Um seinen Ruf hierzulande ein wenig zu bessern, möchte Internet-Gigant Google einen „grünen“ Weg gehen. So hat das Unternehmen angekündigt, eine satte Milliarde in eine umweltfreundliche Infrastruktur mit Cloudtechnik zu investieren. Da möchte wohl jemand die Konkurrenz abhängen?
Investment-Zeitraum bis 2030
Alphabet, der Mutterkonzern von Suchmaschinen-Pionier Google, möchte hierzulande ein kräftiges Investment tätigen. Dabei hat sich das Unternehmen gleich zwei deutsche Standorte ausgesucht. So soll nicht nur in der Region Berlin/Brandenburg eine riesige Cloud-Infrastruktur entstehen. Obendrein möchte der Internet-Konzern ein großes Rechenzentrum in Hanau (Baden-Württemberg) errichten. Doch das war es noch nicht mit den Plänen. Um der ganzen Sache nämlich einen grünen Anstrich zu verleihen, sollen Gelder in eine umweltfreundliche Stromproduktion fließen. Insbesondere das Thema der erneuerbaren Energien spielt hierbei eine wichtige Rolle. Der ökologisch produzierte Strom soll dafür genutzt werden, dass die Cloud-Server auf absehbare Zeit klimaneutral betrieben werden können.
Rechenzentrum in Baden-Württemberg
Google selbst hat bekanntgegeben, dass sich das Unternehmen bereits mitten in der Investitionsphase befände. So befindet sich das Gebäude für das in Hanau geplante Rechenzentrum bereits in der Bauphase. Dieses soll insgesamt knappe 10.000 m² für die nötige Rechenpower zur Verfügung stellen. Insbesondere für Googles hauseigenen Cloud-Dienste möchte man die leistungsstarken Server verwenden. Um keine falschen Experimente zu riskieren, hat sich Google auf die Experten von NDC-Garbe verlassen. Diese sind global als der Spezialist schlechthin bekannt, wenn es um die Errichtung großer und leistungsstarker Datenzentren geht.
Obwohl Google selbst nach eigenen Angaben bereits über die Schlüssel zum Gebäude verfüge, dauert es wohl noch ein wenig bis zur Inbetriebnahme des Rechenzentrums. Ein Start der Anlage ist für 2022 geplant. Dies ließ Philipp Justus (Googles Chef für West-Europa) verlautbaren. Man habe sich außerdem nicht ohne Grund für die Stadt Hanau entschieden. Vor allem die Nähe zum DE-CIX als global gesehen größter Internetknoten sei in die Entscheidung hineingeflossen. Auf die Rechenpower, die zukünftig in Hanau bewerkstelligt werden soll, könne man hierzulande nicht mehr verzichten. Zu groß sei die Nachfrage nach Googles Cloud-Services.
Berlin-Brandenburg als Cloud-Region
Weiterhin soll eine gänzlich neue Cloud-Region im Ballungsgebiet Berlin-Brandenburg entstehen. Auch dieses Ziel solle bis zum nächsten Jahr erreicht werden. Anders als beim Rechenzentrum in Hanau wisse man jedoch bislang noch nicht, wo genau die neuen Server-Strukturen errichtet werden sollen. Dies liegt wohl daran, dass es noch ungewiss ist, ob man gänzlich neue gewerbliche Gebäude errichten muss oder aber bereits vorhandene Strukturen anmieten und nutzen könne. Dass es in dieser Region nicht so unkompliziert funktioniert wie in Baden-Württemberg konnte man an Philipp Justus Aussagen ablesen. Schließlich sprach er davon, dass in der Region Berlin-Brandenburg eine „sehr, sehr hohe Nachfrage von Unternehmenskunden“ bestehe.
Dies verwundert kaum. Spätestens seit Baubeginn von Teslas Gigafactory hat diese Region nämlich immens an Attraktivität hinzugewonnen. Dennoch möchte man keineswegs auf Cloud-Power in diesem Raum verzichten. Hiervon sollen nämlich in aller erster Linie die Kunden profitieren, wenn man den Worten von Justus Glauben schenken mag. Dieser sagte nämlich weiterhin:
„Je näher wir an diesen Kunden dran sind mit einer Cloud-Region, umso schneller, umso zuverlässiger funktionieren auch die Dienste, die die Google Cloud diesen Unternehmen bietet“.
Cloud-Technik als festes Standbein
Sicherlich wird auch die Konkurrenz gespannt auf die Investition von Google blicken. Schließlich wird mit der Investitionsmenge in Milliardenhöhe auch die zukünftige Schwerpunktsetzung des Internet-Giganten deutlich. Cloud-Technik werde wohl auch in Zukunft eine große, wenn nicht sogar eine noch weit größere Rolle bei der unternehmerischen Ausrichtung von Google spielen. Wirft man einmal einen Blick auf die derzeitige Haupteinnahmequelle, ist dieser Schritt sicherlich sinnvoll. Schließlich verdient das Unternehmen gegenwärtig das meiste mit Werbeeinnahmen. Ein strategischer Wechsel wäre nicht nur zukunftssicher, sondern würde wohl auch den Ruf bessern. Allerdings darf das US-Amerikanische Unternehmen dabei nicht die Konkurrenten vergessen. Denn in Sachen Cloud-Technik ist Google definitiv kein Pionier. Neben Urgestein Microsoft ist auch Amazon seit geraumer Zeit im Geschäft der Cloud-Dienste aktiv.
Dementsprechend dürfte es für Google kein leichtes Spiel sein, mit dieser gewaltigen Konkurrenz mithalten zu können. Dass das Unternehmen bereit ist, es mit den Big-Playern aufzunehmen wurde bereits bei unternehmerischen Entscheidungen der Vergangenheit deutlich. So hat Google beispielsweise für eine umfangreiche Aufstockung des hierzulande tätigen Personals gesorgt. Mit von der Partie sind nun auch namhafte Manager wie bspw. Daniel Holz. Dieser hatte früher eine leitende Position beim Software-Konzern SAP inne und navigiert nun Googles Cloud-Business für Deutschland und ganz Europa. Doch nicht nur die Manpower hat sich erhöht. Obendrein hat sich Google neue Partner an die Seite geholt. Insbesondere kooperiert der Internet-Gigant nun mit großen deutschen Unternehmen wie Otto, Deutsche Bank und der Lufthansa.
Deutsche Standorte für geringe Latenz
Manch einer mag sich vielleicht fragen, warum Google nicht einfach seine riesigen Server in Übersee ausbaut, um der gestiegenen Nachfrage gerecht werden zu können. Das Unternehmen selbst begründet seine Standortwahl damit, dass eine zu hohe räumliche Distanz zum Kunden auch die Leistungsfähigkeit der Cloud-Dienste einschränken könne. Insbesondere elementare Dinge wie Performance und Latenz müssten mitunter darunter leiden. Doch sicherlich dürften auch die gesetzlichen Rahmenbedingungen von Relevanz für das Unternehmen sein. Es ist einfach unkomplizierter, Cloud-Services für Kunden deutscher Herkunft auch in Deutschland selbst zu errichten. Insbesondere juristisch steht man besser da, wenn man Daten nicht quer über den Atlantik sendet, sondern in der entsprechenden Region belässt.
Ökologische Rechenzentren
Auch wenn Rechenzentren überaus moderne Einrichtungen sind, ist ihre Belastung für die Umwelt oftmals alles andere als Zeitgemäß. Schließlich benötigen die werkelnden Server allesamt jede Menge Energie, um arbeiten zu können. Damit dies nicht zu einem Schaden von Umwelt und Image führt, möchte Google „grüne“ Rechenzentren errichten. Der notwendige Strom solle eigens dafür aus erneuerbaren Energien geschaffen werden. Dieses selbst gesteckte Ziel von Google ist nicht nur äußerst lobenswert, sondern obendrein auch noch eine echte Herausforderung. Schließlich ist es eine überaus schwierige Aufgabe, einen derartigen „Stromfresser“ ausschließlich mit sauberem Strom zu betreiben. Bislang ist es schlichtweg unmöglich, nicht zumindest teilweise auf fossile Energie wie Strom aus Braunkohleverbrennung, zuzugreifen.
Um dieses Problem langfristig aus der Welt zu schaffen, möchte Google auch die erneuerbaren Energien in Deutschland fördern. Neben der Windenergie soll auch die Solarenergie ausgebaut werden. Eigens hierfür hat Google einen weiteren Kooperationspartner an Land ziehen können. Das nordrhein-westfälische Energieunternehmen „Engine Deutschland“ möchte mit Google zusammenarbeiten. Satte 140 Megawatt sollen mit einer riesigen Photovoltaikanlage und gleich mehreren Windparks produziert werden können. Dies würde bereits knapp 80 Prozent des Strombedarfs von Googles Rechenzentren abdecken. Doch laut Philipp Justus soll dies erst der Anfang sein. Spätestens 2030 sollen 100 Prozent des Energiebedarfs mit grünem Strom gedeckt werden. Wir sind gespannt, ob das kalifornische Unternehmen seine Vision in die Tat umsetzen kann.