Twitch verspricht Streamern höhere Einnahmen

Streaming als Geschäftsmodell boomt. Doch die Konkurrenz auf dem beliebten Markt nimmt zu. Twitch reagiert nun darauf und will die Einkommenssituation seiner Streamer verbessern.

Adds Incentive Program: Öffnung und Änderungen

Monetarisierung findet bei Twitch über das sog. Adds Incentive Program statt. In dieses Programm werden ausgewählte Streamer aufgenommen, die damit die Möglichkeit haben, über die Einblendung von Werbung Kapital aus ihrer Tätigkeit zu schlagen. Konkret handelt es sich um eine Vereinbarung, die die betreffenden Streamer verpflichtet, monatlich eine bestimmte Anzahl an Stunden mit Werbeeinblendung zu streamen. Hierfür erhalten sie einen vorab festgelegten Pauschalbetrag. Twitch hat nun angekündigt, dieses Programm für weitere Personen zu öffnen. Wie viele Menschen, die auf Twitch aktiv sind, von dieser Öffnung profitieren werden und welche Kriterien Twitch künftig für eine Aufnahme ansetzen wird, ist jedoch unklar.

Darüber hinaus soll die Funktionsweise der Monetarisierung von Twitchstreams grundlegend verändert werden. An die Stelle des bisher geschilderten Pauschalsystems soll eine differenzierte Vergütungsstrategie treten. Twitch hat stattdessen eine Umsatzbeteiligung angekündigt: Wer am Programm teilnimmt, erhält künftig 55 Prozent der mit seinen Videos generierten Einnahmen. Twitch geht davon aus, dass das neue Modell eine Einnahmensteigerung von 50 bis 100 Prozent für Streamer bedeutet. Sollten die Einnahmen infolge der Modelländerung sinken, will Twitch die alte Berechnungsgrundlage ansetzen, sodass niemand durch die Umstellung einen finanziellen Nachteil erleidet.

Änderungen für Affiliates

Neben dieser Monterarisierungsmöglichkeit besteht auch die Option, über Affilialelinks Geld zu verdienen. Auch hier wird Twitch künftig eine Umsatzbeteiligung von 55 Prozent auszahlen. Voraussetzung hierfür ist, dass mindestens drei Minuten pro Stunde Werbung eingeblendet wird. Diese Einstellung lässt sich im Ads-Manager vornehmen.

Mit der Änderung des Affiliateprogramms verbunden ist ferner der Wegfall der unbeliebten Pre-Roll-Anzeigen. In Videos, die mindestens drei Minuten Werbung pro Sendestunde enthalten, werden diese vorgelagerten Werbeanzeigen nicht mehr gezeigt werden. Twitch sieht die angekündigten Veränderungen daher nicht nur als Service für die Streamer, sondern auch für die Kunden. Die starke Werbeorientierung des Streamingdienstes bleibt damit insgesamt dennoch weiterhin bestehen. In der Vergangenheit hatte Twitch hier bereits seine Prioritätensetzung eindrucksvoll gezeigt: Wer einen Adblocker nutzt, muss eine weitaus geringere Videoqualität hinnehmen.

Veränderungen im Angebot?

Interessant wird es sein, die weitere Entwicklung des Streamingangebots bei Steam abzuwarten. Streamer werden künftig direkter als bisher vom mit ihren Videos erzielten Umsatz abhängig sein. Es ist daher durchaus denkbar, dass besonders umsatzträchtige Formate zunehmen werden, wohingegen solche, die zwar beliebt sind, jedoch nicht zu nennenswerten Werbeeinahmen führen, aus dem Fokus der Streamer verschwinden könnten.

Attraktiv ist der Streamingdienst für viele Streamer bereits heute: Im Rahmen eines Leaks bei Twitch ist im vergangenen Jahr bekannt geworden, dass der weltweit erfolgreichste Kanal in einem Zeitraum von 27 Monaten rund 9,6 Millionen US-Dollar umsetzte, was rund 4,2 Millionen US-Dollar pro Jahr entspricht. Der erfolgreichste deutsche Kanal nahm in diesem Zeitraum rund 2,3 Millionen US-Dollar ein, also immerhin etwas mehr als eine Million pro Jahr. Insgesamt zahlte Twitch eigenen Angaben zufolge im vergangenen Jahr eine Milliarde US-Dollar aus.