
Debian 9 „Stretch“ wird heute nach mehr als 2 Jahren Debian 8 „Jessie“ ablösen.
Was ist neu im neuen Debian 9?
Die neue Version kommt mit einer riesigen Softwaresammlung, welche mehr als 3-Mal so groß ist wie die des Vorgängers und mehr als 50.000 Pakete beinhaltet.
Es wurden über 50 Prozent der auch bereits in Jessie enthaltenen Pakete aktualisiert und stehen mit neuen Versionen zur Verfügung. Leider wurden auch über 10% der Pakete, die in Jessie vorhanden waren, aus verschiedenen Gründen entfernt. Diese Pakete werden in der Paketverwaltung als „veraltet“ markiert sein.
In folgender Tabelle befindet sich eine kleine Anzahl der aktualisierten Software im Vergleich:
Paket | Version in Debian 8 | Version in Debian 9 |
---|---|---|
BIND DNS-Server | 9.9 | 9.10 |
Emacs | 24.4 | 24.5 und 25.1 |
Exim | 4.84 | 4.88 |
GNU Compiler | 4.9 | 6.3 |
GnuPG | 1.4 | 2.1 |
Inkscape | 0.48 | 0.91 |
GNU-C Blibliothek | 2.19 | 2.24 |
Linux-Kernel-Image | 3.16-Serie | 4.9-Serie |
MariaDB | 10.0 | 10.1 |
Nginx | 1.6 | 1.10 |
OpenJDK | 7 | 8 |
OpenSSH | 6.7p1 | 7.4p1 |
Perl | 5.20 | 5.24 |
PHP | 5.6 | 7.0 |
Postfix – MTA | 2.11 | 3.1 |
PostgreSQL | 9.4 | 9.6 |
Python 3 | 3.4 | 3.5 |
Samba | 4.1 | 4.5 |
Vim | 7 | 8 |
MariaDB ersetzt MySQL
Mit dem Release von Debian 9 wird MariaDB mit der Version 10.1 nun zur Standard-MySQL-Variante. Deshalb ist es wichtig alle Datenbanken mittels mysqldump vor dem Upgrade zu sichern!
Bei installiertem mysql-server-5.5 oder mysql-server-5.6 Paket wird dieses entfernt und durch das entsprechende MariaDB Paket ersetzt.
Die Pakete virtual-mysql-* und default-mysql-* werden weiterhin bestehen bleiben, jedoch sind diese dann nur über eine „unstable“ Repo installierbar.
Neuer deb.debian.org-Spiegel
Ab jetzt erhält Debian einen neuen Netzwerkspiegel mit dem Namen deb.debian.org, welcher die Inhalte des Main-, Security-, Ports- und des Debug-Archivs anbietet.
Neue Benennung der Netzwerkschnittstellen
Der Installer und das neu installierte System nutzen eine neue Methode der Benennung von Netzwerkschnittstellen. Die bekannten Namen, wie eth0 oder eth1, werden nicht mehr verwendet, denn diese alte Methode hatte Probleme mit Zugriffen bei der Namensvergabe, was im schlimmsten Fall dazu führen konnte, dass sich der Name einer Schnittstelle ändert.
Die neue Namensvergabe verwendet die von der Firmware bzw. BIOS bereitgestellten Index-Nummern sowie die Nummer des PCI-Steckplatzes, um Namen wie ens0 oder enp1s1 (Ethernet) oder wlp3s0 (WLAN) festzulegen.
Xorg-Server ohne root-Rechte
Ab „Stretch“ wird es möglich sein den Xorg-Server auch als regulärer Benutzer zu starten. Dadurch wird das Risiko reduziert, dass durch Fehler in der Software ein unprivilegierter Nutzer root-Rechte erlangt.
Unterstützte Architekturen
Mit Debian 9 wird eine neue Architektur eingeführt: 64-Bit Little-Endian MIPS (mips64el). Die MIPS-Architektur wird hauptsächlich in Routern und eingebetteten System verwendet.
Des Weiteren wird die Architektur PowerPC (powerpc) entfernt.
Nachfolgend werden folgende Architekturen unterstützt:
- 32-Bit PC (i386) und 64-Bit PC (amd64)
- 64-Bit ARM (arm64)
- ARM EABI (armel)
- ARMv7 (EABI Hard-Float ABI, armhf)
- MIPS (mips (Big-Endian) und mipsel (Little-Endian))
- 64-Bit Little-Endian MIPS (mips64el)
- 64-Bit Little-Endian PowerPC (ppc64el)
- IMB System z (s390x)
Was ist neu im Installationssystem?
Ich habe mal einen kleinen Teil der Neuerungen hier aufgelistet.
Grafischer Installer
Dieser ist jetzt auf allen unterstützten Architekturen der Standard, wobei der Text-Installer weiterhin über das Menü ausgewählt werden kann.
Desktop-Auswahl
Während der Installation kann der zu verwendende Desktop ausgewählt werden. Mehrere Desktops gleichzeitig sind hier auch möglich.
Neue Sprachen
Hier haben sich die Übersetzer richtig ins Zeug gelegt und deshalb kommt der Installer mit 75 Sprachen inklusive der Englischen. Viele Sprachen sind im textbasierten und im grafischen Installer verfügbar. Es stehen lediglich folgende Sprachen nur in der grafischen Variante zur Verfügung: Amharisch, Bengalisch, Dzongkha, Gujarati, Hindi, Georgisch, Kannada, Khmer, Malayalam, Marathi, Nepalesisch, Pandschabisch, Tamilisch, Telugu, Tibetisch und Uigurisch.
Dies hat den Hintergrund, dass diese in einer nicht-grafischen Umgebung, aufgrund ihrer Zeichensätze, nicht dargestellt werden können.
UEFI-Boot
Hier kommt eine verbesserte Unterstützung für eine Reihe von UEFI-Firmware. Es wird auch eine Installation mit einem 64-Bit Kernel auf 32-Bit UEFI Firmware unterstützt.
HTTPS-Unterstützung
Dem Installer wurde eine HTTPS-Unterstützung beigefügt, damit auch Pakete von HTTPS-Spiegelservern heruntergeladen werden können.