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Snapchat macht private Videos öffentlich und will sich so retten

Der hinter der einst die Welt erobernden App „Snapchat“ stehende Konzern „Snap“ um Evan Spiegel kämpft momentan gegen den eigenen Niedergang. Seit Facebook die wichtigsten Snapchat-Funktionen kopiert hat und in den eigenen Anwendungen zur Verfügung stellt, laufen Snapchat die Nutzer davon. Gleichzeitig fällt der Aktienkurs drastisch und hochqualifizierte Mitarbeiter flüchten zu neuen Arbeitgebern.

Nun plant Snapchat jedoch einen Befreiungsschlag. Mehr noch: Spiegel ist sich sicher, die neue Idee könnte eine Medienrevolution anstoßen. Tatsächlich wurde sie in der Praxis bereits getestet und vom Unternehmen für gut befunden. Wer Wert auf den Schutz seiner Daten legt, könnte in der neuen Geschäftsidee jedoch einen weiteren, sehr gewichtigen Grund sehen, Snapchat den Rücken zu kehren.

So basiert das Rettungskonzept des Konzerns im Grunde auf einer Zusammenarbeit mit wichtigen Medienhäusern in den Vereinigten Staaten. Damit diese schneller als Fernsehsender und andere Konkurrenten von aktuellen Ereignissen berichten können, will Snapchat ihnen Live-Videos, die von den eigenen Nutzern aufgenommen wurden, zur Verfügung stellen. Diese können von den Kooperationspartnern zusammengeschnitten und auf der eigenen Webseite einer breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden.

Am 6. September wurde diese Vorgehensweise getestet. Als in Cincinnati eine Schießerei stattfand, veröffentlichte Snapchat vor allen anderen Medien einen Nachrichtenfilm über das Ereignis. Alle Aufnahmen, die Snapchat für diesen Film verwertete, stammten von Snapchat-Nutzern und wurden ursprünglich in der privaten Story dieser Nutzer geteilt.

Im Rahmen der Zusammenarbeit mit Partnern wie der „New York Post“, CNN und CBC will Snapchat jedes Video, das ein Snapchat-Nutzer aufnimmt, in einer Datenbank speichern, von einer künstlichen Intelligenz mit Schlagworten versehen lassen und seinen Medienpartnern zur Verfügung stellen, damit diese bei aktuellen Ereignissen schneller als alle anderen Live-Aufnahmen bieten können. Darüber hinaus könnten die Videos auch genutzt werden, um die Berichterstattung von kulturellen oder anderen Ereignissen zu unterstützen – wer beispielsweise ein Video von seinem Aufenthalt auf einem Musikfestival bei Snapchat teilt, kann künftig damit rechnen, dass dieses von den Medienpartnern in die Berichterstattung eingebunden und somit der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wird. So sollen die privaten Bewegtbilder etwa auch dazu dienen, die Stimmung an bestimmten Orten oder auf bestimmten Veranstaltungen besser darstellen zu können. Snapchat-Chef Spiegel sieht in dieser neuen Geschäftsidee eine Medienrevolution. Tatsächlich ist es möglich, dass diese ungewöhnliche Zusammenarbeit zwischen klassischen und neuen Medien neue Formate hervorbringt und die Berichterstattung verändern wird.

Es bleibt jedoch abzuwarten, wie die Snapchat-Nutzer, die ungewollt zu Laienreportern werden, auf diese Neuerung reagieren. Darüber hinaus ist abzuwarten, wie die Konkurrenz – vor allem Facebook – im Erfolgsfalle reagieren wird.

Simon Lüthje

Ich bin der Gründer dieses Blogs und interessiere mich für alles was mit Technik zu tun hat, bin jedoch auch dem Zocken nicht abgeneigt. Geboren wurde ich in Hamburg, wohne nun jedoch in Bad Segeberg.

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