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„Stories Untold“ im Test – Horrorgenuss im Retrostil

Bereits im Herbst 2016 überraschte Spieleschmiede No Code mit „The House Abandon“ seine Fans mit einem textbasierten Adventuregame der besonderen Art. Dank Gruselatmosphäre, geschickt gesetzter Jumpscares und 80er-Jahre-Flair sorgte das Game für schaurige Gänsehautmomente auf der heimischen Couch.

Nun legt die Spieleschmiede mit „Stories Untold“ nach und kreiert anhand vier verschiedener Episoden die unheimliche Hintergrundstory hinter dem großen Ganzen. „The House Abandon“ ist die erste Episode in „Stories Untold“.

Doch kann No Code an den Erfolg anknüpfen und endlich Licht ins Dunkel bringen? Wir verraten euch mehr in unserem Test.

Story: Wir sind nicht allein!

Gleich zu Beginn entführt euch „Stories Untold“ unmittelbar in die 80er und setzt gekonnt die Weichen für den weiteren Spielverlauf.

Alles beginnt mit einem Ausflug zu dem entlegenen Anwesen eurer Familie. Doch schon als ihr ankommt, beschleicht euch ein unterschwelliges Gefühl der Bedrohung. Alles ist dunkel, einzig die Schreibtischlampe spendet euch ein schwaches Licht und wirft dunkle Schatten.

Sofort entdeckt ihr euren alten Computer, umgeben von beinahe unheimlichen Bildern und einem kleinen Radiowecker. Ein Schnurtelefon an der Wand scheint die einzige Kontaktmöglichkeit zur Außenwelt zu sein.

Hier beginnt euer Abenteuer. Mithilfe eures Computers startet ihr das Game und erkundet das alte Gemäuer.

Und schon bald zeigt sich, dass ihr nicht ganz so allein seid, wie ihr anfangs dachtet.

Gameplay: Nichts ist hier ein Zufall

„Stories Untold“ entpuppt sich schnell als typisches Mystery-Textadventure, das in zunächst vier lose Kapitel unterteilt ist. Jede Episode ist dabei auf ein individuelles Spielprinzip ausgerichtet, das dem jeweiligen Ausgangsszenario angepasst ist.

Gestartet wird mit der ersten Episode „The House Abandon“, die  ihr aus der Ego-Perspektive an eurem Computermonitor spielt. Anders als in Klickadventuren, gilt es hier, das Computersystem stets mit den richtigen Befehlen zu füttern. Mittels einfacher Textbausteine, wie „use“, „look around“ oder „check“ bahnt ihr euch immer weiter einen Weg durch die verwinkelten Zimmer des Hauses.

Während eurer ganzen Tour ist es dabei verdächtig still, einzig das Klicken der Tastatur und ein leises Knarzen durchbricht immer wieder die Dunkelheit. Bis das Geschehen  schließlich eine erschreckende Wendung nimmt und ihr eurem Schicksal nicht mehr Entrinnen könnt.

In der zweiten Episode „The Lab Conduct“ schlüpft ihr in die Rolle eines Laborassistenten und müsst zum richtigen Zeitpunkt Knöpfe, Hebel und Schalter betätigen. Hier lässt euch … lange im Dunkeln bzgl. eurer eigentlichen Rolle und es bleibt nur zu hoffen, dass ihr wisst, was ihr tut.

In den letzten beiden Episoden dürft ihr euch dann aktiv durch das Spielareal bewegen und eure Umgebung auf eigene Faust erkunden.

„The Station Process“ ist in einer abgeschiedenen Hütte angesiedelt, inmitten der Weiten Grönland. Einen Ausweg gibt es nicht, denn ein Schneesturm macht ein Entrinnen unmöglich. Wieder sitzt ihr vor einem riesigen Bildschirm und versucht vergeblich, Kontakt mit dem Außenposten aufzunehmen.

Schließlich müsst ihr euch selbst einen Weg durch den Schneesturm bahnen, um die Generatoren von Hand einzuschalten. Und auch hier offenbart sich euch erst nach und nach die erschreckende Wahrheit.

„The Last Session“ vereint schließlich alle bisherigen Episoden zu einem Gesamtwerk, das den Spieler zumindest mit einem Staunen aus dem Spiel entlässt.

Wenn auch die jeweiligen Settings ganz unterschiedliche Geschmäcker bedienen, sei gesagt, dass alle Episoden nur linear durchgespielt werden können und jede Episode so lange gesperrt ist, bis die vorherige erfolgreich absolviert wurde.

Der Schwerpunkt des Spiels liegt dabei nicht mehr nur darin, Rätsel binnen kurzer Zeit zu lösen, sondern sich vor allem der Atmosphäre voll und ganz hinzugeben.

Und wer glaubt, dass textbasierte Games nur müde Jumpscares zu bieten haben, der wird über den Effekt einfacher Mittel mehr als überrascht sein.

Denn schon in der ersten Episode wird deutlich, dass die losen Befehle nicht nur dem schnellen Vorankommen dienen, sondern die eigentliche Spannung des Spiels ausmachen. Und was anfangs noch als seichte Tippelei beginnt, entwickelt schon bald ein unheimliches Eigenleben, das euch immer wieder eine Gänsehaut beschert.

Jeder Blitz und Donnerschlag lässt euch zusammenzucken und auch das trügerische Gefühl der Sicherheit ist hier schnell verflogen.

Selten hat ein Game ein so eindrucksvolles Spiel mit den Instinkten des Zockers gespielt.

Balance: Kein Spiel für Zwischendurch

Ein kleiner Wermutstropfen ist wohl die Tatsache, dass ihr das Spiel nicht zwischendrin stoppen und speichern könnt. Wer also mitten in einer Episode das Handtuch werfen will, muss diese in der nächsten Spielrunde von vorne beginnen.

Erst wenn ihr den rettenden Abspann einer Episode erreicht habt, zählt diese als erfolgreich absolviert und das Spiel speichert von selbst. Zwar nehmen die einzelnen Kapitel nicht allzu viel Zeit in Anspruch, dennoch sollte man für jedes Kapitel ausreichend Geduld mitbringen, um auch mit den Grundmechaniken Episode vertraut zu werden.

Steuerung: Ohne Englisch geht hier nichts

Hinsichtlich der Steuerung seid ihr gerade am Anfang gänzlich auf euch alleine gestellt. So erkennt euer virtueller Computer nur Befehle, wie „use item xy“  „look around“, „go to“ und gewährt euch nur bei den richtigen Eingaben einen Weg durch das Haus. Ein Tutorial gibt es hierzu jedoch nicht und so sind gerade am Anfang das logische Denkvermögen sowie die richtige Kombinationsgabe gefragt. Dennoch sind die meisten Rätsel schnell und intuitiv zu lösen. Unverzichtbar sind hingegen gute Englischkenntnisse, da es keine deutschen Untertitel gibt und sämtliche Befehle in Englisch auszuführen sind.

Grafik: Weniger ist mehr

Optisch präsentiert sich „Stories Untold“ ganz im 80er-Jahre-Gewand und verzichtet auf messerscharfe Texturen. Wenn auch der einfache Grafikstil den Charme des Spiels gekonnt untermalt, könnte vor allem die Egoperspektive an der ein oder andere Stelle verbessert werden, um dem Spieler eine ausreichende Übersicht zu bieten.

Ansonsten wirkt das erzielt das Game vor allem durch seine einfachen Soundeffekte eine besondere Wirkung und spannt die Nerven des Spielers bis zum Anschlag an. Gepaart mit dem richtigen Einsatz von Licht und Schatten wird eine unvergleichliche Atmosphäre erzeugt.

Fazit: Ein Horrorspiel der besonderen Art

Mit „Stories Untold“ präsentiert No Code ein Horrorspiel der besonderen Art, das gekonnt Rätsel-, Adventure- und Textpassagen in sich vereint.

Zwar ist der Wiederspielwert relativ gering und auch die Spielzeit ist mit knapp drei Stunden eher bescheiden gehalten.

Dennoch erhalten vor allem Retrofans, mit „Stories Untold“ ein kleines Juwel mit dichter Atmosphäre und unheimlichen Settings, die die Fantasie gekonnt spielen lassen.

Pro
Contra
Story
80%
+ undurchsichtige, spannende Story
+ dichte Atmosphäre
Gameplay
85%
+ außergewöhnliches Gameplay
+ geschickt verwobene Episoden
+ gut eingesetzte Jumpscares
Balance
75%
+ automatisches Speichern nach jeder Episode – keine Speicherpunkte
Steuerung
80%
+ gekonnte Kombination von Steuerung und Rätselpassagen
+ außergewöhnliche Spielmechaniken
– nur mit guten Englischkenntnissen spielbar
Grafik & Sound
75%
+ minimalistische, wirkungsvolle Soundkulisse – einfacher Grafikstil
– teils wenig gelungene Egoperspektive

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