Der globale Siegeszug von Uber ist kaum noch aufzuhalten. So gibt es weltweit nur noch wenige Metropolen, in den man nicht per praktischer Smartphone-App binnen Minuten einen Fahrtenservice organisieren kann. Mittlerweile hat mit Uber One sogar das firmeneigene Abomodell in Europa Einzug gehalten. Doch mit den Uber Files hat das Unternehmen aus den USA nun einen negativen Anstrich bekommen. So belegen bergeweise Akten, dass die Erfolgsgeschichte von Uber vor allem in Europa mit teilweise fragwürdigen Methoden geschrieben wurde. Hinterfragen muss man dabei nicht nur die Rolle des US-Unternehmens. Auch die Politik hat sich hier zum Teil höchst dubios verhalten.
Zehntausende Dokumente geben Einblick in Methoden von Uber
Dieses Datenleck wird Uber wohl nicht so schnell vergessen. Die dabei ans Tageslicht gekommenen sogenannten Uber Files setzen sich aus zehntausenden Dokumenten zusammen, die nicht nur den Fahrdienstleister selbst, sondern auch ihre Kooperationspartner zum Inhalt haben. Dazu zählen nicht nur „einfache“ Parlamentsmitglieder wie Otto Fricke von der FDP. Auch der amtierende Präsident Frankreichs, Emmanuel Macron, taucht in den Papieren auf. Selbst EU-Politiker wie Neelie Kroes, die Mitglied der EU-Kommission war, finden sich in den Uber Files wieder. Aufgedeckt wurde das Ganze von einer Gruppe global agierender Investigativjournalisten. Sie berufen sich im Rahmen ihres Berichts auf ein Datenpaket, welches der britischen Zeitung The Guardian zugesendet wurde.
In Deutschland veröffentlichte die Süddeutsche Zeitung die brisanten Inhalte zu dem Datenpaket. Neben spannenden Präsentationen und Rechnungen des Unternehmens sind es vor allem auch die Handlungen der Politik, die nun für Aufsehen sorgen. Insbesondere die ehemalige EU-Kommissarin Kroes soll einen erstaunlich hohen Einsatz gezeigt haben, um Uber einen bestmöglichen Start in Europa zu ermöglichen. Dies bekommt spätestens dann einen faden Beigeschmack, wenn man sich das Lobbyverbot in Erinnerung ruft, welches für sie zu diesem Zeitpunkt eigentlich galt. Frankreichs Präsident Macron kam hingegen mit Uber in Berührung, da er beim Europastart des Unternehmens in Frankreich Wirtschaftsminister war. In seinem Amt setzte auch er sich den Uber Files zufolge stark für das US-Unternehmen ein.
124.000 Dateien aus vier Jahren
Der nun veröffentlichte Datensatz umfasst 124.000 Dateien, welche die Jahre zwischen 2013 und 2017 betreffen. Hierbei können wir pikante Einblicke in das Vorgehen von Uber erhalten. Dabei gehen aus den Schriften auch immense Geldmengen hervor. Laut den Uber Files soll Uber 90 Millionen US-Dollar für seine Lobbyarbeit gezahlt haben. Zum Vergleich: Die IT-Branche zahlt jährlich 97 Millionen Euro an die EU. Hier kann man durchaus von einer umfangreichen Einflussnahme des Unternehmens sprechen. Nicht nur die finanziellen Mittel, sondern auch das Vorgehen geht aus den Uber Files hervor. So sollen sich Mitarbeiter des Konzerns mit ranghohen Politikern getroffen haben, um das eigene Firmenmodell vorzustellen.
Ehemalige EU-Kommissarin wechselte zu Uber
Besonders pikant ist die Tatsache, dass die damalige EU-Kommissarin Neelie Kroes wohl so eng mit Uber verbunden ist, wie kein anderer EU-Politiker. So soll sie nicht nur während ihrer aktiven Zeit in der Kommission Treffen zwischen dem US-Konzern und hochrangigen Politkern vermittelt haben. Obendrein bat sie 2014 darum, für Uber arbeiten zu dürfen. Allerdings wurde ihr dies aufgrund des Lobbyverbotes untersagt. Nachdem die Sperrfrist abgelaufen war, wechselte die Politikerin dann aber doch noch zu dem Fahrtendienst.
Angesichts eines satten Jahresgehaltes von 200.000 US-Dollar kann man da schon einmal skeptisch werden. Auch die Einflussnahme des damaligen französischen Wirtschaftsministers Macron ist zumindest dubios. Nachdem Uber den ranghohen Politiker um Bitte gebeten hatte, ließ dieser wohl kurzerhand eine Entschärfung von Beschränkungen für den Fahrtdienst in Marseille anordnen. Allerdings handelt es sich hierbei nur um eine Mutmaßung.
Uber sabotierte Ermittlungen
Für die zuständigen Ermittlungsbehörden sind die Uber Files ein wahrer Goldfund. Schließlich bestätigen sie, was behördenintern schon lange gemutmaßt wurde. Uber bediente sich demzufolge sogenannter „Kill Switches“. Diese Software sorgt dafür, dass Computer nur unter erschwerten Bedingungen untersucht werden können. Wir sind gespannt, welche Wellen die Uber Files nun schlagen werden. Schließlich muss nicht nur der US-Konzern um schwere Folgen bangen. Auch die Rolle der kooperierenden Politiker ist alles andere als strahlend. Hier bekommt man wieder auf anschauliche Art und Weise präsentiert, welche Einflussnahme manche Unternehmen auf die Politik haben können.