News

Google scannt Cloud-Inhalte

Google hat angekündigt, Inhalte, die Nutzerinnen und Nutzer in die Cloud hochladen, fortan scannen zu wollen. Gesucht wird dabei sowohl nach rechtswidrigem als auch nach anderweitig unerwünschtem Material.

Flächendeckender Scan mit Uploadfiltern

Zum Einsatz werden dabei Uploadfilter kommen, die ausnahmslos alle Inhalte, die in den Drive-Dienst geladen werden, untersuchen sollen. So will Google etwa Cybercrimeinhalte, Kinderpornografie oder Hassbotschaften ermitteln und sperren. Die betroffenen Nutzerinnen und Nutzer sollen über Sperrungen informiert werden. Anschließend wird der Zugriff auf die entsprechenden Dateien derart eingeschränkt, dass nur noch die Person, die sie hochgeladen hat, sie sehen kann.

Grundlage der automatischen Sperrung wird Googles Nutzungsrichtlinie sein, die allerlei Dinge als „gefährlich“ einstuft: Neben illegalen Inhalten sollen etwa Nacktheit und Pornografie insgesamt, Blut, Gewalt, Aufnahmen von Minderjährigen sowie Werbematerial als gewalttätig eingestufter Organisationen gesperrt werden. Die sehr offen formulierten Tabus geben Google dabei reichlich Spielraum, etliche Inhalte zu verbieten, die für gewöhnlich keinesfalls als anstößig oder schädlich eingestuft werden würden.

Google sieht sich in gesellschaftlich zentraler Rolle

Vor diesem Hintergrund mutet es zumindest fragwürdig an, dass Google angibt, unter anderem mit dem nun angekündigten Schritt daran zu arbeiten, „die Sicherheit […] der Gesellschaft zu schützen“. Auch dass dabei stets die Privatsphäre der Nutzerinnen und Nutzer gewahrt wird, wie Google weiter angibt, erscheint angesichts des unbeschränkten Zugriffs auf alle hochgeladenen Dateien alles andere als zutreffend. Google verweist ferner darauf, dass in seinem Maildienst bereits seit langer Zeit Inhalte automatisch gescannt würden. Beim jetzigen Schritt handle es sich damit lediglich um eine Ausweitung dieser Praxis auf einen anderen Dienst. Anlass zur Kritik bietet darüber hinaus der Umstand, dass Google Mails bis 2017 nicht nur scannte, um illegale und „gefährliche“ Inhalte zu unterbinden, sondern auch, um personalisierte Werbung anzubieten. Eingestellt wurde diese Praxis erst nach massiver Kritik durch Datenschützerinnen und Datenschützer. Nicht geändert hat sich hingegen, dass Google Dritten, die Apps entwickeln, Zugriff auf fremde Mails gewährt. Bekannt geworden war das 2018.

Damit erscheinen nicht nur die von Google vorgegebenen hehren Zielen vorgeschoben, sondern auch das Vertrauen in den Konzern, der nun auf unzählige weitere private Dateien zugreifen wird, erschüttert. Zu den grundsätzlichen Einwänden an automatisierte und verdachtsunabhängige Scans, die immer wieder mit rechtlicher und/oder ethischer Begründung geäußert werden, treten hier also begründete Vorbehalte gegen Google als Akteur dieser Maßnahme.

Was passiert bei Verstößen?

Wie Google Verstöße gegen seine Richtlinien ahnden will, ist nicht klar. Die hierzu getätigten Äußerungen bleiben vage. So gibt Google an, nach Detektierung eines verbotenen Inhalts eine Sichtung vornehmen und anschließend Maßnahmen ergreifen zu wollen, zu denen etwa die Sperrung des Inhalts, die Löschung des Inhalts oder die Schließung des mit dem Inhalt verbundenen Kontos zählen können. Wann genaue welche dieser Maßnahmen greifen soll, wurde nicht angegeben.

Hinzu kommt, dass Google spezielle Ausnahmen seiner Regeln festgelegt hat, die von Algorithmen in aller Regel nicht erkannt werden können: Nacktheit ist so etwa verboten, nicht aber, wenn sie wissenschaftlichen, pädagogischen oder künstlerischen Zwecken dient. Wer darüber entscheidet, wann das der Fall ist, ist unklar.

Rückhalt durch EU-Gesetz

Die EU dürfte den von Google angekündigten Schritt indes begrüßen: Erst jüngst hat das EU-Parlament eine Möglichkeit für Konzerne geschaffen, Nachrichten in nicht verschlüsselten Messengern legal mitzulesen und systematisch zu überwachen. Die EU strebt an, diese Überwachung verpflichtend zu machen und Ende-zu-Ende-Verschlüsselung damit zu verbieten.

Simon Lüthje

Ich bin der Gründer dieses Blogs und interessiere mich für alles was mit Technik zu tun hat, bin jedoch auch dem Zocken nicht abgeneigt. Geboren wurde ich in Hamburg, wohne nun jedoch in Bad Segeberg.

Ähnliche Artikel

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Schaltfläche "Zurück zum Anfang"