Jahrelang galt der HEVC (H.265) als sehr beliebter Videocodec. Nun hat eine Expertengruppe, die teilweise aus Entwicklern des Fraunhofer Instituts in Deutschland besteht, einen Nachfolger auf den Markt gebracht. Ein entscheidender Vorteil des neuen Codecs soll eine um bis zu 50 Prozent geringere Bitrate sein.
Ein neuer Standard in der Videokodierung
Nun hat die IT-Expertengruppe den neuen Versatile Video Codec (VVC) erfolgreich als einen neuen Standard auf den Markt der Videocodecs gebracht. Diese wertvolle Information gab das Fraunhofer Institut selbst bekannt. Damit erblickt im Bereich der Videocodecs die mittlerweile fünfte offizielle Generation der Codecs das Licht der Welt. Der VVC ist damit der Nachfolger des HEVC (H.265), der die vierte Generation der Videocodecs aus der sogenannten MPEG-Forschungsgruppe darstellt.
Die Verbesserungen
Das Fraunhofer Institut bezeichnet den neuen Videocodec nicht ohne Grund als bislang größte Verbesserung im Bereich der Entwicklungen der MPEG-Forschungsgruppe. Lobenswert ist nicht nur die erstaunliche Reduktion der Bitrate um bis zu 50%. So ermöglicht der VVC beispielsweise einen 90 minütigen Film in UHD-Auflösung auf gerade einmal 5 GB Größe zu komprimieren. Der Vorgänger benötigte hierbei noch rund 10 GB Speicherplatz. Grund für den geringeren Speicherplatz ist die Anpassung an den 4K-Standard. Wer also vor allem Videos in dieser Auflösung produzieren möchte oder gar 8K-Auflösung ansteuert, wird mit dem neuen VVC seine Freude haben.
Drei Jahre Entwicklungszeit
Die Gruppe rund um das Fraunhofer Institut und der Moving Pictures Expert Group (MPEG) hat mit der Entwicklung des Videocodecs bereits im Jahr 2017 begonnen. Zusätzlich zu den beiden Technik-Experten waren auch das Joint Video Exploration Team (JVET) und die internationale Fernmeldeunion (ITU) an der Entwicklung beteiligt. Die reduzierte Bitrate stellte das große Entwicklerteam relativ schnell fest. Dies war Anreiz genug, den VVC so schnell wie möglich zum Stadium der Marktreife zu führen.
Alternativen und Patentstreitigkeiten
Nicht jeder setzt auf die Videocodecs der MPEG-Gruppe. So können Interessierte auch problemlos auf den Videocodec der Aomedia zurückgreifen. Ein entscheidender Vorteil des Anbieters ist eine freie Patentlizenz. Somit kann jeder auf den Videocodec zugreifen. Generell ist der Markt der Videocodecs von auffällig vielen Streitigkeiten geprägt. Diese drehen sich fast immer um Streits zwischen Patentkonsortien. So gibt es allein drei unterschiedliche Konsortien, die einen Anspruch auf den Videocodec HEVC erheben. Diesbezüglich ergibt sich ein weiterer Vorteil des neuen VVC. Schließlich ist rund um den neuen Codec auch ein gänzlich neues Konsortium entstanden. Somit dürfte sich die Streitigkeit rund um den HEVC etwas entschärfen.