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GPS, Glonass, Galileo und Beidou: Verschiedene Dienste, ein Ziel

Gefunden zu werden ist heute einfacher als je zuvor. Dank diverser Ortungsdienste, die wir mit unseren Smartphones ständig mit uns herumschleppen, können wir uns auch in fremden Umgebungen leicht orientieren. Doch wie funktioniert das eigentlich? Welche Dienste sorgen dafür, dass wir uns zurechtfinden?
Das Satellitennetzwerk GPS ist den meisten Menschen ein Begriff. Autonavigationsgeräte und Co arbeiten in aller Regel mit diesem Netzwerk. Auf dem Smartphone werden mit den Ortungsdiensten immer häufiger jedoch neben GPS auch andere Dienste geöffnet. Hier stellt sich die Frage, was sich hinter Namen wie Glonass, Galileo oder Beidou verbirgt und wie diese Programme GPS ergänzen oder gar ersetzen können. Im folgenden Artikel wollen wir diesen Fragen nachgehen und die verschiedenen Ortungs- und Navigationsdienste einmal genauer betrachten.

GPS: Der Anfang der Navigationstechnik

GPS wurde ursprünglich für den militärischen Einsatz entwickelt. Viele Jahre lang war die Satellitennavigation für Zivilpersonen kaum nutzbar, da eine künstliche Signalverschlechterung sie gegenüber den militärischen Nutzern extrem benachteiligte. Erst im Jahr 2000 wurde diese Signalverschlechterung beendet, womit der GPS-Boom begann.

Die Funktionsweise ist indes simpel: Insgesamt 35 GPS-Satelliten befinden sich in der Erdumlaufbahn und kommunizieren mit den Empfangsgeräten. Anhand dieser Kommunikation kann recht genau festgestellt werden, wo das Empfangsgerät sich auf der Erde befindet. Die Genauigkeit lag lange bei etwas unter zehn Metern, was im alltäglichen Einsatz vollkommen ausreichte. Mit einem Update wurde sie stark verbessert und beträgt nun etwa 30 Zentimeter. Damit ist eine beinahe punktgenaue Navigation auch zwischen Gebäuden und in anderem eher kritischen Gelände möglich.

Glonass: Die russische Alternative

Glonass ist gewissermaßen die russische Alternative zum US-System GPS. Auch dieses Navigations- und Ortungssystem ist satellitenbasiert und wurde ursprünglich für den militärischen Einsatz entwickelt. Es war ab 1996 voll funktionsfähig, litt in den Folgejahren jedoch immer stärker unter ausfallenden Satelliten, sodass es zwischenzeitlich unbenutzbar wurde. Im Jahr 2005 startete Russland eine Aktion zur Wiederbelebung, die erfolgreich verlief. Mit enormem Geld- und Zeiteinsatz konnte Glonass wieder in Betrieb genommen werden. Im praktischen Einsatz ist es GPS jedoch bis heute unterlegen. So kommt es auf eine Genauigkeit von 4,5 bis 7,5 Metern, arbeitet mit nur 23 Satelliten und weckt nicht gerade das Vertrauen des durchschnittlichen Westlers. Funktionstechnisch unterscheidet es sich jedoch kaum vom sehr viel prominenteren GPS.

Galileo: Die europäische Alternative

Galileo unterscheidet sich vor allem dadurch von allen anderen Navigationstechniken, dass es nicht militärisch genutzt wird. Entwickelt wurde das System von der EU und der Weltraumorganisation ESA. Insgesamt 30 Satelliten sorgen bereits heute für die weltweite Ortung aller Galileo-Geräte. Voll funktionsfähig soll das System jedoch erst 2020 sein.

Bisher existieren zwei Varianten von Galileo. Die für alle offene Version bietet eine Ortungsgenauigkeit zwischen fünf und acht Metern, während die kommerzielle Version eine Genauigkeit von unter einem Meter zu bieten hat.
Hinsichtlich der Funktionsweise unterscheidet Galileo sich nicht vom US-amerikanischen und vom russischen Ortungssystem.

Beidou: Die chinesische Alternative

Als Land, das bestrebt ist, zur Weltmacht aufzusteigen, will China von den vielen Konkurrenten, die ein ganz anderes Denken an den Tag legen, unabhängig sein. Aus diesem Grund verwundert es kaum, dass auch China ein eigenes Satellitenortungssystem betreibt. In Betrieb ist Beidou seit 2000. Nutzbar ist das System bisher ausschließlich in China. Ab dem nächsten Jahr soll es jedoch weltweit verwendet werden können, wobei sich hier die Frage stellt, welcher westliche Mensch freiwillig auf ein chinesisches Ortungssystem umsteigen wird. Überzeugen soll das System mit einer höheren Genauigkeit als der momentane Goldstand GPS. Hier ist jedoch anzumerken, dass auch Chinas Satellitensystem in zwei Varianten mit unterschiedlichen Genauigkeiten angeboten wird. Die offene Version ermittelt den Standort auf etwa fünf Meter genau. In der kommerziellen Version sollen Genauigkeiten von unter 0,1 Metern erreicht werden. Neuere Versionen von Beidou tragen manchmal auch den Namen „Compass“.

Die Sicherheit der Ortungsdienste

Die Betreiber der Ortungsdienste können auf die Standortdaten aller Geräte, die den jeweiligen Dienst nutzen, zurückgreifen. In vielen Ländern ist das in gewissem Umfang auch erlaubt – in Deutschland beispielsweise im Rahmen der Verbrechensbekämpfung. Es ist also wichtig, zu wissen, wer hinter welchem Ortungsdienst steckt. Viele westliche Menschen werden beispielsweise große Bedenken haben, einer Diktatur wie China ihre Ortungsdaten zugänglich zu machen. Ferner sollte immer bedacht werden, dass Glonass, GPS und Beidou vor allem zu militärischen Zwecken eingesetzt werden. Im Zweifelsfalle könnten die dahinterstehenden Mächte die Ortungsdienste abschalten, blockieren oder die damit gesammelten Daten zu militärischen Zwecken missbrauchen. Galileo stellt hier die rühmliche Ausnahme dar und gehört zu keinem militärischen Dienst.

Welche Dienste sind auf meinem Smartphone installiert?

Beinahe jedes moderne Smartphone verfügt über einen GPS-Empfänger. Viele Smartphones setzen darüber hinaus Glonass ein. Besonders in chinesischen Smartphones ist außerdem in den allermeisten Fällen ein Beidou-Empfänger zu finden. Willst du herausfinden, welche Empfänger in deinem Gerät stecken, kannst du in der GSM-Arena-Datenbank recherchieren.

Fazit: Die verschiedenen Ortungsdienste

Festzuhalten bleibt, dass alle Ortungsdienste auf die gleiche Art und Weise funktionieren. Die Endgeräte kommunizieren mit Satelliten, die sich in der Erdumlaufbahn befinden. Über die Signalübertragung kann der Aufenthaltsort des Gerätes bestimmt werden. Hinsichtlich der Genauigkeiten unterscheiden die Dienste sich, was einerseits mit der Positionierung der Satelliten, andererseits mit den verwendeten Signalen in Verbindung steht.

Prinzipiell ist es sinnvoll, mehr als ein Ortungssystem zu verwenden, da alle auf unterschiedliche Satelliten zurückgreifen. Fällt ein Dienst aus, steht bei Verwendung mehrerer Dienste mit hoher Wahrscheinlichkeit noch ein weiterer, funktionstüchtiger zur Verfügung.

Beachtet werden sollte jedoch, dass die einzelnen Ortungsdienste alle von unterschiedlichen Ländern bzw. Organisationen betrieben werden, denen durch die Nutzung Daten preisgegeben werden könnten. Hier stellt sich immer die Frage, inwieweit die hinter dem Dienst stehende Macht vertrauenswürdig ist. Nicht zu Unrecht haben viele Menschen Bedenken, russische oder chinesische Ortungsdienste zu nutzen. Galileo könnte hieraus einen großen Vorteil ziehen: Als einziger Ortungsdienst wird Galileo nicht zu militärischen Zwecken, sondern ausschließlich zivil eingesetzt, woraus ein Vertrauensvorschuss resultieren könnte.

Simon Lüthje

Ich bin der Gründer dieses Blogs und interessiere mich für alles was mit Technik zu tun hat, bin jedoch auch dem Zocken nicht abgeneigt. Geboren wurde ich in Hamburg, wohne nun jedoch in Bad Segeberg.

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