Moinsen!
Ich habe den Zeitraum für den Test zugegebenermaßen weit ausgeschöpft, aber ich war durch einen größeren Feuerwehreinsatz unplanmäßig lange Zeit nicht zu Hause, sodass ich den be Quiet! Silent Loop 2 280mm erst rund drei Wochen nach der Lieferung auspacken konnte.
Be Quiet! ist eine bekannte Marke auf dem Computermarkt. Bekannt für leise Lüfter, flexible Computergehäuse, CPU-Luftkühler sämtlicher Bauformen und zumindest in unseren Regionen für sehr solide Netzteile. Und alles in edlem Schwarz. Wofür be Quiet! bisher nicht wirklich bekannt ist, sind CPU-AIO-Wasserkühlungen. Einen ersten Anlauf haben sie vor einiger Zeit gestartet mit eher mäßigem Erfolg, doch mit den neuen Modellen der Pure-Loop-Reihe und jetzt der SilentLoop-2-Serie wird ein weiterer Anlauf gestartet mit einem verbesserten Pumpen-Konzept und somit hoffentlich eher der Qualität, die man von be Quiet! kennt. Zur Einschätzung meines Tests: Ich bin schon ein Fan von be Quiet!, nutze in aktuell drei Rechnern Netzteile der Marke, habe auch deren Luftkühler eingesetzt und bei Bekannten auch schon Gehäuse von be Quiet! in Betrieb genommen.
In jedem meiner selbst zusammengestellten Rechner steckt ein Netzteil von be Quiet! - in diesem Fall ein Straight Power 11 Gold 550W.
AIOs habe ich hier unterschiedliche im Einsatz: Der große Konkurrent ist der Aorus Liquid Cooler 360, der in meinem Hauptrechner im Einsatz ist, aber auch eine kleinere von Xilence, welche zum selben Konzern wie be Quiet! gehören, habe ich eine Wasserkühlung im Einsatz. Nun habe ich die Möglichkeit, den neuen Silent Loop 2 280mm zu testen!
Der Silent Wings 3 140mm ist bei der 280mm-Version der AIO doppelt im Lieferumfang als Radiator-Lüfter.
Zu be Quiet!
Mein Eindruck bisher war, dass die Artikel dieser Marke eine recht hohe Verarbeitungsqualität haben – und das bereits in der niedrigeren Preisklasse, nicht nur die Top-Modelle. Die Produkte sind in unterschiedliche Preis- und somit Qualitätsklassen eingeteilt: Die Basis ist quasi immer die PureReihe. Pure Wings bei den Lüftern, Pure Rock bei den Luftkühlern, Pure Base bei den Gehäusen etc.. Darüber wird es etwas unübersichtlicher; die Mittelklasse teilen sich Bezeichnungen wie Straight und Shadow und die Oberklasse landet bei Silent und Dark. Damit peilt der Silent Loop 2 280 entsprechend auch die obere Klasse an und kommt dafür für einen mehr als nur konkurrenzfähigen Preis, verzichtet aber auch auf komplexe Beleuchtung.
Die Verpackung des Silent Loop 2 280mm - bei mir war eine kleine Macke im Deckel, aber der Inhalt war gut geschützt gepolstert.
Verpackung und Lieferumfang
Hui – das ist schon eine ordentliche Box! Ich habe schon kleinere ITX-Computergehäuse gesehen. Die Verpackung hat ein gewohntes Design von be Quiet! - und die Qualitätsklasse wird durch einen mit „premium“ beschrifteten Streifen noch einmal unterstrichen. Beim Öffnen wird man begrüßt von den üblichen versicherungstechnisch relevanten Warnhinweisen (Zitat: „Die mitgelieferte Wärmeleitpaste ist nicht zum Verzehr geeignet.“) und der Bedienungsanleitung mit einer gut bebilderten und beschrifteten Einbauanleitung in Deutsch und Englisch.
Der Blick in die geöffnete Box mit allen Inhalten.
Weiterhin befinden sich bei mir in der Box natürlich der Radiator, der durch zwei Schläuche mit der Pumpeneinheit verbunden ist, zwei Silent Wings 3 140mm PWM in der High-Speed-Ausführung, Befestigungsmaterial für Intel, Befestigungsmaterial für AMD, eine sehr kleine Menge nicht näher bezeichneter Wärmeleitpaste, eine sehr großzügig bemessene Menge an Kühlerflüssigkeit zum Nachfüllen in einer Flasche, lange Schrauben zur Befestigung der Lüfter am Radiator, kurze Schrauben zur Befestigung des Radiators am Gehäuse, ein RGB-Controller zur Steuerung der Designelemente an der Pumpeneinheit, ein Splitter, um beide Lüfter an einem Header zu betreiben und ein paar Kabelbinder. Ein rundes Paket.
Die Pumpeneinheit mit den Anschlusskabeln für die 5V-ARGB-Steuerung und die Ansteuerung der Pumpe. Als AIO direkt mit dem Radiator verbunden.
Verarbeitung
Mein Eindruck von bisher genutzten be-Quiet!-Artikeln bestätigt sich: Die Verarbeitungsqualität wirkt sehr gut. Bei keinem bisherigen Radiator, den ich im Einsatz hatte, waren die Lamellen so sauber gerade.
Die Lamellen des Radiators.
Die Lüfter sind sowieso über alle Zweifel erhaben und auch die gebürstete Aluminiumfront der Pumpeneinheit sieht sehr gut aus. Das sonstige Gehäuse der Pumpeneinheit ist zwar aus Kunststoff, wirkt jedoch auch ganz solide. Die Kontaktfläche zum Prozessor ist sehr glatt und zeigt keine merklichen Werkzeugspuren.
Die sauber verarbeitete Kontaktfläche der Pumpeneinheit mit den zwei Schrauben zur einfachen Montage auf den Brackets.
Einbau und Inbetriebnahme
Von be Quiet! kennt man ja eher etwas komplexere Montage-Mechanismen, aber bei dieser AIO muss ich sagen, dass die Befestigung auf AM4 extrem einfach war. Man steckt die AMD-Backplate durch das Mainboard, die Abstandshalter drauf, die Brackets aufgesetzt und mit den Schrauben festgeschraubt. Dann kommt die Wärmeleitpaste auf den Prozessor: In der Mini-Tube ist genug da für eine einfache Montage auf einem Ryzen-Prozessor. Man kann es also nicht übertreiben, was eigentlich ganz gut ist, aber für weitere Montagen muss man sich noch eine Tube Wärmeleitpaste besorgen. Bisher ist alles noch der Standard, den man bei den meisten Prozessorkühlern in dieser Art findet. Doch dann hat man an der Pumpeneinheit zwei vormontierte Schrauben, die auf die Brackets aufgesetzt und angezogen werden: fertig. Das geht dann extrem schnell und einfach. Ich habe sie klassischerweise mal wieder etwas zu fest angezogen und meine Boot-Leuchte hat rot geleuchtet, aber nachdem ich die Schrauben jeweils wieder um eine Runde entspannt habe, hat der Rechner problemlos gestartet. Das Problem liegt aber eher an meinem Mainboard (MSI MPG X570 Gaming Plus), denn das Problem hatte ich bereits mit meinem ehemaligen Aorus Liquid Cooler und einem Luftkühler von Enermax. Was ich gut finde, ist, dass man für den Silent Loop 2 keine spezielle Ansteuerung braucht. Man schließt also alles an entsprechende Anschlüsse auf dem Mainboard an und kann komplett auf proprietäre Software und USB-Ansteuerung verzichten. Die Lüfter kommen an die Lüfter-Header, die Pumpe an den Pumpen-Header, der auf den meisten modernen Mainboards vorhanden ist (ansonsten auch an einen Lüfter-Header, der eben auf mindestens 9V laufen sollte) und der ARGB-Anschluss an einen entsprechenden Header oder den mitgelieferten Controller an SATA. Ergo: Einfache Montage und einfache Ansteuerung. Wenn es einen Nachteil zu nennen gibt, dann dass die Pumpeneinheit nur in einer Richtung sinnvoll montiert werden kann. Bzw. zwei Richtungen, doch in der zweiten steht der Schriftzug auf dem Kopf, wenn man kein invertiertes Case verwendet. Die Schläuche gehen also quasi generell in Richtung der RAM-Riegel aus der Pumpeneinheit.
Das Montagematerial: Die Abstandshalter werden auf die Enden der Backplate gesetzt, darauf kommen die Brackets und werden mit den Schrauben festgesdreht.
Optik
Gut und dunkel. Der Radiator und die Lüfter sind schwarz und edel; die Schläuche sind ebenfalls schwarz und wirken hochwertig. Die Front der Pumpeneinheit ist aus sehr schönem gebürsteten Aluminium mit einem beleuchteten be-Quiet!-Logo und einem beleuchteten Rand. Das sind auch die einzigen RGB-Elemente am gesamten Kühler. Ein Fest der Farben ist hier also nicht zu erwarten, sondern eher zurückhaltende Eleganz mit dezent beleuchteten Details. RGB-Enthusiasten sind daher nicht die primär angesprochene Zielgruppe – eher die Blackout-Fraktion. Das be-Quiet!-Logo ist weiß beleuchtet und der RGB-Rahmen um die Front der Pumpeneinheit wird über ARGB gesteuert – entweder vom Mainboard oder vom mitgelieferten Controller. Den Rahmen kann man entsprechend mit der Software bei Bedarf ausschalten und wenn man das beleuchtete Logo deaktivieren will, findet hierfür in der Bedienungsanleitung eine Nadel, mit welcher man an der Pumpeneinheit einen versenkten Schalter drücken kann.
Die Pumpeneinheit mit leuchtendem Logo und RGB-Streifen im laufenden Betrieb
Leistung und Lautstärke:
Der Part, um den es eigentlich geht. Die Leistung ist das, was man von einer Wasserkühlung wirklich will – insbesondere, wenn „premium“ auf der Verpackung steht. Eine geringe Lautstärke ist dabei sehr schön und wenn man diese von jemandem erwartet, dann von einer Marke mit dem Namen be Quiet!.
Anmerkung: Klar, es gibt unterschiedliche Wege, einen Kühler zu testen. Ich hätte beide Tests auch mit einer Lüftergeschwindigkeit von 100% testen können und den Prozessor mit Prime95 statt eines Rendervorgangs, aber das wäre für mich kein praxisorientierter Test, der die Alltagstauglichkeit testet, sondern unrealistische, synthetische Grenzsituationen. Andere Personen werden mit derselben Prozessor-Kühler-Kombination auch andere Ergebnisse erreichen, denn es kommt auch darauf an, ob und wie sehr der Prozessor übertaktet ist und welches Case mit welchen Gehäuselüftern genutzt wird.
Mein zu kühlender Prozessor ist der AMD Ryzen 9 5950X.
Bisher habe ich einen Aorus Liquid Cooler 360 mit drei Noctua NF-A12x25 (die originalen Lüfter waren mit rund 54dB beim Rendern leider viel zu laut) im Einsatz gehabt. Das Ganze steckt in einem Fractal Design Arc XL - ein inzwischen nicht mehr erhältliches Case mit einem recht guten Airflow, zwei 140mm-Intake-Lüftern an der Front, einem 120mm-Intake-Lüfter unten und einem 120mm-Exhaust-Lüfter hinten. Leistungsmäßig ist das eine harte Nuss, die es zu knacken gilt. Technisch ein Asetek-System; die Lüfter sind nachträglich gewechselt und, wie die Silent Wings 3 von be Quiet!, auf Oberklasse-Niveau. Anschaffungspreis der AIO mit den zusätzlichen Lüftern: rund 300€. Hier habe ich einen Referenzlauf gestartet: Ein für mich typischer Workload ist das Videorendern, daher betreibe ich auch einen so leistungsstarken Prozessor wie den Ryzen 9 5950X auf 4,375 Ghz All-Core-Leistung mit SMT. Hier habe ich nun zu Handbrake gegriffen und ein längeres Video auf die höchste Render-Qualität (Placebo) gestellt und laufen lassen, bis sich die Temperatur eingependelt hatte und dann ein paar Minuten die Durchschnittstemperatur gemessen. Bei einer Raumtemperatur von 23,8°C ist die durchschnittliche Dauertemperatur bei 67,9°C (Delta: 44,1°C) herausgekommen bei einer Lautstärke von 45dB des Gesamtsystems (inklusive Gehäuselüfter, Festplatten etc. bei einer Grundlautstärke von 33dB im Raum).
Meine ehrliche Erwartung: Das Ergebnis wird kaum zu knacken sein mit einer 280mm-AIO. Die Radiatorfläche ist zwar nicht so viel kleiner, wie es klingt (360mm x 120mm = 43.200mm² vs. 280mm x 140mm = 39.200mm²), also nur rund 10% Unterschied, aber für zwei Lüfter mit bis zu 1600RPM wird es – selbst, wenn sie größer sind – schwer, an die Leistung von drei Lüftern mit bis zu 2000 RPM heranzukommen.
Und dann kam be Quiet! und bewies das Gegenteil.
Ich habe denselben Test durchgeführt und die Lüfter über denselben Header mit derselben Lüfterkurve angesteuert. Das Endergebnis: Bei einer Raumtemperatur von 23,9°C lag die durchschnittliche Dauertemperatur bei 65,7°C (Delta: 41,8°C) und das bei einer gemessenen Lautstärke von 46dB. Ergo knapp zwei Grad kühler bei einer ähnlichen Lautstärke – und dabei kostet diese AIO nicht einmal die Hälfte von dem, was das vorige Kühlsystem gekostet hat. Respekt!
Einen Standalone-Leistungstest habe ich dennoch durchgeführt: Lüfter auf 100% und losrendern: Die Lüfter drehen sich mit rund 1530 RPM – für 140mm-Lüfter ist das schon eine Menge – und werden damit deutlich hörbarer. Die Schallmessung des Gesamtsystems im Raum lag bei 49dB. Die durchschnittliche CPU-Temperatur erreichte 60,6°C bei einer Außentemperatur von 22,5°C (Delta: 38,1°C). Ein massiver Headroom bis zum Throttlen auch für höhere Raumtemperaturen und weitere Übertaktung.
Während ich den Test hier verfasse, läuft der Prozessor im Idle auf durchschnittlich knapp unter 37°C bei einer Raumtemperatur von 22,7°C. Das Gesamtsystem erreicht noch eine Lautstärke von 40dB, wobei die Lüfter bei wirklich unhörbaren 700 RPM laufen.
Vor meiner Durchschnittstemperaturmessung habe ich gewartet, bis sich die Temperatur sauber eingependelt hat. Ausgelesen mit HWinfo64.
Was ich nicht testen konnte
Insbesondere zwei Punkte konnte ich nicht testen:
1. Aktuell muss das AIO-System noch nicht nachgefüllt werden und nur um das Befüllen zu testen, will ich von der vorhandenen Kühlflüssigkeit keine weg kippen. Von der Beschreibung her wirkt das allerdings recht simpel. Falls das irgendwann ansteht, werde ich den Vorgang dokumentieren und hier berichten, wobei das laut be Quiet! erst nach rund zwei Jahren nötig sein sollte.
2. Die Langlebigkeit konnte ich noch nicht testen. Hier gilt ebenfalls: Sollte es irgendwann ein Problem geben, werde ich mich melden. Generell gehe ich allerdings davon aus, dass die Pumpe in dieser Generation kaum ein Problem sein wird.
Der verbaute Radiator mit den Silent Wings 3
Fazit
Ich bin beeindruckt. Der Aorus Liquid Cooler 360 war deutlich teurer, aber bei ähnlicher Leistung weitaus lauter und um ihn erträglich zu bekommen, war eine zusätzliche Investition in ordentliche Lüfter nötig. Es ist daher schon viel wert, direkt beim Kauf diese „premium“ Lüfter dabei zu haben. Und hey: Viel mehr als der 5950X geht heutzutage kaum. Und dieser wird mit dem Silent Loop 2 280mm echt locker im Zaum gehalten. Ich bin sehr froh über diese AIO-Wasserkühlung von be Quiet! - diese passt einfach besser in mein System als meine ehemalige AIO.
Würde ich diesen CPU-Kühler empfehlen?
Aktuell ja, definitiv. Für Leute, die kein intensiv RGB-beleuchtetes System betreiben, halte ich den Silent Loop 2 mit der wirklich starken Leistung durch die beiden Oberklasse-Lüfter mit geringer Lautstärke für günstig und auch die Wartungsöffnung mit der zusätzlichen Kühlflüssigkeit gibt ein gutes Gefühl für die Zukunft.
Gibt's noch Fragen?