Im Dezember letzten Jahres kündigte Gigaset das GX4 an, das in die Fußstapfen des alten Modells GX290 (Plus) treten sollte. Die Ausrichtung als Outdoor-Smartphone bleibt dabei gleich: Das Gigaset GX4 erfüllt die Anforderungen an MIL-STD-810H sowie IP68 und soll damit Umwelteinflüssen widerstehen können.
Änderungen gibt es dafür an der genutztem Hardware, die weitgehend über Bord geworfen wurde. Die Display-Auflösung bleibt mit 1560 x 720 zwar gleich, doch dafür soll das neue Modell ein neues Design, eine bessere Kamera und einen flotteren SoC bieten. Außerdem gibt es nun einen LED-Signalring an der Rückseite, eine frei programmierbare Zusatztaste und endlich auch bei diesem Modell die Möglichkeit, den kabellos ladbaren Akku auszutauschen.
Für dieses runderneuerte Paket verlangt Gigaset eine UVP von 349 Euro, die inzwischen aber bereits etwas unterboten wird. Aktuell kann man das Smartphone für € 258,37 * kaufen, zum Testzeitpunkt wurden 337 Euro verlangt. Ob das Smartphone für diesen Preis eine Empfehlung ist, und ob es sich unserer Meinung nach als würdiger Nachfolger des GX290 (Plus) erweist, klären wir im Folgenden Test.
Spezifikationen
Betriebssystem: | Android 12 |
Display: | 1560 x 720 Pixel, 6,1″, 550 cd/m², Gorilla-Glas 5 |
Kamera (hinten): | Hauptkamera: 48 MP F1.79 / F2.2 Weitwinkel/Makro: 8 MP F2.2 / F224 Video: 2560 x 1440 |
Kamera (vorne): | 16 MP F2.0 |
Schnittstellen: | USB-C 2.0, 3,5mm-Klinke, WLAN 802.11a/b/g/n/ac (Wi-Fi 5), Bluetooth 5.2, NFC, 4G |
Sensoren: | Beschleunigungssensor, Gyroskop, Annäherungssensor, Lichtsensor, Kompass, Barometer, Fingerabdruck-Sensor (Power-Button) |
Benachrichtigungs-LED: | Vorhanden (+ LED-Ring an Rückseite) |
SoC: | Mediatek Helio G99 |
CPU: | 2x 2,20 GHz Cortex-A76 + 6x 2,00 GHz Cortex-A55, 6 nm |
GPU: | Mali-G57 MC2 |
RAM: | 4 GB |
Speicher: | 64 GB |
Akku: | 5.000 mAh (Laden mit 30 W), kabelloses Laden (15 W), wechselbar |
Abmessungen: | 160,9 x 80 x 12,2 mm |
Zertifizierung: | MIL-STD-810H & IP68 (Laut Gigaset: Sturzsicher bis 1,2m Höhe, 30 Minuten in 1,5 m Wassertiefe erlaubt) |
Gewicht: | 270 g |
Einschübe: | 2x Nano-SIM + 1x microSD |
Varianten: | Black, Petrol |
Preis: | 349 €, aktuell: € 258,37 * |
Gigaset GX4: Lieferumfang & Einrichtung
- Smartphone und Rückseite separat
- Halteschlaufe mit dabei
- Keine SIM-Nadel notwendig
Beim Lieferumfang bleibt Gigaset bisherigen Prinzipien treu. Wie schon bei früheren Tests setzt auch das GX4 auf eine farbig bedruckte Verpackung. Diese ist in Orange und Weiß gehalten und betont die Endfertigung in Deutschland. Darin befinden sich das Smartphone sowie der Lieferumfang.
Ersteres wird dabei in drei Teilen geliefert: Das Smartphone selbst, der Akku und die Rückseite. Als Zubehör gibt es hingegen ein Heft mit den üblichen Bedienungs- und Garantie-Hinweisen, ein rund 1,0 m langes USB-C-Ladekabel und eine Handgelenkschlaufe. Eine SIM-Nadel liegt hingegen nicht bei, und diese ist auch gar nicht notwendig. Stattdessen werden die Karten einfach unter der offenen Rückseite eingesetzt.
Genau das ist auch der erste Schritt, wenn man das Gigaset GX4 selbst einrichtet. Hinten können zwei SIM-Karten und eine microSD-Karte eingesetzt werden, anschließend folgt der Akku. Zuletzt wird schließlich die Rückabdeckung selbst aufgesetzt, die an mehreren Stellen einrastet und das Innenleben dicht verschließt. Abschließend kann man dann noch die Halteschlaufe einfädeln und schließlich mit der Android-Einrichtung beginnen. Diese läuft wie üblich ab, damit war das Gigaset GX4 in unserem Test nach wenigen Minuten startbereit.
Gigaset GX4: Design & Verarbeitung
- Stabile Konstruktion
- LED-Ring an der Rückseite
- Schadensminimierung im Fokus
- Nützliche Zusatztaste
Die Outdoor-Ausrichtung färbt deutlich auf das Design des GX4 ab. Wie beim Vorgänger werden beidseitig Streifen aus Metall in einem Gehäuse aus strapazierfähigem TPU untergebracht, das zudem mit einer Riffelung versehen wurde. Außerdem gibt es Überstände am Displayrand sowie auf der Rückseite. Durch diese wird zwar ein recht großer Abstand zum Display notwendig, damit sie nicht beim Bedienen wahrgenommen werden kann. Gleichzeitig wird so aber verhindert, dass bei einem Sturz das Abdeckglas des Displays mit dem Boden in Kontakt kommt. Noch besser ist außerdem die Kamera geschützt, da diese noch tiefer eingelassen ist.
Das Smartphone setzt auf eine übliche Anordnung der Bedienelemente: Anschlüsse und Lautsprecher unten, Kamera oben und Buttons seitlich. Auffällig ist dabei eine dritte Tasten neben Power-Button und Lautstärkewippe: Links befindet sich ein Button, der frei belegt werden kann.
Im Vergleich zum Vorgängermodell gibt es bei auch den Anschlüssen eine Änderung: Die USB-C- und Klinkenbuchse nicht mehr von einer Gummilasche verdeckt. Dadurch wird das Smartphone deutlich praktikabler, es besteht nun aber das Risiko, dass Verschmutzungen in die Anschlüsse gelangen könnten. Als Mittelweg hätte Gigaset hier einzelne Stopfen mitliefern können.
Einen klaren Vorteil gibt es dafür mit der unten rechts vorgesehen Halterung für die Halteschlaufe. Lobenswert ist außerdem die hinzugekommene Möglichkeit zum Akkuwechsel. Damit bietet nun Gigasets gesamtes Portfolio diese Funktion an, was gerade bei den wasserdichten Outdoor-Geräten beeindruckend ist. Die Rückseite sitzt dabei zwar etwas stramm, doch mit einem Fingernagel lässt sie sich gut aushebeln und abnehmen. Ein werkzeugloser Akkutausch ist damit problemfrei möglich, und Ersatzakkus gibt es direkt vom Hersteller. Das entsprechende Modell kostet dort 35 Euro.
Abschließend bleibt noch die Verarbeitungsqualität, und hier gibt es an dem Smartphone nichts zu bemängeln. Es ist durch die Outdoor-Ausrichtung zwar groß und schwer, optische oder haptische Mängel gibt es aber keine. Das Smartphone macht zudem den Eindruck, dass es so manchen Sturz überleben kann. Bestätigen können wir außerdem die Dichtigkeit, denn das GX4 hat unseren Untertauch-Test problemfrei bestanden.
Software des Outdoor-Smartphones
- Android 12
- Update in Aussicht
- Keine Bloatware
Wie schon in früheren Tests angemerkt, liefert Gigaset auch das GX4 mit einem weitgehend unveränderten Android aus. Zum Einsatz kommt dabei die ältere Android-Version 12, Gigaset will aber noch Android 13 und Android 14 nachliefern. Das dauert bei dem Unternehmen zwar erfahrungsgemäß etwas, ältere Modelle wie beispielsweise das Gigaset GS5 wurden aber ebenso weiterhin versorgt.
Die Verwendung eines unangetasteten Android ist in jedem Fall lobenswert. Schließlich erspart man sich so die Entfernung der üblichen Bloatware, und es wird auch kein Speicher durch überflüssige Hersteller-Apps beansprucht. Ab Werk verbleiben im GX4 somit 51 GB zur freien Nutzung, die optional natürlich per microSD-Karte erweitert werden können. Zudem ist die Standard-Oberfläche in unseren Augen auch angenehm zu bedienen. Insgesamt gibt es an der Software – mit Ausnahme des Starts mit einer älteren Version – somit absolut nichts zu kritisieren.
Besonderheiten: Zusatztaste & LED-Ring
- LED-Ring als nettes Gimmick
- Zusatztaste kann sehr nützlich sein
Eine Sache ist an der Software aber auffällig, denn im Vergleich zum Standard-Android fallen zwei Optionen auf: In den Einstellungen können die Zusatztaste und der LED-Ring an der Rückseite angepasst werden. Beim LED-Ring hat man dabei die Wahl, ob man diesen nicht als Nachrichten-LED oder als Unterstützung für die Taschenlampe verwenden möchte. Beides gleichzeitig ist dabei nicht möglich. Die Taschenlampen-Verstärkung ist aber aufgrund der im Vergleich recht dunklen LEDs im Ring ohnehin nicht allzu sinnvoll. Ob der LED-Ring hingegen als Signallicht nützlich ist, bleibt wohl dem individuellem Nutzungsverhalten überlassen. In jedem Fall sorgt der Ring aber für Aufsehen, zumal Gigaset eine gute, homogene Ausleuchtung gelungen ist.
Als zweite Besonderheit bietet das Smartphone außerdem die zuvor erwähnten Zusatztaste an der linken Seite. Diese kann in den Einstellungen für drei Bedienmöglichkeiten belegt werden: Einzelklick, Doppelklick sowie ein Halten. Dabei stehen jeweils einige Wahlmöglichkeiten zur Verfügung: Appstart, Taschenlampe, Tonaufnahme, Screenshot und die Android-Notruffunktion.
Inwiefern eine Belegung der Zusatztaste dabei sinnvoll ist, hängt dabei wohl erneut vom individuellen Nutzungsverhalten ab. Zumindest die Schnellbelegung einer Taschenlampe kommt uns aber durchaus nützlich vor, wenn man beispielsweise eine Verwendung auf der Baustelle im Blick hat. Und auch der schnelle Wechsel zwischen zwei bis drei oft genutzten App kann durchaus angenehm sein. Aufgrund der Positionierung des Buttons kommt dieser allerdings nur infrage, wenn man das Smartphone mit zwei Händen hält.
Gigaset GX4: Leistung & Akkulaufzeit
- Solide Performance auf dem erwarteten Niveau
- Anständige Akkulaufzeit
Im Inneren setzt Gigasets GX4 auf den Mediatek MT6789 Helio G99. Die beiden verbauten A76- und die sechs A55-Kerne sowie die GPU liefern dabei zuverlässig die zu erwartende Leistung ab, die auch bei Langzeitbenchmarks nicht abfällt. Damit bekommt man mit dem Smartphone genau das angepeilte Leistungsniveau, das für alle gängigen Multimediaanwendungen problemfrei ausreicht. Im Praxistest reagierte die Oberfläche stets schnell und problemfrei.
Positiv zu erwähnen ist außerdem die Akkulaufzeit. In unserem Test schaffte das Gigaset GX4 in PCMark Battery Test 10:30 Stunden bei maximaler Bildschirmhelligkeit, womit man einen normalen Tag problemfrei bestreiten kann. Bei rund halber Helligkeit sind es zudem 14:30 Stunden, und bei minimaler Beleuchtung schafft es das Smartphone sogar auf 21:31 Stunden. Wer nicht exzessiv viel am Smartphone hängt, oder sehr lange ohne Ladekabel auskommen muss, kann damit auch ohne Komfortverlust von der akkuschonenden Ladebegrenzung Gebrauch machen. Lohnenswert ist zudem natürlich auch die optionale Möglichkeit zum kabellosen Laden. Diese wird weiterhin nicht annähernd von allen Smartphones geboten – und die Möglichkeit zum Akkuwechsel ist noch deutlich seltener.
Benchmark | Ergebnis (Punkte / Prozent) |
Geekbench 6 Singlecore | 720 |
Geekbench 6 Multicore | 1.896 |
Geekbench 6 OpenCL | 1.344 |
Geekbench 6 Vulkan | 1.339 |
PCMark Work 3.0 | 8.897 |
PCMark Storage 2.0 | 21.397 |
3DMark Wild Life | 1.350 |
3DMark Wild Life (Stabilität) | 99 % |
3DMark Wild Life Extreme | 375 |
3DMark Wild Life Extreme (Stabilität) | 98,9 % |
Gigaset GX4: Display & Multimedia
- Durchschnittlicher Klang
- Mäßige Display-Auflösung
- Schnelle Entsperrung
Neben der Performance ist natürlich auch die Abteilung Praxis & Multimedia wichtig. Zumindest auf dem Papier wirkt es dabei zunächst so, als gäbe es Stillstand: Die technischen Daten des Displays entsprechen denen des Vorgängers, und die Kamera erinnert an die des GS5.
Beim Display spricht Gigaset von 1560 x 720 Pixel mit einer maximalen Helligkeit von 550 cd/m². Die Auflösung wirkt im Vergleich zu vielen modernen Modellen niedrig, hier sind eigentlich 1080 Pixel in der Breite üblich. Mehr wäre dabei natürlich tatsächlich besser, aber auch so ist das Gigaset für die üblichen Anwendungsgebiete scharf genug. Zudem wirkt die Farbdarstellung solide, und die Helligkeit macht das Smartphone zumindest weitgehend Outdoor-tauglich. Hochsommertage im prallen Sonnenlicht werden zum Problem, doch zumindest in der aktuellen Jahreszeit – im Schnee bei Sonnenlicht – lässt sich das Smartphone gut lesen. Kurzum: Eine Stärke ist das Display nicht wirklich, aber auch kein gravierender Nachteil.
Beim Klang lieferte Gigasets GX4 in unserem Test schlicht das Erwartete ab: Das Mikrofon reicht für eine problemfreie, angenehme Kommunikation aus, und der verbaute DAC betreibt den Klinkenanschluss ohne Auffälligkeiten. Wie bei den meisten Smartphones bleibt lediglich beim Lautsprecher Verbesserungspotential – Musikgenuss ist anders. Für Anrufe oder nicht allzu anspruchsvolle Musikgenüsse reicht das Gebotene aber.
Schlicht erwartungsgemäß sind abschließend auch die Möglichkeiten zum Entsperren. Sowohl der Fingerbadrucksensor in der Power-Taste als auch die Gesichtsentsperrung arbeiten schnell und mit der üblichen Zuverlässigkeit. Hier gibt es nichts zu bemängeln.
Verbesserte Kamera
- Aufgeräumte App
- Identische Hardware wie beim GS4
- Trotzdem teils merklich bessere Ergebnisse
Bei der Kamera verweist Gigaset selbst auf das System des GS5, das angeblich optimiert wurde. Überraschenderweise ist das offenbar nicht nur Marketing-Gewäsch, sondern eine Tatsache. Insbesondere die Rückkamera des Gigaset GX4 liefert in unseren Augen stimmiger eingefärbte und auch schärfere Bilder als das GS5. Im Vergleich zum Vorgänger, dem GX290 (Plus), ist der Sprung damit mehr als deutlich. Mit auf die Kamera ausgelegten Smartphones der Preisklasse kann das GX4 zwar nicht mithalten, praxistauglich ist die Hauptkamera aber allemal. Für Videoaufnahmen wäre eine Bildstabilisierung allerdings noch schön gewesen.
Einen leichten Qualitätsabfall muss man bei der Weitwinkel-Kamera in Kauf nehmen, die dafür einen gut umgesetzten Makro-Modus bietet. Verbesserungspotential gibt es zudem auch bei der Frontkamera. Diese bietet stimmige Farben, ist aber beim Heranzoomen nicht allzu detailreich.
Insgesamt ist das Gigaset GX4 damit für wohl alle Nutzer geeignet, die keinen allzu großen Fokus auf ihren Social-Media-Content legen. Dabei gefällt insbesondere auch die aufgeräumte Kamera-App, die einige nützliche Funktionen in einem aufgeräumten Layout bietet.
Fazit
Mit dem GX4 hat Gigaset endlich einen Nachfolger des GX290 (Plus) vorgestellt, und das neue Modell ist in unseren Augen gut gelungen. Bei ehemaligen Schwachpunkten, Stichwort Leistung und Kamera, gab es einen deutlich Sprung nach Vorne, sodass das Smartphone hier nun auf der Höhe der Zeit ist. Zudem bleiben alte Stärken wie die Akkulaufzeit, das kabellose Laden und die stabile Konstruktion erhalten – und mit dem wechselbaren Akku gibt es nun sogar noch ein weiteres Alleinstellungsmerkmal
Der von Gigaset beworbenen LED-Signalring an der Rückseite ist in unserer Auge dabei zwar eher eine Spielerei, die frei belegbare Zusatztaste und die Halterung für eine Handschlaufe bieten dafür einen echten Mehrwert. Dabei dürfte Gigaset insbesondere auch Geschäftskunden im Blick haben, die schon das Vorgängermodell genutzt haben.
Das GX4 ist dabei zwar ein rundum verbesserter Nachfolger, doch im Vergleich zum allgemeinen Smartphone-Markt gibt es natürlich auch einige Punkte, die es zu bedenken gilt. Durch die Outdoor-Auslegung gibt es etwa hohe Abmessungen und ein hohes Gewicht. Eine etwas höhere Display-Auflösung sowie 128 GB statt 64 GB Speicher wären zudem nette Extras gewesen. Für eine Kaufempfehlung ist beides aber nicht zwingend notwendig.
Die Kombination, die das GX4 bietet, ist schließlich weitgehend einzigartig. Outdoor-Smartphones an sich sind schon selten genug. Wenn einem dann noch eine der zusätzlichen Besonderheiten wichtig ist – etwa der Wechselakku oder die Zusatztaste – kommt man schon kaum noch am GX4 vorbei. Kurzum: Das Smartphone passt hervorragend in seine Nische. Wer sich in ebendieser wiederfindet, der kann problemfrei zugreifen. Falls bei den technischen Daten hingegen höhere Anforderungen gestellt werden, könnte das teurere Gigaset GX6 einen Blick wert sein.
Gigaset GX4
Verarbeitung
Hardware
Multimedia
Performance
Akku
Preis-Leistungs-Verhältnis
88/100
Gelungenes Outdoor-Smartphone mit nützlichen Erweiterungen.