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Mount & Blade 2: Bannerlord: Was lange währt, wird endlich Early Access

Mit Mount & Blade 2: Bannerlord hat Taleworlds endlich einen richtigen Nachfolger für das ursprüngliche Mount & Blade und dessen Standalone-Erweiterung, Mount & Blade: Warband, veröffentlicht. Dabei ist der Release von Warband mittlerweile schon stolze zehn Jahre her, und seit mittlerweile acht Jahren warteten die Fans auf Bannerlord.

Doch das lange Ausharren hat sich gelohnt: Am 30. März ist das Spiel endlich in den Early Access entlassen worden. Derzeit werden auf Steam 50 Euro für das Spiel verlangt, wobei es zum Release einen Start-Rabatt auf 45 Euro gab. Wer einen der vorherigen Teile besessen hat, konnte es für 40 Euro kaufen. Mittlerweile sind diese Aktionen aber leider beide vorüber, das heißt vorerst muss man den Vollpreis bezahlen.

Mount & Blade 2: Bannerlord soll einiges gegenüber dem Vorgänger verändern: Bannerlord schickt den Spieler zwar erneut in die Welt von Calradia, doch in eine andere Zeitepoche. Mit dabei sind eine neue Engine und zahlreiche kleinere Änderungen am Gameplay, die Bannerlord vom Vorgänger abheben sollen. Das grundlegende Spielkonzept ändert sich dabei nicht: Auch Bannerlord soll wieder eine einzigartige Form von RPG sein, die Militär, Politik und Wirtschaft in einer großen Sandbox vereint.

Was Spieler von der aktuellen Early-Access-Fassung von Bannerlord erwarten können, und was nicht, wird der folgende Vorab-Test zeigen.

Gameplay: Wie funktioniert Bannerlord?

Mit Bannerlord kommt eine neue Weltkarte, denn das Spiel handelt gut 200 Jahre früher als Warband. Dadurch gibt es andere Königreiche, Städte und Dörfer als im Vorgänger. Zu Beginn teilen sich acht Fraktionen die Spielwelt: Drei Königreiche bilden das Calradische Imperium und fünf Königreiche die Invasoren, die dem Imperium Calradia streitig machen wollen.

Wie wir uns selbst in diese Welt integrieren wollen ist uns freigestellt: Es gibt weder vorgeschriebene Wege noch vorgeschriebene Ziele. Als rein optionale Stütze existiert aber eine Main-Quest, bei der man sich um den Erhalt oder Sturz des Imperiums kümmern soll. Wie schon Warband ist auch Bannerlord ist sehr vielschichtig: Städte und Dörfer treiben Handel, Fraktionen führen Krieg und zwischen den einzelnen Charakteren gibt es Freund- und Feinschaften, die das Spielgeschehen beeinflussen.

Wer in Calradia mitwirken will, der braucht vor allem Einfluss – sei es durch ein hohes Ansehen, viel Geld oder gute Kontakte. All diese Punkte kann man einzeln ausbauen: Man kann durch Handel und Raub zu Geld kommen, durch Freundschaften zu verschiedenen Charakteren Kontrolle gewinnen oder sich in den Adelsstand zu erheben und als Vasall oder gar König agieren.

Unumstößliche Entscheidungen gibt es dabei ebenso wenig wie in den Vorgängern: Man kann beispielsweise das unterstützte Königreich auch wieder verlassen und danach sein eigenes gründen, oder die Politik ganz an den Nagel hängen und jederzeit als Raubritter durch die Karte ziehen. All das ist ganz dem Spieler überlassen.

Der Einstieg ist in Bannerlord, wie von älteren Teilen gewohnt, schwer: Zu Beginn ist man alleine und sehr schlecht ausgerüstet, wer hier ein Held sein will muss sich das hart erarbeiten. Bewegt man sich ohne entsprechende Vorsicht auf der Karte, so ist man gefundenes Fressen für die Zahlreichen Plünderer- und Banditentrupps, die umherirren. Das Spiel ist dabei schonungslos: Stärkere Gegner greifen gnadenlos an und haben nicht die Freundlichkeit, sich wie in anderen Spielen einzeln dem Spieler zu stellen. Wer alleine in eine Gruppe Soldaten reitet oder sich ungeschützt einem Pfeilhagel aussetzt, ist in wenigen Sekunden tot.

Abseits von Banditen tummeln sich erneut auch andere Fraktionen auf der Spielwelt: Karawanen und Dorfbewohner transportieren Waren zwischen den Ansiedlungen und Adelige bewachen mit ihrem Heer ihr Land oder schließen sich zu Armeen zusammen und machen sich an eine gewaltsame Zwangsenteignung eines Nachbarkönigsreich. Zumindest derzeit sind die Gruppen dabei identisch zu Warband: Neue Kategorien gibt es nicht.

Auch das Kampfsystem von Bannerlord bleibt in vielen Punkten identisch zum Vorgänger: Wie von RPGs gewohnt können Waffen und Rüstungen frei gewählt werden, und auch ob man auf dem Pferd oder zu Fuß ins Feld zieht ist einem freigestellt. Das Kampfsystem lässt sich dabei in recht kurzer Zeit lernen, sodass man problemfrei gegnerische Angriffe parieren und zurückschlagen kann. Zumindest am Anfang sollte man sich aber auf Rückschläge gefasst machen.

Besser statt neu

An vielen Kernpunkten ändert sich somit, gegenüber dem Vorgänger, nur wenig. Doch es gibt auch einige neue Gameplay-Mechaniken: Beispielsweise haben alle Städte und Dörfer nun mehrere eigene Charaktere, für die man Aufgaben absolvieren kann. Das Verhältnis zu diesen Charakteren bestimmt außerdem, wie viele und welche Soldaten man rekrutieren kann. Wer oft seine Armee ersetzen muss, sollte hier also nicht nachlässig sein.

Ebenso neu ist die Währung „Einfluss“, die für Abstimmungen im eigenen Königreich eingesetzt wird. Durch sie kann man mehr am eigenen Königreich mitwirken; Vasallen verstoßen oder enteignen und über Gesetze abstimmen, die sich auf das gesamte Königreich auswirken. Dadurch hat man nun wirklich das Gefühl mitzugestalten, wohingegen Warband hier immer etwas undurchsichtig war. Zusätzlich gibt es nun nicht mehr die Königreiche allein, sondern auch Familienclans. Begründet man selbst einen solchen, kann man noch mehr Macht erhalten.

Eine besonders wichtige Änderung gegenüber Warband sind außerdem die Schlachten: Bei Belagerungen stehen nun verschiedene Belagerungswaffen zur Verfügung, die frei ausgewählt und platziert werden kann. Zudem steigt für alle Gefechte steigt die Maximalanzahl der Soldaten von bislang maximal 150 auf bis zu 1.000 Soldaten. Dadurch sind jetzt beeindruckende Schlachten möglich, die durch die verbesserten Taktik-Kommandos auch besser gesteuert werden können.

Die KI wurde dabei deutlich aufgebohrt. Sie hat zwar immer noch einige Macken, doch verhalten sich die Soldaten nun in vielen Punkten realistischer. Es ist eine Freude, den Bogenschützen beim Belagern einer Burg zuzusehen: Endlich suchen diese Deckung und verstecken sich hinter Steinen und hölzernen Schutzwänden. Schwächen gibt es aber auch in Bannerlord noch: Beispielsweise erwarten einen hinter einem durchbrochenen Burgtor zwar Soldaten, aber diese verhindern nicht immer das Eindringen in die Burg, sondern sie verteidigen nur sich selbst.

Das waren nur die gravierendsten Neuerungen gegenüber Warband – im Detail gibt es natürlich noch viele weitere. Beispielhaft nennen wollen wir hier das deutlich zugänglichere Inventar-System und die viel besser gestalteten Level. Im Kern ist Bannerlord aber immer noch nahezu dasselbe Mount & Blade wie man es seit Jahren kennt, wenn auch in einer deutlich aufgehübschten und verbesserten Form. Gerade der Blick zurück zu Warband zeigt dabei, wie entsetzlich das alte Spiel nach heutigem Maßstab eigentlich aussieht, und wie viele Möglichkeiten man beim Wechsel zurück vermisst. Bannerlord kann also durchaus als lohnendes Upgrade angesehen werden.

Trotzdem nutzt Taleworlds die Möglichkeiten derzeit noch nicht vollständig aus: Es fehlen noch einige Neuerungen um das Gameplay perfekt zu machen, z. B. Allianzen mit einzelnen Lords oder Königreichen. Doch man darf nicht vergessen, dass Bannerlord eben noch im Early Access und deshalb weit vom fertigen Spiel entfernt ist. Viele Änderungen dürften also noch kommen, und Taleworlds ist seit Release fleißig damit beschäftigt Fehler zu beheben und das Balancing anzupassen.

Auch neue Features sind geplant, Taleworlds hat z. B. angekündigt, dass einige Dialoge noch eine Sprachausgabe erhalten werden. In der Main-Quest ist diese teilweise schon enthalten. Wem das nicht genug ist, der kann wie schon in Warband durch Mods nachhelfen. Diese gibt es bereits in zahlreichen Variationen: Von kleinen Problemfixes bis hin zu neuen Spielmechaniken ist da alles dabei.

Grafik

Bei der Grafik macht Bannerlord gegenüber dem Vorgänger einen gewaltigen Sprung, doch mit modernen AAA-Titeln kann es sich nicht wirklich messen. Trotzdem lässt sich sagen, dass Bannerlord optisch ansprechend und für das Genre durchaus ausreichend ist – zumindest meistens. Mit der neu entwickelten Engine nutzt Taleworlds nun endlich eine recht hochauflösende Mischung aus den üblichen Texture-Maps (Lighting, Normal, Displacement usw.), wodurch viele Objekte recht realistisch aussehen. Als besonders gut gelungen empfinden wir die Naturdarstellung: Ein weitläufiger Blick ins Grüne macht in Bannerlord einiges her.

Besonders zu kämpfen hat das Spiel hingegen mit den Übergängen zwischen verschiedenen Objekten, einer schwankenden Texturauflösung sowie einigen flimmernden Texturen. Außerdem könnten die Charaktere im Spiel noch eine Überarbeitung gebrauchen: Natürlich sollte in einem Spiel wie Bannerlord nicht jeder Charakter aussehen wie ein glattgebügelter Schauspieler, doch vielfach läuft die zufällige Charaktergenerierung noch aus dem Ruder.

Manche Personen haben beispielsweise die Augen konsequent geschlossen, was sie tief ins Uncanny-Valley rutschen lässt. Zudem fehlen den Charakteren Narben und ähnliche Entstellungen, die ihnen einen etwas höheren Wiedererkennungswert verleihen würden. Taleworlds hat aber bereits begonnen nachzubessern, man ist sich des Problems also schon bewusst. Zudem gab es schon in der Release-Woche die ersten Mods, die sich mit diesem Punkt beschäftigten.

Passend zum Early-Access gibt es im Spiel derzeit auch noch einige Grafikfehler: Neben den obligatorischen Clipping-Problemen konnten wir im Spielverlauf insbesondere fehlerhaft dargestellte Texturen finden. Mal fehlt die Lightmap, mal die ganze Textur und an einigen Stellen schaute die Normalmap durch. Gravierend sind alle diese Fehler aber nicht, da sie recht selten auftreten. Zudem waren sie bei einem Early-Access-Titel definitiv zu erwarten, und für diese Situation schlägt sich Bannerlord hier ziemlich gut.

Performance

Für unseren Performance-Kurztest nutzten wir ein System bestehend aus einem Ryzen 7 3700X, 32 GB Arbeitsspeicher und einer Sapphire R9 380 Nitro mit 4 GB. Dabei betrachten wir jeweils getrennt das CPU-Limit (Minimale Grafikdetails, 480p) und das GPU-Limit (Maximale Grafikdetails, 1080p) in einer Schlacht mit 500 Soldaten und der Übersichtskarte des Spiels.

Im CPU-Limit ist Bannerlord nicht übermäßig anspruchsvoll, wenn man auf extrem große Schlachten verzichtet: Im Gefecht erreichen wir rund 95 FPS bei einer RAM-Auslastung von 2,4 GB und einer CPU-Auslastung von maximal 60 %. Bannerlord nutzt zwar viele Kerne, doch liegen die Hauptaufgaben auf einem Kern, der die anderen Auszubremsen scheint. Bei uns war dieser nahezu durchgehend auf 100 % Auslastung. Wer dem entgegenwirken will, kann einfach die Zahl der Einheiten reduzieren: Beim minimalen Wert von 200 Spielern kommen wir im Schnitt auf 200 FPS, hier sollten auch deutlich ältere Computer noch problemfrei mithalten können.

Ein größeres Problem für die CPU ist die Übersichtskarte: Auch in dieser bewegen wir uns um die 100 FPS, doch haben wir auch Einbrüche auf um die 85, wenn man weit herauszoomt. Hier lässt sich manuell kaum entgegenwirken, allzu langsam sollte die eigene CPU für den Kampagnen-Modus also nicht ein. Dennoch: Jedes halbwegs aktuelle Gaming-System der letzten fünf Jahre sollte hier ohne Schwierigkeiten konstante 60 fps auf den Bildschirm zaubern können.

In der Praxis dürfte sich Bannerlord bei den meisten Spielern somit GPU-Limit befinden, wobei die Ansprüche auch hier recht zahm sind: Selbst unsere uralte R9 3890 Nitro schafft im Gefecht und auf höchsten Details noch einen Durchschnittswert von rund 25 FPS, wobei es allerdings seltene Drops auf bis zu 15 FPS geben kann. In der Übersichtskarte bewegt sich das Spiel hingegen bei um die 30 bis 40 Fps. Somit ist jede halbwegs aktuelle Grafikkarte problemfrei in der Lage, Bannerlord in 1080p mit 60 fps auf den Bildschirm zu zaubern – spätestens bei leicht reduzierten Details. Moderne High-End-Modelle dürften auch mit UHD kein Problem haben.

Unterm Strich sollte sich Bannerlord somit auf fast allen Rechnern problemfrei spielen lassen – spätestens dann, wenn man die Grafik- und Einheitenregler leicht zurückschraubt. Unabhängig von den Einstellungen gibt es dabei zurzeit noch einige Lagspikes, die aber nur selten vorkommen: In unserem Playthrough gab es nur zwei Situationen, in denen das Spiel nennenswert durch sie beeinträchtigt wurde. Glücklicherweise ist Taleworlds hier bereits aktiv und hat schon zahlreiche Spike-Ursachen ausgemerzt, zudem gab es auch schon die ersten Performance-Optimierungen.

Auf den Punkt gebracht

Im Kern ist Bannerlord ein hübscheres Warband mit einigen zusätzlichen Funktionen, die das Spiel sehr sinnvoll ergänzen und erweitern. Die Änderungen gegenüber Warband sind dabei nicht so gravierend wie sie es hätten sein können, doch trotzdem gilt: Wer mit einem älteren Mount & Blade Spaß hatte, der wird auch mit Bannerlord Spaß haben – viel Spaß.

Das Spiel hat dabei vor allem mit dem eigenen Anspruch zu kämpfen: Die extrem frühe Ankündigung von Bannerlord – 2012 – hat die Erwartungen durch die Decke gehen lassen. Aus diesem Grund betont Taleworlds auch, dass Bannerlord noch im Early Access ist und somit nicht alle Funktionen bietet.

Obwohl Bannerlord Warband sehr ähnlich ist, macht das neue Mount & Blade viel Spaß.

Wenn die Entwickler im kommenden Jahr noch ein paar Quests hinzufügen, das UI etwas optimieren und noch ein paar weitere Features wie beispielsweise mehr Taktik- und Politikoptionen einbauen, dann kann Bannerlord richtig, richtig gut werden. Doch auch jetzt ist das Spiel, trotz einiger kleiner Bugs, gut spielbar und auf jeden Fall deutlich vielfältiger und zugänglicher als Warband.

Loben wollen wir an dieser Stelle auch den Launch-Support von Taleworlds: Bislang kamen nahezu täglich Patches für das Spiel. Ab jetzt sollen wöchentlich größere Updates erscheinen, und wenn das Unternehmen den Umfang des ersten Patches beibehält, so dürfte Bannerlord schnell (noch) besser werden.

Ob man allerdings bereit ist, für Bannerlord jetzt schon den Vollpreis zu bezahlen, ist eine schwierige Entscheidung – denn 50 € sind viel Geld. Wer das ähnlich sieht, sollte besser warten bis Bannerlord noch mehr Features bietet, oder aber im Sale etwas günstiger zu haben ist. Wer hingegen schon mit einem der Vorgänger warm geworden ist und dort zahlreiche spaßige Spielstunden hatte, der erhält mit Bannerlord ein in jeder Hinsicht besseres Spiel und dürfte auch hier viel Freude haben.

Valentin

Durchgeknallter Vollzeitnerd

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