Wie bitte? Ein Schlagzeug, was nur aus Sticks besteht? Hört sich vielleicht etwas komisch an, jedoch hat Aeroband genau das umgesetzt. Mit der PocketDrum ist es möglich überall mittels einer Bluetooth-Verbindung Schlagzeug zu spielen. Wie das ganze umgesetzt worden ist und ob es sich wirklich lohnt, haben wir uns einmal genauer angeschaut.
Kurz zu mir, Jonathan dem Tester:
Ich habe selbst einige Zeit auf einem akustischen Schlagzeug gespielt, jedoch musste ich es aus Platz- und Lautstärkegründen schweren Herzens verkaufen. Seitdem spiele ich allerdings weiterhin regelmäßig Cajón. Schon hier hat es mir oft gefehlt, dass die Vielfalt eines Schlagzeugs heruntergebrochen wird. Mit der PocketDrum von Aeroband hatte ich also nach dem Trailer recht große Hoffnung, auch wenn mir schon von Anfang an Zweifel kamen:
- Wie soll das Feedback des Schlags auf etwas reales ersetzt werden? Durch Vibration?
- Wie präzise sind die Schläge?
- Wie sieht die Verzögerung zwischen Schlag und Ton aus?
Design und Verarbeitung
Schauen wir uns die Drumsticks erst einmal für sich an. Schon auf den ersten Blick unterscheiden sie sich von herkömmlichen Sticks, da sie deutlich kürzer und auch etwas dicker sind. Zumal sich an dem einen Ende des Sticks eine Abdeckung für die MicroUSB-Ladebuchse befindet. Darüber wurde das Logo von Aeroband gedruckt. Es befindet sich genau auf der Grifffläche, die zudem speziell geformt ist, sodass die Sticks gut in der Hand liegen.
Der Griffbereich endet mit einem kleinen unscheinbaren Knopf, der zum Ein- /Ausschalten und zum Kalibrieren benötigt wird.
Der obere Teil der PocketDrums ist von drei LED-Streifen durchzogen und endet mit einem LED-Ring an der Spitze.
Das matte Schwarz sorgt für einen sehr eleganten Look, der auch durch die feinen Designelemente, die den Griffbereich von oberem Bereich abtrennen, unterstützt wird. Auch die LED-Streifen geben dem ganzen nochmal ein sehr spezielles und außergewöhnliches Aussehen.
Mit im Lieferumfang befinden sich auch noch zwei Handschlaufen, die zusätzlichen Schutz bieten sollen. Die Grifffläche ist allerdings so konzipiert, dass man sie nicht braucht. Empfehlenswert sind sie jedoch alle mal. Die Drumsticks sind also wirklich gut konzipiert und ebenso verarbeitet, sodass man quasi direkt mit dem innovativen Schlagzeug loslegen kann. Es fehlt nur noch die Software.
Software
Die Software ist sowohl im Apple App Store, als auch im Google PlayStore kostenfrei erhältlich. Sie ist recht intuitiv gestaltet, sodass man sich auch ohne Vorkenntnisse recht gut durch die App navigieren kann.
Zuerst lassen sich die Sticks nach dem Einschalten verbinden. Die Software erkennt Sticks in der Umgebung und durch einen einfachen Klick auf die entsprechenden Symbole werden sie gekoppelt. Anschließend werden sie automatisch verbunden.
Im nächsten Menü lässt sich dann das Instrument auswählen. Im Schlagzeugmenü wird dann die Position der Sticks auf dem virtuellen Schlagzeug angezeigt, sodass man auch als Anfänger schnell erkennt, was gespielt wird und wie man die Sticks halten muss.
Zudem wird auch der Akkuladestand der beiden Sticks angezeigt. Des Weiteren gibt es auch Übungs- und Spielmodi, in denen man seine Fertigkeiten testen und beweisen kann, jedoch kann es hier zu sehr langen Ladezeiten kommen.
Eine Aufnahmefunktion steht ebenfalls zur Verfügung.
Generell kommt es zwischendurch zu Pop-ups, die allerdings nicht ins Englische übersetzt worden sind.
Praktischer Test
Kommen wir nun zum praktischen Test der PocketDrums, indem wir Schritt für Schritt durch die Testphase gehen.
Das erste Einschalten
Gerade hier waren die Erwartungen an die PocketDrum sehr hoch. Ohne viel Platz Schlagzeug spielen, mit der von mir eingestellten Lautstärke? Das wäre genial. Der erste Eindruck war allerdings dann sehr ernüchternd. Meine gewohnte Haltung vom Schlagzeugspielen findet hier absolut keine Verwendung. Kein Schlag blieb konstant auf HighHat, Becken, Snare oder Bassdrum. Ebenfalls fiel auch hier zuerst auf, dass die Bassdrum als Schlag genutzt werden muss. Mit anderen Worten: Um eine wirkliche Schlagzeug Erfahrung zu erhalten, müssen die Fußsensoren direkt mitgekauft werden. Zudem war die Verzögerung zwischen dem Schlag, der Vibration zur haptischen Erkennung und dem daraus resultierenden Ton einfach zu groß. Nach 10 Minuten hin und her probieren, welche Handhaltung denn jetzt was macht, war die Frustration recht groß, sodass ich die PocketDrums erstmal weggelegt habe.
Das Reinfuchsen
Nun hieß es Zeit investieren. Anhand der visuellen Darstellung der App und der Handhaltung kann man recht gut ein Gefühl dafür bekommen, welche Bewegung vom System wie interpretiert wird. Zudem lässt sich die Latenz durch das Verwenden von kabelgebundenen Kopfhörern deutlich verbessern, sodass das Spielen anfing Spaß zu machen. Nach etwa einer Stunde wurden 90 Prozent der Schläge vom System so wahrgenommen wie gewünscht, sodass sich ein guter Rhythmus entwickeln ließ. Die größten Problem waren jedoch, dass die Bassdrum als Schlag integriert werden musste, die Vielfalt sehr einschränkt ist, und dass das System bei zu schnellen Bewegungen nicht mehr hinterherkommt.
Fazit der Praxis
Sobald man die passende Handhaltung verstanden hat, lässt sich das virtuelle Schlagzeug gut spielen. Nutzt man zusätzlich kabelgebundene Kopfhörer wirkt es auch fast wie ein reales Schlagzeug. Es ist zu beachten, dass die Schläge zwar durch Vibration auch haptisch spürbar gemacht werden, allerdings dadurch keineswegs ein „richtiger“ Schlag auf eine Trommel simuliert werden kann. Gerade als Anfänger muss man bei den Schlagtechniken sehr aufpassen. Auch die Positionierung der virtuellen Instrumente ist nicht optimal und ähnelt nur wenig einem realen Schlagzeug.
Fazit zum Aeroband PocketDrum Test
Fassen wir nun einmal alle Punkte zusammen. Vom Design und den der Verarbeitung her können sich die PocketDrum sehen lassen. Elegantes, schlichtes Design und guter Form, damit die Sticks gut in der Hand liegen. Die Software ist recht intuitiv und bietet auch ein visuelles Feedback zu den Bewegungen der Sticks. Leider gibt es an einigen Stellen fehlende englische Übersetzungen und auch die Ladezeiten sind oft recht lang.
Das Spielen mit der PocketDrum ist denkbar einfach und egal ob Anfänger oder Profi leicht zu durchschauen. Man muss sich etwas in die Bewegung eindenken, bis die Schläge auch dort registriert werden, wo man sie haben wollte. Gerade wenn man Anfänger ist, sollte man sich aber im Klaren sein, dass die PocketDrum eben kein richtiges Schlagzeug ist. Man bekommt zwar ein Gefühl dafür, allerdings stimmen die Bewegungsabläufe eben nicht und auch Schlagtechniken können hier nicht erlernt werden.
Für wen eignet sich also die PocketDrum? Wer viel unterwegs ist und die Zeit in der Bahn gerne mit Schlagzeugspielen verbringen möchte, kann einen Blick darauf werfen. Auch wem der Platz fehlt oder die Lautstärke Probleme macht, der kann sich die PocketDrum anschauen. Allerdings sollte man direkt in die Fußsensoren investieren, um ein besseres Schlagzeugfeeling zu erhalten.
AeroBand PocketDrum
Design
Software
Haptik
Praxis
Preis-Leistungs-Verhältnis
80/100
Innovativ, aber kein Ersatz.