Mittlerweile ist bereits die zwölfte Generation von Parallels Desktop verfügbar. Die Software Suite bietet die Möglichkeit auf einem Mac verschiedene virtuelle Maschinen zu betreiben. Doch mit diesem Update kommt auch eine ganze Palette neuer Funktionen. Was alles neu ist, erfahrt ihr in diesem Test.
Das verbreitetste Nutzungsszenario von Parallels Desktop 12 dürfte die Virtualisierung von Windows unter macOS sein. Zwar gibt es noch andere Möglichkeiten, ein vollwertiges Windows System auf dem Mac laufen zu lassen, doch Parallels bietet den simpelsten und produktivsten Ansatz. Allerdings dürfen auch andere Betriebssystem nicht vergessen werden. Das Tool bietet die Möglichkeit, jede Linux Derivate und sogar gewisse Android Versionen auf dem Mac laufen zu lassen. Auch wer eine ältere Version OS X virtualisieren möchte, ist hier richtig. Kurz angetestet haben wir die Installation von Android, das ist schnell geschehen wenn kein wert auf die Google Play Dienste gelegt wird. Jedoch eine sehr schöne Möglichkeit um auch als Apple Nutzer mal ein paar Versuche in Android zu starten.
Entscheidet sich der Nutzer für eine Windows-Installation, so bietet Parallels zwei Möglichkeiten: entweder eine komplette Neuinstallation oder die Übernahme eines bestehenden Systems. Wird diese Option gewählt, kann der Nutzer via Netzwerk seine Daten vom Windows-Rechner auf den Mac übertragen. Selbstverständlich sind auch auf einem virtuellen System Backups unerlässlich, deshalb liefert Parallels noch eine Jahres Lizenz von Acronics True Image, inklusive 500 GB Cloud Speicher, mit. Im Test verwendeten wir die Möglichkeit einer komplett neuen Windows Installation, das ging dank SSD rasend schnell. Das Backup über Acronics funktioniert sehr gut, dürfte aber für Nutzer der Time Machine nicht kaufentscheidend sein.
Performance
Das Upgrade soll die Leistung deutlich verbessern, das konnten wir auch in unserem Test spüren. Dabei soll das System 60 Prozent schneller in den Standby gehen und die Erstellung eines Snapshots soll um 90 Prozent kürzer werden. Weiterhin konnte auch der Akkuverbrauch verbessert werden, dieser wird merklich weniger belastet. Dies geschah vor allem durch die Implementierung eines speziellen Standby-Modus. Wird das virtuelle System für eine gewisse Zeit nicht genutzt, friert Parallels das Ganze solange ein, bis der Nutzer wieder weiter arbeiten möchte. Das geschieht auf unserem Mac mit SSD fast unmerklich. Nur Besitzer eines älteren Mac, ohne SSD, dürften hier eine Verzögerung spüren.
Auch bei der tiefen Verbindung durch Parallels von Windows und Mac wird klar, dass die Nutzung von Windows auf dem Mac hier der Hauptzweck ist. Durch den optionalen Kohärenz-Modus, bei dem nur die Fenster des Windows Systems gezeigt werden und nicht dessen eigener Desktop, kann die Illusion entstehen, die Programme würden nativ auf dem Mac ausgeführt werden. Weiterhin ist es möglich, unter Windows gespeicherte Passwörter in den Mac-Keychain zu importieren. Obwohl seit macOS Sierra Siri der unumstrittene Sprachassistent auf dem Mac sein dürfte, kann so auch Cortana auf dem Mac verwendet werden. Im Test zeigte sich das wirklich fast kein Unterschied mehr zwischen einem nativen Mac Programm und einem Kohärenz-Windows Programm fühlbar ist.
Darüber hinaus gibt die neue Funktion „Wartung“ dem Nutzer die volle Kontrolle über die Update-Wut von Windows. So können lästige Update- und Wartungsfunktionen verschoben werden. Ein deutlicher Unterschied zwischen der Standard- und Pro- Version ist auch hier aufgefallen. Entwickler dürften von den Zusatzmöglichkeiten der Pro-Version sehr angetan sein, sie bietet unter anderem die Möglichkeit, schlechte Netzwerkverbindung zu simulieren. Gerade dieses Feature bereitete uns im Test viel Freude. Anstatt von Windows zu einem Update gezwungen zu werden, konnten wir sofort mit der Arbeit beginnen und die Updates auf den Abend oder das Wochenende verschieben. Auch war es interessant zu sehen, wie eine simulierte langsame Internet-Verbindung sich auf bestimmte Programme auswirkt. Beispielsweise konnte ich herausfinden, dass TeamSpeak auch mit einer sehr langsamen Verbindung noch ausreichend funktioniert, ohne dafür extra die Situation nachstellen zu müssen.
Die auffälligste Neuerung in dieser Version dürfte aber die Parallels Toolbox sein. Das Team von Parallels hat erkannt, dass viele seiner Nutzer Umsteiger von Windows sind. Diese Nutzer vermissen oft einige kleine Hilfsfunktionen, welche auf dem Mac nicht direkt oder nur über Umwege existieren. So entstand die Idee zu einer virtuellen Werkzeugkiste die zwölf, wirklich hilfreiche, Softwaretools an einem Ort bündelt. Erreichbar ist das Ganze über ein Menüleistentool oder direkt über ein Symbol in der Dockleiste. Dann können beispielsweise Dateien archiviert, entpackt oder entschlüsselt werden. Aber auch das Herunterladen von Videos oder das Aufnehmen eines Screenshots ist so sehr schnell möglich. Mittlerweile kann diese Toolbox auch ohne Parallels Desktop für 10 Euro im Jahr erworben werden. An sich die die Toolbox sehr praktisch, bei Bildschirmvideos inklusive Ton hatten wir allerdings jedes Mal Probleme. Der Ton war nämlich immer mehrere Sekunden verzögert – egal wie lang oder kurz das Video war.
Kosten
Ein Upgrade auf Version 12 kostet derzeit 50 Euro, die Abo Version schlägt mit 100 Euro pro Jahr zu Buche (pro Version). Die Standard-Version kostet 80 Euro.
Fazit
Die neue Version von Parallels Desktop ist ein gelungenes Update. Und hat uns im Test sehr gut gefallen. Die neue Toolbox bietet einige nette Features, allerdings würden wir nur deshalb noch kein Upgrade empfehlen. Wenn man jedoch die Performance Verbesserungen und anderen Erweiterungen dazuzählt, so lohnt sich das Upgrade auf jeden fallen. Gerade Anwender die Windows als Test oder Entwicklungsumgebung benötigen dürften sehr angetan sein.