Amazons hauseigener Lieferservice namens „Flex“ wurde eingestellt. Dies gab der Onlineversandriese am Dienstag, den 07.06.22 bekannt.
Ein eindeutiger Fehlversuch
Mit „Flex“ wollte sich der US-Amerikanische Tech-Konzern unabhängig von anderen Versandunternehmen wie DHL, DPD oder Hermes machen. Versendet wurden dabei die Produkte, die Amazon nicht über Drittunternehmen, sondern aus eigenen Lagern verkaufte. Fahrer für „Flex“ zu finden, dürfte dem Onlineversandriesen nicht schwer gefallen sein. So warb man insbesondere mit einem Stundenlohn von 25 Euro um neue Fahrer. Das sind Verdienste, mit denen andere Lieferdienste nicht winken können. Doch das Ganze hatte auch seine Schattenseite. Schließlich setzte Amazon „Flex“ nicht auf Festanstellungen. Stattdessen arbeiteten die Mitarbeiter als Soloselbstständige für das Versandunternehmen. Da war es nur eine Frage der Zeit, bis die Kritik insbesondere seitens der Gewerkschaften lauter wird.
Vorwurf der Scheinselbstständigkeit
Insbesondere Verdi warf dem Konzept von Amazon „Flex“ stets eine Form der Scheinselbstständigkeit vor. Forderungen nach Festanstellungen der Fahrer wurden lauter. Doch Amazon wollte davon offenbar nichts wissen. Statt seine Fahrer in sozialversicherungspflichtige Tätigkeiten aufzunehmen, erklärte man das Projekt nun kurzerhand als gescheitert. Im Rahmen einer öffentlichen Mitteilung war zu lesen, dass es zwar eine schwierige, aber richtige Entscheidung sei, Amazon „Flex“ einzustellen. Kunden müssten derweil keine Befürchtungen um anstehende Lieferungen haben. Da der spezielle Lieferservice ohnehin seltener Natur war, sollen die Amazon-Kunden den Wegfall nicht zu spüren bekommen.
Eine zu geringe Nachfrage
Experten sind sich ziemlich sicher, dass es nicht die Kritiker aus den Reihen der Gewerkschaften waren, die Amazon „Flex“ zum Verhängnis wurden. Stattdessen wurde der Service einfach zu wenig genutzt. Da war es offenbar für Amazon die einzig sinnvolle Reaktion. Anders sieht es offenbar in den USA aus. Zumindest soll „Flex“ dort auch weiterhin angeboten werden. Für die Fahrer dürfte der gestrige Tag alles andere als erfreulich gewesen sein. Angesichts spürbarer Rückgänge bei den Aufträgen rechneten aber wohl viele bereits damit, dass „Flex“ bald aus dem deutschen Amazon-Angebot verschwinden würde. Der Onlineversandriese möchte den Fahrern des Dienstes noch eine Unterstützungszahlung leisten. Da deren Höhe wohl auf dem Durchschnittsverdienst des letzten Monats basiert, dürfte sie wohl alles andere als hoch ausfallen.