PC-Komponenten

Inter-Tech F-762 Silencer – gedämmter Midi-Tower im Test

Mitte September hat der deutsche Hersteller von PC-Komponenten Inter-Tech ohne große Vorankündigung seine Produktpalette um ein neues Gehäuse erweitert. Der neue Midi-Tower wurde mit dem Namen F-762 Silencer versehen und stellt, wie man es vielleicht schon aus der Benennung herleiten kann, ein schlichtes Gehäuse mit dem Fokus auf Geräuschdämmung dar. Zu den zusätzlichen Features zählen die Kompatibilität zu AiO-Wasserkühlungen mit 240-mm-Radiator, ein großzügig dimensionierter Innenraum und ein integrierter SDHC-Kartenleser. Das F-762 Silencer wird nur in einer schwarzen Version angeboten und kostet € 89,90 *.

Ob dieser Preis für das Inter-Tech F-762 Silencer gerechtfertigt ist und wie es im Allgemeinen abschneidet, werden wir in diesem Review für euch herausfinden.

Technische Details

Modell: Inter-Tech F-762 Silencer
Gehäuse Typ: Midi-Tower
Abmessungen: 205 x 440 x 400 mm (B x H x T)
Gewicht: ca. 5 kg
Material: Stahl, Kunststoff
Farbe: Schwarz
Front-Anschlüsse 2x USB 3.0 Typ-A, 1x USB 2.0 Typ-A, 1x Lautsprecher, 1x Mikrofon, 1x SDHC-Kartenleser
Laufwerkschächte: 2x 3,5″/ 2,5″ (HDD-Käfig, intern)
2x 2,5″ (Mainboard-Tray, intern)
Erweiterungsslots: 7
Formfaktoren: ATX, mATX, mini-ITX
Belüftung: Front: 3x 120 mm
Heck: 1x 120 mm
Netzteilabdeckung: 2x 120 mm
Radiatoren: Front: 1x 240 mm oder 1x 120 mm
Heck: 1x 120 mm
Max. CPU-Kühlerhöhe: 155 mm
Max. Grafikkartenlänge: 325 mm
Max. Netzteillänge: 160 mm (mit HDD-Käfig)
Platz für Kabelmanagement: 20 mm
Platz für Frontradiator: unbegrenzt (schränkt GPU-Länge ein)
Preis: € 89,90 *
Besonderheiten: Staubfilter, Kabelmanagement, Schalldämmung, SDHC-Kartenleser

Lieferumfang

Das Inter-Tech F-762 Silencer kommt gut und sicher verpackt in einem braunen Karton mit schwarzer Schrift und ist von normalem Styropor und einer Kunststofffolie umhüllt. Das mitgelieferte Zubehör wurde in einem Kunststoff-Beutel im Festplattenkäfig unterhalb der Netzteilabdeckung verstaut. Zum Zubehör gehören alle wichtigen Schrauben und Kabelbinder. Eine Einbauanleitung liegt dem Gehäuse leider nicht bei und kann auch nicht auf der Homepage heruntergeladen werden. Außerdem hat der Hersteller einige Abstandshalter für das Mainboard vorinstalliert. Was nicht zum Lieferumfang gehört sind Gehäuselüfter.

Außeneindruck

Frontansicht

Äußerlich hat Inter-Tech das F-762 Silencer sehr schlicht und zurückhaltend gestaltet. Es sieht aus wie ein Silent-Gehäuse der ersten Stunde. Aber beginnen wir in der Front. Diese besteht aus einem Kunststoff-Element, welches mit einer Struktur von gebürstetem Aluminium versehen wurde. Als optisches Highlight hat Inter-Tech auf der rechten Seite des Frontelements einen Streifen in Kohlefaser-Optik und drei Knöpfe angebracht. Diese haben jedoch keine Wirkung und sind nur Optik. Betrachtet man die seitlichen Partien der Front lässt sich zudem ein SDHC-Kartenleser erkennen. Was wir jedoch vermissen sind Öffnungen bzw. Lüftergitter durch die die Frontlüfter Frischluft in den Innenraum befördern können. Lediglich durch eine kleine Griffmulde an der Unterseite könnte Luft einströmen. Auch einen Staubfilter gibt es in der Front leider nicht. Zur besseren Geräuschdämmung wurde das Frontelement von innen mit einer Dämmmatte ausgekleidet.

Wenden wir uns als nächstes der Deckelpartie zu. Diese folgt optisch dem schlichten Designkonzept und ist komplett geschlossen und von innen gedämmt. Über eine Möglichkeit gewisse Bereiche für einen besseren Airflow zu öffnen, verfügt das F-762 nicht. Im vorderen Bereich und befestigt am Frontelement befindet sich das I/O-Panel. Vorhanden sind hier drei USB-Ports (2x USB 3.0, 1x USB 2.0), 1x Kopfhörer und 1x Mikrofon, sowie zwei Knöpfe für Power und Reset. Diese Anschlüsse sind jedoch sehr seltsam aufgeteilt. So muss jeder USB 3.0-Anschluss einzeln über einen 18pin-Header mit dem Mainboard verbunden werden. Verfügt dieses also nicht über zwei interne 18pin-Header, so können nicht beide USB 3.0-Anschlüsse des I/O-Panels verwendet werden.  Auf Anfrage hat der Hersteller uns versichert, dass diese Anschlussgestaltung in Zukunft verändert werden soll.

Beide Seitenteile sind komplett geschlossen und von innen mit Dämmmatten ausgekleidet. Durch diese wirken beide Sidepanels stabil und haben ein gutes Gewicht. Zur einfachen Demontage verfügen beide Seitenteile über praktische Abziehhilfen und Rändelschrauben.

Die Unterseite des F-762 Silencer verbirgt keine besonderen Highlights. Der Midi-Tower steht auf soliden Füßen aus Kunststoff die zur Geräuschreduzierung mit Gummistreifen versehen wurden. Das unten verbaute Netzteil wird durch einen Mesh-Filter vor Staub geschützt.

Die Rückseite entspricht dem üblichen Standard von aktuellen Midi-Towern. Das Netzteil wird unten montiert, darüber finden sich sieben Slots für PCI-Erweiterungskarten. Diese werden von außen verschraubt und sind wiederverwendbar. Um die warme Abluft aus dem Gehäuse befördern zu können, lässt sich am Heck ein 120 mm Lüfter anbringen. Diesen muss man allerdings nachkaufen da der Hersteller auf vorinstallierte Lüfter verzichtet.

Die äußere Verarbeitung und die Lackierung sind grundsätzlich in Ordnung. Ein Großteil des Gesamtgewichtes bringen jedoch die Seitenteile auf die Waage. Nimmt man diese ab, ist der Korpus doch recht leicht und nur noch bedingt verwindungssteif. Eine höhere Materialdicke wäre zwar wünschenswert, hätte aber vermutlich einen höheren Preis zur Folge gehabt.

Inneneindruck

Auch Inter-Tech folgt schon seit längerem dem aktuellen Trend und gestaltet den Innenraum sehr offen und unterteilt diesen durch einen Netzteilabdeckung in zwei Kammern. Der Bereich oberhalb des Netzteiltunnels ist sehr offen gestaltet und verfügt über diverse Öffnungen zur besseren Verlegung von Kabeln. Rechts neben dem Mainboard-Tray gibt es neben den Öffnungen auch noch zwei Montagepunkte für SSDs bzw. 2,5″-Festplatten und Platz für drei 120-mm-Lüfter.

Der Netzteiltunnel verdeckt fast den ganzen unteren Bereich des Midi-Tower. Um aber die Kompatibilität zu AiO-Wasserkühlungen gewährleisten zu können, verfügt die Abdeckung im vorderen Bereich über einen Cut-Out. Zudem können oberhalb der Abdeckung auch zwei weitere 120-mm-Lüfter montiert werden. Den Airflow für diese Lüfter sollen Öffnungen in Kiemenoptik gewährleisten.

Wenden wir uns nun der Rückseite und der unteren Kammer zu. In dieser werden das Netzteil und zwei weitere Festplatten untergebracht. Dazu hat der Hersteller links neben dem Netzteilbereich einen Festplattenkäfig verbaut. In diesem Käfig können entweder zwei 3,5″-HDDs werkzeuglos oder zwei 2,5″-SSDs mit vier Schrauben befestigt werden. Wird der Platz unterhalb der Abdeckung für ein größeres Netzteil benötigt, kann der Käfig auch komplett ausgebaut werden. Das Netzteil sitzt rechts neben dem HDD-Käfig und liegt auf Stahlelementen, die zur Entkopplung mit Streifen aus Moosgummi beklebt wurden.

Die innere Verarbeitung bzw. die Lackierung gehen in Ordnung. Das Material hätte an der einen oder anderen Stelle aber auch im Innenraum doch etwas dicker sein können.

Systembau im Inter-Tech F-762 Silencer

Nun kommen wir zum Systemeinbau. Als Hardware verwenden wir einen AMD Ryzen 5 1400 auf einem MSI B350 PC Mate mit 16GB Crucial Ballistix Sport LT grau DDR4-2666. Die Kühlung des Prozessor übernimmt der Scythe Shuriken 3*. Für die Bildausgabe ist eine GTX 1060 6GB von Gigabte AORUS zuständig. Die Stromversorgung erledigt das nichtmodulare Berlin Pro RGB 650W mit RGB-Lüfter. Um die Verkabelung optisch noch etwas aufzuwerten, wurden zudem einzeln gesleevte Kabelverlängerungen von Phanteks verwendet.

Der Einbau und die Verkabelung des Testsystems waren recht schnell erledigt und auch mit großen Händen möglich. Ab Werk sind nur drei Abstandshalter installiert. Da man also sowieso den Großteil selber installieren muss, hätte dieser Schritt bei der Fertigung auch weggelassen werden können. Das die Gewinde im Tray lackiert sind, ist das Einschrauben nur mit einer Zange oder einem speziellem Schraubendreher-Aufsatz problemlos möglich.

Bei der Auswahl von Komponenten muss der Käufer zumindest bei einem CPU-Kühler leichte Einschränkungen hinnehmen. Für diesen stehen im F-762 nämlich maximal 155 mm Platz zur Verfügung. Bei der Grafikkarte sollte es hingegen mit einer maximal möglichen Länge von 325 mm keine Probleme mit den aktuell erwerbbaren Pixelbeschleunigern geben. Zudem könnte man bei Bedarf auch einen 240-mm-Radiator in der Front platzieren. Dieser schränkt dann allerdings die Grafikkartenlänge entsprechend ein.

Auf der Rückseite stehen ca. 20 mm Platz zur Verfügung, um zahlreiche Kabel zu verstauen. Im Zusammenspiel mit der Netzteilabdeckung lässt sich ein ordentlich Gesamtergebnis erzielen. Selbst die zusätzlichen Kabelverlängerungen lassen sich gut unter der Abdeckung verstauen und verhindern nicht, dass das Seitenteil am Ende wieder angebracht werden kann. Etwas schwieriger wird es jedoch, wenn die SSD-Plätze am Mainboard-Tray beide belegt sind. Dadurch werden die Kabeldurchführungen nämlich teilweise blockiert.

Rückseite – Kabelmanagement

Die Montage von Datenträger erfordert im Falle von 3,5″-Geräten kein Werkzeug und ist denkbar einfach. Hierzu muss man die Festplatten nur in den dafür vorgesehenen Rahmen aus Kunststoff klemmen und wieder in den Käfig schieben. SSD im 2,5″-Format benötigen zur Befestigung hingegen vier herkömmliche Schrauben. Eine Entkopplung der Datenträger findet über die Rahmen oder den Käfig nicht statt. Benötigt man den Käfig nicht oder soll in der Front Platz für einen Radiator geschaffen werden, kann diese über eine Rändelschrauben gelöst und verschoben bzw. komplett entfernt werden. Durch das Verschieben reduziert sich allerdings die maximal möglich Länge des Netzteils.

montierte Festplatte

Zuletzt kommen wir noch zu den Temperaturen, die im F-762 Silencer erreicht wurden. Während des Belastungstests wurden bei einer Raumtemperatur von 19 °C 15 Minuten Prime95 und FurMark ausgeführt. Da das Gehäuse ab Werk ohne jegliche Gehäuselüfter daherkommt, wurde der Test in drei verschiedenen Szenarien durchgeführt. Komplett ohne Lüfter, mit zwei Gehäuselüftern und mit zwei Gehäuselüftern und ohne Frontelement.

Szenario
Temperatur
CPU: 50% (900 rpm)
GPU: 50%
Gehäuse: keine Lüfter
CPU:  80 °C
GPU:  85 °C
CPU: 50% (900 rpm)
GPU: 50%
Gehäuse: 2x Arctic P12 PWM, 50% (1000 rpm)
CPU:  69 °C
GPU:  70 °C
CPU: 50% (900 rpm)
GPU: 50%
Gehäuse: 2x Arctic P12 PWM, 50% (1000 rpm)
ohne Frontelement
CPU:  55 °C
GPU:  60 °C

Wie man sehen kann, erreichen sowohl Prozessor als auch Grafikkarte in der Standard-Konfiguration verhältnismäßig hohe Temperaturen. Baut man allerdings zwei Lüfter ein, dann sinkt die Temperatur deutlich. Entfernt man nun noch das Frontelement werden nochmal bessere Werte erreicht. Daraus schlussfolgern wir, dass man beim Kauf des F-762 Silencer definitiv noch mindestens zwei Gehäuselüfter mit in den Warenkorb legen sollte. Zudem macht es sich definitiv bemerkbar, dass es in der Front keine Lüftungsschlitze gibt. Für High-End-Hardware bzw. Systeme die übertaktet werden sollen, ist dieses Gehäuse also eher nicht zu empfehlen.

Fazit zum Inter-Tech F-762 Silencer

Kommen wir nun zum Anschluss dieses Reviews. Das F-762 Silencer von Inter-Tech ist ein typisches Silent-Gehäuse. Kein Glas und kein RGB, dafür aber zwei gedämmte Seitenteile, ein geschlossener und gedämmter Deckel und eine geschlossene Front. Dazu gesellen sich viel Platz im Innenraum und die Kompatibilität für lange Grafikkarten und eine AiO-Wasserkühlung.

Die Silent-Eigenschaften wirken sich aber auch negativ aus. Durch den Verzicht auf jegliche vorinstallierte Lüfter und den quasi nicht vorhandenen Lüftungsschlitzen in der Front, wird es im Inneren, und je nach Hardware, sehr heiß. Damit ist das F-762 als Behausung für High-End-Hardware definitiv ungeeignet. Zu diesem großen Defizit gesellen sich dann noch die teilweise recht geringe Materialstärke und die doch fragliche Gestaltung der I/O-Panel-Anschlüsse (welche derzeit aber schon vom Hersteller überarbeitet wird).

Zumindest auf dem Papier hat das Inter-Tech F-762 Silencer viel versprochen. Ein Standard-Gehäuse aber lediglich mit Dämmmatten auszukleiden ist nur die halbe Miete. Durch den fehlenden Airflow disqualifiziert sich das F-762 selbst für viele Systeme. Zusätzliche Lüfteröffnungen in der Front wären ein MUSS und auch definitiv umsetzbar gewesen. Für ein Office-System wäre das Inter-Tech F-762 Silencer denkbar, für ein Gaming-System sollte man aber zu einem anderen Gehäuse greifen.

 

Inter-Tech F-762 Silencer

Verarbeitung
Aufbau
Ausstattung
Dämmung
Kühlung
Preis-Leistungs-Verhältnis

Günstiger Midi-Tower mit Dämmung und viel Platz, aber deutlichen Schwächen beim Airflow.

Jonas

Ich bin Redakteur für diesen Blog und habe ein großes Interesse an PC-Hardware und PC-Basteleien aller Art. Mein Hauptfokus liegt derzeit jedoch im Bereich der PC-Gehäuse. Auch hauptberuflich bin ich im IT-Bereich unterwegs und wohne in Osnabrück

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