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Russische Invasion: Jolla trennt sich vom Russland-Geschäft

Mittlerweile ist deutlich geworden, dass der Ukraine-Krieg nicht nur eine der schlimmsten humanitären Katastrophen der letzten Jahre darstellt. Auch wirtschaftlich bekommen wir den russischen Angriffskrieg immer deutlicher zu spüren. Neben steigenden Preisen für Rohstoffe und Nahrungsmittel, die insbesondere Otto-Normal-Verbraucher belasten, müssen auch Unternehmen umdenken. So auch Jolla. Der Software-Entwickler wurde bislang finanziell hauptsächlich von der russischen Rostelecom getragen. Nun muss sich das Unternehmen aus Finnland nach neuen Anteilseignern umsehen. Schließlich hat der Entwickler vom Sailfish OS das Geschäft in Russland gänzlich eingestellt.

Suche nach neuen Finanzspritzen

Bislang konnte beziehungsweise musste sich Jolla zum Großteil auf die finanzielle Unterstützung durch die Rostelecom verlassen. Der größte Anteilseigner fällt für das finnische Unternehmen nun jedoch weg wie es aussieht. Schließlich hat der Entwickler öffentlich erklärt, dass man sich nach Alternativen umsehen werde. Grund ist die Abnabelung von Russland, um seinerseits ein Zeichen gegen den Ukraine-Krieg zu setzen. Leicht wird das nicht werden, da man sich nun schnellstmöglich nach finanziellen Alternativen umsehen muss, um nicht in wirtschaftliche Schieflage zu geraten. Der Schritt war für Jolla allerdings unvermeidbar. Schließlich gehört die Rostelecom zu 45 Prozent dem russischen Staatsapparat. Glücklicherweise hatte sich das finnische Unternehmen beim damaligen Anteilskauf gegen einen Mehrheitsanteil der Rostelecom entschieden. Ansonsten könne man die Zusammenarbeit nun nicht so problemlos auflösen.

Längst überfälliger Schritt

Beim genaueren lesen der Erklärung seitens Jolla wird schnell klar, dass der Ukraine-Krieg offensichtlich nur der Tropfen ist, der für die Finnen das Fass zum überlaufen brachte. Schließlich wollte das Unternehmen seine zweifelhafte Beteiligungsstruktur ohnehin seit längerem anpassen und modernisieren. Im Fokus stand dabei vor allem, die Zusammenarbeit mit Russland deutlich einzudämmen. Aus der geplanten Reduktion ist nun angesichts des russischen Angriffskriegs nun aber eine komplette Aufkündigung der Beteiligung Russlands geworden.

Glücklicherweise hat Jolla bereits im Vorfeld Bemühungen getätigt, seine Arbeit in Russland einzudämmen. Entsprechende Umsätze werden vor Ort nach Angaben von Jolla ohnehin nicht mehr erwirtschaftet. Es spielt wohl auch die überaus aktive Community rund um Sailfish OS eine große Rolle bei dem nun getätigten Schritt von Jolla. Schließlich forderten im offiziellen Forum viele der Mitglieder, dass die Finnen Stellung zum Ukraine-Krieg und insbesondere zur Invasion Russland beziehen. Auch erste Stimmen über geforderte Sanktionen wurden laut. Nun hat das Unternehmen Konsequenzen gezogen.

Eine bewegte Unternehmens-Geschichte

Man könnte Jolla fast schon als einen echten Tausendsassa im Bereich der Elektronik-Hersteller bezeichnen. Dabei ist das 2011 gegründete Unternehmen gewissermaßen mit dem weltbekannten Handy-Hersteller Nokia verwandt. Schließlich taten sich vor nunmehr 11 Jahren einige Angestellte des ebenfalls aus Finnland stammenden Erfinders ikonischer Mobiltelefone zusammen, um Jolla zu gründen. Den Anfang machte das Unternehmen dann mit einem eigenen Smartphone. In diesem Bereich blühte den Finnen aber ein ähnliches Schicksal wie Nokia. So konnte man mit Jolla-Smartphone nicht auf dem Markt mithalten. Neben dem eigenen Smartphone ging aber auch das Sailfish OS an den Start. Auch damit feierte das Unternehmen erstmal nur mäßigen Erfolg. Da verwundert es auch kaum, dass Jolla im Jahr 2015 kurz vor dem Bankrott stand.

Sailfish OS gibt es mittlerweile in der vierten Version. (Bild: Jolla)

Einen Weg aus der Misere fanden die Finnen dann mit der Einführung ihrer Lizenz für Sailfish OS. Der Plan ging auf. Schließlich kauften einige Unternehmen das Betriebssystem. Auf der Käuferliste stand aber auch Russland. Das Nachbarland Finnlands wollte Sailfish OS kurzerhand im eigenen Land einsetzen. Mittlerweile hat Jolla sich aber auch ein weiteres Standbein aufbauen können. Mit seiner neuen Sparte im Bereich App-Support sorgt das Unternehmen beispielsweise dafür, dass man auch auf Linux-Systemen Android-Apps zum Laufen bringen kann. Hier profitieren die Finnen davon, dass selbiges bei Sailfish OS problemlos möglich ist. Nach Unternehmensangaben nimmt aber auch das Interesse von Autoherstellern stetig zu. Schließlich möchten diese Sailfish OS mitunter für ihre eigenen Infotainment-Systeme nutzen.

Jens Scharfenberg

Gaming und Technik waren stets meine Leidenschaft. Dies hat sich bis heute nicht geändert. Als passionierter "Konsolero" und kleiner "Technik-Geek" begleiten mich diese Themen tagtäglich.

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