Vor rund zwei Jahren revolutionierte Shokz mit den OpenRun Pro mal eben die Knochenschallkopfhörer, die die Musik über die Wangenknochen übertragen und eine gewaltige Nische für Open-Ear-Kopfhörer aufschlugen. In unserem Test konnte die Erstauflage fast durch die Bank überzeugen. Nun schickt sich mit dem Shokz OpenRun Pro 2 der Nachfolger an. Unser Test verrät, was es Neues gibt.
Technische Daten
Bluetooth-Version | 5.3 |
Maximaler Betriebsbereich | 12 m (ohne Hindernis) |
Akkulaufzeit | 12 Stunden |
Ladezeit | 1,5 Std. |
Gewicht | 31 g |
Wichtigste Funktionen | Knochenschall-Technologie; DualPitch Technologie; DirectPitch Technologie; Multipoint |
Preis | UVP: 199,00 Euro |
Shokz OpenRun Pro 2 Test: Detailverbesserungen
- nahezu unverändertes, hochwertiges Design
- hervorragende Verarbeitung
- neuer USB-C-Port; zweiter Treiber an der Innenseite.
Rein optisch hat sich beim Shokz OpenRun Pro 2 im Vergleich zum Erstling nicht viel getan. Auch das neue Modell kommt mit einem gummierten Nackenband daher, das bei sportlichen Aktivitäten für einen sicheren Halt sorgt.
Das Gewicht des Kopfhörers ist mit 31 Gramm im Vergleich zum Vorgänger (29g) etwas gestiegen. Die erste auffällige Neuerung zeigt sich an der rechten Seite des Bügels, denn Version 2 wird nun via USB-C geladen, statt über einen proprietären Anschluss. Top, war dies doch einer der größten Kritikpunkte an der Erstauflage. Dieser befindet sich unter einer abgedichteten Kappe, was dem Kopfhörer eine IP55-Zertifizierung beschert – okay, die hatte die erste Auflage auch.
Ansonsten unterscheidet sich das Design kaum von dem des Erstlings. Mit einer entscheidenden Ausnahme, denn an der Innenseite finden sich zusätzliche Treiber samt des DualPitch-Aufdrucks – die Shokz OpenRun Pro 2 setzen nun nämlich auf einen zusätzlichen Luftleitungstreiber, der für die Bassdarstellung zuständig ist. Welche Auswirkungen das hat, klären wir im Abschnitt zur Audioqualität.
Den gelungenen Tragekomfort des Vorgängers konnte Shokz noch einmal verbessern. Einerseits wurden die Vibrationen durch Bässe weiter reduziert, andererseits konnte der Druck des Bügels und der Knochenschallkopfhörer auf Ohren und Wangenknochen im direkten Vergleich um 16 Prozent reduziert werden.
Das Ergebnis ist ein wirklich überzeugender Tragekomfort und das auch über mehrere Stunden hinweg. Selbst schnelle Bewegungen meisten die Kopfhörer zudem ohne dabei zu verrutschen. Hervorragend.
Ausstattung, Bedienung und Akkulaufzeit
- Bluetooth 5.3 samt Multipoint
- DirectPitch verhindert Sound-Leaks
- 12 Stunden Akkulaufzeit; präzise Bedienung
Natürlich hat sich bei den Shokz OpenRun Pro 2 auch hinsichtlich der Ausstattung einiges getan. Den zusätzlichen Treiber haben wir bereits angesprochen. Zudem funken die Kopfhörer nun im Bluetooth 5.3-Standard, was nicht nur die Effizienz, sondern auch die Reichweite und Verbindungsqualität verbessert.
Die Kopfhörer verfügen zudem über Bluetooth Multipoint und lassen sich entsprechend mit zwei Audioquellen gleichzeitig koppeln. Im Inneren des Gehäuses arbeitet zudem ein spezieller Algorithmus, der jedes Klangelement dem passenden Treiber zuordnen und somit den Klang verbessern soll. Eine Trageerkennung gibt es aber leider noch immer nicht.
Mit von der Partie ist darüber hinaus die DirectPitch-Technologie, dank der Audioinhalte nicht nach außen dringen sollen. Das klappt in der Praxis selbst bei maximaler Lautstärke sogar recht gut. In leisen Umgebungen sind nur Nuancen der wiedergegebenen Musik zu hören.
Bei der Akkulaufzeit legen die OpenRun Pro 2 entsprechend ebenfalls zu. Bis zu 12 Stunden Nutzung sind jetzt möglich, immerhin zwei stunden mehr als beim Vorgänger. Ein hervorragender Wert, dank dem sich die Kopfhörer auch für längere Aktivitäten eignen. Quick Charge versorgt die Kopfhörer zudem in 5 Minuten für 2,5 Stunden Musikwiedergabe.
Das Bedienkonzept gleicht dem des Erstlings. An der linken Seite findet ihr – gut erreichbar – eine Taste, mit der ihr unter anderem die Musikwiedergabe steuern oder zum nächsten beziehungsweise vorherigen Song springen könnt.
Mithilfe der Tasten lässt sich zudem die Anrufsteuerung nutzen, sowie durch Gedrückthalten der jeweilige Sprachassistent aufrufen. Die Regulierung der Lautstärke findet hingegen am rechten Ohrhörer statt und funktioniert ebenfalls tadellos.
Wozu wir leider nichts sagen können, ist zur App-Anbindung über die Shokz-App. Bei unserem Test vor der Veröffentlichung konnte der neue Shokz OpenRun Pro 2 noch nicht erkannt werden. Laut Hersteller soll es hier aber, neben der Multipoint-Steuerung, möglich sein, mithilfe von vier Equalizer-Presets Einfluss auf den Klang zu nehmen. Zudem sollen hier zwei benutzerdefinierte Modi zur Wahl stehen.
Shokz OpenRun Pro 2 Test: Audioqualität und Mikrofon
- guter, detailreicher Klang… aber kaum Bass
- eher niedrige Lautstärke
- (gute) Open-Ear-Kopfhörer klingen voller und besser
Die Kombination aus neuem Knochenschall-Treiber aus Metall und zusätzlichem 18 mm x 11 mm großem Niederfrequenz-Luftleitungstreiber hebt die Audioqualität des Shokz OpenRun Pro 2 tatsächlich auch ein ganz neues Level.
In den Promo-Materialien spricht der Hersteller von einem „konzertähnlichen Klang“. So weit würde ich beileibe nicht gehen, aber die Pro 2 klingen noch einmal deutlich besser als ihr direkter Vorgänger und punkten vor allem im Bereich der Mitten und Höhen mit vielen, akkuraten Details.
Die Bassdarstellung ist natürlich bauartbedingt eher schwach, präsentiert sich im Vergleich zum Vorgänger aber ebenfalls merklich verbessert. In meinen Augen hat der Kopfhörer aber zwei große Probleme.
Erstens: Die Maximallautstärke. Mir ist schon klar, dass Knochenschallkopfhörer die Ohren frei halten und somit für zusätzliche Sicherheit beim Joggen oder anderen sportlichen Aktivitäten sorgen sollen. Und dass da eigentlich ordentlich Power vorhanden ist merkt man schnell, wenn man die Treiber direkt vor das Ohr hält – aber durch die Übertragung über die Wangenknochen kommt halt nicht viel davon an. Selbst bei mittelmäßig lauten Umgebungsgeräuschen kommt gerade bei leiseren Songs nicht mehr die vollständige Klangbühne an oder wird von den Geräuschen überragt.
Das zweite Problem sind die erstarkten Open-Ear-Kopfhörer, die mitunter einen merklich besseren und vor allem auch lauteren Klang realisieren (können). Zum Release der OpenFit Pro (1) war dieses Segment bei Weitem noch nicht so stark aufgestellt wie heute. Aber Modelle wie beyerdynamic Verio 200 (unser Test) oder auch die Shokz OpenFit Air (unser Test) aus eigenem Haus liefern einen merklich lebendigeren und satteren (sowie lauteren) Klang.
Mikrofonqualität
Verbessert zeigt sich zudem die Mikrofonqualität der OpenRun Pro 2. Der Hersteller verbaut insgesamt zwei Mikrofone, die zudem mit einer KI-gestützten Umgebungsgeräuschunterdrückung aufwarten. Diese soll 96,5 Prozent der unerwünschten Geräusche aus der Umgebung herausfiltern können, was ich in meinem Mikrofontest an einer stark befahrenen Straße auch durchaus bestätigen kann.
Shokz OpenRun Pro 2 Mikrofon-Testaufnahme:
Shokz OpenRun Pro Mikrofon-Testaufnahme:
Shokz OpenFit Air Mikrofon-Testaufnahme:
beyerdynamic Verio 200 Mikrofon-Testaufnahme:
Außerdem sollen die Mikrofone auf bei Geschwindigkeiten von 25 km/h eine klare Sprachverständlichkeit realisieren können. Auch hier wurde die Leistung im Vergleich zum Erstling etwas verbessert, gerade was die Geräuschunterdrückung angeht.
Die Mikrofonqualität passt und ist für Telefonate absolut ausreichend. Doch auch hier bieten einige Konkurrenten mehr.
Shokz OpenRun Pro 2 Test: Fazit
Die neuen Shokz OpenRun Pro 2 stellen in nahezu allen Bereichen ein merkliches Upgrade gegenüber dem mittlerweile zwei Jahre alten Vorgänger dar. Beim Tragen liefern die Kopfhörer einen noch höheren Komfort und das obwohl das Gewicht minimal gestiegen ist.
Sehr praktisch ist der neue USB-C-Anschluss, der ein Laden mit sämtlichen passenden Kabeln ermöglicht. Auch die Akkulaufzeit konnte einmal mehr gesteigert werden. 12 Stunden sind schon ein wirklich überzeugender Wert, der selbst für Marathon-Sessions und mehr ausreicht.
Besonders klanglich legen die OpenRun 2 Pro aber merklich zu, was vor allem auf den zweiten Treiber zurückzuführen ist, der den Tieftonbereich direkt vor dem Ohr in selbiges überträgt, während Höhen und Mitten per Knochenschall über die Wangenknochen übertragen werden.
Aber der Kopfhörer hat ein großes Problem, denn moderne Open-Ear-Kopfhörer – die vor zwei Jahren quasi noch gar keine Rolle spielten – liefern einen deutlich lauteren und stimmigeren Klang.
Das macht die Kaufentscheidung nicht unbedingt einfacher. Willst du, dass deine Ohren vollständig frei bleiben? Dann sind die Shokz OpenRun Pro 2 die beste Wahl. Ist es aber auch in Ordnung, wenn die Kopfhörer vor den Ohren sitzen? Und du dafür eine wesentlich bessere Soundqualität bekommst? Dann sollten es eher Open-Ear-Kopfhörer wie die OpenFit (Air) sein. Damit ist es schwer, den Shokz OpenRun Pro 2 eine klare Kaufempfehlung auszusprechen.
Shokz OpenRun Pro 2
Verarbeitung
Tragekomfort
Soundqualität
Aufnahmequalität
Ausstattung
Preis-Leistungs-Verhältnis
86/100
Rundum verbesserter Knochenschallkopfhörer mit starker Akkulaufzeit, hohem Tragekomfort und verbessertem Klang der es aber schwer hat, sich gegen die aktuelle Open-Ear-Konkurrenz zu behaupten.