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FIFA 18 im Test: Bleibt EA stehen?

FIFA 18 ist ein Traum für Rostock- oder Kiel-Fans. Der DFB-Pokal und die dritte deutsche Liga kommen endlich in das erfolgreichste Fußballspiel von EA. Außerdem wurde der Storymodus um Alex Hunter erweitert. Bringen die Neuerung FIFA nach vorne oder bleibt EA wieder stehen?

Story

In FIFA 17 feierte die Story um den Amateur-Fußballspieler Alex Hunter seine Premiere. Wir konnten uns in die Rolle eines angehenden Profis fühlen. Bevor wir starten, gibt es noch einen Rückblick auf wichtigsten Ereignisse und Konflikte aus der letzten Saison, um in die aktuelle Situation wieder hineinzufinden.

Zu Beginn suchen wir uns erst einen Club in der Premier League aus, alles was wir im Vorgänger erreicht haben scheint somit vergessen. Selbst das Profil aus FIFA 17 findet keinerlei Anwendung. In Brasilien gibt es zuerst eine Runde FIFA Street in Brasiliens Hauptstadt Rio de Janero. Nach dem folgenden Trainingslager geht es für uns in die USA für ein Promoturnier, wie die Proficlubs aus Europa es jedes Jahr in der vorbereitenden Spielzeit tun. Wir treffen außerdem auf unseren früheren Freund und heutigen Rival Gareth.

Wie im Vorgänger kann über Dialoge in Interviews oder Talkshows der Charakter geformt werden. Es gibt drei Antwortmöglichkeiten zur Auswahl. Wirklich Einfluss auf das Spielgeschehen oder den Charakter ist aber wieder nicht zu spüren – schade!

Da das Profil aus dem vorherigen Teil nur bedingt übernommen werden kann, können wir unsere fußballerischen Talente neu wählen. Das fängt bei der Wahl der Position an. Weiter geht es mit technischen und taktischen Fähigkeiten. Ähnlich wie in einem Rollenspiel vergeben wir Erfahrungspunkte für Athletik, Schusstechnik, Dribblingskills oder Kopfballstärke. Alles ist mit Feedback und Statistiken belegt, sodass wir auch sehen, was sich an unserem Spieler verändert.

Etwas verwunderlich war es, als wir zu Transfers befragt wurden. Ich habe im Sturm gespielt und konnten unseren Sturmpartner auswählen. Ich kann natürlich nicht beurteilen, wie es im Profileben ist, ich glaube kaum, dass ich Einfluss darauf nehmen kann, wer mein Sturmpartner ist. Auf jeden Fall sehenswert ist die Entwicklung von Alex und seiner Familie, über die wir noch mehr erfahren.

Gameplay

FIFA 18 ist immer noch bombastisch inszeniert. Zwar zeigt es Schwächen im Gameplay, hat natürlich aber auch seine Stärken. Besonders bei Abprallern oder Pressschlägen rollt der Ball gefühlt unendlich lange weiter, als ob der Ball auf einer Curling-Bahn rollt. Interessanterweise können Spieler mit hohen Werten fest gespielte Bälle wie mit Kleber beschmierte Bälle annehmen, was natürlich bei einer sehr guten Ballannahme mal passieren kann, irgendwann wirkt es nicht mehr realistisch, es sieht häufig auch merkwürdig aus.

Leider ist es viel zu einfach die Abwehr mit einer kurzen Passstafette im Mittelfeld komplett aus dem Konzept zu bringen und schnellen Spielern einen Pass in die Tiefe zu geben. Spieler wie Aubameyang, Mbappe, Messi oder Christiano Ronaldo haben einen sehr starken Antritt und ein hohes Sprinttempo, wodurch die Verteidigung einfach alt aussieht. Mit dieser Taktik kann man mehr als häufig seinen Gegenspieler überrumpeln, sei es die KI, ein Kumpel auf dem Sofa oder online gegen Fremde. Taktisch gibt es keine Möglichkeit dem entgegenzuwirken. Selbst ein „Abwehrriegel“ steht bei offensiven Aktionen sehr tief. Das ist nicht unbedingt unrealistisch und ist eine übliche Spielpraxis, darauf einstellen kann man sicher leider nicht.

Ein altbekanntes Problem aus FIFA sind Knäuel von Spielern, die aufeinander liegen und es dauert mehrere Sekunden bis das Ganze entwirrt ist. Besonders interessante Exemplare solcher Knäuel gibt es zu Haufe auf YouTube. Pluspunkte sammelt FIFA bei den Fans von Vereinen aus der dritten deutschen Liga. Diese feiert nämlich ihre Premiere und ihr könnt mit Holstein Kiel oder Hansa Rostock FIFA rocken. Ebenso integriert wurde der DFB-Pokal, aus dem die Drittligisten leider komplett rausfallen.

FIFA Ultimate Team ist mittlerweile ein gesetztes Pferd und ist vermutlich die Geldmaschine hinter FIFA. Ja, Ultimate Team ist immer noch das gleiche. Es hat sich nichts am Design dieses Modus verändert. Spieler, die Geld investieren, werden immer noch bevorzugt, da sie schneller an gute Spieler kommen. Besonders schade ist es auf dem PC. Dort sind die Preise für gute Spieler auf dem Markt sehr hoch im Vergleich zu den Konsolen-Versionen, was nicht zuletzt an der geringeren Spielerzahl liegt. Gerade deswegen haben Spieler, die Geld investieren, einen klaren Vorteil – leider. Neu in Ultimate Team sind aber Live-Verhandlungen bei Transfers. Die Coaches setzten sich zusammen und versuchen einen Deal auszuhandeln. Sicherlich ein schönes Feature, eintönig wird es trotzdem schnell und es gibt immer wieder sehr hohe Forderungen.

Funktioniert der Online-Modus den einwandfrei? Jein. Spielt ihr gegen jemanden mit einem guten Ping, ist alles kein Problem. Die Spiele sind flüssig und machen gegen einen gleichstarken Gegner sehr viel Spaß, besonders zusammen mit einem Freund. Versucht ihr gegen jemanden zu spielen, der einen halben Kilometer von seinem Router entfernt ist, entwickelt sich das Spiel beinahe zu einer Ruckelpartie – schade. Der Ping wird anscheinend nicht geprüft. Viel ärgerlicher ist es, wenn ihr im Ladebildschirm die Verbindung zum Gegner verliert. Ihr könnt unendlich lange versuchen in der Arena Tore zu schießen, müsst um fortzufahren aber das Spiel komplett neustarten.

Balance & Steuerung

Schnelle Stürmer können, wie erwähnt, die Verteidigung schnell hinter sich lassen und dieser Vorteil kann auch bis zum Erbrechen ausgenutzt werden. Taktisch gibt es keine Möglichkeit entgegenzuwirken. Wenn ihr ein gutes Timing im Verteidigen habt, lässt sich aber mit jedem Verteidiger gut und einfach der Ball vom Schlappen des Stürmers nehmen. Dort ist es fast egal, mit welchem Verein ihr spielt.

In FIFA 17 waren die Distanzschüsse schon sehr stark, im neuen Teil werden die Schlenzer dennoch auf ein neues Level gehoben. Mit starken Spielern und dem richtigen Fuß gehen geschlenzte Schüsse außerhalb des Sechzehners sehr häufig ins Tor. Genau so stark sind Direktabnahmen. Der Ball muss zwar gut vom Spieler getroffen werden, geht dann aber häufig ins Netz.

Bei der Steuerung in FIFA bleibt alles beim Alten. Für Routiniers und Neueinsteiger bleibt die Steuerung immer gleich, was soll sich an der Steuerung auch viel ändern. Lediglich die Pässe und Flanken müssen trotz standardmäßig aktivierter Hilfen präziser gespielt werden. Der automatische Spielerwechsel über L1 / LT lässt sich nicht immer nachvollziehen, besonders wenn ein schneller Stürmer davon zieht, möchte ich lieber einen Verteidiger spielen, den ich dem Stürmer in den Weg stellen kann, anstatt irgendeinen Mittelfeldspieler, der im Nichts stand. Über den rechten Analogstick lässt sich ein Spieler viel präziser und intuitiver anwählen. Beim Dribbling bleibt in FIFA alles beim Alten.

Grafik & Sound

FIFA 18 bringt uns endlich „authentische“ Fans auf die Mattscheibe. Sie stürmen an den Zaun um ihre Stars bei einem Tor zu feiern. Außerdem haben sie mittlerweile Trikots und Fahnen passend zu ihren Mannschaften und nicht nur vielleicht die richtige Farbe. Außerdem wirkt es viel authentischer, dass viele Charaktere dabei sind – Frauen und Männer von dick bis dünn. Doch nicht nur die Fans machen die Atmosphäre aus. Bei einem Spiel von zwei Premiere League-Mannschaften wird deutlich, welche Liga am meisten unterstützt wird. Es gibt exzellente Einblendungen, viele Hintergrundinfos von den Kommentatoren und realistische Stadien.

Besonders die Stars der verschiedenen Profi-Clubs sind gut animiert und wirken echt. Selbst verschiedene Trainer wie „The Special One“ Mourinho von Chelsea oder Jürgen Klopp vom FC Liverpool sind voll animiert, wenn sie in Zwischensequenzen auftreten. Verschiedene Bundesliga-Stars müssen wieder mit dem Standardgesicht auskommen, wirklichen Wiedererkennungswert gibt es nicht. Nicht gut animiert und von den Gesichtern her sehr puppenhaft. Exklusive Kooperationen wie bei Konami und PES gibt es leider keine, dort sehen die Profis von den Partner-Vereinen sehr authentisch aus, genau wie deren Stadien.

So sehr man Frank Buschmann und Wolff-Christoph Fuss auch mögen mag, in FIFA 18 machen sie wieder einen eher durchschnittlichen Eindruck. Das Kommentatoren-Duo bringt immer viel Hintergrundwissen ein, besonders was die vergangen Derbys, Vereinsgeschichte oder auch die letzten Siege oder Niederlagen angeht, wirre Kommentare der Beiden lassen sich aber anscheinend nicht vermeiden. Besonders interessant ist immer das „Eigentor“ des Torhüters, wenn er einen Ball nicht komplett parieren konnte und er dennoch ins Tor ging. Ein Torwart muss doch den Ball halten, oder ist das verboten?

Fazit

Man kann defintiv sagen, dass FIFA nicht stehen bleibt. EA Sports verbessert seinen Verkaufsschlager von Jahr zu Jahr, auch wenn es nur kleinere Änderungen sind. Die Stimmung im Stadion ist bombastisch! Das Spielerlebnis wird nur leider etwas durch die Kommentatoren getrübt, diese lassen sich aber auch deaktivieren oder auf Englisch stellen. Wünschenswert für mich wäre ein stärkerer Fokus auf die 1. Bundesliga. Sie ist zwar nicht so bekannt wie die Premier League oder La Liga und hat nicht viele weltbekannte Stars, freuen würde es mich dennoch.

Stark ist auch die Fortführung der Story rund um Alex Hunter. Auch hier gibt es Verbesserungsbedarf wie zum Beispiel bei den Entscheidungen, die gerne mehr Einfluss auf die Entwicklung haben können. Spieler des ersten Teils sollten ihren Prozess übernehmen und auf den bisherigen Erfolgen aufbauen können.

Pro
Contra
Story
72%
+ nicht nur Premier League
+ FIFA Street Einlage
+ Klamotten, Frisur und Tattoos von Alex wählbar
– sonst keine Neuerungen
– Entscheidungen haben keinen Einfluss auf Verlauf
Gameplay
74%
+ 3. Fußball-Liga und DFB-Pokal
+ Ultimate Team Live-Verhandlungen bei Transfers,…
– …die schnell eintönig werden
– UT immer noch Pay2Win
– UT zu Release nicht im Duo online spielbar (wurde erst nachgeschoben)
– Online-Matches nicht immer lagfrei, ewig in der Arena bei Verbindungsabbruch vor Spielbeginn
Balance
86%
– Weitschüsse wieder sehr stark
– starke Spieler nutzen starke Werte zu gut gegenüber schwachen Spielern (bestes Beispiel: Sprinten)
Steuerung
80%
+ wie gewohnt einfach und intuitiv
+ individuell anpassbar
+ Dribbling wie im Vorgänger
+ Pässe müssen genauer gespielt werden
– automatischer Spielerwechsel für Gelegenheitsspieler nicht immer nachvollziehbar
Grafik & Sound
90%
+ sehr detailreich
+ top Animationen, besonders bei Superstars (z. B. Christiano Ronaldo)
+ Torjubel und Stadionatmosphäre atemberaubend
– wirre Kommentare, „Eigentor“ angesagt, Keeper versuchte Ball zu halten
– Pfiffe gelegentlich GAR nicht zu hören

Lukas Heinrichs

Mitgründer von Basic-Tutorials.de und leidenschaftlicher Zocker und zusätzlich noch Redakteur für den Blog, hält mich meistens mein Arbeitsleben von Unmengen an Artikel ab.

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