Fractal Design wird vielen hier, vor allem als Hersteller für qualitativ hochwertige und gut durchdachte Gehäuse, bekannt sein. Neben der Modellpflege der Klassiker, wie z. B. dem Define, versuchen es die Schweden immer wieder mit neuen Designkonzepten, wie nun auch mit dem Torrent. Das Gehäuse fällt vor allem durch seine auffällige und stark luftdurchlässige Front auf. Die Lamellen erinnern ein wenig an den Kühlergrill eines Sportwagens, die zwei 180-mm-Lüfter, die direkt dahinter sitzen, sorgen für einen hohen Luftdurchsatz. Auch die drei schon werkseitig im Boden befestigten 140-mm-Lüfter machen klar, dass man hier vor allem Wert auf Airflow und niedrige Temperaturen legt.
Das Fractal Design Torrent ist in den Farben Torrent Black, Grey und White erhältlich. Potentielle Käufer haben die Wahl zwischen Seitenwänden aus Metall oder linksseitig einer leicht oder stark getönten Glasscheibe. Auch eine RGB-Version ist erhältlich. Diese basiert auf dem Torrent Black, setzt beidseitig auf verdunkelte Glasscheiben und kommt mit fünf ARGB-Lüftern. Diese Version steht auch uns für den folgenden Test zur Verfügung.
Spezifikationen
Mainboard-Kompatibilität | E-ATX / ATX / mATX / ITX / SSI-EEB / SSI-CEB | ||||||
Maße | 544 x 242 x 530 mm | ||||||
Gewicht |
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Lüfterpositionen |
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Radiator-Kompatibilität |
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Max. Länge GPU | 461 mm (423 mm mit Frontlüftern) | ||||||
Max. Länge PSU | 230 mm | ||||||
Max. Höhe CPU-Kühler | 188 mm | ||||||
Halterungen für Laufwerke |
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Frontanschlüsse | 1x USB 3.1 Gen 2 Typ-C, 2x USB 3.0, HD Audio, Power/Reset Buttons | ||||||
Besonderheiten | unterstützende GPU-Halterung, Fan Hub für bis zu 9 Lüfter, Netzteilabdeckung mit ARGB-Effekten, Staubfilter | ||||||
Preis |
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Lieferumfang
Das Gehäuse kommt im Fractal-typischen braunen Karton, mit großem „Torrent Computer case“-Schriftzug und Zeichnung auf der einen und einer Explosionszeichnung auf der anderen Seite. Das Gehäuse ist gut geschützt, alles ist fest an seinem Platz verstaut. Neben dem Gehäuse selbst befinden sich zwei Schienen, für die Montage von 140- oder 120-mm- anstatt der 180-mm-Lüfter in der Front, sowie die GPU-Halterung, Schrauben und eine Bedienungsanleitung im Lieferumfang.
Außeneindruck
Vor allem zwei Dinge fallen beim Betrachten sofort auf. Erstens, die neue sehr offene und luftdurchlässige Front, die mit ihren Lamellen einzigartig oder zumindest uns so von keinem anderen Gehäuse bekannt ist und zweitens das Fehlen der separaten Kammer für das Netzteil im Boden. Dieses ist im Torrent, wie es auch früher üblich war, wieder im Deckel untergebracht.
Die Front ist aus Kunststoff gefertigt und kann vollständig, mit wenigen Handgriffen und ohne Werkzeug, abgenommen werden. Hinter den Lamellen befindet sich ein Staubfilter, dahinter am Gehäuse die beiden riesigen Prisma AL-18 ARGB-Lüfter. Diese nutzen die komplette Breite der Kammer aus, können aber auch gegen kleinere Lüfter getauscht werden. Dazu sind zwei Adapter notwendig, die aber im Lieferumfang enthalten sind.
Die Oberseite ist im Gegensatz zu anderen Fractal-Gehäusen geschlossen. Einen offenen Deckel, wie er z. B. dem Define beiliegt, gibt es nicht. Der Deckel ist an den Seiten abgeschrägt und ebenfalls aus Kunststoff gefertigt. Dieser macht zwar einen guten Eindruck, ist aber eindeutig als Kunststoff erkennbar und für uns gegenüber dem Metall, welches wir beispielsweise vom Define 7 kennen, ein Rückschritt. Bei den Frontanschlüssen ist man gegenüber anderen Gehäusen sparsam, bietet mit 1x USB-C, 2x USB und HD Audio aber die wichtigsten und für die Masse der User wohl auch ausreichend viele Anschlüsse. Der Power-Button leuchtet im Betrieb, der Reset-Button liegt am Rand.
Die beiden Seitenteile sind fast vollständig aus Glas und stark getönt. Durch diese Tönung wirkt die RGB-Beleuchtung etwas dezenter und weniger auffällig. Sie werden mit Hilfe von Push-Pins befestigt und lassen sich so jederzeit schnell und einfach, ohne das Lösen von Schrauben, abnehmen. Das System ist bereits von anderen Fractal-Gehäusen bekannt und überzeugt im Test.
Nicht nur die Front, sondern auch die Unterseite des Gehäuses ist offen. Die Lüfter sind bereits enthalten und vormontiert, womit man im Gegensatz zu vielen anderen Gehäusen zeigt, dass sie aktiv ins Belüftungskonzept mit einbezogen werden soll. Wie auch an der Front ist hier ein Staubfilter installiert, dieser kann aber erst bei abgenommener Front entfernt und gereinigt werden. Zudem setzt man auf relativ hohe Standfüße, damit reichlich Luft angesaugt werden kann.
Insgesamt überzeugt uns das Äußere. Das Design wirkt erfrischend neu, das Konzept wirkt durchdacht und Fractal Design lässt kaum Wünsche offen. Die Verarbeitung ist wie gewohnt sehr gut, wir hätten uns in dieser Preisklasse aber mehr Metall und weniger Kunststoff gewünscht.
Inneneindruck
Das Torrent bietet im Innenraum ausreichend Platz, selbst für größere E-ATX-Mainboards. Fractal Design setzt auf ein für den Airflow optimales Layout, Platz für diesen störende Laufwerke findet man hier nicht vor.
Allgemein scheint Airflow das große Thema beim Torrent zu sein. In der Front sind bereits zwei Prisma AL-18 ARGB-Lüfter mit einem Durchmesser von 180 mm installiert, alternativ sind drei kleinere Lüfter mit einem Durchmesser von bis zu 140 mm möglich. Hierfür müssen die beiden Adapter-Bleche eingeschraubt werden. Im Boden sind zudem drei Prisma AL-14 ARGB-Lüfter montiert, auch hier passen alternativ zwei 180-mm-Lüfter hin. Ein weiterer Lüfter bis 140 mm kann im Heck montiert werden. Wir hätten uns gewünscht, dass dort ebenfalls schon ein Lüfter angebracht ist. Dieser vermeidet einerseits zu viel warme Luft für das Netzteil, welches sich im Deckel befindet, und damit Lärm, weiterhin wäre es dem Konzept gegenüber konsequent.
Wer nicht ausschließlich auf Luft setzt findet alternativ ausreichend Platz für Radiatoren vor. So können in der Front und im Boden Radiatoren bis 420 mm montiert werden, im Heck ist Platz für einen 140-mm-Radiator. In der Front können zudem Radiatoren mit einer Breite von bis zu 180 mm verbaut werden, die mögliche Länge reduziert sich dann allerdings auf 360 mm. Weiterhin muss beachtet werden, dass zwar zwei Positionen für 420-mm-Radiatoren existent sind, aber nur einer verbaut werden kann. Setzt ihr bereits auf einen 420-mm-Radiator in der Front nimmt euch dieser etwas Raum im Boden, so dass hier nur noch Platz für 360- oder 280-mm-Radiatoren verbleibt.
Rund um das Mainboard und um die Lüfter herum befinden sich Durchführungen für ein gutes Kabelmanagement. Diese sind zudem, in sichtbaren Bereichen, mit Gummi abgedeckt. Im Heck setzt man wie üblich auf sieben Slotbleche, für den vertikalen Einbau der Grafikkarte wird das Flex B-20 Riser Bracket benötigt, welches separat erhältlich ist. Wer seine Grafikkarte wie gewohnt verbaut findet zudem eine Halterung im Lieferumfang. Diese wird im vorderen Bereich des Gehäuses verschraubt. An der Halterung befindet sich ein Arm mit einem Gummi-Abstandshalter, welcher das Durchhängen schwerer Grafikkarten vermeidet. Die Idee ist simpel, aber gut, der Einbau ist unkompliziert und benötigt nur wenige Handgriffe. Da unsere Grafikkarte zu kurz ist, war eine Demonstration im Test leider nicht möglich.
Im Boden findet man ausnahmsweise keinen Platz für das Netzteil, auch hier setzt man auf Airflow. Die drei Lüfter sind bereits auf einem Blech montiert, das mit Hilfe von zwei Schrauben befestigt ist. Löst man diese kann das Blech samt Lüfter herausgezogen werden. Dies erleichtert die Montage deutlich, es ist somit nicht mehr nötig das Gehäuse auf die Seite zu legen, um die Lüfter zu wechseln. Möchte man hier ebenfalls 180-mm-Lüfter befestigen sollte man beachten, dass man einem ATX-Board sehr nah kommt und nur wenig Platz für die Verkabelung bleibt.
Wie bereits angesprochen befindet sich das Netzteil unter dem Deckel, die Schweden setzen hier auf eine kleine Kammer. Das Netzteil ist somit baulich getrennt, Platz für die Kabel ist ebenfalls vorhanden. Es saugt die Luft wie auch schon früher von unten, aus dem Inneren des Gehäuses, an. Die RGB-Version des Gehäuses besitzt zudem einen ARGB-Streifen an der Netzteilabdeckung.
Auf der rechten Seite des Gehäuses befinden sich die Plätze für Laufwerke. Unterhalb des Mainboard-Ausschnittes können zwei 3,5″-Laufwerke montiert werden, weiter vorne finden bis zu vier 2,5″-Laufwerke Platz. Zudem befindet sich unten der Nexus 9P Fan Hub. Hier kann man bis zu neun PWM-Lüfter anschließen, falls das Mainboard nicht ausrechend Fan-Header bietet oder man dort Kabel vermeiden will. Für ausreichend Energie sorgt ein SATA-Stromanschluss. Davon abgesehen findet man hier viele Klettverschlüsse und Befestigungsmöglichkeiten für ein gutes Kabelmanagement.
Einbau und Kühlleistung
Da wir eine AiO in der Front als CPU-Kühlung nutzen mussten wir aber vorab einige Änderungen vornehmen. Für eine optimale Kühlung demontierten wir die 180-mm-Lüfter und verbauten diese im Boden, in der Front befestigten wir nun den 280-mm-Radiator. Einen der Prisma AL-14 ARGB-Lüfter setzten wir zudem ins Heck, so dass unsere Kühlung nun aus einem 280-mm-Radiator samt zwei Lüftern in der Front, zwei 180 mm Prisma AL-18 ARGB im Boden und einem Prisma AL-14 ARGB im Heck besteht.
Der Einbau der Hardware gestaltete sich, Dank des durchdachten Innenraumes und ausreichend Platz, als sehr simpel und unkompliziert. Auch für die Verkabelung fanden wir ausreichend Platz und Befestigungsmöglichkeiten vor, müssen aber auch eingestehen, dass wir nur eine 2,5″ SSD verwenden. User, die viele Laufwerke nutzen, sehen dies wahrscheinlich anders, vor allem, wenn sie rechtsseitig ein Glasseitenteil haben und auch dort viel Wert auf das Kabelmanagement legen. Zudem sind durch die sechs (fünf vorinstallierte Lüfter + ARGB-Streifen an der Netzteilabdeckung) bzw. in unserem Fall sogar sieben ARGB-Komponenten viele zusätzliche Kabel vorhanden. Hier wäre neben dem Fan Hub auch ein ARGB Hub wünschenswert.
Unser Testsystem besteht aus folgenden Komponenten:
- ASUS ROG Strix B560-F Gaming WiFi Mainboard
- Intel Core i5-11400F Prozessor
- ASUS ROG Strix LC II 280 ARGB
- 32GB G.Skill RipJaws V 3200 RAM
- MSI Radeon RX 5500 XT Gaming X 8G Grafikkarte
- TeamGroup T-Force Cardea IOPS 1TB SSD
- Crucial P5 2TB SSD
- Samsung 860 QVO 1TB SSD
- Seasonic Focus GX-550 Netzteil
Als Vergleich dient uns das Fractal Design Define 7. In diesem setzten wir auf den offenen Deckel mit zwei 140-mm-Lüftern, einen 140-mm-Lüfter im Boden, einen im Heck und ebenfalls einen 280-mm-Radiator in der Front. In beiden Gehäusen liefen die Gehäuselüfter mit 50% der Drehzahl, die Lautstärke war auf einem sehr ähnlichen Niveau. In einem weiteren Test ließen wir die Gehäuselüfter des Torrent mit maximaler Drehzahl laufen.
Gehäuse | Einstellungen | Differenz CPU- zu Raumtemperatur | ||||||||||||
Fractal Design Define 7 |
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Fractal Design Torrent |
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Gegenüber unserem gut belüfteten Define 7 verbesserten sich die Temperaturen wie erwartet weiter. Mit Pumpe und Radiatorlüftern bei maximaler Drehzahl lag die Temperatur im Torrent 2°C darunter. Höhere Drehzahlen der Gehäuselüfter brachten hier nur noch wenig. Das interessanteste Ergebnis ist für uns aber die Temperatur mit runtergeregelter Pumpe und runtergeregelten Radiatorlüftern. Hier lagen die Temperaturen im Torrent 4°C unter denen des Define 7.
Auch die Grafikkarte profitiert deutlich, in unsere Fall lag die Differenz mit heruntergeregelten Lüftern bei 3°C, mit maximaler Drehzahl bei 5°C. Moderne Grafikkarten mit hohem Stromverbrauch und hoher Wärmeentwicklung können hier wohl noch deutlich stärker profitieren.
Ganz allgemein kann man sagen, dass das Torrent kein leises Gehäuse ist. Unter dem Airflow leidet die Lautstärke, egal wie weit man mit der Drehzahl nach unten geht, es bleibt immer etwas zumindest leise hörbar. Mit maximaler Drehzahl der Gehäuselüfter ist das Torrent extrem laut.
Fazit
Unser Urteil zum Fractal Design Torrent Black RGB ist, wenn auch ein wenig durchwachsen, positiv. Das Design ist erfrischend neu und sagt uns sehr zu. Das Konzept ist gut durchdacht, der Innenraum ebenfalls. Auch die Verarbeitung ist Fractal-typisch sehr gut, mehr Metall hätte dem Gehäuse aber gut gestanden. Zudem hätten uns weitere Features, wie ein ARGB-Hub, vor allem bei der RGB-Version, ein Lüfter im Heck oder auch mehr USB-Anschlüsse am Frontpanel gut gefallen.
Auf ganzer Linie überzeugen kann man dagegen bei der Kühlleistung. Das Gehäuse ist extrem luftig, die Temperaturen sind niedrig. Vor allem die Grafikkarte kann hier, je nach Modell, stark profitieren. Großer Nachteil des Konzepts ist die Lautstärke. Das Gehäuse ist geregelt und unter dem Tisch leise, unhörbar wird man es wohl aber nie bekommen.
Insgesamt ist das Torrent eher kein Allrounder, sondern vor allem ein gutes Airflow-Gehäuse, weist aber ein paar kleinere Schwächen auf. Zudem ist der Preis sehr hoch und gegenüber den letzten Fractal-Gehäusen noch einmal weiter gestiegen. Wir sind gespannt, ob Fractal Design in Zukunft mit einem möglichen Torrent 2 die Schwächen beseitigt und können die aktuelle Generationen vor allem denen empfehlen, die eine hohe Kühlleistung wünschen und kein Silent-Gehäuse benötigen.
Fractal arbeitet gemeinsam mit Händlern und Shops bereits daran, den Verkauf des Torrent kurzzeitig auszusetzen, bis ein entsprechendes Ersatzteil für den Fan Hub verfügbar bzw. verbaut worden ist. Dafür werden ungefähr 2-3 Wochen einkalkuliert. Fractal empfiehlt, den Lüfter Hub von jeglicher Stromversorgung zu trennen. Fractal entschuldigt sich für etwaige Unannehmlichkeiten und hofft in Kürze eine Lösung präsentieren zu können.
Fractal Design Torrent Black RGB
Verarbeitung
Aufbau
Ausstattung
Dämmung
Kühlung
Preis-Leistungs-Verhältnis
89/100
Interessantes Konzept für maximalen Airflow mit einem neuen modernen Design. Das Gehäuse überzeugt mit hoher Kühlleistung, ist dafür aber relativ laut und unserer Meinung nach auch etwas zu teuer.