Line In (3,5-mm-Klinke)
  • Netzwerk: 1x RJ45-Gigabit-LAN (inklusive PoE – Power over Ethernet)
  • Steuerung: 2x 2,5-mm RS232 (VISCA, Pelco-D, Pelco-P), 1x USB 3.0 (UVC)
  • Wireless-Standards: Wi-Fi 6, Bluetooth 5.4
OBSBOT Tail 2
Die Anschlussvielfalt dürfte Profis gefallen. Endlich HDMI in voller Größe

Ihr seht also: Alle wichtigen Anschlüsse und Standard stehen zur Verfügung. Im Vergleich zum Vorgänger in Form der Tail Air gibt es nun endlich einen HDMI-Port in voller Größe, nicht mehr nur Micro-HDMI. Top.

Natürlich gibt es auch professionelle Einstellungen, um Einfluss auf das Bild zu nehmen. Der ISO-Bereich lässt sich beispielsweise zwischen 100 und 6.400 regulieren, wobei Belichtungskorrekturen mit +/-3EV möglich sind. Der Weißabgleich kann manuell zwischen 2000K und 10000K eingestellt werden. Die Verschlusszeit ist zwischen 1/8000s und der Grenze zu den Bildern pro Sekunde (also 60 fps oder bis zu 120 fps Slow-Motion) möglich.

Gimbal, Auflösungen und Funktionen

Ein 6-Achsen-Gyroskop und der 3-Achsen-Gimbal sind für die Bildkomposition zuständig. Der Gimbal lässt sich um bis zu 160° schwenken, zwischen -60° und 32° neigen, sowie zwischen -120° und 120° kontrolliert drehen. Mechanisch sind sogar noch größere Bewegungen möglich.

Gegenüber klassischen PTZ-Kameras erlaubt das „R“ auch ein Rotieren der Linse. Das heißt ihr seid beispielsweise in der Lage, das Bild von der Horizontale in die Vertikale zu drehen und vieles mehr. Ziemlich genial für Social Media-Clips beispielsweise.

OBSBOT Tail 2

Aufnahmen erlaubt die OBSBOT Tail 2 in den folgenden Auflösungen und Bildraten:

  • 4K: 3840×2160@60/59.94/50/48/30/29.97/25/23.98 fps
  • 1080p: 1920×1080@120/60/59.94/50/48/30/29.97/25/23.98 fps
  • 720p: 1280×720@120/60/59.94/50/48/30/29.97/25/23.98 fps

Die Wiedergabe per HDMI oder NDI/RTSP, SRT ist maximal bis 4K mit 60 fps möglich. Videos lassen sich in den Formaten H264 und H265 mit einer Bitrate von maximal 160 Mbps aufzeichnen.

An der Unterseite wartet die Tail 2 zudem mit einem Gewinde auf, um die Kamera auf einem Stativ zu nutzen. Sie bietet darüber hinaus einen microSD-Kartensteckplatz mit einer Unterstützung für Speicherkarten mit einer Größe von bis zu 1 Terabyte. Intern gespeichert werden kann mit der Kamera leider nicht.

Im Lieferumfang finden sich gleich zwei USB-C- auf USB-C-Kabel, ein USB-C- auf USB-A-Adapter, sowie zwei 2,5-mm-Klinke- auf RS232-Adapterkabel.

Einrichtung, Akku und Bedienung

  • hervorragende Akkulaufzeit
  • praktische LED-Anzeigen
  • kabellose Nutzung

Ebenfalls cool: Die OBSBOT Tail 2 arbeitet sogar kabellos. Eine Stromverbindung ist nicht notwendig. Womit wir auch schon beim Thema Akku wären. Die verbaute Batterie des Vorgängers OBSBOT Tail Air war ein großer Kritikpunkt, immerhin kam diese nur auf eine Laufzeit von mageren 154 Minuten.

Hier bessert der Hersteller erfreulicherweise nach und verdoppelt die Laufzeit kurzerhand auf satte 343 Minuten – das sind fast sechs Stunden! Möglich wird dies durch die gesteigerte Akkukapazität von 5.000 mAh (gegenüber 1.500 mAh beim Vorgänger). Ein vollständiger Ladevorgang dauert, im ausgeschalteten Zustand der Cam, mit 150 Minuten aber auch entsprechend lang.

OBSBOT Tail 2

An der Vorderseite gibt es eine dreistufige Ladestands-LED, die – blau leuchtend und/oder blinkend – exakt anzeigt, wie viel Kapazität noch vorhanden ist. Darüber findet ihr einen weiteren LED-Leuchtstreifen, der verschiedene Funktionen aufzeigt. So beispielsweise aktives Tracking, laufende Aufzeichnungen, Fehlermeldungen und vieles mehr. Äußerst praktisch.

Auch die Einrichtung ist denkbar simpel, denn da sich die Tail 2 komplett kabellos verwenden lässt, müsst ihr lediglich eine microSD-Karte einstecken und schon seid ihr einsatzbereit. Es sei denn, ihr wollt die Kamera nur zum Streaming verwenden. Dann ist natürlich keine SD-Karte notwendig.

Bedienung per App oder Fernsteuerung

Die Bedienung erfolgt wahlweise über PC/Notebook oder Smartphone und ist wahlweise auch über eine seperat erhältliche Fernbedienung möglich. Am PC/Notebook kommt die bekannte OBSBOT Center-App zum Einsatz, in der auch die Webcams des Herstellers bedient werden.

Am Smartphone nutzt ihr die kostenlose Begleit-App OBSBOT Start. Diese kommt allerdings nur mit einer Kamera gleichzeitig zurecht. Für Multicam-Setups nutzt ihr hingegen die Tablet-App OBSBOT Live, in der sich mehrere Kameras des Herstellers zusammenfügen lassen.

Der Funktionsumfang der Tail 2 ist dabei identisch zu dem der aktuellen Webcams, was auf den verbauten KI-Chp zurückzuführen ist. KI-Tracking von Personen? Gestensteuerung? Auto-Framing? Alles vorhanden und funktioniert tadellos.

Besonders die Gestensteuerung ist natürlich für Produktionen ein mächtiges Tool, da es diese erlaubt, das KI-Tracking zu aktivieren, die Aufnahme zu starten oder zu stoppen oder ins Bild hinein oder heraus zu zoomen.

Die Trackingeigenschaften und -geschwindigkeit ist dabei herausragend. Selbst aus kurzer Distanz hält die Kamera das Ziel stets im Fokus und verfolgt es durch den ganzen Raum. Und das nicht nur für einzelne Personen, sondern auch für Gruppen und sogar Tiere und Objekte.

Die Einstellungsmöglichkeiten sind nahezu unendlich und die Bedienung erfolgt zuverlässig und intuitiv. Besser geht es nicht.

Bild- und Tonqualität der OBSBOT Tail 2

Trotz der technischen Spezifikationen, setzt die OBSBOT Tail 2 auf denselben 1/1,5-Zoll-Sensor, der auch in der Tiny 2 werkelt. Er kommt auf eine Auflösung von 50 Megapixeln, bietet aufgrund des Aufbaus mit 12 optischen Linsen aber eine merklich bessere Bildqualität als die 4K-Webcam des Herstellers und das selbst bei schwierigen Lichtverhältnissen. OBSBOT Tail 2

Das wird unter anderem durch den Sensor mit einer Pixelgröße von 2μm in Kombination mit dem AI-Rauschunterdrückungsalgorithmus und der AI-betriebenen Bildsignalprozessortechnologie ermöglicht, die Bildrauschen hervorragend reduzieren.

Dank 5-fach optischem und 12-fach hybridem Zoom kommt ihr auf Wunsch sehr nah ans Geschehen heran, was euch bei der Bildkompositionen viele Freiheiten ermöglicht. Ganz allgemein gefällt mir die Bildqualität hervorragend.

Aufnahmen sind gestochen scharf und begeistern mit feinen Details und hervorragenden Farben und Kontrasten. In meinen Augen eignet sich die Bildqualität absolut für professionelle Aufnahmen. Ambitionierte Creator können mit der Tail 2 zweifellos eine hochwertige Systemkamera samt teurem Objektiv ersetzen und das zu einem Bruchteil des Preises, was den vergleichsweise hohen Preis der PTZR-Kamera etwas negiert.

Aufnahmen per WLAN setzt die Tail 2 dabei ebenfalls hervorragend und mit niedriger Latenz um. Wie hoch die Latenz ausfällt, hängt von WLAN-Qualität und -geschwindigkeit ab. Mit Wi-Fi 5 ist die Verzögerung durchaus spürbar und liegt zwischen 1 ms und 2 ms. Mit schnellerem Wi-Fi 6 liegt diese aber unter 0,5 ms, was ein nahezu verzögerungsfreies Bild bedeutet.

Kein integriertes Mikrofon

Was man allerdings wissen muss: Die Tail 2 verfügt über kein integriertes Mikrofon. Ihr seid also immer auf eine externe Mikrofonlösung angewiesen. Wenn ihr die Kamera zum Streamen verwenden möchtet, könnt ihr natürlich über die Software wie beispielsweise OBS Studio einfach euer USB- oder XLR-Mikrofon als Audioquelle einbinden.

Für alltägliche Aufnahmen und Outdoor-Videos müsst ihr jedoch das Mikrofon direkt mit der Kamera verbinden. das klappt beispielsweise per 3,5-mm-Klinkenanschluss. Besonders praktisch ist das natürlich in Verbindung mit einem kabellosen Mikrofon wie dem DJI Mic 2 (unser Test).

OBSBOT Tail 2
In Verbindung mit einem kabellosen Mikrofon wird die Tail 2 natürlich wesentlich flexibler

Dazu einfach den Empfänger mit dem USB-C-Port der Kamera  und das Ganze per Klinkenkabel mit der Cam verbinden. Nun könnt ihr den Sender ganz einfach kabellos verwenden. Klappt in der Praxis wunderbar. Allerdings kann es dabei durchaus zu Störgeräuschen kommen. Im Falle des DJI Mic Mini war es mir beispielsweise nicht möglich, ein sauberes Signal zu erhalten. Keine Ahnung woran das liegt, sollte man beim Kauf aber unbedingt wissen.

OBSBOT Tail 2 Test: Fazit

Die OBSBOT Tail 2 ist eine herausragende PTZR-Kamera, die Solo-Filmaufnahmen revolutionieren kann. Das handliche Design und die kompakten Maße machen sie zu einem gelungenen Begleiter für unterwegs. Die Bedienung ist dabei angenehm intuitiv und klappt selbst mit der Smartphone-App hervorragend.

Dabei begeistert die Kamera mit vielseitigen Möglichkeiten und arbeitet sogar ganz ohne Kabel äußerst zuverlässig. Die Akkulaufzeit wurde im Vergleich zum Vorgänger wesentlich gesteigert. Auch die Bildqualität liefert keinerlei Anlass zur Kritik. Aufnahmen in 4K sind gestochen scharf und angenehm detailreich, das KI-Tracking arbeitet sehr zuverlässig.

Lediglich das fehlende Mikrofon könnte man kritisieren, zumal nicht alle kabellosen Mikrofon-Lösungen problemlos und fehlerfrei genutzt werden können. Der Preis ist natürlich absolut heftig, wenngleich sich die Tail 2 vornehmlich an Profis richtet.

PRO

  • Herausragende Bildqualität
  • Intuitive Bedienung
  • Lange Akkulaufzeit
  • Kabellos nutzbar
CONTRA

  • Sehr hoher Preis
  • Einrichtung etwas knifflig
  • microSD-Kartenslot etwas schwierig

OBSBOT Tail 2

Verarbeitung
Ausstattung
Bildqualität
Software
Preis-Leistungs-Verhältnis

93/100

Herausragende PTZR-Kamera mit toller Bildqualität, intuitiver Bedienung und starker Akkulaufzeit, die sich vor allem an Profis richtet.

Philipp Briel

Ich bin leidenschaftlicher Gamer seit meiner frühen Kindheit und habe neben dem PC nahezu jede Spielekonsole bereits besessen. Auch Technik begeistert mich, vor allem brenne ich für Peripherie, PCs, Notebooks und Gadgets.

Ähnliche Artikel

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Schaltfläche "Zurück zum Anfang"