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Test: FIFA 17 – neue Technik gleich besseres Spiel?

Der Veröffentlichungsrythmus von EA Sports ist wie immer eng und immer wieder steht Skepsis hinter einem neuen FIFA. Innovationen scheinen immer schwieriger zu erreichen. Hinter dem neuen Sprössling steckt jetzt eine „neue“ Engine und ein Story-Modus wurde noch oben drauf gepackt. Ob das Kicker-Game die Erwartungen erfüllt und The Journey auch bei uns gut ankommt, erfahrt ihr hier!

Glücklicherweise konnte ich FIFA 17 für den PC erst nach Feierabend runterladen. Origin war bei Release absolut überlastet und die maximale Downloadrate lag bei 1,5 – 2 Megabyte/s. Rund fünf Stunden bei knapp 30 Gigabyte Daten hat man da schon auf eine Runde kicken gewartet.

Erster Eindruck: der BVB hat sich klar seinen Platz gesichert. Nicht nur, dass Marco Reus das Cover von FIFA 17 ziert, nein, auch das Hauptmenü ist in schwarzgelb gehalten. Fans der Weißblauen aus Gelsenkirchen bekommen schon mal einen Schreck. Die Fans der deutschen Bundesliga kommen dennoch auf ihre Kosten. Allein aus Deutschland sind 36 Vereine der 1. und 2. Liga vertreten. Insgesamt habt ihr die Wahl zwischen 650 Teams und 36 Ligen oder Spielklassen. Was Lizenzen angeht, macht EA aber noch keine Fortschritte. Zur Verfügung stehen „nur“ sechs deutsche Stadien. Zu vermissen ist außerdem der EM-Teilnehmer Island. Deren Fußballverband wollte wohl etwas mehr Geld als die von EA Sports gebotenen 15.600 Euro. Der Schlachtruf, das typische „Hu!“, ist aber immer wieder von Fans in den Stadien zu hören.

Meckern auf hohem Niveau

Als eingefleischter Hamburger und Fan des HSV kommt besonders beim Nord-Derby mit dem Werder Bremen Stimmung auf. Wie versprochen sind die Fans noch authentischer als in den vorherigen Teilen. Das Spiel wirkt wesentlich belebter. Ein riesiges HSV-Logo als Fan-Choreo auf der Tribüne spricht für sich.

Auch die verpönten Kommentatoren tragen zur Atmosphäre bei. Wolff Fuss und Frank Buschmann geben wie immer ihr Bestes und treffen auch die passenden Ansagen. Wie üblich, wiederholen sich die Infos und Anekdoten schon nach kurzer Zeit. Etwas von der Atmosphäre geht auch bei den Visagen der Spieler verloren. Spielt man mit Bayern München, Barcelona oder anderen Top Klubs, kann man die authentischen Gesichter erkennen. Ist man mit mittelständischen Klubs unterwegs, sind die Klone klar zu erkennen. Bekannte Gesichter wie Adler vom HSV lassen sich noch erkennen.

Die Frostbite Engine macht sich aber nicht so bemerkbar wie angepriesen. Wie eben angesprochen, sehen Stars richtig gut aus, Kicker aus Zweitligen bleiben aber weiterhin eher verbesserungswürdig. Das Spiel wirkt dennoch wesentlich detailverliebter. Neue Möglichkeiten scheinen mit Frostbite also nicht auszubleiben. Wie in den letzten Teilen auch, bleibt FIFA auf dem PC stets flüssig. Dabei ist es egal, ob die Bildrate auf 30 oder 60 Bilder pro Sekunde begrenzt oder das FPS-Limit komplett deaktiviert wurde. Komplett abgeschaltet wurde die FPS-Begrenzung aber nur, wenn in der Standard- und Übertragungs-Perspektive gespielt wurde. In der Pro-Perspektive bekommen wir nur stabile 30 oder 60 Bilder pro Sekunde – je nach Hardware.

Allgemein findet sich jeder schnell zu recht, der schon FIFA 16 gezockt hat – und das trotz neuer Engine. Flachpässe und Dribblings gehen gefühlt leichter von der Hand, auch wenn das generelle Spielgefühl sehr ähnlich zum Vorgänger ist. Eine wichtige Neuerung ist das überarbeitete Abschirmen. So führt der ballführende Spieler die Arme etwas aus und versucht so den Gegenspieler vom Ball fernzuhalten. In FIFA 16 hat man dort noch sehr viel Tempo verloren – jetzt nicht mehr. Im Spielverlauf fühlt das Spiel dadurch noch rabiater an.

Auch am Torabschluss wurde gearbeitet. So ist es jetzt möglich den Ball über die gedrückte Schusstaste und erneutes Antippen, flach ins Tor zu bringen. Kopfbälle lassen sich auf diese Weise Richtung Boden drücken und werden noch gefährlicher für den Torhüter. Ebenso wurden die Standardsituationen überarbeitet. Mit einem kleinen Cursor auf dem Boden lassen sich Ecken und Freistöße noch präziser platzieren. Selbstverständlich wurden die Elfmeter auch überarbeitet. Diese sind intuitiver als vorher und kein übliches Timing-Geklicke mehr. Zum Anlaufen wird der linke Stick nach vorne gedrückt und darauf dann auch die Richtung bestimmt.

Nicht nur am Gameplay selbst arbeitet EA Sports fleißig. Auch an Modi wie der Trainer-Karriere wurde gearbeitet. Bisher war der Vereinsvorstand immer ungenau, was er denn eigentlich von uns wollte. Mittlerweile gibt es aber sehr präzise Formulierungen. Ebenso mit von der Partie ist wieder Ultimate Team – offline oder online spielbar. Um sein eigenes Team aufzubauen, werden Trading Cards benötigt. Damit diese gekauft werden können, müssen entweder hart erspielte Münzen oder echtes Geld investiert werden. Eine kleine Motivation sollen wohl die „FUT Champions“ bieten, bei denen wöchentliche Turniere abgehalten werden. Gerade bei Ultimate Team sind die Lager weiterhin sehr gespalten. Einerseits wird es sehr geliebt, andererseits auch stark kritisiert. Das liegt nicht zu letzt an den viel genutzten Mikro-Transaktionen.

Besonders praktisch, aber mittlerweile schon Pflicht, ist auf jeden Fall die automatische Erkennung des Eingabegerätes. Die Menüs lassen sich noch bequem per Maus bedienen, sobald man im Match ist, kann fließend auf den Controller gewechselt werden. Auf den ersten Blick liefen auch die Online-Matches ohne Probleme ab. Es gab keine Verbindungsabbrüche und Gegner waren schnell gefunden. Leider konnten wir keine Coop-Saison starten, da der Controller des Kollegen in solch einer Partie nicht funktionierte.

The Journey – Story in FIFA 17

EA Sports wagt einen heftigen Schritt und bringt mit „The Journey“ einen Story-Modus im Spiel unter. Wir begleiten Alex Hunter, ein 17-jähriges Fußballtalent aus London, auf seinem Weg zum Fußballprofi. Das Ganze wird untermalt von Zwischensequenzen mit Interviews, wie aus dem Fernsehn. Ebenso kommt es auf die Leistung unseres jungen Spielers an. Werden die Erwartungen des Trainers nicht erfüllt, wird man kurzer Hand einfach verliehen. Natürlich nur, um später in Top-Form wieder zurück geholt zu werden.

Die Schnitte in oder zu den Zwischensequenzen sind hart, aber im Großen und Ganzen kann das Bild und die typische, englische Vertonung (es gibt nur deutsche Untertitel) überzeugen – auch wenn manche Ereignisse schon vorhersehbar sind. Viel Einfluss haben wir auch nicht auf die Geschichte. Wir suchen uns zwar unseren Premier-League-Verein aus, der Story-Faden, an dem wir uns lang hangeln, ist aber deutlich zu spüren.

Wer in FIFA 16 oder den anderen Teilen schon einen Pro erstellt hat, kann auch in The Journey wieder zwischen dem Steuern der ganzen Mannschaft oder nur der Perspektive von Alex wählen. Gerade die letzte Ansicht ist nicht für jeden etwas – Erinnerungen an den schnöden Pro-Karriere-Modus kommen wieder hoch.

Im Story-Modus fallen besonders die Aufgaben zu den Matches auf. Als Mittelfeldspieler sollen wir Tore erzielen, als Mittelstürmer nur Vorlagen geben. Potenzial bringt FIFA 17 mit The Journey und Alex Hunter aber allemal mit.

Fazit

FIFA 17 ist und bleibt ein gutes Spiel. Tatsächlich sind wir etwas bedrückt, dass die neue Engine und The Journey so besonders angepriesen wurden. Man hätte vielleicht den Fokus eher auf die Verbesserung des Gameplays legen sollen. Im letzten Jahr wurde das Flügelspiel versucht zu verbessern und auch die KI wurde überarbeitet. Auf diesem Weg hätte EA Sports bleiben sollen. Trotz alledem ist das Spiel wieder sehr solide, wenn auch wieder mit Verbesserungspotenzial.

Bewertung90

Pro
Contra
Grafik
90%
  • Detailverliebt
  • Frostbite-Engine zeigt Fortschritte, aber…
  • …nicht wie angepriesen
Sound
90%
  • Deutsche Kommentatoren überzeugen, auch…
  •  …wenn sich die Floskeln schnell wiederholen
Inhalte
95%
  • The Journey
  • Ultimate Team (+FUT Champions)
  • Mikro-Transaktionen in UT
Balance
85%
  • Aufgaben in The Journey ab und an ohne Sinn
Steuerung
95%
  • Gewohnte, einfache Steuerung
  • flüssiger Übergang der Steuerung(Maus zu Controller)
Extras
90%
  • Online-Multiplayer
    (ohne Verbindungsabbrüche oder Laggs)

Lukas Heinrichs

Mitgründer von Basic-Tutorials.de und leidenschaftlicher Zocker und zusätzlich noch Redakteur für den Blog, hält mich meistens mein Arbeitsleben von Unmengen an Artikel ab.

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