Alltag

Die Rolle der Technologie in der modernen Ostertradition

Ostern ist das höchste Fest des Christentums. Gläubige feiern jährlich die Auferstehung Jesus Christus von den Toten – und indirekt das damit verbundene Versprechen des Ewigen Lebens. Obwohl das Osterfest den zentralen Punkt des christlichen Glaubens markiert, steht es in der öffentlichen Wahrnehmung deutlich hinter dem Weihnachtsfest zurück. Das bedeutet jedoch nicht, dass es in der hiesigen Gesellschaft nicht mit spezifischen Traditionen verbunden ist. Vom Fasten am Karfreitag über die Ostermesse am Ostersonntag bis hin zur Ostereiersuche an ebenjenem Tag lassen sich zahlreiche Momente einer rezenten Ostertradition ausmachen, die sowohl religiöse als auch säkulare Momente aufweist. Wie alle zeit- und epochengebundenen sozialen Phänomene ist auch das Osterfest in seinen spezifischen Ausprägungen gekoppelt an ideologische, organisatorische wie technische Veränderungen der Referenzgesellschaft. Entsprechende Veränderungen in der Begehung des Osterfestes lassen sich insbesondere vor dem Hintergrund der rasanten Einführung immer weiterer technischer Neuerungen ins Alltagsleben im vergangenen Jahrzehnt beobachten. Doch wie genau sieht die Rolle der Technologie in der modernen Ostertradition aus? Welchen Einfluss haben neue Technologien auf die Art und Weise, wie wir Ostern feiern?

Ostermesse per Livestream

Keine direkte Veränderung der Tradition, jedoch eine örtliche Flexibilisierung der Auslebung ebendieser hat die Möglichkeit von Livestreams mit sich gebracht. Insbesondere im Rahmen der Pandemie sind viele Kirchen dazu übergegangen, zumindest besondere Gottesdienste per Livestream über das Internet zugänglich zu machen. Auch der Vatikan hat ein entsprechendes Angebot geschaffen: Die Ostermesse mit dem Papst wird über katholische TV-Sender auch im Internet übertragen. Das wiederum führt dazu, dass die Gläubigen sowie andere Interessierte der Messe beiwohnen können, ohne sich auf den Weg in den Vatikan machen zu müssen. Der Vorteil ist hier gewaltig: Auch ohne große finanzielle oder zeitliche Mittel ist Teilhabe möglich, Barrieren werden abgebaut. Auch vor dem Hintergrund der erheblichen Alterung der Hauptzielgruppe der entsprechenden Angebote erscheint die technische Neuerung sinnvoll: Ein beachtlicher Teil der Gläubigen steht in höherem Alter und ist nicht mehr mobil. Selbst die Anreise zur Kirche im eigenen Wohnort wird hier teilweise zum unüberwindbaren Hindernis. Durch die Liveübertragung unzähliger Gottesdienste über TV und Internet besteht für die Betreffenden weiterhin die Möglichkeit, die Ostermesse zu rezipieren.

Hierin liegt jedoch auch ein Nachteil der Teilnahme aus der Distanz. So kann der Livestream zwar das passive Zuhören und Zuschauen ermöglichen, nicht jedoch die aktive Teilnahme am Gottesdienst. Diese jedoch ist für viele Gläubige wesentlich: Vom Singen in der Gemeinschaft über den persönlichen Empfang des Ostersegens bis hin zur Einnahme der Hostie lassen sich zahlreiche wesentliche Elemente des Gottesdienstes nicht einfach in die Ferne übertragen. Hier wird folglich ersichtlich, dass technische Neuerungen zwar einen niedrigschwelligen Zugang sicherstellen, die vollständige persönliche Erfahrung indes nicht vollständig ersetzen können.

Virtuelle Familientreffen

Virtuelle Familientreffen sind zu Ostern keine Seltenheit.

Ganz ähnlich sieht es abseits der religiösen Zeremonie aus. Für viele Menschen gehört auch an Ostern ein größeres Familientreffen zum liebgewonnen Ablauf. Vor dem Hintergrund einer globalisierten Welt, in der Umzüge in weit entfernte Gebiete keine Seltenheit mehr darstellen und zwischen einzelnen Familienmitgliedern hunderte oder gar tausende Kilometer Entfernung liegen, ist das jedoch bedeutend schwerer umzusetzen als noch vor wenigen Jahrzehnten, als das private wie berufliche Leben sich meist in einem vergleichsweise engen Kreis um den Herkunftsort entfaltete.

Videochattechnologien wie Zoom oder Skype bieten hier die Möglichkeit, die Distanzen zumindest virtuell zu überwinden – und per Videochat mit an der Ostertafel zu sitzen. Auch hier lässt die Pandemie sich als Beschleunigerin bereits vorher bestehender Prozesse verstehen: Millionen Menschen haben hier erstmals auf Videochattechnologien zurückgegriffen und Familientreffen ganz oder teilweise in den virtuellen Raum verlagert. Die Erfahrung der Praktikabilität eines solchen Vorgehens führt dazu, dass sich derartige Technologien in unserem Alltag etabliert haben – und nun auch am Osterfest zum Einsatz kommen: Dass der nach Australien verzogene Onkel am Ostersonntag nicht dabei sein kann, ist in der heutigen Zeit kein unumstößliches Faktum mehr. Doch auch hier zeigen sich die Grenzen der technischen Möglichkeiten: Gespräche an der Kaffeetafel sind zwar möglich, doch vom Osterkuchen wird nicht kosten können, wer nicht physisch vor Ort ist. Nichtsdestotrotz kann hier von einer bahnbrechenden Veränderung gesprochen werden, die sich auch im Rahmen des Osterfests bemerkbar macht.

Digitale Ostereiersuche

Ostereier können mittlerweile auch im digitalen Raum gesucht werden.

Doch nicht nur für die Erwachsenen bieten moderne Technologien spannende Veränderungen der Ostertradition. Auch Kinder sind betroffen. Für sie stellt nach wie vor die Ostereiersuche das Highlight des höchsten christlichen Festes dar. Unzählige Kinder ziehen am Morgen des Ostersonntags in Gärten, Parks oder Wohnzimmern umher, um versteckte Ostereier, Schokoladen und sonstige Aufmerksamkeiten zu suchen. Dass das Wetter hier insbesondere bei der Suche im Freien schnell zum Spielverderber werden kann, dürften die meisten Lesenden schmerzlich aus eigener Erfahrung bestätigen können. Doch auch in Innenräumen verläuft die Suche nach den Ostergeschenken nicht immer problemlos: Platzmangel ist ein häufiges Phänomen, das hier zu Schwierigkeiten führen kann.

Eine virtuelle Ostereiersuche verspricht in diesen Fällen zumindest teilweise Abhilfe. Im Rahmen der Pandemie wurden mehrere Apps entwickelt, die eine Ostereiersuche in Augmented Reality ermöglichen. Über diese Apps (etwa: Easter Egg Hunt) kann eine Person A virtuelle Ostereier in der AR-Umgebung verstecken; danach wird der Modus auf Suche umgestellt und das Handy an die suchende Person B weitergegeben, die damit Zugriff auf die AR-Welt bekommt und sich auf die Suche machen kann. Die so halbdigitalisierte Suche kann verbunden werden mit der Aushändigung physischer Geschenke als Äquivalente zu den gefunden virtuellen Ostereiern. Was klar hinter dem Spaß der traditionellen Eiersuche zurücksteht, kann als Notlösung in schwierigen räumlichen Situationen durchaus überzeugen – und damit sowohl Stärken als auch Schwächen der Virtualisierung der Ostertraditionen aufzeigen.

Fazit: Neue Technologien und alte Ostertraditionen

Abschließend lässt sich anhand der drei angeführten Beispiele festhalten, dass neue Technologien unsere Art, Ostern zu feiern, zwar nicht grundlegend verändern, jedoch punktuell verschieben. Zu beobachten ist dabei, dass alte Traditionen nicht verschwinden, jedoch um digitale Elemente erweitert werden. Darüber hinaus werden diese als Ersatz für klassische Präsenzaspekte der Osterfeier eingesetzt, die meist jedoch nicht die erste Wahl darstellen. Der Einfluss neuer Technologien auf die Ostertradition ist also insgesamt zwar eher gering, kann im Zweifelsfalle jedoch individuell positiv genutzt werden.

Simon Lüthje

Ich bin der Gründer dieses Blogs und interessiere mich für alles was mit Technik zu tun hat, bin jedoch auch dem Zocken nicht abgeneigt. Geboren wurde ich in Hamburg, wohne nun jedoch in Bad Segeberg.

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