Der US-Bundesstaat Wyoming erwägt, will ab 2035 den Verkauf von Elektroautos verbieten. Die Bestrebungen im am wenigsten besiedelten US-Staat stehen damit konträr zu denen im Rest der Welt. Als Grund für das Elektroautoverbot wird der Schutz der heimischen Öl- und Gasindustrie angeführt.
Elektroautoverbot in Wyoming: Gegen den Rest der Welt?
Die Berichterstattung über Wyomings Bestrebungen, nicht etwa den Verkauf von Autos mit Verbrennungsmotoren, sondern solcher mit Elektroantrieb zu verbieten, stößt auf Reaktionen, die zwischen Verwunderung und Spott schwanken. Der Bundesstaat mit nur rund 576.000 Einwohnenden erscheint mit seinem Vorhaben rückwärtsgewandt – vor allem vor dem Hintergrund progressiver Umweltgesetzgebung, wie sie etwa in Kalifornien stattfindet. Die Begründung für den Vorstoß fällt entsprechend aus: Es gelte, die Öl- und Gasförderung, die „seit Langem zu den stolzen und geschätzten Industriezweigen Wyomings gehört“, zu schützen. Die Fossilindustrie, der von unterschiedlichster Seite bestätigt wird, keine Zukunft zu haben, soll in Wyoming per Gesetz am Leben erhalten werden.
Ökonomisch erscheint das bei Betrachtung der Wirtschaftsleistung des Bundesstaats wenig verwunderlich. Der Bergbau, primär der Abbau Erdöl, Erdgas, Kohle, Salz, Uran-, Eisenerz, Trona und Methangas, ist der wichtigste Wirtschaftszweig Wyomings. Auf ihm fußt der Wohlstand der Einwohnenden. Mit einem realen BIP von 64.659 US-Dollar lag Wyoming im Jahr 2016 deutlich über dem US-Durchschnitt von 57.118 Dollar. Unter den 50 US-Staaten belegte Wyoming damit den neunten Platz.
Das Bestreben, diesen Wohlstandsgenerator zu schützen, erscheint daher zunächst naheliegend. Werden die durch die dadurch bedingte Klimawandelverstärkung entstehenden Kosten eingepreist, ist das Bild jedoch ein gänzlich anderes. Dass derartige Überlegungen im klar von der Republikanischen Partei beherrschten Wyoming keinen Platz haben, beweist Senator Brian Boner. Gegenüber der Zeitung Cowboy State Daily sprach er bezüglich des Vorhabens vom „sogenannten Klimawandel“.
Auch Senator Jim Anderson deutete in diese Richtung: „Diese Verordnung würde [in Richtung Kalifornien und New York] sagen: ‚Wenn ihr unsere Verbrennerautos nicht mögt, gut, wir mögen eure Elektroautos nicht“. Anderson, der den Vorschlag vorbrachte, versteht das Elektroautoverbot explizit als Gegenangriff gegen die genannten Staaten, die Autos mit Verbrennungsmotoren verbieten (wollen).
Kampf gegen unpraktische Elektroautos
Als Argumente gegen Elektroautos werden von der Republikanischen Partei in Wyoming ferner vorgebracht, dass sie unpraktisch seien und zu viele Herausforderungen mit sich brächten. So wurde etwa auf die fehlende Ladesäuleninfrastruktur in Wyoming verwiesen. Diese verhindere einen effektiven Einsatz von Elektrofahrzeugen. Fahrzeuge mit Verbrennungsmotoren seien daher etwa zum Warentransport nötig. Über den Ausbau der Infrastruktur wurde offenbar nicht nachgedacht. Die Republikanische Partei führt darüber hinaus den Verbrauch von seltenen Mineralen für den Bau der Akkus als Argument gegen sie an. Diese Minerale seien nur in begrenzter Menge verfügbar und könnten anderweitig sinnvoller eingesetzt werden. Außerdem, so hieß es aus Wyoming, müssten die Elektroautos schlussendlich aufwendig entsorgt werden. Dafür seien die Mülldeponien im Staat nicht ausgerüstet. All das mache die Elektromobilität unpraktisch und zu einer unausgereiften Alternative zu einer auf Verbrennungsmotoren basierenden.
Dass die Resolution die Verkehrswende hin zur Elektromobilität nicht wird aufhalten können, ist jedoch auch in Wyoming erkannt worden. Boner versteht sie daher primär als symbolischen Akt: „Man könnte sagen, dass es nicht wirklich ernst gemeint ist. Nichtsdestotrotz behandelt es offensichtlich ein ernstes Thema, das eine öffentliche Diskussion verdient“. Hinzuweisen ist in diesem Kontext auch, dass die Resolution keine bindende Gesetzeskraft hätte. Den Verkauf von Elektroautos könnte sie damit symbolisch, aber nicht faktisch verbieten. Insgesamt erscheint das Vorhaben in Wyoming damit als konservativer Backlash gegen eine ökologischer orientierte Verkehrspolitik. National wie international dürfte Wyoming mit einem Elektroautoverbot zunehmend isoliert dastehen. So einigten sich 2021 zahlreiche Staaten darauf, Autos mit Verbrennungsmotoren ab 2040 zu verbieten.
Update: Vorstoß gescheitert
Der Vorstoß, der erst kürzlich eingebracht wurde, ist gescheitert. Er wurde im zuständigen Komittee des Senats zwar diskutiert, konnte jedoch nicht genügend Anklang finden. Anderson ist dennoch zufrieden: Der Vorschlag der Resolution habe zu US-weiter Aufmerksamkeit geführt und die Probleme von Elektroautos in den Fokus der Öffentlichkeit gerückt.