Medienberichten aus den USA zufolge möchte Microsoft mit seinem neuen Betriebssystem die Installation fremder Browser erschweren. Wer im vorinstallierten Edge-Browser die Internetseite der Konkurrenz von Chrome aufruft, erhält mehrere Warnungen, die vom Download abhalten sollen.
Warnhinweise mit unbelegten Aussagen
Die eingeblendeten Warnhinweise enthalten dabei zahlreiche unbelegte Aussagen. Den US-Medienberichten zufolge wird zwischen drei verschiedenen Warnungen variiert. Ausgegeben werden die Texte „Microsoft Edge basiert auf der gleichen Technologie wie Chrome, mit dem zusätzlichen Vertrauen von Microsoft“, „Dieser Browser ist so 2008! Wisst ihr, was neu ist? Microsoft Edge“ sowie „Ich hasse es, Geld zu sparen‘, hat noch nie jemand gesagt. Microsoft Edge ist der beste Browser für das Onlineshopping“. Inwiefern Microsoft ein besonderes Vertrauen genießt (oder genießen sollte) und inwiefern die Nutzung von Edge dabei hilft, beim Online-Shopping Geld zu sparen, ist dabei völlig unklar.
Banner in Bing
Hierzulande erscheinen die Warnungen beim Besuch der Chrome-Seite bisher nicht. Allerdings wird bei Bing-Suchen nach Konkurrenzprodukten ein Banner eingeblendet, in welchem Microsoft explizit davon abrät, einen anderen Browser zu nutzen. In diesem Banner heißt es „Es ist nicht erforderlich, einen neuen Webbrowser herunterzuladen. Microsoft empfiehlt für eine schnelle, sichere und moderne Weberfahrung, mit der Sie ggf. Zeit und Geld sparen können, die Nutzung von Microsoft Edge“. Auch hier bleibt unklar, wie die Edge-Nutzung dabei helfen soll, Geld zu sparen.
Ebenfalls neu ist die deutliche Erschwerung der Festlegung eines neuen Standardbrowsers unter Windows 11. Auch hiermit verfolgt Microsoft eindeutig das Ziel, Edge als neuen Standard zu etablieren. Die angewandten Methoden erinnern dabei deutlich an die erste Auseinandersetzung verschiedener Browser-Unternehmen in den 1990er-Jahren. Hier setzte Microsoft auf ähnliche Praktiken und wurde in der Folge mit Klagen überzogen. Die meisten Verfahren endeten mit außergerichtlichen Einigungen, die Microsoft Millionen kosteten. Dass das Vorgehen rechtlich problematisch sein dürfte, zeigt die Äquivalenz zum Vorgehen von Apple und Google in den eigenen App-Stores: Auch hier wird die Konkurrenz systematisch benachteiligt, was aufgrund der damit verbundenen Einschränkung des Wettbewerbs teilweise als Rechtsverstoß eingestuft wurde.