Apple setzt neuerdings weltweit auf einen höheren Datenschutz für iPhone-User. Diese Initiative schlägt sich insbesondere in der neuen Tracking-Mechanik nieder. So haben Nutzer von Apples hauseigenem Smartphone seit geraumer Zeit die Möglichkeit, Tracking ein- oder auszuschalten. Diese Entscheidung kann man bei jeder App einzeln treffen. Was Apple vor allem in Datenschutzkreisen einen guten Ruf verschafft hat, verärgert andere große Namen der Techbranche. Schließlich versiegen mit deaktiviertem Tracking auch jede Menge Einnahmequellen. Insbesondere Unternehmen, die den Großteil ihrer Einnahmen durch Werbung erzielen, müssen nun gestiegene Kosten hinnehmen. Soziale Netzwerke wie Facebook sind darüber natürlich schwer verärgert.
Werbeeinnahmen schrumpfen um ca. 10 Milliarden US-Dollar
Mit Release von iOS 14.5 führte Apple ein optionales Tracking auf seinen iPhones ein. Da sich selbstverständlich viele User gegen Tracking entscheiden, drückt dies die Werbeeinnahmen von Facebook & Co. auf dem iPhone immens. Satte 10 Milliarden US-Dollar sind YouTube, Twitter, Snapchat und Facebook schätzungsweise durch die Lappen gegangen. Dies hat die Financial Times in einem kürzlich erschienenen Artikel zutage gefördert. Als Quelle diente dem großen Wirtschaftsmagazin dabei eine Ad-Tech-Firma, die auf Werbeanzeigen in digitalen Medien spezialisiert ist. In ganzen Zahlen ausgedrückt, klingt das Defizit bereits nach einem empfindlichen Übel. Doch blickt man prozentual auf die Umsatzverluste im Bereich der Werbung, wird es noch deutlicher. So mussten die vier Unternehmen Umsatzverluste von 12 Prozent hinnehmen.
Umsatzrückgang drückt Aktienwerte
Insbesondere der Social-Medial-Pionier Facebook erwirtschaftet den Löwenanteil seiner Einnahmen seit jeher zum Großteil mit Werbung. Dementsprechend verwundert es kaum, dass es vor allem das Soziale Netzwerk von CEO Mark Zuckerberg ist, das unter dem optionalen Tracking von Apple leidet. Da Facebook bereits sein Ruf als „Datenkrake“ vorauseilt, wird hier kaum ein User einem Tracking zustimmen. Natürlich ist das Unternehmen alles andere als erfreut darüber. So drückte es erst kürzlich wieder auf die Tränendrüse, indem es sagte, dass die Datenschutz-Initiative von Apple einen großen Schaden für Unternehmen darstelle, die auf Werbung angewiesen seien. Doch auch die etwas kleineren Unternehmen kommen kaum besser davon. So muss auch Snapchat auf iPhones einen herben Verlust hinnehmen. In Folge dessen schrumpften die Aktienkurse des Unternehmens um 25 Prozent.
Tracking nur nach Zustimmung
Doch wie genau sieht denn nun dieses Feature aus, das auf iPhones mit iOS 14.5 Einzug gehalten hat? Öffnest du auf Apples Smartphone eine App, stellt dir das Gerät die Frage, ob du Tracking zu Werbezwecken erlauben möchtest oder nicht. Im Zuge dessen entscheiden sich knapp 80 Prozent der Nutzer gegen ein entsprechendes Tracking. Sollte man sich gegen das Tracking entschieden haben, sorgt iOS dafür, dass die Anwendung die Werbe-ID des Gerätes nicht auslesen kann. Ein für Werbung elementares Profiling ist dann nicht mehr möglich. Und genau das ist es, was Facebooks Umsätze und Gewinne Jahr für Jahr steigen lassen. Da sich immer mehr Nutzer auf dem sozialen Netzwerk registrieren und aktiv liken, disliken und bestimmte Inhalte konsumieren, kann das Unternehmen für jeden einzelnen Nutzer ein Profil erstellen.
Werbepartner bekommen dann eine maßgeschneiderte Zielgruppe spendiert, die Facebook zuvor gefiltert hat. Natürlich sind die Filtermechanismen bei iPhone-Nutzern für Facebook & Co. nun stark eingeschränkt. Dementsprechend können nur noch Daten geliefert werden, die einen weit geringeren Wert besitzen. Eine spannende Rechnung hat die bereits angesprochene Ad-Tech-Firma gegenüber der Financial Times zur Veranschaulichung angesprochen. So lagen die Kosten für eines Herstellers von Herrenunterwäsche bislang bei 5 US-Dollar pro 1000 Männer, die bei Nutzung ihrer App eine entsprechende Werbung angezeigt bekommen. Die Kosten für das Unternehmen sind nun doppelt so hoch, da man angesichts der Unkenntnis über das Geschlecht des Nutzers nun 2000 Nutzern die Werbung anzeigen müsse, um eine vergleichbare Effizienz erzielen zu können.
Android-User bekommen mehr Werbung
Doch wie sollen die Werbenden nun reagieren, um nicht Einbußen in der Werbeeffizienz verkraften zu müssen? Auch hierzu hat die Financial Times eine Mutmaßung angestellt. So werden die Unternehmen nicht Ausgaben einsparen, sondern ihre Werbegelder einfach anders gewichten. Da die Werbung auf iPhones nämlich zu teuer ist, dürfte verstärkt auf Android-Geräten geworben werden. Alternativ könne man sich von Facebook & Co. abwenden und stattdessen das hauseigene Werbegeschäft von Apple nutzen. Schließlich hat Apple die neue Wahlfreiheit im Bereich des Trackings nicht nur aus Liebe zum Datenschutz integriert. Auch für den Smartphone-Giganten wird das Geschäft mit Werbung immer interessanter. Dass die Bedeutung von Werbung für das Unternehmen immer wichtiger wird, bestätigte der Finanzchef von Apple auch auf Nachfrage der Financial Times hin.