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„Perception“ im Test – Wenn du das Böse nur hören kannst

Mit Perception haben The Deep End Games kürzlich ein Spiel veröffentlicht, das mit einer ganz besonderen Idee neugierig macht. Denn was passiert, wenn man einer übermächtigen Gefahr gänzlich blind ausgeliefert ist und sich lediglich von seinem Gehör leiten lassen kann? Genau dieser Frage widmet sich das Game, indem ihr die düstere Vergangenheit eines verfluchten Anwesens ergründet und eine blinde Protagonistin auf ihrem Abenteuer begleitet. Wie sich das dramaturgisch interessante Abenteuer entwickelt und ob ihr euch in all der Dunkelheit dennoch bewähren könnt, verraten wir euch in unserem Test.

Story: Der Stoff, aus dem die Albträume gemacht sind

Ihr schlüpft in die Rolle der blinden Cassie, die sich nur mit ihrem Gehör in der Umgebung orientieren kann. Seit geraumer Zeit wird das Mädchen von rätselhaften Albträumen heimgesucht, in denen immer wieder ein seltsam verlassenes Haus erscheint. Da Cassie besagtes Anwesen in ihrem Leben niemals gesehen, geschweige denn betreten hat, möchte sie ihren Albträumen endlich auf den Grund gehen. Als sie nach ausgiebigen Nachforschungen herausfindet, dass das mysteriöse Herrenhaus tatsächlich in Gloucester, Massachusetts existiert, zögert sie keine Sekunde und macht sich auf direkten Weg nach England. Und so beginnt für Cassie eine Reise in eine schicksalhafte Vergangenheit, in der ihr nach und nach klar wird, welch schreckliche Tragödien sich im Laufe der Jahre in dem Haus abgespielt haben. Und schon bald ahnt das Mädchen, dass sie bei ihrer Suche äußerst schnell sein muss. Denn das Anwesen wird von einer bösartigen Präsenz bewacht, die schon über die Jahrhunderte die Anwohner des Hauses gepeinigt hat. Und nun macht sie Jagd auf Cassie.

Perception

Gameplay I: Jeder deiner Schritte wird beobachtet!

Die Grundidee hinter Perception ist ganz besonders und Cassies Blindheit wirkt sich maßgeblich auf das gesamte Gameplay aus. Alles, was das Mädchen hört und fühlt, wird auf geschickte Weise visualisiert und in einem interessanten Monolog dargestellt, der euch an ihren Emotionen teilhaben lässt. Damit ihr euch in eurer Umgebung orientieren könnt, erzeugt ihr mit eurem Blindenstock sogenannte Schallwellen, die einen begrenzten Radius für einige Augenblicke in einem blassen bläulich-grauen Farbton erleuchten. Da Cassie zudem mitunter Fähigkeiten eines Mediums besitzt, spielen eine ganze Bandbreite verschiedener Gegenstände im inneren des Hauses eine tragende Rolle. So hat Cassie beim direkten Berühren bestimmter Dinge immer wieder rätselhafte Visionen von bisherigen Bewohnern und kann entsprechende Erinnerungen mit ihnen verknüpfen. Schriftstücke und weitere Fundobjekte können mittels der Delphi-App auf Cassies Smartphone gescannt und vorgelesen werden. Grünliche Umrandungen wichtiger Areale fungieren als eine Art sechster Sinn, den eure Heldin besitzt und dadurch immer wieder wichtige Elemente und nützliche Verstecke wahrnimmt.

Perception

Überhaupt wird das gesamte Geschehen von einem surrealen Touch überschattet und ihr habt stets das Gefühl, dass das Haus jeden eurer Schritte beobachtet. Türen öffnen sich wie von Geisterhand, Puppen mit verzerrten Grimassen tauchen auf und überhaupt scheint das Haus ein merkwürdiges Eigenleben zu entwickeln. Während eurer Suche müsst ihr jedoch mit Bedacht vorgehen, um nicht zu viele Geräusche zu erzeugen. Wird die Echoortung in einem zu schnellen Rhythmus angewandt, ertönen rätselhafte Geräusche, die ankündigen, dass die Präsenz in dem Haus euch bald auf die Schliche kommt. Ignoriert ihr diese Warnungen, macht die dunkle Macht schließlich Jagd auf euch, was durch einen rötlich eingefärbten Bildschirm angezeigt wird. Zum Glück findet ihr überall im Haus Kisten, Schränke oder Leinwände, die sich bestens als Versteck anbieten und nicht von euren Gegnern durchsucht werden. Da die Präsenz eure Verstecke nicht ausfindig machen kann und ebenso schnell wieder verschwindet, wie sie erschienen ist, büßt das Spiel an dieser Stelle einiges an Nervenkitzel ein.

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Gameplay II: Eine Chronologie des Grauens

Die gesamte Geschichte von Perception beinhaltet vier in sich geschlossene Kapitel, die allesamt in einer unterschiedlichen Epoche angesiedelt sind und sich zu einem spannenden Gesamtkonstrukt vereinen. Jede kleine Episode behandelt dabei eine schicksalhafte Tragödie von Personen, die sich in der Vergangenheit im Haus zugetragen hat und euch dem Rätsel rund um das Anwesen jeweils ein kleines Stück näherbringt. Befindet ihr euch anfangs noch in der Gegenwart, führt euch das Geschehen mitunter in das 19. Jahrhundert in die Ära der Hexenverfolgung sowie in die Zeit des ersten Weltkriegs. In weiteren gruseligen Kapiteln geht um einen Bastler, der roboterartige Puppen entwickelt oder gar um die Geschichte eines jungen Ehepaares. So nähert ihr euch nach und nach dem Schlüssel zu Cassies Albträumen und erlebt eine Märchensammlung des Grauens. Dank der verschiedenen Zeitebenen nutzt sich das Setting niemals ab und bleibt trotz einheitlicher Kulisse abwechslungsreich und spannend. Zwar kreiert das Spiel hier einen durchaus interessanten Erzählstil, dennoch scheint das gesamte Konstrukt nicht bis zum Ende gedacht, sodass der Plot letztlich einige Spieler verwirren könnte. Der mysteriöse Touch weiß die Spannung jedoch auf einem konstant hohen Level zu halten, allerdings kann sich diese mitunter auch deswegen so gut entfalten, da der Spielumfang mit vier bis fünf Stunden relativ begrenzt ist.

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Balance: Human, aber dennoch nervig

Wenn auch der Schwierigkeitsgrad recht human ausfällt und man sich fast immer vor der bedrohenden Präsenz retten kann, spielt das Checkpoint-System dem Spieler jedoch nicht gerade in die Karten. So liegen die Rücksetzpunkte, an denen ihr nach dem Game Over Bildschirm startet, meist deutlich hinter den letzten Speicherpunkten, was ebenso sinnlos wie nervig ist.

Steuerung: Viel Abwechslung gibt es hier nicht

Hinsichtlich der Steuerung erfordert der Umgang mit den Echolots nur wenig Übung und ist schnell verinnerlicht. Dennoch lässt sich nicht leugnen, dass das permanente Hämmern auf die Leertaste durchaus ermüdend sein kann, wenn man sich gerade wieder durch die düsteren Gänge des Hauses schleicht.

Perception

Grafik und Sound: Hörst du die Stimmen?

Ähnlich sieht es mit dem Spieldesign aus, welches die Blindheit der Protagonistin für den Spieler authentisch und zu einem wichtigen Element macht. So vermittelt euer Sichtfeld, das durchweg an ein Fotonegativ erinnert, zwar anfangs gekonnt eine unbehaglich düstere Stimmung, verliert jedoch im Laufe des Geschehens zunehmend seinen Reiz.

Dem gegenüber steht ein Sounddesign, das nicht besser hätte eingesetzt werden können. So jagt euch die schaurige Musik permanent einen kalten Schauer über den Rücken und lässt erahnen, dass nichts Gutes in dem Haus weilt. Unterstrichen wird das Ganze durch geheimnisvolle Geräusche und gar leise säuselnde Stimmen, die überraschend einsetzen, um im nächsten Moment wieder zu verstummen.

Fazit: Ein außergewöhnlicher Horrortitel, der sein Potenzial nicht ganz ausschöpft

Perception zeigt sich als story-fokussiertes Adventure und punktet mit spannenden Ansätzen und einem außergewöhnlichen Design. Die stete Dunkelheit samt gesichtsloser Bedrohung erzeugt einen subtilen Horror, der besonders in den ersten Spielminuten zu fesseln weiß. Leider sind viele gute Ideen nicht bis zum Schluss gedacht, sodass der Titel sein anfängliches Potenzial nicht gänzlich ausschöpft. Dennoch sind die einzelnen Episoden spannend inszeniert und so manche Schwäche wird nicht zuletzt durch das herausragende Sounddesign wieder kompensiert. Alles in allem erweist sich Perception als solider Horrorthriller mit einer sympathischen Protagonistin, welcher zwar zu unterhalten weiß, mit bisherigen Genrevertretern aber nicht wirklich konkurrieren kann.

Pro
Contra
Story
80%
+ düstere Grundstory
+ Geschichte setzt sich aus vielen spannenden Episoden zusammen
– bestimmte Ansätze wurden nicht zu Ende gedacht
Gameplay
80%
+ außergewöhnliches Gameplay durch Blindheit der Protagonistin
+ gut gesetzte Jumpscares
+ gut eingebundene Werkzeuge, wie beispielsweise Smartphone-App
+ angemessener Spielumfang
– teils einfallslose Rätsel
Balance
70%
+ Gegner erscheinen, sobald der Spieler zu laut ist
+ humaner Schwierigkeitsgrad
– keine wirkliche Gefahr durch Gegner
– wenig durchdachtes Checkpoint-System
Steuerung
75%
+ einfache und intuitive Steuerung – teils sich stetig wiederholender Tastenbefehl
Grafik & Sound
85%
+ atmosphärische Soundkulisse
+ Hintergrundgeräusche erzeugen Nervenkitzel
+ gute englische Vertonung
– Design verliert mit der Zeit seinen Reiz

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