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Schleswig-Holstein vergibt Impftermine nun wie Konzerttickets

Die Firma Eventim wird sicherlich jedem etwas sagen. Sei es das Konzert der Lieblingsband oder aber der Besuch eines Fußballspiels vom favorisierten Verein. Das Unternehmen hat so ziemlich jedes Event im Angebot gehabt. Und dann kam Corona. Konzerte und andere Großereignisse mit vielen Besuchern gehörten vorerst der Vergangenheit an. Eventim möchte seine Stärken nun aber in anderer Hinsicht präsentieren. So vergibt das Unternehmen nun keine Konzerttickets mehr, sondern Impftermine.

Nur in Schleswig-Holstein möglich?

Viele Bundesländer setzen bei der Vergabe von Impfterminen gegen Covid-19 auf die Kassenärztliche Vereinigung. Diese ist zentral organisiert und hat ein Manko: Die Terminvergabe nimmt sehr viel Zeit in Anspruch. In Schleswig-Holstein gilt diese Regelung nicht. Dementsprechend verlässt sich das Bundesland fortan auf einen echten Experten, wenn es um Organisation im großen Stile geht: Eventim. Die Veranstaltungsexperten seien herangezogen worden, weil man die langjährige Erfahrung des Unternehmens schätze. So zumindest lauten die Aussagen des Gesundheitsministeriums in Schleswig-Holstein. Weiter hieß es, dass das Unternehmen dazu in der Lage sei, Impftermine als derzeit „begrenztes Gut“ bestmöglich an den Mann bzw. die Frau zu bringen. Auch eine hohe Auslastung dürfte für sie kein Problem sein. Dies zeige wohl auch die bislang sehr positive Resonanz aller Beteiligten.

Negative Stimmen aus Hamburg

Hamburg ist als Nachbar Schleswig-Holsteins alles andere als erfreut über die Einbeziehung des Konzertexperten. Schließlich würden sie selber gern Unterstützung von Eventim erhalten. Grund dafür ist, dass der nördliche Stadtstaat über seine eigene Terminvergabe mehr oder weniger erbost ist. Wie in vielen anderen Bundesländern auch, kommt es in Hamburg ebenfalls zu massiven Problemen bei der Terminvergabe. Im Fokus steht dabei immer die Kassenärztliche Vereinigung. Dementsprechend hat Hamburgs Sozialsenatorin Melanie Leonhard (SPD) bereits angekündigt, Alternativen in Betracht zu ziehen. Zumindest sei dies unerlässlich, wenn sich Hamburgs Probleme bei der Vergabe von Impfterminen nicht bessern würden.

Große Herausforderung für alle Beteiligten

Die logistische Herausforderung, die mit der Impfkampagne einhergeht, sucht ihresgleichen. Dementsprechend hat Schleswig-Holstein auch im geeigneten Maße reagiert. Schließlich kennt sich kaum jemand besser mit einer derart großen Organisation aus wie Eventim. In Schleswig-Holstein müssten allein bis zum Ende des Sommers 2021 knapp 3,4 Millionen Impftermine vergeben werden. Nur so könne man die geplante Impfkampagne im von der Bundesregierung gewünschten Tempo durchführen. Dabei bekräftigte Schleswig-Holsteins Gesundheitsminister Heiner Garg (FDP) gegenüber der dpa: „Wichtig ist uns, so schnell wie möglich den vorhandenen Impfstoff zu den Menschen zu bekommen – und das ist uns bisher in Schleswig-Holstein gelungen“. Im Rahmen seiner Stellungnahme gab der Sprecher von Heiner Garg ein praxisnahes Beispiel: „Innerhalb von einer Minute waren mehr als 4000 Termine in Warenkörben reserviert. In der Spitze des Anmeldeverfahrens gab es laut Eventim bis zu 3225 Klicks pro Sekunde auf Impfen-SH.de.“

So kennen wir Eventim eigentlich: Als Verkäufer von Konzerttickets.

Hier kann man durchaus Parallelen zum Ticketverkauf begehrter Veranstaltungen wie Konzerte oder Fußballspiele ziehen. „Eine Software zu nutzen, die auch bei anderen Großereignissen wie zum Beispiel der Fußballweltmeisterschaft genutzt wurde, ist daher naheliegend.“ sagte Gargs Sprecher weiter. Es sind gerade diese Parallelen, die es naheliegend machen, ein Unternehmen wie Eventim in die Organisation mit einzubeziehen. Dies sieht natürlich auch Eventim so. Gegenüber der dpa sagte Alexander Ruoff (Chief Operating Officer von Eventim) aus, dass die Vergabe von Impfterminen in der Organisation „nicht so sehr viel anders als Großevents“ sei. Wie das Unternehmen es kennt, treffen hier „limitierte Kapazitäten“ auf „idealerweise viele Interessenten.“ Weiterhin zieht Ruoff ein positives Zwischen-Resümee. Dieses betrifft zumindest die Arbeit von Eventim. So sagt er „In Schleswig-Holstein läuft das System sehr stabil, sehr effizient. Aber natürlich ist die Knappheit der Impfdosen nicht durch uns zu lösen.“

Die Anfragen häufen sich

Dass Eventim möglicherweise zu einer der Gewinner von Corona zählen könnte, hätte das Unternehmen vor ein paar Monaten wohl noch nicht geahnt. Abgesagte Großveranstaltungen beutelten selbstverständlich auch den Konzertexperten wirtschaftlich. Nun könnte das Unternehmen eine beachtliche Wende schaffen. So gebe es inzwischen auch Anfragen von den Nachbarn aus Österreich und auch aus dem weit entfernten Brasilien. Neben diesen Interessenten sollen laut Ruoff aber auch andere Bundesländer und Mitglieder der Europäischen Union interessiert sein.

Jens Scharfenberg

Gaming und Technik waren stets meine Leidenschaft. Dies hat sich bis heute nicht geändert. Als passionierter "Konsolero" und kleiner "Technik-Geek" begleiten mich diese Themen tagtäglich.

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