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US-Gericht: Apple muss seinen App-Store unverzüglich ändern

Ginge es nach Apple, hätte sich das Unternehmen mit dem Ummodeln des hauseigenen App Stores sicherlich noch Zeit gelassen. Schließlich hatten sich App-Entwickler das Recht erkämpft, dass nicht mehr nur die eigenen Zahlungsmöglichkeiten von Apple angezeigt werden müssen. Auch Methoden Dritter sollen fortan per Link oder anderer Verbindung zugänglich gemacht werden. Apples Bitte um Aufschub bei der Umsetzung dieser Forderung scheiterte nun vor einem US-Gericht. Die Richterin verdonnerte den Tech-Konzern nämlich dazu, bereits am 9. Dezember auf Alternativen außerhalb des Apple-Kosmos hinzuweisen.

Erster Versuch misslungen

Es hätte alles so schön sein können für den iPhone-Erfinder. Hätte das ikonische Unternehmen mit Sitz in Kalifornien mit seinem gewünschten Aufschub Erfolg gehabt, wären die nun folgenden Verluste wohl ein wenig abgeschwächt worden. Nun muss das Unternehmen unter der Leitung von CEO Tim Cook nämlich bis zum 9. Dezember diesen Jahres Vorkehrungen treffen, die den Wünschen der Kläger entsprechen. Insbesondere die Einbindung von Hinweisen zu anderen Zahlungsmethoden als denen von Apple ist ab diesem Stichtag möglich. Ab diesem Zeitpunkt ist es den Entwicklern erlaubt innerhalb ihrer Apps auf Zahlungsmöglichkeiten abseits des Apple-Kosmos hinzuweisen.

Doch Apple scheint sich damit nicht abfinden zu wollen. Aus unternehmerischer Sicht kann man dies natürlich nachvollziehen. Schließlich gehen dem Unternehmen mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit viele Einnahmen durch die Lappen, wenn es den Nutzern offen steht, auch andere Zahlungsmethoden zu wählen. Wer entscheidet sich in solch einem Moment nicht für den Support eines Underdogs? Dementsprechend hat Apple heute angekündigt, dass man Berufung einlegen werde. Auch, wenn man bei Epic Games nicht wirklich von einem Underdog sprechen mag, könnte die Entscheidung dennoch wegweisend auch für kleine Entwickler sein.

Fortnite – Ein rotes Tuch für Apple

Das Hin und Her zwischen Epic Games und Apple hat mittlerweile fast schon skurrile Züge angenommen. Zwischenzeitlich nahm Apple den erfolgreichen Shooter des namhaften Entwicklerstudios sogar aus dem Apple App Store heraus. Das Gerichtsurteil im September schaffte dann endlich Klarheit auf beiden Seiten. Apple wurde im Rahmen dessen dazu verdonnert, bis zum 9. Dezember anderweitige Zahlungsmethoden innerhalb der App zu erlauben. Doch was stört Apple an den Plänen der Fortnite-Entwickler? Das Unternehmen gibt an, dass man mit der Integration anderer Zahlungsmethoden gleichsam den Apple App Store an sich schaden würde. Es ist gerade die Integrität des Stores, der Apple am Herzen liegt.

An der zuständigen Richterin Yvonne Gonzalez Rogers prallte dieses Argument ganz offensichtlich ab. Sie stellte in ihrem Urteil klar, dass sie ganz und gar nicht der Meinung von Apple sei. Auch für das nun folgende Berufungsverfahren sieht die Juristin schwarz. In ihrer Urteilsverkündung prangerte sie vor allem das Vorgehen von Apple an. So sei es dem Unternehmen wohl nur darauf angekommen, einen unbefristeten Aufschub zur Abänderung des App Stores zu erhalten. Hätte Apple einfach nur nach einer etwas längeren Frist zur Umsetzung gebeten, hätte die Richterin womöglich sogar anders entschieden.

Mal gewinnt man, mal verliert man

Beim Gerichtsurteil im September konnten beide Seiten einen Teilsieg erringen. Während Apple sich über eine saftige Schadensersatzzahlung von Epic freuen durfte, mussten sich die iPhone-Erfinder ihrerseits zur Änderung der Zahlungsbedingungen verpflichten. Selbiges wäre laut Richterin Yvonne Gonzalez Rogers schlichtweg unrechtens. Man müsse das Recht dazu haben, seine User auf günstigere Kaufmöglichkeiten hinweisen zu können. Epic könnte damit Tür und Tor für andere Entwickler öffnen, denen bislang schlichtweg die Mittel fehlten, um juristisch gegen diese Eigenheit von Apple vorzugehen.

Grundsätzlich geht Apple im Rahmen seines Apple App Stores wie folgt vor. Wie im Google Play Store oder anderen Marktplätzen für digitale Güter kann man hier Apps und Games kaufen. Innerhalb der einzelnen Apps sind dann bei vielen Anbietern In-App-Käufe möglich. Bei Apple werden diese nicht über den Anbieter selbst getätigt. Stattdessen kommt Apple hier als Vermittler zum Einsatz. Durch die Nutzung der eigenen Bezahlplattform kommt es dazu, dass Apple selbst einen satten Anteil an den Erlösen einbehält. So kommt es nicht selten zu einer Abgabe von satten 15 Prozent bis hin zu 30 Prozent.

Apple verteidigt Bezahlsystem

Möchte man Apple glauben, stecken nicht nur reine Gewinnabsichten hinter der Idee eines exklusiven Bezahlsystems. Stattdessen erfüllt dieses auch umfangreiche Sicherheitsaspekte. Insbesondere soll dadurch nämlich betrügerischen Handlungen vorgebeugt und für einen umfangreichen Datenschutz der Kunden gesorgt werden. Ob dies wirklich die immense Abgabenhöhe rechtfertigt sei einmal dahingestellt. Viele App-Entwickler bezeichnen die Abgabe zumindest als unverhältnismäßig hoch. Apple selbst befürchtet nun natürlich, dass eine gewisse Mobilmachung gegen das hauseigene Bezahlsystem stattfinde, unter der schlussendlich sogar die User leiden müssten. Schließlich könnten dadurch betrügerische Entwickler an wertvolle Daten wie Kreditkartendaten gelangen. Wie realistisch derartige Szenarien wirklich sind, sei dahingestellt. Schließlich liegt es auch ohne Nutzung des Bezahlsystems an Apple, den eigenen Store nach „schwarzen Schafen“ zu durchforsten. Feststeht, dass das Urteil, welches die Klage von Epic Games in die Wege geleitet hat, wegweisend sein könnte.

Jens Scharfenberg

Gaming und Technik waren stets meine Leidenschaft. Dies hat sich bis heute nicht geändert. Als passionierter "Konsolero" und kleiner "Technik-Geek" begleiten mich diese Themen tagtäglich.

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