Mit Android hat Andy Rubin das am weitesten verbreitete Betriebssystem für Smartphones und Tablets erfunden. Nach dem großen Erfolg seiner Software, wagte er sich auch daran, neue Hardware zu entwickeln. So erblickte „Essential“ das Licht der Welt. Nun muss sich der IT-Visionär jedoch geschlagen geben. Das Start-up hat nicht nur den Kundensupport beendet, sondern auch die Entwicklung von weiteren Updates wird nicht stattfinden. In Anbetracht des investierten Geldes in Höhe von 300 Mio. USD dürften die vielzähligen Investoren nun sehr enttäuscht sein.
Andy Rubin fehlte der Fortschritt
Auf der firmeneigenen Webseite von Essential wurden die Kunden darüber informiert, dass das Start-up den Betrieb einstellen wird. Doch wie konnte es dazu kommen, dass Rubin bereits nach nur einem entwickelten Smartphone aufgibt? Er ließ verlauten, dass es ihm am geringen Fortschritt des Unternehmens läge. Seinen Wünschen nach hätten mehr Kraft in die Entwicklung neuer Smartphones gesteckt werden müssen.
Die Geburtsstunde des Smartphone-Start-ups
Als Andy Rubin verlautbaren ließ, dass er neben seinem erfolgreichen Betriebssystem nun in den Hardware-Markt einsteigen möchte, waren Android-Veteranen ganz Ohr. Im Jahr 2017 war es dann soweit. Essential stellte mit dem PH-1 sein erstes eigenes Smartphone vor. Das Design des Smartphones war klassisch gehalten. Es hatte viel mit seinen Konkurrenten gemein – zumindest in Sachen Aussehen. Doch allen voran mit dem Preis sollte das PH-1 überzeugen. Mit einem vergleichsweisen geringen Markteintrittspreis von 699 Dollar unterbot es die Branchenführer Apple und Samsung um Welten.
Schneller Preisverfall
Doch trotz des „niedrigen“ Preises, sollte es bei der Technik keinerlei Abstriche geben. Die technische Ausstattung war State of the Art. Vor allem beim Betriebssystem ließ Rubin sich natürlich nicht lumpen. Anstelle des von Werbe-Apps überfluteten Samsung-Smartphones, setzte das PH-1 auf reines Android. Dies lockte vor allem Puristen und Fans des blitzschnellen Stock-Androids an. Doch anscheinend blieben die Verkaufszahlen weit hinter den Erwartungen des Start-ups zurück. Schließlich wurde es bereits zwei Monate nach Markteintritt auf 499 Dollar reduziert. Schon damals wurde gemutmaßt, dass die Preissenkung an zu wenig verkauften Geräten lag.
Namhafte Investoren
Die schwachen Verkaufszahlen des PH-1 ließen sich anhand der Download-Zahlen der Kamera-App während der Preissenkung ablesen. Mit gerade einmal 50.000 erfolgten Downloads, konnten auch lediglich genauso viele Geräte im Umlauf sein. Dies stößt einem bitter auf, wenn man bedenkt, dass das Start-up noch kurz zuvor eine Finanzierungsrunde abschloss, die insgesamt 300 Mio. USD generierte. Dabei investierten keinesfalls kleine unbekannte Unternehmen. Allen voran der gigantische Online-Händler Amazon setzte auf das Smartphone und investierte fleißig. Doch auch über die Grenzen Amerikas hinweg wurde investiert. Schließlich gab auch der chinesische Groß-Konzern Tencent sein Geld hinzu. So konnte Essential eine Unternehmens-Bewertung von stolzen 1 Milliarde USD erzielen.
Neues Smartphone war bereits in Planung
Ein Jahr nach dem Debakel um das PH-1 gab Essential noch nicht auf – zumindest offiziell. Schließlich kündigte das Start-up an, bereits an einem Nachfolger des PH-1 zu arbeiten. Das Smartphone namens „Project GEM“ wurde im Oktober 2019 vorgestellt. Allerdings war es nicht mehr als ein Ausblick auf das, was kommen könnte. So ließ Essential zwar verlautbaren, dass das „Project Gem“ bereits weltweit getestet werden würde. Ein Anberaumen für einen möglichen Markteinstieg nahmen sie jedoch nicht vor.
Essential gibt auf
Die Stellungnahme auf der Webseite liest sich wie eine einzige Enttäuschung. Zwar haben sie den Entwicklungsprozess des neuen Smartphones vollendet, doch wie es an den Kunden gebracht werden soll, ist für das Start-up nach eigenen Angaben ungewiss. Es scheint so, als hätte sich das Start-up des Android-Erfinders einfach zu sehr übernommen und zieht nun die entsprechenden Konsequenzen. Manchmal ist es besser aufzugeben, als noch mehr Geld zu „verbrennen“.
Letztes Update kam am 3. Februar
Käufer des PH-1 werden sich spätestens jetzt Gedanken über ein neues Smartphone machen müssen. Schließlich teilte das Unternehmen in seiner Stellungnahme zudem mit, dass das Sicherheitsupdate vom 3. Februar 2020 auch das letzte offizielle Update war. Der Support für die Kunden wurde darüber hinaus sofort eingestellt. Damit war der erste Versuch Rubins, selbständig Hardware für sein beliebtes Betriebssystem zu entwickeln und zu vertreiben, gescheitert.