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QIDI TECH X-Plus 3 – Geschlossener 3D-Drucker im Test

QIDI TECH bringt mit dem X-Plus 3 einen Drucker heraus, der auf dem Papier sehr ansprechend aussieht. Schnell, bezahlbar, recht großer Druckraum und dafür preislich noch attraktiv. 600 mm/s sind schon eine Ansage, das schaffen nicht viele.

Als chinesische Marke ist QIDI hierzulande noch nicht wirklich bekannt – das möchte QIDI jedoch ändern. Mit einem EU-Lager ist ein kurzfristiger Versand möglich und Zoll o.Ä. fällt ebenfalls nicht an.

Neben dem X-Plus 3 gibt es noch den X-Smart 3, eine kleinere, abgespeckte Version und den X-Max 3, eine Version mit größerem Druckraum. Doch wie schlägt sich der Drucker in der Praxis? Wir haben es für euch getestet.

Technische Daten

Drucker-Technologie Fused Deposition Modeling (FDM)
Bauraumgröße 280 x 280 x 270 (H x B x T)
max. Druckgeschwindigkeit 600 mm/s
Düsengröße 0,4 mm (0,2, 0,6, 0,8 mm optional)
Druckbettmaterial Doppelseitige flexible magnetische HF-Platte
Druckbettnivellierung Automatisch
Filamentdurchmesser 1,75 mm
Filamentmaterial PLA, ABS, ASA, PETG, TPU, PC, UltraPA, Nylon usw.
max. Temperatur der Düse 350 °C
max. Temperatur des Druckbettes 120 °C
Display 5″ LCD-Touchscreen
Anschlüsse micro SD, USB-A, LAN, WLAN
Slicing Software QIDI Print und andere Software von Drittanbietern wie Ultimaker Cura, Simplify3D, PrusaSlicer usw.
Firmware Klipper
Struktur CoreXY
Extruder High-Flow Extruder mit Direktanbtrieb
Extruderfluss 35mm³/s @PLA Matte (Modell: 150*150 mm einwandig; Material: PLA Rapido Matte; Temperatur: 240℃)
Besonderheiten ablösbare und magnetische Druckplatte
Größe 440 x 435 x 486 mm (H x B x T)
Preis € 649,00 * (mit dem Gutschein NNNDEXPLUS3 nur 639€)

Lieferumfang

  • Drucker, USB-Stick, Trockenbox+Trockenmittel, Hotend aus Kupfer und gehärtetem Stahl
  • Werkzeug, Spare Parts Kit, Scraper, Ethernet Kabel, Nozzle Cleaning Tool, Klebestick, 500 g schwarzes High Speed Filament

Der QIDI TECH X-Plus 3 kommt gesichert in einem recht schlichtem Karton. Der Karton ist für den Transport verstärkt und der Drucker kam ohne Schäden o.Ä. sauber an. Alle Teile, die benötigt werden, befinden sich direkt im Karton. Sowohl Zubehör zum Reinigen, als auch zum Trocknen und ein Klebestick sind enthalten – es wird somit kein weiteres Zubehör benötigt und man kann direkt loslegen.

Aufbau

  • schnelle geführte Einrichtung, nur Lösen des Transportschutzes notwendig
  • Prüfen, ob Netzteil korrekt auf 230V eingestellt ist (110V möglich – bei uns war es korrekt voreingestellt)

Der Drucker kommt vollmontiert an. Lediglich einige Transportsicherungen müssen entfernt werden, dies ist sauber dokumentiert und innerhalb weniger Minuten durchgeführt. Es werden einige Kabelbinder durchtrennt und Schrauben gelöst. Auch wird dies beim ersten Starten abgefragt, man wird durch die Einrichtung bzw. durch den Prozess des Auspackens geführt. Man benötigt nicht einmal die Anleitung. Auf dem 5 Zoll großen Farbdisplay wird uns die Einrichtung erklärt und angezeigt.

Lediglich sollte man vor dem ersten Anschalten prüfen, ob der Kippschalter auf der Unterseite des Druckers bereits auf 230 V für das deutsche Stromnetz gesetzt ist. Bei uns war dies jedoch der Fall und wir würden auch davon ausgehen, dass es für den Empfänger passend voreingestellt ist – dennoch ist eine Kontrolle immer sinnvoll.

Sobald der Drucker dann das erste Mal sauber gestartet ist, richtet man den Abstand der Z-Achse ein. Dafür liegt eine Art Papier bei – dies schiebt man zwischen Nozzle und Druckplatte, bis diese minimal schleifen und bestätigt. Schon kann man theoretisch loslegen – eine weitere Vorkonfiguration ist nicht notwendig.

Das Filament wird durch einen Schlauch geführt und einfach durchgeschoben. Dies passiert leider nicht automatisch, so müssen wir das Filament schieben, bis wir einen Widerstand spüren – dann sind wir in der Nozzle angekommen. Es ist kein wirklicher Aufwand, andere Drucker im oberen Preissegment können das jedoch vollautomatisch. Um das Filament zu verstauen, schieben wir es in die Box (bei Bedarf inkl. Trockenmatieral) und fixieren es auf der Rückseite unseres QIDI TECH X-Plus 3.

Zusammengefasst ist alles schnell gemacht und recht unkompliziert. Alles ist dokumentiert und gut verständlich.

Design und Verarbeitung

  • geschlossener Bauraum
  • Viel Kunststoff
  • etwas klapprige Tür

Der recht große Drucker kommt im schwarz-weißen Gewand, die Seitenteile sind aus solidem Kunststoff. Oben auf der Front findet man das 5 Zoll große Display, eingelassen im Kunststoff. Die Modellbezeichnung X-Plus 3 finden wir unten auf der Front verchromt. Alles in allem macht es einen äußerlich einen stabilen Eindruck – auch wenn es nahezu vollständig aus Kunststoff besteht. Je nach eigener Wahrnehmung könnte man dies als zu viel Kunststoff bezeichnen.

Auffallend ist, dass der QIDI X-Plus 3 einen geschlossenen und beheizten Druckraum besitzt. So kann man diesen über eine Tür aus durchsichtigem Kunststoff begutachten, ebenfalls ist ein erhöhter Deckel aus dem selben Material enthalten. Die Tür besitzt einige Vertiefungen aus Designgründen – dadurch ist der Blick ins Innere teilweise etwas verzerrt. Zusätzlich wackelt die Tür enorm, wenn man diese öffnet. Ehrlicherweise so sehr, dass man eher vermutet, dass irgendwo einen Schraube o.Ä. locker ist – das macht für den Preis einen etwas traurigen Eindruck.

Mit etwa 20 Kilogramm und etwa 51 x 60 x 63 cm Gesamtmaße (inkl. Filamentbox und Deckel) ist der X-Plus 3 recht massiv. Etwas unverständlich sind die Maße – im Innenraum ist sehr viel Luft. Wenn man z.B. einen Bambulab X1 mit minimal kleinerer Druckplatte anschaut, erhält man dort einen deutlich kompakteren Drucker.

Insgesamt ist alles sauber verarbeitet. Dennoch sieht aufgrund der Bauweise die ein oder andere Stelle etwas „günstig“ umgesetzt aus. Die Blende unter dem Druckbett wirkt „ausgefranzt“ aufgrund einiger Verarbeitungspunkte des Kunststoffs. Auch die Tür hätte man insgesamt deutlich schöner lösen können. Für die Funktionalität jedoch zweitrangig.

Hardware des QIDI X-Plus 3

Kommen wir zu den technischen Eigenschaften des X-Plus 3. Schön ist, dass dieser die CoreXY-Struktur nutzt. Das bedeutet kurzgesagt, dass dieser die X- und Y-Achse fest montiert hat. Lediglich Die Z-Achse, also das Druckbett, wird über Riemen durch den Drucker gefahren – er fährt also nicht das Druckbett wild hin und her (ergo kein „Bettschubser“).

Beheizbar ist hier nicht durch das Druckbett, sondern auch der gesamte Druckraum. Dafür sind drei Lüfter verbaut, sodass die Rahmenbedingungen des Drucks immer identisch sein sollten.

Ein wichtiges Merkmal des QIDI X-Plus 3 ist die hohe Druckgeschwindigkeit. Dafür hält QIDI zwei Direct Drive Hot Ends bereit. Im Standard ist das Hot End mit der etwas robusteren Nozzle aus gehärtetem Stahl verbaut – alternativ haben wir noch ein Hot End mit einer Nozzle aus Kupfer beiliegend. Durch die verschiedenen Nozzles lassen sich diverse verschiedene Filamente nutzen.

Ein weiterer Pluspunkt ist der Näherungssensor. So muss nur einmalig die Z-Achse mit dem Papier ausgemessen werden, anschließend fährt er einige Punkte an und speichert so sein Profil.

Druckprofil, QIDI Slicer, Firmware

  • QIDI Slicer kennt bereits Standardeinstellungen für eigene Filamente
  • Testdateien sind auf dem USB Stick vorinstalliert

Auf dem USB-Stick im Lieferumfang sind bereits einige Testdateien in GCode, z.B. das Benchy enthalten. So kann man nach dem Auspacken und Einrichten direkt Testen.

Zusätzlich gibt es den QIDI eigenen Slicer „QIDISlicer“ – darauf kann man seinen Drucker hinterlegen und erhält direkt die empfohlenen Standardeinstellungen. Ebenfalls gibt es dort Voreinstellungen für das Filament. Natürlich kann man es später noch genauer Einmessen – ein sehr ordentlicher Richtwert ist hier jedoch bereits gegeben.QIDI Slicer Grundansicht Auch die Standardeinstellungen sind markiert – Abweichungen werden hervorgehoben. Möchte man z.B. testweise etwas ändern, sieht man direkt, an welcher Stelle Abweichungen sind.

Die Klipper-Firmware sorgt dafür, dass man diesen auch mit der Weboberfläche im Programm betrachten kann. Dies ist hier schon sehr für die fortgeschrittene Nutzung gedacht – es ist viel auf Kommandozeilenebene oder durch Anpassung der Config-Dateien zu erledigen, eine vereinfachte Oberfläche für Anfänger gibt es jedoch nicht. Beispielsweise kann man bei Klipper in der Config eine Webcam hinterlegen – auch wenn es eine Anleitung gibt, ist intuitiv tendenziell anders.  Die Zielgruppe wird deutlich. Auch z.B. eine Konfiguration von Pressure Advance und Flussrate erfolgt mittlerweile zwar über die Software QIDI Slicer – man erhält jedoch nur ein Template zum Ausdrucken und wird „alleingelassen“. Klar, wenn es gerade mit der Geschwindigkeit eher in Richtung Industrie geht ist das tendenziell Grundwissen, dennoch wäre eine kleine Einführung für Einsteiger immer wünschenswert.

Nutzung im Alltag

  • Übersetzung auf Deutsch teilweise holprig
  • Lüfter drehen immer auf 100%
  • Druckergebnisse in Ordnung bis gut
  • Aufheizen der Druckplatte dauert recht lang
  • Prozessor recht langsam

Der QIDI-Slicer ist relativ intuitiv, so kann man direkt loslegen. Zu Beginn haben wir ein Benchy gedruckt, mit dem mitgelieferten (und angepasstem) GCode – dies dauert etwa 16 Minuten. Wenn man die Aufheizzeit ignoriert! Dies kann im Zweifel schon mal gerne 5 Minuten dauern.

Die Druckzeiten sind sehr gut. 16 Minuten für ein Benchy muss man erst mal machen können. Auch die Qualität der ausgegebenen Teile ist sehr ordentlich. Bereits ohne weitere Anpassungen, kommen die gedruckten Werke optisch hochwertig heraus.

Eine Erkennung, ob Filament wirklich gedruckt wird, gibt es nicht. So ist beispielsweise beim Verschieben des Druckers das Filament verrutscht – er konnte es nicht mehr einziehen. Dennoch „druckt“ er fröhlich vor sich hin. Da wäre eine Erkennung schon sinnvoll. Auch ist einmal das Filament ohne Außeneinwirkung gerissen – ebenfalls den Druck nicht beobachtet; das Teil war leider nur halb fertig. Auch wenn sich ein Teil aufgrund von zu wenig Haftung löst – was tendenziell sehr selten der Fall ist; die Haftung ist super – wird es fröhlich bis zum Ende vor sich her geschoben.

So weit so gut – wollen wir das Druckergebnis mal optimieren. Pressure Advance und Flussrate stehen auf dem Plan. Kaum angefangen, fliegt der Drucker aus dem Netzwerk. Naja, starte ich ihn neu – keine Besserung. Heimnetz geprüft, keine anderen Geräte machen Probleme. Am nächsten Tag wollte er auf wundersame Art und Weise wieder. Seltsam. Das mag ein Einzelfall sein, wir wollten es jedoch nicht vorenthalten.

Als größten Kritikpunkt würden wir die standardmäßige Position des Filaments anmerken. Hinter dem Drucker – Warum? Man möchte den Drucker doch nicht mitten im Raum stehen haben. Leider muss man so jedes Mal den Drucker von der Wand rücken, um das Filament zu wechseln.

Fazit

Insgesamt ist die Bewertung eine Frage der Zielgruppe. Sucht man einen schnellen Drucker, der ein solides bis gutes Druckergebnis erzielt, so findet man hier ein passendes Produkt. Legt man im eher gehobenen Preisbereich Wert auf Features rundherum – wie etwa eine bereits integrierte Webcam, Fehlererkennung, Filamentwechsel während des Drucks, etc. – so hat man hier den falschen Drucker.

Die offene Firmware ist für den Profi sicherlich super, für den Einsteiger ist der Weg per erklärender GUI wie z.B. bei Bambulab der Einfachere. Der Drucker ist also durchaus kein Fehlkauf, man sollte sich nur seiner Stärken und Schwächen bewusst sein.

Qidi X-Plus 3 Silver Award

QIDI TECH X-Plus 3

Benutzerfreundlichkeit
Montage
Lautstärke
Druckqualität
Preis-Leistungs-Verhältnis

82/100

Schneller Drucker mit gutem Ergebnis - einige Zusatzfeatures (Fehlererkennung, ggf. Filamentwechsler,...) wären bei dem Preis jedoch wünschenswert

Tom Hackmann

Bereits in jungen Jahren ist Gaming zur Leidenschaft geworden. Durch diesen Einstieg ist mein Interesse an PC-Hardware entstanden - so habe ich mein Hobby zum Beruf gemacht und verfasse nicht nur Testberichte, sondern arbeite auch Vollzeit in der IT.

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