Die IT-Branche leidet derzeit unter einem schwerwiegenden Fachkräftemangel. Hieraus resultiert eine nie dagewesene Nachfrage nach IT-Fachkräften in Deutschland und dem Rest der Welt. Naturgemäß ist dies mit steigenden Gehältern verbunden. Dabei wirkt sich vor allem auch der Arbeitsmarkt der USA auf die Lohnsteigerung hierzulande aus.
USA geht auf Jagd nach IT-Fachkräften
Im Zuge der Digitalisierung werden IT-Fachkräfte immer begehrter. Egal, ob Unternehmen oder Behörden. Mittlerweile benötigt man die Experten in nahezu jedem Bereich. Doch leider scheint der gigantischen Nachfrage nur ein mau gefüllter Pool an IT-Fachkräften gegenüberzustehen. Dies ist nicht nur ein deutsches, sondern ein globales Problem, das sich beispielsweise auch in den USA als große Herausforderung stellt. Dort sind es vor allem die Big-Tech-Konzerne wie Meta, Google und Amazon, die händeringend Nachwuchskräfte für die IT-Abteilung suchen. Da dies im eigenen Land nur noch begrenzt möglich ist, strecken diese ihre Fühler nun auch über die Grenzen der USA hinaus aus.
Dabei ist in letzter Zeit insbesondere Deutschland zu einem attraktiven Quell für qualifizierte IT-Mitarbeiter geworden. Grund dafür ist unter anderem das niedrige Gehalt, das Unternehmen und Behörden ihren IT-Fachkräften hierzulande mitunter zahlen. Einen Mitarbeiter für das eigene Unternehmen mit einem attraktiven Gehalt zu locken, ist dementsprechend für die Tech-Konzerne aus dem Land der unbegrenzten Möglichkeiten so einfach wie nie. Dementsprechend müssen deutsche Unternehmen nun entgegenwirken, was sich in steigenden Löhnen niederschlägt. Schließlich gilt es zu vermeiden, dass es zu einem wahren Exodus der qualifizierten IT-Fachkräfte kommt, der den Mangel noch weiter verstärkt.
Deutschland kann mit US-Gehältern nicht mithalten
Ein Beispiel für die kräftig rührende Werbetrommel ist Microsoft. Der Hard- und Softwaregigant aus den USA hat angekündigt, dass man den Angestellten in der IT-Branchen ein weit höheres Gehalt zahlen möchte, als es bislang der Fall ist. Was Microsoft derzeit plant, hat der Onlinegigant Amazon bereits in die Tat umgesetzt. So hat der Onlinemarktplatz das Gehalt für IT-Spezialisten kurzerhand auf 330.000 Euro im Jahr erhöht. Davor lag es gerade einmal bei 150.000 Euro, was für deutsche Verhältnisse noch immer extrem gut klingt. Bei anderen Unternehmen des Silicon Valley sieht es nicht anders aus. Wie will Deutschland mit einem Durchschnittsgehalt für Softwareentwickler in Höhe von 85.000 Euro da mithalten?
Arbeit für Unternehmen in den USA ist unkompliziert
Die Coronapandemie hat die Vorzüge der Arbeit im Homeoffice deutlich gemacht. Aus der Erkenntnis, dass Mitarbeiter auch von zuhause aus tolle Arbeit leisten können, sind für Unternehmen gigantische Chancen erwachsen. Schließlich fielen damit für US-Unternehmen die üblichen Probleme weg, die mit dem Anwerben einer ausländischen Arbeitskraft einhergehen. Neben einer Arbeitserlaubnis organisierten diese nämlich in der Regel auch gleich einen Wohnsitz, was insbesondere im begehrten Silicon Valley alles andere als einfach ist. Dies machen sich mittlerweile auch US-Unternehmen zunutze.
So stellen einige von ihnen kurzerhand deutsche Fachkräfte ein, die ihrerseits dann von Deutschland aus für das in den USA befindliche Unternehmen arbeiten. Das Internet macht es möglich. Damit sinkt natürlich auch die Hemmschwelle für viele deutsche IT-Fachkräfte, für ein US-Unternehmen zu arbeiten. Schließlich ist es insbesondere für Familien unkomplizierter, wenn der Wohnsitz der alte bleibt und im Gegenzug sogar das Gehalt steigt. Hier muss Deutschland einfach nachziehen, um noch attraktiv bleiben zu können.
Arbeiten IT-Experten bald nur noch für Tech-Konzerne?
Ein Blick in die Statistik macht deutlich, dass eine Lohnsteigerung über kurz oder lang alternativlos ist. So hat auf dem Markt bereits in den letzten sechs Jahren eine Gehältersteigerung von weit über 50 Prozent stattgefunden. Und dieser Prozess ist unaufhaltsam. Jahr für Jahr erhöhen Unternehmen weltweit die Gehälter, um attraktiv für junge Nachwuchskräfte zu sein. Hierin schlummern über kurz oder lang auch große Gefahren. Schließlich fällt es naturgemäß großen Unternehmen leichter, entsprechende Gehälter zu zahlen als kleinen Firmen. Hier droht insbesondere mittelständischen IT-Unternehmen ein existenzbedrohender Zustand.
Umgekehrt wollen übrigens auch immer mehr Führungskräfte von US-Tech-Konzernen in Deutschland arbeiten. Dahinter stehen nicht zuletzt die rapide steigenden Kosten für alltägliches Leben im Silicon Valley und den Metropolen drumherum. Natürlich verlangen die IT-Fachkräfte, die eine Manager-Rolle in deutschen Unternehmen einnehmen wollen, auch ein entsprechend hohes Gehalt. Sollte sich diese Lohnspirale nicht langsam normalisieren, droht für einige IT-Unternehmen in Deutschland über kurz oder lang der Kollaps. Doch nicht nur das. Diese Entwicklung könnte obendrein wichtigen Innovationen im Wege stehen. Schließlich können sich junge Startups keine derart hohen IT-Gehälter leisten, um ihre Ideen zu verwirklichen.