Der Wirbel um die beliebte Video-App Tiktok und deren US-Geschäfte nimmt nun eine positive Entwicklung für das Unternehmen. Entwickler Bytedance scheint seinen Kopf aus Schlinge bekommen zu haben. Ein wirksamer Deal mit zwei großen US-Unternehmen macht´s möglich.
Download-Stopp verhindert
Bis zuletzt war es spannend, wie die Zukunft von Tiktok in den USA aussehen würde. Als US-Präsident Trump und sein Handelsministerium einen Download-Stopp für Tiktok in Apples AppStore und Googles Play Store ankündigten, sah Entwickler Bytedance bereits seinen Kampf um ein Weiterbestehen in den USA als verloren an. Ab Montag, den 21.September sollte die App aus beiden Plattformen verschwinden. Doch nun hat Trump bekanntgegeben, einen Deal zwischen Tiktok-Eigentümer Bytedance und zwei US-Unternehmen gebilligt zu haben. Auch, wenn Tiktok damit gerettet zu sein scheint, steht eine formelle Aufhebung der für Montag angekündigten Maßnahmen noch aus. Vorerst wurden diese jedoch vom Handelsministerium um eine Woche verschoben. Viel hat Trump nicht zu dem Deal durchblicken lassen. Doch er sprach davon, dass Tiktoks weltweites Geschäft zukünftig in eine neue Firma mit Sitz in den USA kommen würde. Hier sagte er, dass der Firmensitz „wahrscheinlich in Texas“ sein würde.
Trumps Angst vor Tiktok
Im Rahmen einer offiziellen Begründung für das Verbot der beliebten App sprach der US-Präsident von einer Bedrohung für die nationale Sicherheit. Trump ging stets davon aus, dass zwischen Entwickler Bytedance und der chinesischen Regierung ein enger Kontakt bestünde. Im Rahmen dieser möglichen Zusammenarbeit befürchtete er, dass empfindliche Daten von US-Bürgern in chinesische Hand gelangen könnten. Aufgrund dieses Sicherheitsrisikos erließ Trump gleich zwei Anordnungen, die für die App das Aus in den USA bedeuten sollten. Tiktoks Aussagen liefen komplett entgegen jener des amtierenden US-Präsidenten. So sprach Entwickler Bytedance stets davon, dass die gesammelten Daten die Server in den USA nicht verlassen würden.
Oracle ist der neue Herr über die Daten
Für die Präsident Trump so wichtige Datensicherheit ist nun der Software-Konzern Oracle verantwortlich. Er ist ein US-Unternehmen, das vom US-Präsidenten die Zustimmung für einen Deal mit Bytedance bekommen hat. Die Aufgabe von Oracle wird es zukünftig sein, die Daten der US-Nutzer nicht nur zu verarbeiten, sondern auch Grundlage in Form der technischen Systeme zu schaffen. Dieser Deal soll auch positive wirtschaftliche Folgen für das Land haben. So schaffen Oracle und Tiktok im Rahmen ihrer Zusammenarbeit insgesamt 25.000 neue Jobs.
Ein teurer Spaß für Oracle und Walmart
Doch es war ganz offensichtlich kein einfacher Weg zum Deal. Schließlich forderte Trump neben der Datensicherheit auch andere Punkte. So war es ihm ein großes Anliegen, dass die Mehrheit des Unternehmens Tiktok von US-Investoren gehalten wird. Bislang wissen wir nur von 20 Prozent, die US-Unternehmen an „Tiktok Global“ halten. 12,5 Prozent fallen auf Oracle ab, 7,5 Prozent auf den Supermarkt-Giganten Walmart. Die Anteile sollen beide Unternehmen im Rahmen des Börsengangs von Tiktok Global kaufen. Hierbei wird es sich keinesfalls um ein Schnäppchen handeln. So hat Entwickler Bytedance mitgeteilt, dass sie eine Gesamtbewertung von stolzen 60 Milliarden US-Dollar anstreben. Damit müssten Walmart und Oracle gemeinsam 12 Milliarden US-Dollar aufwenden. Ob dies der schlussendliche Preis sein wird, ist durchaus fraglich. Schließlich soll es hierzu noch immer Verhandlungen geben. Dabei befinden sich sowohl Oracle als auch Walmart in einer guten Position. Schließlich bedeutet nur ein wirksamer Deal, dass Tiktok kein Aus in den USA droht.
Die Mehrheit gehört Tiktok, aber…
Doch damit halten US-Unternehmen gerade einmal 20 Prozent an dem chinesischen Unternehmen. Die restlichen 80 Prozent gehören noch immer Bytedance. Dies muss man jedoch relativieren. Schließlich gehört Bytedance zu einem gewissen Prozentsatz anderen US-Unternehmen. Beispielsweise halten Start-up Finanzierer wie General Atlantic insgesamt knapp 40 Prozent an dem Entwickler Bytedance. Dementsprechend entspricht Trumps Forderung durchaus der Realität. Die Mehrheit von Tiktok liegt in US-amerikanischen Händen. Laut Trump wird Tiktok in Zukunft „eine ganz neue Firma sein. Sie wird nichts mehr mit China zu tun haben.“
Chinesische Beschränkungen werden umgangen
Die chinesische Regierung ist alles andere als erfreut über die Bestrebungen des Entwicklers Bytedance, Tiktok von US-Unternehmen kaufen zu lassen. Dementsprechend hat China erst kürzlich seine Beschränkungen von Verkäufen inländischer Unternehmen ins Ausland strenger reglementiert. So dürfen Unternehmen, die auf besonderen Algorithmen zur Datenverarbeitung fußen, nicht ohne weiteres ihr Geschäft weiterverkaufen. Eine Zustimmung der Regierung ist dabei notwendig. Hier wird deutlich, warum für Trump die Mehrheit von Tiktok auf US-amerikanischer Seite sehen möchte. Schließlich dürfte Bytedance dann frei entscheiden, ob man Tiktok verkaufen möchte oder nicht.
Tiktok zahlt hochpreisigen Bildungsfonds
Die App, welche in aller erster Linie auf mehr oder weniger unterhaltsame Kurzvideos setzt, ist vor allem bei jungen Menschen überaus beliebt. Dementsprechend möchte sich Bytedance bereits jetzt einen guten Ruf bei der amerikanischen Jugend und deren Eltern erarbeitet. Schließlich soll das Unternehmen nun insgesamt fünf Milliarden US-Dollar an einen texanischen Bildungsfonds überweisen. Dies ließ Trump im Rahmen eines pompösen Wahlkampfauftritts in North Carolina verlautbaren. Hierbei handelt es sich um eine Art erzwungenes Dankeschön an die US-Regierung für das Herbeiführen des Deals. Indes ist der Sinn und Zweck des hochpreisigen Fonds mehr als fraglich. Schließlich soll er als Finanzspritze für einen Schulunterricht dienen, der weit patriotischer abläuft, als es bislang der Fall ist. Trump möchte wortwörtlich, „dass die echte Geschichte unseres Landes unterrichtet wird“. Ein Kernaspekt der kleinen Bildungsreform sei beispielsweise die Eindämmung des großen Umfangs des Themas „Sklaverei in den Vereinigten Staaten“.
Die Unternehmen sind nicht zufällig gewählt worden
Dass nun Software-Konzern Oracle und der Supermarkt-Gigant Walmart den Zuschlag für Tiktok erhalten, kommt doch sehr überraschend. Schließlich waren in den vielen Wochen des „Hin-und-Hers“ mit Tiktok und der US-Regierung viele andere Unternehmen an einem Kauf interessiert. Allen voran schien der Deal zwischen Microsoft und Bytedance schon so gut wie sicher. Schlussendlich muss dieser aber an zu hohen Kosten gescheitert sein. Doch auch andere Unternehmen wie die Amazon Tochter AWS oder Twitter waren an einem Kauf interessiert. Beide Unternehmen waren ebenfalls schnell aus dem Rennen heraus. Hier bieten sich durchaus Mutmaßungen an. Schließlich sind sowohl Microsoft Gründer Bill Gates, als auch Amazon Chef Jeff Bezos alles andere als Fans von US-Präsident Trump. Auch der Kurznachrichten-Dienst Twitter ging in den letzten Wochen mehrfach gegen unsachliche Tweets vom Präsidenten vor. Im Gegensatz dazu ist Oracle Chef Larry Ellison einer der wenigen Silicon Valley Größen, die öffentlich zu ihrer Sympathie für Trump stehen. Darüber hinaus ist Walmart ein großer Konkurrent vom Onlineversand-Riesen Amazon. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt…