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„SpellForce 3“ im Test – Gelingt der Spagat aus Rollenspiel und Echtzeitstrategie erneut?

Ganze elf Jahre sind vergangen, als Phenomic mit SpellForce 2: Shadow Wars die zweite Runde einer Rollenspielstrategiesaga einläutete und damit eine wahre Offenbarung für Genre-Puristen schaffte. Nun übernimmt Grimlore Games das Ruder und versucht sich mit SpellForce 3 ebenso an einem Spagat aus Echtzeitstrategie und Rollenspiel. Ob die Schmiede das Erbe mit Würde antritt und die bewährten Spielprinzipen ein weiteres Mal funktionieren, verraten wir euch in unserem Test.

Story: Eine mysteriöse Seuche sucht das Land heim

Die Handlung setzt mehrere Jahrhunderte vor dem ersten SpellForce Teil an und lässt euch eine ganz besonders zwiespältige Rolle zuteil werden. Ihr spielt das Kind eines namhaften Verräters und Magiers und dürft euch daher gleich in zweifacher Hinsicht als Ausgestoßener fühlen. Denn euer Vater, der Magier Isamu Tahar, verschrieb sich einst dem Kampf gegen die Ausgrenzung von Zauberern und hinterließ das Land in einem wahren Blutbad. Ihr wendet euch von eurem Vater ab und findet in letzter Sekunde Unterschlupf als Soldat in einer königlichen Armee. Doch eure Mission beginnt an dieser Stelle erst, denn das Land wird seit den Unruhen von einer mysteriösen Seuche namens dem „Blutbrand“ heimgesucht, die alles unter sich vernichtet. Gemeinsam mit euren Gefährten ist es nun an euch, ein Mittel gegen den Blutbrand zu finden und die Balance der Mächte wieder zu errichten.

Gameplay I: Welche Gefährten sollen an eurer Seite kämpfen?

Grimlore Games gelingt es in SpellForce 3 die wesentlichen Elemente aus Rollenspiel und Echtzeitstrategie ohne Stolpersteine miteinander zu verschmelzen. Einen taktischen Tiefgang gewährleistet vor allem die vielseitige Charakterentwicklung, die wohl jedem Spielertypus gerecht wird. Drei von sechs Talentbäumen lassen sich anwählen und so einzelne Fähigkeiten Stück für Stück erlernen und kombinieren.

So könnt ihr euch in weißer oder schwarzer Magie versuchen, euch der Elementarmagie oder dem Nahkampf widmen oder gar ein Spezialist in Sachen Disziplin und Heilung werden. Jede einzelne Fähigkeit lässt sich nicht nur im Laufe des Spiels stetig verbessern, sondern erhält durch die jeweiligen Upgrades mitunter auch sehenswerte Effekte.

Auch kämpferisch gestaltet sich SpellForce 3 sehr klassisch und ihr dürft sowohl kleinere Gefechte als auch epische Schlachten erwarten. Sämtliche Truppen agieren nach dem bekannten Schere-Stein-Prinzip und es ist an euch, Reiter, Lanzenträger und Schwertkämpfer richtig zu positionieren. Hierbei nimmt die richtige Platzierung eurer Kämpfer eine primäre Rolle ein, da die gängigen Automatikangriffe in altbewährter Manier abgerufen werden.

Auf eurer Reise könnt ihr immer neue Gefährten anheuern, die ihrerseits wiederum über ihr individuelles Skillset verfügen. Auch ist es euch erlaubt, immer wieder zwischen den einzelnen Fraktionen zu wechseln und so eure Armee ganz nach eurem Belieben zu formieren und durch Elfen, Orks oder Menschen zu besetzen. Zwar unterscheidet sich jede Gattung nur in Nuancen, dennoch solltet ihr euch vor jeder Mission genau überlegen, welche Gattung ihr an eurer Seite haben wollt.

Gameplay II: Ran an den Basisbau!

Damit auch der bereits erwähnte strategische Part in SpellForce 3 nicht zu kurz kommt, wird euch ein ausgefeiltes Craftingsystem samt Ressourcenmanagement mit an die Hand gegeben. So sammelt ihr allerlei Rohstoffe, wie Holz, Fleisch, Stein oder Erz und setzt diese für den Bau verschiedenster Gebäude ein. Eure Arbeiter vermittelt ihr entsprechend eurer Wünsche auf die jeweiligen Einheiten und stellt sicher, dass sowohl Fischerei, Steinbruch als auch der Schutz eurer Truppen reibungslos funktionieren.

Richtet eurer Augenmerk während eurer Reise insbesondere auf die gut verteilten Blaupausen, die euch dazu verhelfen, neue Technologien, Gebäude oder andere nützliche Erweiterungen freizuschalten.

Wirkliche Anerkennung verdient mitunter auch das gelungene Leveldesign, welches euch immer wieder beeindruckende Landschaften und imposante Architekturkunstwerke vor Augen führt. So durchstreift ihr dichte Dschungel, stampft durch eisige Schneelandschaften, erkundet antike Ruinen und stellt euch monströsen Gestalten.

Als besonders praktisch erweisen sich bei dem Erkunden der großzügig angelegten Maps die Gottessteine, die bei Aktivierung an späterer Stelle als Portal dienen und ein flinkes Reisen quer zwischen den Welten ermöglichen.

Erzähltechnisch kann SpellForce 3 ebenfalls richtig glänzen und serviert euch einen spannenden Storyschnipsel nach dem nächsten. Sämtliche Protagonisten fallen ausgesprochen facettenreich aus und selbst bizarre Nebencharaktere nehmen einen wichtigen Teil in dem großen Ganzen ein. Besonders hervorzuheben sind an dieser Stelle die detaillierten Dialoge, die mit viel Herzblut geschrieben sind und ganz unterschiedliche Entscheidungsmöglichkeiten bieten.

Balance: Wenn selbst Veteranen mal in Bedrängnis kommen

Hinsichtlich des Schwierigkeitsgrades sind vor allem Veteranen der Serie gefragt und dürfen sich auf anspruchsvolle Gefechte freuen. Allerdings müssen wir schon kritisch anmerken, dass so manche Wucht plötzlich auftretender Gegnerhorden nicht ganz ausbalanciert scheint und selbst so manchen Pro zeitweise etwas überfordern dürften.

Steuerung: Schade, wenn man die eigenen Skills nur eingeschränkt nutzen kann

In Sachen Steuerung erscheint SpellForce 3 leider noch nicht ganz ausgereift und gestaltet sich hin und wieder etwas umständlich. So ergeben sich zwar aufgrund der abrufbaren Skills vielfältige Kombinationsmöglichkeiten – die Tatsache, dass jedoch nur drei Fähigkeitsslots gleichzeitig belegt sein können, macht einen ständigen Wechsel während der Partie unverzichtbar.

Grafik und Sound: Es könnte so perfekt sein – wären da nicht die lästigen Bugs

Optisch liefert SpellForce 3 einen wahren Pixelbombast und man spürt an jedem wehenden Grashalm, welcher Aufwand sich hier gemacht wurde. Die comicartige Darstellung der Vorgänger ist gewichen und die Kulisse wirkt deutlich realistischer, was sich nicht nur in der Detailverliebtheit, sondern auch in den gelungenen Figurenmodellen zeigt.

Zwar kann sich die Klangkulisse nicht unbedingt mit einem meisterhaften Orchester messen, sorgt jedoch in jedem Moment für die richtige Hintergrundbeschallung. Perfektion zeigt sich hingegen in dem phänomenalen Voice Acting, welches maßgeblich zur Stimmung des Spiels beiträgt und mit einer hochkarätigen Besetzung, wie beispielsweise Doug Cockle aus The Witcher glänzt.

Leider ist es vor allem die Technik, die während des Spielens immer wieder für enttäuschte Gesichter sorgen wird. So ist eine hohe Bugdichte nicht von der Hand zu weisen und so manch liebevoll inszenierte Kulisse erleidet insbesondere wegen dieser technischen Störungen einen ordentlichen Dämpfer. Ruckelige Kameraeinstellungen, verschwindende Figuren und plötzlich abgebrochene Dialoge lassen immer wieder einiges an dem fantastischen Flair des Titels einbüßen.

Fazit: Spellforce ist erwachsen geworden und hadert doch an seinen technischen Macken

Mit SpellForce 3 legt Grimlore Games ein gelungenes Debut hin und lädt euch dazu ein, euch in einer majestätischen Spielwelt, samt spannendem Plot und interessantem Charakterdesign zu verlieren.

Vor allem in Sachen Präsentation hat SpellForce 3 einen kleinen Quantensprung hingelegt und bietet euch ein namhaftes Arsenal an Sprechern, die den Figuren wahres Leben einhauchen.

Dennoch hadert der Titel derzeit noch mit zu vielen Macken und wirkt zumindest technisch noch nicht ganz ausgereift. Hier bleibt zu hoffen, dass die Entwickler ihr Werk schnellstmöglich von den Bugs befreien sodass dem Spielfluss nichts mehr im Wege steht.

Pro
Contra
Story
90%
+ vielschichtige Story
+ selbst Nebencharaktere liefern interessante Storyschnipsel
+ detaillierte Dialoge
Gameplay
85%
+nahtlose Verschmelzung von Rollenspiel und Echtzeitstrategie
+ gelungenes Leveldesign
+ vielfältige Charakterentwicklung durch sechs verschiedene Talentbäume
+ unterschiedliche Gefährten bringen ihr ganz eigenes Skillset mit
+ gut funktionierendes Craftingsystem
– wenig ausgefeiltes Kampfsystem
– insgesamt wenige Gattungen zum Aufrüsten der eigenen Truppen
– immer wieder auftretende Bugs
Balance
80%
+ selbst für Veteranen ausreichend hoher Anspruch – teilweise wenig ausbalancierte Gegnerhorden
Steuerung
80%
+ flüssige Steuerung – nur drei belegbare Slots erfordern ständigen Wechsel der abrufbaren Fähigkeiten
Grafik & Sound
90%
+ ausgereifter, realistischer Grafikstil
+ gelungene Figurenmodelle
+ angenehm dezente Soundkulisse
+ erstklassige Vertonung

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