In den MINT-Fächern (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik) ist der Frauenanteil in Deutschland traditionell sehr gering. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung hat deshalb bereits 2008 die Initiative „Komm, mach MINT“ gestartet, die das Ziel hat technisch interessierte Schülerinnen zu fördern und mehr Frauen für Ausbildungen oder ein Studium in einem MIND-Fach zu begeistern. Inzwischen sind mehr als 300 Partner aus Wirtschaft, Wissenschaft und Politik Teil des großen Projekts.
Einige Universitäten betreiben außerdem eigene Projekte, die ähnliche Ziele verfolgen, darunter auch die Rheinisch-Westfälische Technische Hochschule Aachen (RWTH Aachen) mit ihrem inzwischen abgeschlossenen Projekt „IGaDtools4MINT“. Gestartet wurde das Projekt, weil trotz Förderprogramme wie „Komm, mach MINT“, der Frauenanteil kaum gesteigert werden konnte. Die Wissenschaftler der RWTH Aachen wollten deshalb auf Basis der bestehenden Forschungsergebnisse ein neues Gesamtkonzept entwickeln, um Frauen für den MINT-Bereich zu begeistern.
Vierstufiges Förderkonzept bei IGaDtools4MINT
Entwickelt wurde dabei ein vierstufiges Förderkonzept.
Stufe 1 – Schülerlabor Informatik
Das Projekt „InfoSphere“ soll bereits innerhalb von Schulen ein realistisches Bild eines MINT-Studiums vermitteln, um Studienabbrüche aufgrund falscher Vorstellungen zu vermeiden. Dazu soll die Kooperation zwischen Universitäten, Fachhochschulen und Schulen deutlich ausgeweitet werden.
Stufe 2 – Vorkurse in Informatik
Vorkurse sollen Studieneinsteigern beim Übergang von der Schule zur Hochschule helfen. Dazu sollen fachliche Kenntnisse vermittelt werden, die besonders in Fächern helfen, die von neuen Studenten häufig als besonders schwer eingeschätzt werden. Positive Erfahrungen in diesem Umfeld sollen das Interesse an Informatik fördern, für einen einheitlichen Wissensstand vor Beginn des Studiums sorgen und den Einstieg dadurch erleichtern.
Stufe 3 – Handlungsfelder in den ersten Semestern
Die dritte Stufe von „IGaDtools4MINT“ unterstützt Studenten der Informatik in den ersten zwei Semestern und während der Grundvorlesungen, durch eine inter- und intradisziplinäre Verknüpfung von Inhalten und ihrer praxisnahen Vorstellung im Anwendungskontext. Durch einen Anschluss unmittelbar an die Vorkurse in Informatik soll eine kontinuierliche Förderung in der Studieneingangsphase erreicht werden.
Stufe 4 – Gender- und Diversity-Aspekten in der Hochschullehre
Der Fokus der vierten Stufe liegt auf dem Lehrenden an den Hochschulen, die ihre Gender- und Diversity-Kompetenzen ausbauen sollen. Es soll langfristig dadurch erreicht werden, dass diese Faktoren ein fester Bestandteil der Fachkultur der Informatik werden.
IGaDtools4MINT mit positiven Ergebnissen
Laut der Evaluation des Projekts „IGaDtools4MINT“ konnte der neue vierstufige Ansatz positive Ergebnisse erzielen, die dabei helfen können, den Frauenanteil in MINT-Fächern zu erhöhen. Obwohl der Fokus des Forschungsprojekts auf der Informatik lag, können die Handlungsempfehlungen auch auf andere MINT-Fächer übertragen werden, weil die klassischen Probleme für Studieneinsteiger nahezu gleich sind. Eine kontinuierliche Evaluation und Anpassung der Maßnahmen sollen auch in Zukunft die Qualität des Förderkonzepts weiter steigern. Besonders relevant sind dabei Anpassungen an standortbezogene Zielgruppen und die unterschiedlichen strukturellen Voraussetzungen der Hochschulen.