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Die Geister der Vergangenheit – The Suicide of Rachel Foster im Test

Ein verlassenes Hotel und eine Stimme am Telefon – In The Suicide of Rachel Foster von ONE-O-ONE Game und Publisher Daedalic Entertainment stellt sich eine junge Frau ihrer Vergangenheit. Wir haben uns das Adventure näher angeschaut und wollen euch unsere Eindrücke natürlich nicht vorenthalten.

10 Jahre später

Dezember 1991. Auf Wunsch ihrer verstorbenen Mutter, kehrt die junge Nicole in das alte Familienhotel zurück. In einem letzten Brief bittet die Mutter ihre Tochter, das Hotel nach dem Tod von Nicoles Vater zu verkaufen und somit endgültig mit der Vergangenheit abzuschließen. Vor etwa zehn Jahren war die Familie aufgrund einer Affäre des Vaters mit der jungen Rachel Foster zerbrochen. Nicole und ihre Mutter verließen das Familienhotel schließlich und kehrten dem einstiegen Zuhause den Rücken.

Der Grund für die Rückkehr nach 10 Jahren

Um den Verkauf mit Hilfe des Anwalts reibungslos abwickeln zu können, muss Nicole nun zurückkehren. Vor dem Verkauf soll sie das Hotel in Augenschein nehmen. Als sie nach einer kurzen Besichtigung vor Ort wieder abreisen möchte, verschlechtert sich das Wetter rapide. Über ein Telefon nimmt ein FEMA-Mitarbeiter mit Nicole Kontakt auf. In der Region zieht ein schweres Unwetter auf. Nicole soll unbedingt im Hotel bleiben, zu versuchen dort wegzukommen wäre lebensgefährlich. Gezwungenermaßen muss Nicole sich mit der Situation abfinden. Ihr einziger Kontakt ist Irving, der FEMA-Mitarbeiter. Dieser verspricht ihr, so gut es geht zu helfen und ihr beizustehen, bis der Sturm vorüber ist. Es dauert nicht lange, bis Nicole über einige Ungereimtheiten stolpert, sowohl in Bezug auf die Ereignisse vor zehn Jahren als auch in der Gegenwart. Abgeschnitten von der Außenwelt beginnt Nicole, mit Irvings Hilfe am Telefon, Nachforschungen anzustellen. Was ist damals geschehen?

Willkommen in Timberline

Die Geister, die ich rief…

The Suicide of Rachel Foster ist ein narratives Adventure und ein Walking Simulator. Als Nicole, die mehrere Tage in dem Hotel festsitzt, erkundet ihr das Hotel. Dabei stehen euch die Räume weitestgehend offen, auf verschlossene Türen und Rätsel wird größtenteils verzichtet. Auch ein Game Over gibt es nicht. Über das Mobiltelefon seid ihr mit Irving verbunden. Dieser ist nicht nur Nicoles Gesprächspartner, sondern gibt ihr auch Tipps für ihren Aufenthalt.

Der Schlüssel hilft Nicole weiter

Beim Erkunden könnt ihr verschiedene Gegenstände näher untersuchen. Welche Objekte man genauer anschauen kann, wirkt jedoch etwas willkürlich und zum Teil auch einfach sinnlos. Wichtige Gegenstände und Funde meldet Nicole über das Telefon und bespricht sie mit Irving. Nach und nach setzt sich so die Geschichte zusammen.

Einige Entdeckungen kann Nicole mit Irving besprechen

Die Beziehung zwischen Nicole und Irving wirkt anfangs etwas unglücklich. So ist Nicole wenig begeistert von ihrer Situation und wird nicht müde den hilfsbereiten Irving mit sarkastischen Bemerkungen zu verunsichern. Durch einige Dialog-Optionen könnt ihr die Gespräche geringfügig beeinflussen und mit der Zeit kommen die Gesprächspartner auch besser miteinander aus.

Zusätzlich zu den Tipps von Irving, hat Nicole einen Plan des gesamten Gebäudes. Auf der Karte ist zudem das aktuelle Ziel vermerkt, sodass man nie wirklich festhängt. Außerdem findet Nicole mit der Zeit einige nützliche Gegenstände, wie eine Polaroid-Kamera oder eine aufziehbare Taschenlampe. Diese Dinge benötigt ihr in bestimmten Situationen um voranzukommen. Später könnt ihr die Sachen zwar theoretisch weiter beliebig nutzen, da Nicole sie mitnimmt, wirklich nötig ist es aber meistens nicht mehr.

Die Karte des Hotels

Was beim Erkunden des Hotels nervt, sind die Kamera und die Bewegung. Die Bewegung in der First-Person-Perspektive fühlt sich träge an und wird von einem übertriebenem Kameragewackel begleitet. Wer anfällig für Motion Sickness ist, wird das Spiel vermutlich als unangenehm empfinden.

Zu Gast in einem verlassenen Hotel

Das Timberline Hotel, in welchem ihr euch das gesamte Spiel über aufhaltet, ist fantastisch atmosphärisch. Jeder einzelne Raum ist sehr detailliert und liebevoll gestaltet. Neben den typischen Räumlichkeiten in einem Hotel, wie Empfang oder Gästezimmer, befinden sich auch die Wohnräume von Nicoles Familie in dem Gebäude. So findet Nicole ihr früheres Zimmer unverändert vor und beschließt sich in diesem einzuquartieren. Trotz der Nostalgie und Wohnlichkeit, ist die ganze Situation unheimlich. Die Stimmung in dem Hotel ist beklemmend und fast schon gruselig. Dazu kommt die exzellente Soundkulisse, welche besonders gut funktioniert, wenn man mit Kopfhörern spielt. Verlassene Räume, lange Flure, Geräusche im Gebälk und der Sturm draußen. Das Gefühl allein in einem verlassenen Hotel zu sein, wird im Spiel großartig vermittelt.

Vor dem Hintergrund dieser Kulisse kann das Spiel auch seine Story gelungen präsentieren. Die Geschichte um Nicoles Familie und Rachel ist spannend und in Teilen durchaus keine leichte Kost. Obwohl sich ein Plottwist bereits recht früh erahnen lässt, bleibt es bis zum Schluss interessant. Allerdings hätte es an einigen Punkten etwas mehr Tiefe bedarf. Die Eindrücke von den früheren Begebenheiten erhaltet ihr durch das Hotel, die Einrichtung und besonders Nicoles Kommentare. Es gibt sehr spannende Momente und Entdeckungen, die Fragen aufwerfen und man will mehr erfahren. Leider speist Nicole manches davon mit einem Kommentar ab und es geht direkt weiter zum nächsten Ziel. Dadurch wirkt die Handlung manchmal etwas holprig erzählt. Besonders gegen Ende, wenn sich die Bruchstücke endgültig zusammenfügen, hat man irgendwie das Gefühl, dass noch Fragen offen sind.

Fazit

The Suicide of Rachel Foster ist als Gesamtpaket ein gelungener Mystery-Thriller. Die Atmosphäre, während man das Hotel erkundet, ist stimmig und es gibt einige gruselige Momente. Gelegentlich jagt einem die Umgebung einen Schauer über den Rücken, ohne es dabei mit dem Horror zu übertreiben. Die Geschichte um Nicole, ihre Familie und Rachel ist aufgrund der Thematik nicht leicht, aber spannend und emotional erzählt. Dazu gibt es außerdem eine Menge zu entdecken und man hat, trotz einiger Schwäche, Lust bis zum Schluss dranzubleiben.

Fans von Fire Watch oder Gone Home sollten in The Suicide of Rachel Foster reinschauen, ebenso Freunde von narrativen Spielen und Walking Simulatoren. Die Spielzeit liegt bei etwa drei bis vier Stunden. Erhältlich ist The Suicide of Rachel Foster für PC, Playstation 4 und Xbox One.

Pro
Contra
Story
80%
+ Spannende Mystery-Geschichte mit Thriller- und Horror-Elementen – an einigen Stellen etwas dünn
Gameplay
75%
+ das Hotel zum erkunden ist interessant
+ Verschiedene verwendbare Gegenstände
– Objekte untersuchen wirkt etwas willkürlich
– Nutzbare Gegenstände meistens nur einmal wirklich nötig
Balance
85%
+ Walking Simulator, daher sehr simpel
+ Karte mit aktuellem Ziel
Steuerung
65%
+ Controller-Support am PC – Kameragewackel nervt
– Bewegung fühlt sich träge an
Grafik & Sound
100%
+ fantastische, unheimliche Atmopshäre
+ großartige Soundkulisse

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Ein verlassenes Hotel und eine Stimme am Telefon – In The Suicide of Rachel Foster von ONE-O-ONE Game und Publisher Daedalic Entertainment stellt sich eine junge Frau ihrer Vergangenheit. Wir haben uns das Adventure näher angeschaut und wollen euch unsere Eindrücke natürlich nicht vorenthalten.
10 Jahre später
Dezember 1991. Auf Wunsch ihrer verstorbenen Mutter, kehrt die junge Nicole in das alte Familienhotel zurück. In einem letzten Brief bittet die Mutter ihre Tochter, das Hotel nach dem Tod von Nicoles Vater zu verkaufen und somit endgültig mit der Vergangenheit abzuschließen. Vor etwa zehn Jahren war die Familie aufgrund einer Affäre des Vaters mit der jungen Rachel Foster zerbrochen. Nicole und ihre Mutter verließen das Familienhotel schließlich und kehrten dem einstiegen Zuhause den Rücken.
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