PC- & Konsolen-Peripherie

Sennheiser GSP 370: Kabelloses Gaming-Headset im Test

Wenn die renommierte Audioschmiede Sennheiser einlädt, um ein neues Produkt vorzustellen, wird es in der Regel spannend. Das Release hat sich etwas nach hinten verschoben, doch nun ist das Wireless Gaming Headset GSP 370 endlich erhältlich. Wir haben das Headset als einer der ersten testen dürfen und zeigen euch in diesem Review, was das Headset kann bzw. nicht kann. In den jeweiligen Rubriken fällt die Wertung erstaunlich unterschiedlich aus.

Ausgepackt

Das Wireless-Headset ist in einem Plastik-Sarkophag eingebettet. Die Verpackung fällt für das Preissegment als sehr unliebevoll auf. Das beiliegende Quickstart zeigt die wichtigsten Schritte recht übersichtlich. Nach dem ernüchternden Auspackerlebnis freuen wir uns aber auf ein wertiges Produkt.

Das Headset kommt in „Gussplastik“.

Zur Einrichtung genügt es, den Sennheiser-Stick (USB-Dongle) in die PS4, den MAC oder PC zu stecken und an dem Headset einen Schalter zu betätigen, schon ist die Verbindung hergestellt. Dies ist auch der einzige Button an dem Headset, es gibt keine anderen störenden Knöpfe. Geladen wird das Headset leider noch mit Micro-USB. Bei der versprochenen Akkulaufzeit von 100 Stunden – wow! – hätte sich USB-Typ-C aber durchaus gelohnt. Das muss man im Jahre 2019 mittlerweile als Minuspunkt rechnen.

Design und Verarbeitung

Im Vergleich zum Vorgänger, dem GSP 300, setzt man auf dezentere Farben. Der dunkle Metallic-Ton passt gut zu dem Schwarz. Ansonsten hat sich äußerlich nicht viel getan. Das Headset wirkt insbesondere dadurch, dass das Mikrofon zwangsweise absteht und die auf dem Kopf aufliegende Polsterung noch einmal in zwei Kammern aufgeteilt wurde, optisch recht „modular“ und klobig. Es ist weitgehend aus Hartplastik gefertigt und wirkt daher weniger wertig. Mir gefällt das Design der Kopfhörer daher nicht, das müsst ihr aber sowieso individuell für euch bewerten.

Farblich nicht zu auffällig in Schwarz- und Metallictönen. Quelle: Sennheiser

Den Biegetest bestehen der Bügel ohne Probleme. Bis auf ein kleines Ball-Type-Gelenk, mit dem man die die Ohrpads minimal nach oben oder unten neigen kann, lässt sich ansonsten nichts drehen oder einklappen. Die Höhe lässt sich angenehm verstellen und rastet sicher ein. Beim ersten Aufsetzen ist das Headset sehr bequem, später aber mehr dazu.

Mikrofon

Relativ schnell machen wir das unidirektionale Mikrofon als die größte Schwachstelle des Headsets ausfindig. Der Mikrofonarm kann nach vorne oder hinten gebogen werden. Die Halterung der Ohrmuschel blockiert das Mikrofon, sodass es nicht ganz hochgeklappt werden kann.

Weiter geht das Mikrofon beim GSP 370 nicht nach oben.

Bevor ich großartig versuche, die Mikrofonqualität zu umschreiben, hört ihr am besten selbst mal rein:

Das Mikrofon mit „Studioqualität“ zu bewerben, finde ich etwas überzogen. Sennheiser sollte eigentlich wissen, was das bedeutet. Wir werten das Mikrofon als nur durchschnittlich.

Tragekomfort

Die Ohrpolster sind aus einem weichen Memoryschaum, das gegenüber Lederimitaten auch bei Wärme nicht so am Schädel klebt. Atmungsaktiv sind sie zudem dadurch, dass sie kaum abschirmen. Die Ohrpolster drücken kaum und umschließen das gesamte Ohr (Around Ear). Ich fände Komplettvelourbezug noch besser, aber da hat jeder andere Vorlieben.

Quelle: Sennheiser

Zum Komfort zählt auch, das man sich bei dem Wireless-Headset um keinen Kabelsalat mehr Gedanken machen muss. Man ist nicht mehr an einen Tisch „angekettet“ und kann Musik weiter hören, während man sich frei im Raum bewegen kann, top!

Important to us: don’t touch the ear.Sennheiser

Diese Philosophie hat Sennheiser bei dem GSP 370 gut umgesetzt. Auch der obere Bereich des Ohrs, der sensibel für Druck ist, berührt nichts. Auf den Tragekomfort hat man viel Wert gelegt, das merken wir auch in unserem Test. Längeren Gaming-Sessions auf Konsole oder PC steht daher nichts im Wege.

Klang

Das Testobjekt setzt auf die gleiche Audiotechnologie wie seine kabellosen Vorgängermodelle. Fürs Zocken wichtig: es hat eine gute Richtcharakteristik. Die räumliche Ortung von Objekten im Spiel anhand der Geräusche ist, auch wenn es kein Stereo-Headset ist, gut möglich. Das sportliche Ziel des deutschen Unternehmens ist es, kabelgebundenen Headsets im Klang in nichts mehr nachzustehen. Dies soll mithilfe der neuen Low-Latency-Anbindung gelingen.

Quelle: Sennheiser

Das Klangbild ist relativ harmonisch und gut aufeinander abgestimmt. Die Bässe und Höhen fallen etwas ab und die meisten Frequenzen spielen sich in den Mitten ab, die bei dem GSP 370 am stärksten hervorstehen. Hier sollte man etwas über die Software am Equalizer anpassen. Die Höhen sind leider nicht klar und der Bass im Vergleich zu Highend-Produkten noch etwas leblos. Der Klang ist satt, aber nicht sehr facettenreich. Die potenzielle Lautstärke ist ausreichend. Mit zunehmender Lautstärke nimmt der Klang jedoch an Tiefe ab und wird blecherner.

Insgesamt leidet die Akustik unter dem Komfort. Hier sollte man abwägen, was einem wichtiger ist. Denn die Kopfhörer schirmen kaum Außengeräusche ab. Die Distanz zu den Ohren und insbesondere die Tatsache, dass das Headset nicht sehr fest an der Unterseite aufliegt, lassen den Bass zusätzlich abmagern. Aber auch bei explizitem Andrücken ist es noch kein Klangwunder. Insgesamt ist das sehr schade, bei Sennheiser findet man auch im eigenen Haus Produkte, die es noch besser können. Entsprechend hoch war die Erwartungshaltung, die das GSP 370 klanglich nicht erfüllen kann. Es bleibt der Klang des GSP 300.

Neutral betrachtet gibt es aber keine großen Mankos in der Klangqualität. Die meisten Nutzer werden hiermit zufrieden sein. Erst wenn man bessere Geräte auf den Ohren hatte, kann man die Unterschiede wirklich erkennen. Insbesondere bei leiseren Klassik-Stücken oder basslastigeren Songs ist der Unterschied merklich. Wir empfehlen grundsätzlich, in ein Geschäft zu gehen und einmal selber zu hören, wie Dir der Klang zusagt. Musik macht jedenfalls auch mit dem GSP 370 Spaß und zum Zocken ist die Qualität allemal ausreichend. Es gibt Luft nach oben, aber auch noch ganze Welten nach unten.

Features

Die Lautstärke lässt sich über ein Rad an der rechten Ohrmuschel verstellen. Das macht es sehr einfach und hat außerdem eine gute Haptik. Das GSP 370 hat außerdem die für Sennheiser markante Mute-Funktion durch Hochklappen des Mikrofons. Auch diese rastet mit gutem haptischen Feedback ein und ist ein nützliches Feature.

Hier sieht man das Rad zur Lautstärkeregelung. Quelle: Sennheiser
Hier sieht man das Rad zur Lautstärkeregelung. Quelle: Sennheiser

Langlebigkeit bei Produkten ist immer als essenziell anzusehen. Hier ist es schön zu wissen, dass die Ohrpolster ausgetauscht werden können. Apropos „Lange“, eine Akkulaufzeit von bis zu 100 Stunden ist herausragend und definitiv einen Pluspunkt wert.

Aber die Konkurrenz schläft leider nicht. Im Vergleich zu anderen Herstellern müsste Sennheiser hier noch an Zusatzfeatures nachrüsten, um vorne zu sein. Es gäbe beispielsweise abnehmbare Mikrofone, eine Verstaumöglichkeit für den USB-Stick im Headset, damit dieser nicht verloren geht, eine Transporttasche, Wireless-Ladefunktion usw.

Wer über den Sennheiser-Shop bestellt, erhält die Headset-Halterung GSA 50 gratis dazu.

Software: Gaming Suite

Ein großes Feature ist auch die firmeneigene Software, die es derzeit nur für Windows gibt. Hier kann man zwischen vordefinierten Profilen wählen oder eigene erstellen und relativ übersichtlich etwa den Equalizer verstellen oder per Klick von 2.0 auf 7.1 Sound wechseln.

So sieht die Software aus.

Auch beim Mikrofon lassen sich einige Einstellungen vornehmen, ich vermisse hier aber einen Testmodus, um sich selber hören und die Konfiguration testen zu können. Seine eigenen Profile kann man nicht überspeichern und bisher wohl auch noch nicht löschen. Die neue Software bietet nützliche Funktionen, hat aber noch etwas Entwicklungsbedarf. Auch die Sound-Test Funktion funktioniert noch nicht einwandfrei.

Fazit

Unser Test hat gezeigt, dass das Headset leider kein Allrounder ist. In Puncto Tragekomfort und Bequemlichkeit ist es super für längere Zockersessions geeignet. Sogar für ein Wireless Headset ist der Komfort noch einmal überdurchschnittlich. Und nochmal, 100 Stunden Akkulaufzeit ist bahnbrechend. Wenn man jedoch auf Klang und ein gutes Mikrofon viel Wert legt, sollte man sich nach anderen Modellen umschauen. Der derzeitige Preis von 199 € hebt das Modell in die sehr gehobene Mittelklasse. Verglichen mit der Konkurrenz in diesem Preissegment können wir nicht guten Gewissens eine uneingeschränkte Kaufempfehlung aussprechen. Der Hauptkritikpunkt bleibt das Mikrofon, man hätte aber auch auf andere Materialien als Plastik setzen können und das ein oder andere Feature könnte es noch geben. Für gemütliche Zockersessions ist das GSP 370 aber durchaus einen Blick wert.

Sennheiser GSP 370 Wireless Headset

Verarbeitung
Tragekomfort
Soundqualität
Aufnahmequalität
Akkulaufzeit
Ausstattung
Preis-Leistungs-Verhältnis

Befriedigend

Die Messlatte ist leider höher, als das GSP 370 springen kann. Das Headset ist sicherlich kein Flop, hat aber insbesondere beim Mikrofon und sogar beim Klang noch etwas Aufholbedarf. Für den aktuellen Preis können wir einen Kauf nur eingeschränkt empfehlen.

Marlon

Meine Begeisterung für Gaming und meine Neugierde für Hardware führten mich 2015 zu Basic-Tutorials. Neben eigenen Projekten im Bereich CS:GO entwickelte ich Interesse am Verfassen einiger Beiträge für den Blog. Dieser gibt mir fortan eine Plattform, um unverfälschte Produkttests und News über für mich ansprechende Themen zu verfassen. Ich gebe gerne Hilfestellungen und entwickle eigene Rezensionen.

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Das Wireless-Headset ist in einem Plastik-Sarkophag eingebettet. Die Verpackung fällt für das Preissegment als sehr unliebevoll auf. Das beiliegende Quickstart zeigt die wichtigsten Schritte recht übersichtlich. Nach dem ernüchternden Auspackerlebnis freuen wir uns aber auf ein wertiges Produkt...

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