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Exklusivinterview mit eSports-Giganten ESL Teil 1 von 2

Was zocken mit Sport zu tun hat und wie sich der Trend in Deutschland entwickelt

Die Electronic Sports League (ESL) ist wie jedes Jahr einer der Riesen auf der gamescom 2018. Neben den VIP-Areas, Merch-Ständen, einem Community-Bereich, Signing Areas, Partner-Ständen wie z.B. von Wüstenrot oder McDonalds füllt das Kölner eSports-Gigant mit zwei riesigen Stages wieder eine halbe Halle und lockt begeisterte Zocker mit den beliebtesten Spielen zum Live-Erlebnis. Man kann sich auf ein spannendes Wochenende freuen, natürlich auch bei Twitch und Co.

Aus erster Hand

Christoph Kohlhaas, der für die deutsche Meisterschaft zuständige Produkt-Manager der ESL, nimmt sich zusammen mit Christopher Flato Zeit für ein exklusives Interview mit uns. Wir stellen Fragen über die Entwicklung des „eSports“, der Förderung des deutschen Nachwuchs‘ im Bereich CS:GO und die Entwicklung in den nächsten Jahren. Das Ergebnis ist ein sehr sympathisches und spannendes Gespräch, das wir für euch zusammengestellt haben.

In dem ersten Teil wird es um das persönliche Verhältnis zum Spiel; der Frage, was „zocken“ mit Sport zu tun hat; die Entwicklung des eSports in der deutschen Gesellschaft; den Stellenwert der gamescom und die Auslegung der ESL gehen.

In dem später folgenden Teil werden wir tiefer in den Bereich CS:GO eindringen.

Hast du neben deinem beruflichen Verhältnis zum Spiel noch Zeit und Lust, selber zu spielen? – welcher MM Rang?

Oh Gott, der ist grottig. Das liegt einfach daran, dass ich ja doch schon etwas älter bin. Das klingt immer hart aber ich habe die dreißig schon geknackt letztes Jahr. Ich bin aufgewachsen mit der guten alten CS 1.6 Zeit, sogar noch vorher. Ich habe mir auf guten Lan-Parties Nächte um die Ohren gehauen. Ich muss fairerweise sagen mein Aiming war nie das Beste. 640 x 480 war ja damals so die beste Auflösung. Aber jetzt komme ich natürlich nicht so viel zum Zocken. Wenn ich abends zocke, da bin ich ganz ehrlich, eher etwas zum runterkommen. Etwas, das entspannt, strategiemäßiges wie Anno zum Beispiel. Aber ab und zu erwische ich mich natürlich wie ich in PUBG oder Counter-Strike eine Runde drehe. Aber ich glaube mehr als Silver werde ich trotzdem nie mehr in meinem Leben schaffen, weil mir einfach die Stunden fehlen.

Aber trotzdem ist dein Verhältnis leidenschaftlich?

Ja, definitiv. Nein um Gotteswillen, ich glaube das funktioniert auch sonst nicht. Ich glaube man muss dem eSports schon offen gegenüberstehen aber genauso den Computerspielen. Man muss wissen, wovon man tagtäglich redet und womit man arbeitet. Das macht der Ingenieur genauso wie der Sanitärfachmann und bei mir ist es halt die Zockerei. Auch wenn ich selber nicht mehr so viel zocke, Leidenschaft muss dahinter sein, definitiv.

An Christopher Flato: Was hat „zocken“ mit Sport zu tun? Wie würdest du als Jugendschutzbeauftragter beispielsweise Eltern erklären, was eSports ist?

Christopher Flato: Oh Gott, das ist eine sehr komplexe Frage. Erstmal zum Punkt was Zocken mit Sport zu tun hat. In erste Linie reden wir hier von eSports, das ist ja kompetitives Gaming also gegeneinander spielen in einer Wettkampfsituation. Das heißt du spielst nicht gegen den PC, nicht gegen Non-Player-Charakters sondern gegen echte Menschen. Wo eine Wettkampfsituation herrscht, ist der Sport auch nicht weit. Wir sehen es ja auch bei anderen traditionellen Sportarten wie Fußball  oder Handball etc., die haben sich ja über Jahre hinweg von einer Spieler-Sportart zu einer Zuschauer-Sportart entwickelt, wo man heute quasi eher den Profis zuschaut, weil man selbst einfach nicht mehr die Fähigkeiten oder die Zeit hat und einfach das nicht hinkriegt, was die da auf dem Rasen hinbekommen. Das Gleiche ist es auch beim eSports.

Die Akzeptanz von eSports nimmt in der Gesellschaft in den letzten Jahren stetig zu. Wie ist der Stand heute und was könnte sich noch bessern?

Also generell muss man natürlich erstmal festhalten, dass schon ein Viertel der deutschen Gesellschaft selber aktiv regelmäßig zockt und u.a. schon mit dem Begriff eSports etwas anfangen kann. Wenn man das Ganze jetzt noch ein bisschen weiter fasst, spielt jeder Zweite regelmäßig zuhause casualmäßig, sei es Mobile, sei es PC, sei es Konsole. Dementsprechend sind wir nicht zuletzt aus gesellschaftlichem Druck sowieso verpflichtet, an den eSports anzuknüpfen, weil er kommt, er läuft. Er entwickelt sich aus sich selbst heraus und ich denke, dass der eSports in den nächsten Jahren weiter zulegen wird. Er entwickelt sich sehr positiv. Man sieht das sehr schön an der ESL One Cologne, erst kürzlich im Juli. Du hast da eben mal 12.000 bis 13.000 Leute, die sich Counter-Strike anschauen und das unter deutscher Beteiligung. Ich denke, das war schon so ein kleines Sommermärchen für nicht zuletzt auch BIG. Gerade über den deutschen Markt wird ja auch gerne mal gesagt, dass die Fans eher faul sind und eben nicht zu solchen Events gehen. In den USA oder in Katowice in Polen sind riesige Events, aber die ESL One Cologne oder das DOTA Event in Hamburg zeigen ja im Endeffekt, dass wir da auf einem sehr guten Weg sind, dass die Community stetig wächst und auch, dass die Leute sich mehr und mehr interessieren.

Wie wichtig ist die Messe „gamescom“ für euch?

Ja, das ist eine ziemlich interessante Frage. Es ist unbeschreiblich wie groß die gamescom mittlerweile ist, also sie entwickelt sich stetig weiter. Manch einer würde vielleicht sogar sagen, dass sie mittlerweile schon z u groß ist. Man muss ganz klar sagen, sie ist eine der wichtigsten Messen in den Bereichen Elektronik, Gaming und Innovation weltweit. Das ist Unterhaltungsmesse pur hier. Für uns ist sie extrem wichtig, da wir mit Publishern und vor allem mit der Community in Kontakt treten können. Wir können selber auch den eSports hier vorstellen und die Messe als Plattform nutzen, was uns extrem wichtig ist, weil auch da der Casual-Spieler, der zuhause Clash Royal spielt, hingeht. Dieser kann unter Umständen mit eSports noch gar nichts anfangen, sieht das hier mit verschiedenen Spielen auf verschiedenen Plattformen wie Konsole oder PC oder auch Mobile und kann sich darunter etwas vorstellen und ist danach – würde ich mal knallhart sagen – „aufgeklärt“. Nicht zuletzt geht es einfach für uns als ESL auch darum, hier Präsenz zu zeigen für unsere eigenen Produkte wie zum Beispiel die ESL Meisterschaft und dementsprechend sind wir hier auch groß vertreten in der Halle 9. Es steht vor allem die Liveerfahrung im Vordergrund.

Die ESL ist bekannt für riesige Majors, die ganze Hallen füllen. Ist die Electronic Sports League nur etwas für Profis und deren Fans?

Nein, ganz klar nein. Seit Gründung der ESL gibt es das Zero-to-Hero-Prinzip. Das wurde zwar früher nicht ganz so extrem ausgelebt, weil der eSport noch nicht so etabliert und in der Gesellschaft noch nicht so angekommen war. Gerade in den letzten Jahren hat man aber sehen können, dass sich dieser Bereich vom Casual-Spieler zum Amateur-Spieler zum Profi immer weiter professionalisiert hat. Ich nehme mal die ESL-Meisterschaft als schönes Beispiel. Ich spiele auf ESL-Play oder ESEA Counter-Strike, habe das Gefühl, ich bin ganz gut, tue mich mit ein paar Jungs und Mädels zusammen und versuche mich z.B. für einen kleineren Cup oder ein ESEA-Turnier auf internationaler Ebene zu qualifizieren. Das ist zwar noch casual angehaucht ist, man muss aber schon was auf dem Kasten haben… und dann kommt irgendwann der Punkt, an dem man feststellt, dass man eine Chance im kompetitiven Bereich hat. Dann merkst du schon den ersten Punkt der Professionalisierung, dass das Team zusammenwächst. Dann kommt die Taktik. Da kommt viel Strategie auf einmal dazu und nicht mehr einfach „lass mal ein Wettkampfspiel machen und gucken was passiert“.  Viele haben dann in Deutschland die Möglichkeit, sich auch für die ESL-Meisterschaft zu qualifizieren. In der ominösen dritten Division, die auf ESEA als Open-Division fungiert, dort gibt es über sechzig Teams, die nur die Qualifikation spielen und aus diesen sechzig Teams finden wir im Endeffekt dann die Top 3. Die würden dann in die zweite Division aufsteigen und von dort haben sie die Möglichkeit, in die erste Division aufzusteigen. Von der ersten Division gibt es dann neue Möglichkeiten und so weiter …

Hier geht es zum zweiten Teil des Interviews.

Klarstellung: Die Interviewinhalte sind zum Teil verändert, es gibt Kürzungen und syntaktische sowie grammatikalische Korrekturen. Wir waren bei der Transkription jedoch bestrebt, die Korrektheit und Genauigkeit beizubehalten.

Marlon

Meine Begeisterung für Gaming und meine Neugierde für Hardware führten mich 2015 zu Basic-Tutorials. Neben eigenen Projekten im Bereich CS:GO entwickelte ich Interesse am Verfassen einiger Beiträge für den Blog. Dieser gibt mir fortan eine Plattform, um unverfälschte Produkttests und News über für mich ansprechende Themen zu verfassen. Ich gebe gerne Hilfestellungen und entwickle eigene Rezensionen.

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