Erst kürzlich sind die sogenannten Xinjiang-Papers geleakt worden, die Aufschluss über den Umgang Chinas mit der muslimischen Minderheit der Uiguren geben. Der chinesischen Regierung ist es nach dieser Veröffentlichung kaum mehr möglich, Berichte über Verfolgung, Unterdrückung, Internierung und Zwangsumerziehung der chinesischen Muslime, die vorwiegen in der Provinz Xinjiang leben, als Fake News abzutun. Auf der beliebten Videoplattform TikTok, die auch und vor allem im Westen großen Anklang findet, war davon – ebenso wie von anderen für China kritischen Themen – aufgrund von Zensur bisher nichts zu sehen. Eine Nutzerin hat das nun geändert.
Feroza Aziz umging die chinesische Zensur, indem sie ihr Video wie ein typisches Makeup-Tutorial aussehen ließ. Bewaffnet mit einer Wimpernzange schminkt sie sich vor der Kamera und erläutert dabei zunächst ihr Vorgehen. Bereits nach kurzer Zeit wechselt sie jedoch abrupt das Thema und kommt auf die Lage der Uiguren in China zu sprechen. Immer noch mit Wimpernzange in der Hand fordert sie Zuhörerinnen und Zuhörer dazu auf, sich selbst über dieses Thema zu informieren.
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Das Video umging die Zensur und erreichte innerhalb kürzester Zeit etliche Aufrufe. Feroza Aziz landete mit der politischen Botschaft unter Makeup-Gewand einen viralen Hit. Mittlerweile wurde ihr Account auf der Plattform gesperrt. Dennoch dürfte sie ihr Ziel erreicht haben: Mit ihrer Aktion hat sie medienwirksam auf das thematisierte Problem hingewiesen – und das über ein chinesisches Netzwerk.
Berichte über Zensur in TikTok häuften sich in den letzten Monaten. Verwunderlich ist das kaum, geht die chinesische Regierung mit den eigenen Bürgerinnen und Bürgern doch wenig zimperlich um – Meinungs- und Pressefreiheit sind ebenso wie freie Wahlen schlicht nicht gegeben. Stattdessen arbeitet China an der Perfektionierung des ausgefeilten Überwachungsnetzes, mit dem jeder Schritt eines jeden Bürgers online sowie offline verfolgt werden kann. Wer einmal die TikTok-Suche bemüht, wird schnell feststellen, dass chinakritische Themen dort nicht auftauchen. Die Suche nach dem Schlagwort „Hongkong“ führt etwa keineswegs zu Videos von den Protesten gegen die Machtausweitung der chinesischen Einparteiendiktatur in der Sonderverwaltungszone, sondern zu harmonischen Tanzvideos. In anderen sozialen Netzwerken zeigt sich hingegen ein völlig anderes Bild.