Wenige Tage nachdem Google aufgrund einer Entscheidung des US-Handelsministeriums die Zusammenarbeit mit Huawei eingestellt hat, gab es mit dem gestern bekanntgewordenen Aufschub des Handelsverbot von 90 Tagen erfreuliche Nachrichten für den chinesischen Konzern.
Nun hat als nächstes US-Unternehmen auch der Chip-Entwickler ARM die Zusammenarbeit mit Huawei auf Druck der Regierung vollständig beendet. Laut eines BBC Berichts sollen britische Mitarbeiter von ARM dies in einer internen Mitteilung erfahren haben. Das Ende der Kooperation umfasst „aktive Verträge, geplante Kooperationen und Supportverpflichtungen“. Das eigentlich britische Unternehmen befürchtet, dass die US-Entscheidung auch sie betreffen könnte, da die Entwicklung teilweise in Austin (Texas) und San Jose (Kalifornien) erfolgt.
Sollte ARM an dieser Entscheidung festhalten, würde dies kurz- und mittelfristig das Ende der Kirin-Prozessoren bedeuten, die Huawei bisher unter der Marke Hisilicon für eine Reihe von Smartphones und Tablets genutzt hat. Die von Huawei entwickelten Prozessoren basieren auf der Cortex-Architektur von ARM, für die das Unternehmen bisher eine Lizenz besaß.
Bisher enge Kooperation bei der Entwicklung
Bisher haben die beiden Unternehmen sehr eng bei der Entwicklung von Prozessoren zusammengearbeitet. Huawei hat aus diesem Grund erst vor wenigen Wochen ein neues Forschungszentrum in Cambridge angekündigt, das nur 15 Minuten vom ARM Hauptsitz entfernt wäre. Bestehende Chips wie den Kirin 980 und den Nachfolger Kirin 985 kann Huawei also weiterhin nutzen, da die Entwicklung bereits abgeschlossen. Unterstützung bei der Entwicklung neuer Chips oder die Nutzung der ARM-Lizenzen wird Huawei allerdings, wenn ARM die Entscheidung nicht revidiert nicht weiter für seine Produkte nutzten können.
Langfristig ist Huawei aus diesem Grund gezwungen viele Eigenentwicklungen im Chipbereich entweder einzustellen oder auf Basis anderer Technologien neu zu entwickeln. Da auch Qualcomm, die zum Beispiel Samsung mit Smartphone-Prozessoren versorgen, von den Handelsverbot betroffen ist, kann Huawei auch aus dieser Quelle keine SoCs mehr beziehen. Langfristig ist die ARM-Entscheidung aus Sicht eines Analysts daher „ein unüberwindbarer Schlag“ für Huaweis Geschäft.
Da auch Google von der Entscheidung betroffen ist, hat Huawei bereits angekündigt, dass das eigene Betriebssystem des Konzerns Ende 2019 oder frühestens 2020 bereitsteht, um so zumindest softwareseitig unabhängig von Entscheidungen der US-Politik agieren zu können.