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Eine schwierige Entscheidung: QNAP oder Synology?

Wer sich nach einer Netzwerkfestplatte umsieht, kommt an den Herstellern QNAP und Synology nicht vorbei. Natürlich bieten viele weitere bekannte Marken auch bereits NAS-Modelle an, jedoch handelt es sich bei diesen meist nur um simple Speichergeräte, die über das lokale Netzwerk ansprechbar sind. Bei üppiger Ausstattung sind maximal noch Cloud-Konnektivität und Medienstreaming mit an Bord. QNAP und Synology bieten jedoch noch eine Vielzahl weiterer Features und Apps, die eigentlich jeden Power-User rundum glücklich machen sollten. Doch genau das kann zum Problem werden: Die Qual der Wahl.

Sowohl QNAP als auch Synology bieten eine breite Palette verschiedener NAS an, die allen Bedürfnissen gerecht werden. Du musst dich jetzt also nicht mehr nur zwischen Intel, AMD und Nvidia entscheiden, sondern es kommen gleich noch zwei weitere Kandidaten mit in die IT-Arena. Mit unserem Guide und einer akribischen Gegenüberstellung von Pro und Kontra fällt dir diese Entscheidung am Ende möglicherweise aber leichter, als du denkst.

Hardware und Ausstattung

Du wirst feststellen, dass in Sachen Hardware und Leistungsfähigkeit QNAP-NAS der annähernd gleichen Preisklasse immer ein wenig besser ausgestattet sind als Modelle von Synology. In den meisten QNAP-NAS beginnt die Netzwerkanbindung bei 2,5 Gbit/s und nicht bei langsamen 1 Gbit/s. Oftmals sind hier auch bereits bei preisgünstigeren Modellen sogar zwei Ports verbaut, die sich gemeinsam nutzen lassen und du dadurch eine recht ordentliche Übertragungsleistung erreichst. Auch bei CPU und RAM bekommst du bei QNAP mehr für dein Geld. Vor allem ist AMD Ryzen hier kein Fremdwort.

Bei Synology hingegen erhältst du solide Hardware mit altbewährten Komponenten. Intel i3, i5 und i7 bereichern dabei die Produktpalette und der RAM lässt sich meist ein wenig aufrüsten. Für KMU oder den privaten High-End-User sind diese Gerätschaften in der Regel völlig ausreichend – und dafür sind sie auch gedacht: Ohne große Umwege und mit viel Benutzerfreundlichkeit die maximale Usability bieten. Herumbastelei und Experimente sind bei QNAP besser aufgehoben. Allerdings kann es vorkommen, dass manch (Docker-)Container nicht auf den teilweise exotischen Prozessoren einer QNAP laufen – hier solltest du dich im Vorfeld unbedingt informieren.

QNAP bietet jedoch bei den meisten NAS einen HDMI-Anschluss an, sodass daraus regelrecht ein Rechner gebastelt werden kann. Selbst Erweiterungskarten im PCIe-Format lassen sich mühelos installieren und auf den virtuellen Maschinen oder zur Medientranskodierung nutzen. Eine Geforce RTX 3090 im NAS? Nicht unbedingt sinnvoll, aber theoretisch machbar.

Du kannst im Gegensatz zu Synology mit seinem neuen DSM 7 bei QNAP verschiedenste Geräte per USB, M.2 oder PCIe nutzen, wie die Kompatibilitätsliste eindrucksvoll zeigt.

Preis-Leistungs-Verhältnis

Eng gekoppelt an Hardware und Ausstattung fällt natürlich das Preis-Leistungs-Verhältnis bei beiden Herstellern relativ gleich eng aus. Bei genauerem Betrachten wirst du jedoch feststellen, dass QNAP meist etwas potentere Hardware und vor allem Erweiterungsmöglichkeiten bietet als Synology. Dafür erhältst du bei Letzterem ein einsteigerfreundlicheres Interface und findest dich wahrscheinlich schneller zurecht. Software und Entwicklungsarbeit haben ihren Preis, was natürlich auch für QNAP gilt. Möchtest du nur möglichst viele HDD-Schächte für ein Maximum an Kapazität nutzen, liegt QNAP hier deutlich unter dem Preisniveau von Synology. Letztendlich ist es eine Entscheidung zwischen Benutzerfreundlichkeit und Hardwareausstattung, wobei die Unterschiede aber nicht exorbitant hoch sind.

Völlig unabhängig vom Hersteller ist jedoch das Preis-Leistungs-Verhältnis deines Raids. Hier landet ein Raid5 oder SHR nämlich weit vor einem Raid0 oder Raid1. Geräte mit 4 oder mehr Schächten ermöglichen dir also eine kosteneffizientere Speicherung deiner Daten.

Aufrüstbarkeit

Bereits vor dem Erwerb eines NAS solltest du dir über die zukünftige Nutzung im Klaren sein. Selbst für ein simples Datengrab ist es sinnvoll, beim Thema Speicher etwas Luft nach oben zu lassen. Deine Datenbestände werden weiterhin anwachsen und so kann es sinnvoll sein, lieber ein NAS mit mehr Laufwerksschächten zu wählen. Beide Anbieter führen Geräte mit bis zu 16 Schächten im Sortiment, sofern du dich nicht für eine Serverrack-Version entscheidest. Außerdem lassen sich Mittelklasse- und High-End-Modelle mit Expansionseinheiten ausstatten und entweder über einen proprietären Anschluss oder per USB mit dem Haupt-NAS verbinden.

Spannender wird es bei spezifischeren Erweiterungen. Synology bietet hier deutlich weniger Spielraum. Während sich der Arbeitsspeicher noch bei vielen Modellen erweitern lässt, mal abgesehen von der Einsteiger-Serie (j), sind Erweiterungskarten nur den hochpreisigen NAS gegönnt. Außerdem beschränkt sich die Auswahl auf Netzwerkkarten. Bei QNAP hingegen kannst du alles nachrüsten, was in einen PCIe-Slot passt – von der Grafikkarte bis zum NVMe-Adapter.

Software und Betriebssystem

Gleich nach dem Auspacken und Anschließen folgt die Installation des Betriebssystems. Hier bringen beide Hersteller einen sauberen, selbsterklärenden Assistenten mit, der alles Relevante erledigt. Etwas schwieriger wird es, sobald du bei QNAP zwischen einzelnen Volumentypen unterscheiden musst – also grob betrachtet das Format deines Raid- und Dateisystems. Die Vorteile der einzelnen Optionen sind hier nicht gleich ersichtlich. Etwas einfacher läuft das bei Synology. Hier wird dir gleich zu Beginn ein sogenannter SHR (Synology Hybrid Raid) ans Herz gelegt, der aus unserer Sicht eine optimale Mischung aus Datensicherheit, Performance und gleichzeitig Skalierbarkeit ist.

Die beiden Betriebssysteme sind vom Aufbau her relativ ähnlich – zumindest auf den ersten Blick. Beide werden ebenso über den Browser angesteuert und weisen eine Startmenü-ähnliche Methode auf, diverse Apps und Einstellungen aufzurufen. Außerdem bei QNAP und Synology an Bord: Ein taskleistenähnliches Konstrukt mit den wichtigsten Infos und den geöffneten Apps. Die Menüführung selbst richtet sich bei Synology etwas mehr an den Einsteiger, während QNAP gleich umfangreich, aber übersichtlich auch verschiedenste Experteneinstellungen offenlegt.

Die wichtigsten Punkte sind aber bei beiden schnell gefunden. Zu erwähnen ist jedoch auch, dass Synology im deutschsprachigen Raum etwas präsenter ist als QNAP, sodass du dafür auch eher deutschsprachige Tutorials findest.

Zusammengefasst lässt sich feststellen, dass Synology DSM mehr als eine fertige All-in-one-Lösung betrachtet werden kann, die genau das macht, was sie soll. Nicht mehr, aber auch nicht weniger. Solltest du also vorhaben, irgendwelche Softwarelösungen oder Apps auf einer Synology DiskStation zu betreiben, die nicht dafür vorgesehen sind, wird es richtig kompliziert. QNAP hingegen bietet für Customer-Lösungen besseren Support. Am besten lässt sich das mit dem Unterschied zwischen Konsole und PC vergleichen – Erstere funktioniert einfach, zweiterer bietet dir aber weitaus mehr Funktionen mit dem Risiko, dass auch manche Dinge mal nicht klappen.

Dateisysteme und -sicherheit

Bei den Themen Datei- und Raid-Systeme fallen die Unterschiede zwischen den beiden Anbietern etwas größer aus. Beginnen wir mit dem Einfachsten. Synology bietet auf den meisten Geräten das unternehmenseigene SHR an, ein hybrides Raid-System, welches ähnlich wie ein Raid5 arbeitet, dabei aber verschieden große HDDs unterstützt, ohne großartig an Kapazität einzubüßen. Erweitern kannst du dann einfach, indem du neue Platten in die Schächte steckst. Bei QNAP musst du anfangs erst den Unterschied zwischen Thin- und Thick-Volume herausfinden. Für Privatanwender nicht unbedingt das Kaufkriterium, aber im Profi-Umfeld haben diese Arten durchaus ihre Vorteile.

Beide Systeme unterstützen bei externen Datenträgern die gängigsten Dateisysteme. Der einzige Unterschied liegt darin, dass der Zugriff auf exFAT bei Synology eine kostenpflichtige Erweiterung benötigt, während bei QNAP der Support ab QTS5 standardmäßig implementiert ist.

Als nächster Punkt ist BTRFS an der Reihe. Dieses Dateisystem soll neben vielen anderen Features Fehler an Dateien selbstständig erkennen können und dich darüber in Kenntnis setzen. Synology bietet dieses Feature in den höherpreisigen Modellen an, da das Dateisystem einiges an Rechenleistung und RAM voraussetzt. QNAP verzichtet aktuell noch völlig auf BTRFS. Stattdessen kommt dort ein ausgereiftes und weitverbreitetes ext4-Format zum Einsatz. Darüber hinaus bietet QNAP sogar Raid-Formate, die Synology nicht unterstützt, wie zum Beispiel Triple Parity und Triple Mirror. Dabei sorgen drei identische Kopien über drei Laufwerks-Arrays verteilt für das Plus an Datensicherheit. Sollte dennoch einmal etwas schief gehen, lassen sich ext4-HDDs auf jedem Linux-Rechner mounten und auslesen.

Aller Wahrscheinlichkeit nach bietet Synology aber mit dem SHR (Synology Hybrid Raid) ein besonders nutzerfreundliches Konzept, den Mittelweg zwischen Datensicherheit, Speicherkapazität und Geschwindigkeit zu wählen. Für den Normalverbraucher ist dieses Dateisystem in der Regel völlig ausreichend und lässt sich sogar am einfachsten erweitern.

Konnektivität

Eine gute Anbindung fängt nicht ausschließlich bei einem oder mehreren LAN-Anschlüssen an. Ein NAS sollte außerdem in der Lage sein, diverse VPN-Verbindungen zu unterstützen. Mit diesen wird ein Tunnel zwischen einem entfernten Rechner und deiner Netzwerkfestplatte hergestellt. Mit einer Verschlüsselung können andere nicht sehen, was du darin überträgst. Die gängigsten Kandidaten sind dabei OpenVPN und L2TP/IPsec. Beide werden natürlich von Synology und QNAP unterstützt. Synology geht dabei den bewährten Weg der Simplizität und ermöglicht dir, mit nur wenigen Klicks ein funktionierendes VPN aufzubauen. Dabei kannst du bei Synology DSM sogar entscheiden, ob du Verbindungen nur aus bestimmten Ländern zulässt – und das mit einer intuitiv bedienbaren, benutzerfreundlichen Firewall. Bei QNAP gestaltet sich das etwas komplizierter und weniger einsteigerfreundlich. Dir stehen dort aber auch mehr Funktionen zur Verfügung.

Beim Thema Anschlüsse hat QNAP in der Regel die Nase vorne. Zu den herkömmlichen Netzwerkanschlüssen und USB-Ports gesellt sich nämlich meist auch ein HDMI-Anschluss, sodass du Monitor oder TV direkt mit deinem NAS verbinden kannst. Das bringt vor allem Vorteile, wenn du das Gerät als Mediencenter nutzt und du dir einen entsprechenden weiteren Player sparst. Außerdem besitzen bei QNAP selbst kleinere Modelle eine Erweiterungsmöglichkeit für PCIe-Karten. Du kannst demnach weitere LAN-Ports (10 Gbit/s und mehr sind kein Problem) nachrüsten oder sogar eine Grafikkarte einbauen. Letztere kann dann zum Beispiel Aufgaben wie Medientranskodierung übernehmen und entlastet die CPU beim Streamen. Synology bietet diese Option erst in den Spitzenmodellen an, während Grafikkarten ohnehin nur den Surveillance-Modellen vorbehalten sind.

Bekannte Probleme

Aufgrund der Tatsache, dass es sich bei beiden Betriebssystemen zwar um linux/unix-basierende Systeme handelt, stehen dir zahlreiche Softwarepakete zur Verfügung. Da aber beide Hersteller eine eigene, modifizierte Version nutzen, kannst du bei Weitem nicht jede App auf deinem NAS ausführen. Synology-NAS besitzen eine hübsche Oberfläche, aber sobald du tiefer ins System musst, wird es schwierig. Möchtest du einzelne Hintergrunddienste deaktivieren oder bestimmte Software selbst updaten, weil der Hersteller dafür einfach keine neue Version anbietet, musst du dich auch hier auf lange Google- und SSH-Sitzungen gefasst machen. Bei QNAP gestaltet sich das zumindest etwas unkomplizierter, vor allem, wenn du Pakete updaten möchtest, die nicht dafür vorgesehen sind.

Ein weiteres bekanntes Problem ist der sogenannte Intel Clock Bug, der eine Reihe an Intel-CPUs bis einschließlich des Herstellungsjahrs 2020 betrifft. Hier ist die Liste der betroffenen Modelle bei Synology wesentlich länger als bei QNAP. Mittlerweile sollte das Problem jedoch aus der Welt geschafft worden sein und aktuelle Modelle nicht mehr plötzlich aufgrund dieses Fehlers das Zeitliche segnen.

Im Kontrast dazu kursiert auf einigen QNAP-NAS ein Problem, welches das Gerät nach einem Firmware-Update unbrauchbar macht. Außerdem wurden in der Vergangenheit bereits häufiger Updates und neue Versionen nach dem Rollout wieder zurückgezogen – dafür gibt es bei QNAP dementsprechend häufiger Updates. Bei Synology wirst du an manchen Stellen Jahre auf eine neue Version warten, dafür aber aller Wahrscheinlichkeit nach keine weiteren Probleme damit bekommen. Beide Hersteller sind unserer Ansicht nach nicht unbedingt Paradebeispiele für erfolgreiche Produktpflege, vor allem dann, wenn plötzlich wichtige Funktionen (wie etwa Foto-Apps oder Unterstützung für viele USB-Geräte) wegfallen – wie zum Beispiel bei Synologys DSM-Update von 6 auf 7.

Ein weiteres Problem, das aber nicht nur Netzwerkfestplatten betrifft, ist einerseits die Versorgung mit Updates, was beispielsweise Synology für 5 Jahre garantiert. Dazu kommt aber auch die Möglichkeit, Aktualisierungen des genutzten Betriebssystems zu installieren. Und hier kann es passieren, dass beide Hersteller zwar noch technische Sicherheitsupdates ein wenig über den sogenannten End-of-Life des Produkts hinaus liefern, jedoch keine Betriebssystems- oder Anwendungsupdates mehr anbieten.

Versuch macht klu(g)ch

Die Liste der Pro und Kontras ist lang, keine Frage. Du wirst feststellen, dass beide Anbieter sehr ähnliche Funktionen bieten, die entweder nur anders benannt sind oder sich an einer anderen Stelle befinden. Beide Hersteller bieten dir ein mehr oder weniger vollumfänglich funktionsfähiges Betriebssystem zum Testen – online, einfach in deinem Browser. So kannst du sowohl die QNAP QuTScloud als auch Synology DSM erst auf Herz und Nieren testen, um dann deine endgültige Entscheidung zu treffen.

Die richtige Wahl ist natürlich genauso von deinen persönlichen Anforderungen und deiner IT-Affinität abhängig. Möchtest du eine schnelle, unkomplizierte Einrichtung und genügen dir die vorhandenen Apps und Einstellungsmöglichkeiten in DMS? Wähle Synology. Für alle Anwendungsgebiete darüber hinaus bist du mit QNAP möglicherweise besser beraten, da sich diese Produkte eher auf den professionelleren Markt spezialisiert haben. Mehr Konfigurations- und Erweiterungsmöglichkeiten setzen allerdings etwas mehr Fachwissen voraus – oder die Auseinandersetzung mit ein paar unserer Tutorials. 😉

Synology QNAP
Zielgruppe und Usability einsteigerfreundliches Interface für Nutzer ohne groß ausgeprägten Bastel-Drang eher geeignet für Profis mit Hands-on-Mentalität
Hardware & Ausstattung optimiert für die Nutzung als NAS NAS auch als Rechner und Mediencenter nutzbar (dank HDMI)
Preis-Leistungs-Verhältnis leistungsschwächere Hardware, dafür übersichtliche Benutzeroberfläche leistungsstärkere Hardware, dafür Abstriche beim User Interface
Netzwerkanbindung bei kleineren NAS meist nur 1 Gbit/s, bei Mittelklasse-NAS aber immerhin mit mehreren Ports 2,5 Gbit/s selbst bei den kleinsten Geräten, bis nach oben hin offen dank Erweiterungskarten
Dateisysteme SHR für optimale Speichernutzung und Datensicherheit, BTRFS bei manchen Modellen verfügbar ausgereiftes und hochkompatibles Ext4-Dateisystem mit Snapshots, dafür kein BTRFS
Aufrüstbarkeit ab der Mittelklasse-Modellreihe mit wechselbarem RAM viele Expansionsmöglichkeiten wie zum Beispiel PCIe-Karten, RAM, bei manchen Geräten sogar CPU wechselbar
Community viele Hilfestellungen und Tutorials deutschsprachig verfügbar eher auf englische (Profi-)Foren beschränkt, natürlich mit wenigen Ausnahmen

Simon Lüthje

Ich bin der Gründer dieses Blogs und interessiere mich für alles was mit Technik zu tun hat, bin jedoch auch dem Zocken nicht abgeneigt. Geboren wurde ich in Hamburg, wohne nun jedoch in Bad Segeberg.

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